Lage der Liga – 11.Spieltag, 2.Bundesliga 21/22

Lage der Liga – 11.Spieltag, 2.Bundesliga 21/22

Der 11. Spieltag der 2. Bundesliga steht an. Und dieser bietet so ziemlich alles, was es an Spieltypen so gibt: Top-Spiel, Abstiegskampf, Derby, Gut gegen Schlecht, Verfolger-Duell, Klein gegen Groß. Wir werfen einen kurzen Blick auf die Partien, die uns am Wochenende erwarten.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Freitag

Der Spieltag öffnet mit je einem Aufeinandertreffen aus dem oberen und unteren Tabellenbereich.
Mal vom Nudeltopf abgesehen, würde der Großteil unserer Fanszene die jährliche Fahrt zum FC Erzgebirge Aue wohl nicht wirklich vermissen. Aue ist als einziges Team der Liga noch sieglos und die vier Unentschieden aus zehn Spielen bedeuten dementsprechend auch den letzten Tabellenplatz. Nur unwesentlich besser steht der Aufsteiger FC Ingolstadt da, der immerhin schon einen Sieg und somit fünf Punkte hat, mit sieben Niederlagen und der deutlich schlechteren Tordifferenz aber auch nur auf Platz 17 steht. Wir lehnen uns wohl nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn wir behaupten, dass beide Klubs bis zum Saisonende gegen den Abstieg spielen werden. Ein Duell gegen einen direkten Konkurrenten darf dann auch schon am 11.Spieltag als enorm wichtig angesehen werden. Zeit also, auch schon mal die Durchhalteparolen auszupacken: „Jetzt ist Lieferzeit, was die Punkte angeht.“, so Aues Coach Marc Hensel. Da will Ingolstadts André Schubert natürlich nicht zurückstecken und weiß: „Um die Liga zu halten, müssen wir am Limit agieren!“ Ah, herrlich… so deep, diese Pressekonferenzen vor den Spielen.

In Deutschlands emotionalsten Möbelhaus empfängt der SC Paderborn heute den Hamburger SV. Den Gastgebern winkt bei einem Sieg zumindest über Nacht Platz 2, unser Nachbar braucht hingegen schon einen Sieg mit vier Toren Unterschied, um auf den ihm angestammten 4. Platz zurückzukehren und Paderborn von diesem zu verdrängen. Man könnte ja meinen, dass beim HSV nach dem schlechtesten klubinternen Saisonstart aller Zeiten ein wenig Demut und Respekt vor den Gegnern Einzug gehalten hat. HSV-Coach Tim Walter spricht dem SC Paderborn jedoch im Vorfeld erst einmal in der Pressekonferenz das „Endtempo“ ab. Dem SC Paderborn. Dem Team mit u. a. Sven Michel und Kai Pröger. Kluger Schachzug, ganz sicher.
Erstaunlich auch, was Paderborns Trainer Lukas Kwasniok in die Mikrofone sprach: „Der HSV hat sich in die 2.Liga verirrt.“ Wie diese Verirrung jetzt schon in die vierte Saison gehen kann, ist aber natürlich auch nicht Kwasnioks Problem, der ein spektakuläres Spiel erwartet und dem HSV gerne „weh tun“ will, indem man ihn stresst.

Samstag

Am Samstag stehen mittags drei Partien an. Unter anderem trifft Fortuna Düsseldorf auf den Karlsruher SC. Gerade in Düsseldorf dürfte man nach zehn Spieltagen ziemlich ernüchtert sein. Zwölf Punkte bedeuten Platz 12 in der Liga. Das hatten sich die Verantwortlichen dort sicher anders vorgestellt. Immerhin: Gegen den HSV gab es trotz langer Unterzahl einen Punktgewinn. Ein Sieg gegen den KSC ist aber Pflicht, wenn der Klub in der Saison noch nach oben schielen möchte. Noch nicht wieder dabei sein wird Innenverteidiger Andre Hoffmann, der seine Corona-Infektion zwar überstanden, aber noch nicht wieder einsatzbereit ist. Ob Shinta Appelkamp, der vor einer Woche positiv getestet wurde, einsatzfähig ist, ist noch nicht klar. Sicher fehlen wird Edgar Prib, der nach seinem harten Foul gegen den HSV für gleich drei Spiele gesperrt wurde.

Fortuna Düsseldorf sammelte zuletzt beim HSV einen Punkt in Unterzahl, liegt nach zehn Spielen aber doch deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Aufseiten des KSC gibt es auch einige Ausfälle zu beklagen: Robin Bormuth fehlt dem Klub für den Rest des Jahres aufgrund einer Sprunggelenkverletzung. Stammtorhüter Marius Gersbeck fehlt aufgrund einer Sperre, nachdem er im Spiel gegen Aue wegen einer Notbremse vom Platz gestellt wurde. Bereits länger und wohl auch deutlich länger als die anderen beiden fehlt Sebastian Jung. Der zog sich bereits im September einen Kreuzbandriss zu (und war Anfang der Woche im Podcast Wildpark-Bruddler zu Gast). Nun hat der KSC den vereinslosen Ricardo van Rhijn als Ersatz verpflichtet.
Neben dem Platz gab es unter der Woche eine wichtige Entscheidung für den KSC: Die Aktionäre billigten eine Kapitalerhöhung, sodass der KSC wieder Aktien ausgeben darf. Sicher ein wichtiger Schritt, um die angeschlagenen Finanzen in den Griff zu bekommen. Und beim Stöbern durch die KSC-Homepage fällt uns erneut auf, dass es ja bereits zum letzten Heimspiel des KSC ein Rauchverbot im Stadion gab – die ganz große Empörung scheint es darüber nicht zu geben, oder wir haben sie nur nicht gefunden.

An der Förde empfängt Holstein Kiel den formstarken SV Darmstadt 98. Darmstadt hat am letzten Wochenende Werder Bremen zerlegt. Die bis dahin (abgesehen von drei Gegentoren gegen Rostock) eher stabile SVW-Defensive hatte arge Probleme mit der Offensive von Darmstadt. Aber wer hat das nicht? Die bisher erzielten 24 Tore bedeuten Liga-Spitze. Mit einem Sieg in Kiel könnte sich Darmstadt endgültig oben festsetzen. Das dürfte aber schwierig werden, da Darmstadt bisher vor allem zuhause glänzte. Allerdings stellen sie nach 10:10 Toren in den fünf bisherigen Auswärtsspielen sowohl die zweitbeste Offensive als auch die zweitschlechteste Defensive. Aus neutraler Sicht könnte das Spiel also ein Hingucker werden.

Dazu müsste aber auch Holstein Kiel mitspielen. Spätestens nach dem Unentschieden der Kieler gegen Ingolstadt ist klar, dass der aktuelle Tabellenstand nicht nur eine Momentaufnahme ist, sondern die Störche eine schwere Saison vor sich haben werden. Vor allem offensiv hapert es gewaltig im Kieler Spiel, obwohl das Team eines der dominantesten der Liga ist (drittmeiste Pässe, dritthöchste Ballbesitzquote).

expected Goals aller Zweitligisten nach 10 Spieltagen.

Im Gegensatz zur doch recht sicheren Torquote beim Spiel in Kiel könnte das Duell zwischen dem 1.FC Nürnberg und dem 1. FC Heidenheim eher torarm werden. Es trifft nämlich das Team mit den wenigsten Gegentoren (Nürnberg) auf die nach xG beste Defensive (Heidenheim).
Während Heidenheim nach der Niederlage gegen den FC St. Pauli ins Liga-Mittelfeld abgerutscht ist, ist der 1. FC Nürnberg nach dem Sieg in Dresden in direkter Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen. Weiterhin ist Nürnberg ungeschlagen, steht defensiv stabil, hat aber seine Probleme in der eigenen Offensive (erst zwölf erzielte Tore). Sollte der Club das in den Griff bekommen, ohne die defensive Stabilität zu verlieren, dann sind sie ein Aufstiegskandidat. Das Spiel gegen starke Heidenheimer dürfte mehr als nur einen Hinweis darauf geben.

Im Abendspiel (20.30h, Free-TV) können wir schon mal Gegneranalyse für unser Pokalspiel am kommenden Mittwoch betreiben, denn Schalke 04 empfängt unseren Pokalgegner Dynamo Dresden.
Nach einem Sieg aus den ersten vier Saisonspielen, hat Schalke 04 sich langsam aber sicher stabilisiert. Zuletzt gab es drei Siege, alle ohne Gegentor. Das Team von Trainer Dimitrios Grammozis scheint immer besser ins Rollen zu kommen.
In der Offensive ist es neben Top-Stürmer Simon Terodde, der aus Alkmaar geliehene Thomas Ouwejan, der überzeugt. Mit knapp drei Torschussvorlagen pro Spiel belegt er ligaweit den zweiten Rang und ist auf der offensiven linken Seite sicher einer der besten Spieler der Liga.
Dynamo Dresden hat nach gutem Saisonstart jetzt fünf der letzten sechs Partien verloren, davon vier „zu Null“. Für Dresdens Geschäftsführer und Ex-St. Paulianer Ralf Becker alles kein Grund zur Sorge, er weiß um die Rolle des Aufsteigers und ordnet das alles sachlich ein. Seinen Vertrag hat er jüngst bis 2025 verlängert – und dabei explizit keine Gültigkeit für die 3. Liga mit aufgenommen. Nicht, weil er bei einem Abstieg keine Lust mehr auf Dresden hätte, sondern weil er es als selbstverständlich ansieht, dass man bei einem so klaren Verfehlen der gemeinsamen Ziele nicht einfach weitermacht, sondern sich zusammensetzt und bespricht, ob es gemeinsam weitergeht. Klingt nach einer sehr gesunden Sichtweise und sollte zur Nachahmung empfohlen werden.

Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis ist es gelungen sein Team nach schwierigem Start zu stabilisieren.
(Dean Mouhtaropoulos/Getty Images/via OneFootball)

Sonntag

Alle Details zum Spiel FC St. PauliFC Hansa Rostock findet Ihr im detaillierten Vorbericht von Tim, voraussichtlich morgen hier an diesem Ort.

Die jeweils individuelle Krise ist bei SV Sandhausen gegen Werder Bremen noch nicht so weit ausgeprägt wie beim Duell im Erzgebirge am Freitag, aber gute Laune herrscht bei beiden Teams auch nicht gerade.
In Sandhausen ist man es ja absolut gewohnt, beim Blick auf die Tabelle eher unten zu beginnen. Dies läuft dann bis kurz vor Saisonende so und am Ende steht man dann wieder knapp über dem Strich – so will es das Gesetz. Wenn es diese Saison anders enden sollte, könnt Ihr aber darauf verweisen, dass die xG-Werte (siehe oben) dies bereits sehr frühzeitig signalisiert haben. Die wenigsten „expected Goals“ (9,44) und die mit Abstand meisten „expected Goals against“ (23,23 und damit fünf mehr als der Nächstplatzierte).
Umgekehrt ist dies natürlich dann die Gelegenheit für den SV Werder, der Saison die nächste positive Wendung zu geben. Die ist in Bremen auch dringend notwendig, um vor dem Spiel gegen uns am nächsten Wochenende wieder für etwas ruhigeres Fahrwasser zu sorgen. Die Suspendierung von Niclas Füllkrug nach verbalem Streit mit Clemens Fritz sorgte schon für einigen medialen Wirbel, nach einem klärenden Gespräch durfte Füllkrug dann zumindest gestern wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren.

Den Spieltag komplettiert dann der Tabellenzweite, SSV Jahn Regensburg zuhause gegen Hannover 96. Die Niedersachsen sind aktuell nur 14. und insbesondere die komplette Harmlosigkeit am letzten Spieltag (2:24 Torschüsse gegen Schalke) lässt die Alarmglocken dort klingeln. Hatten wir noch nicht genug Trainerphrasen in diesem Artikel? Na gut: „Wir dürfen nicht die Nerven verlieren!“ sagt H96-Coach Jan Zimmermann und fordert „mehr Durchschlagskraft, um einen positiven Trend“ zu schaffen. Dabei fällt Keeper Ron-Robert Zieler vorerst mit der Muskelverletzung aus, die er sich gegen Schalke zuzog, ihn wird dann erneut der erfahrene Martin Hansen ersetzen.
Der Jahn fährt hingegen sportlich weiter absolut in ruhigen Gewässern und sorgte in der Woche eher hinter den Kulissen für eine Neuausrichtung: Der Nachfolger für den scheidenden Geschäftsführer Christian Keller wurde gefunden, man besetzt die Stelle intern mit dem bisherigen Leiter der Vermarktung neu, Philipp Hausner. Ein sportlicher Leiter soll noch hinzukommen.

// Maik & Tim

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