Dank einer großartigen ersten Halbzeit gewinnt der FC St. Pauli gegen den Karlsruher SC mit 3:1 und holt ganz wichtige Punkte im Aufstiegskampf. Mit diesen berauschenden ersten 45 Minuten konnte die zweite Halbzeit nicht mithalten, sodass zum Ende hin tatsächlich noch etwas um die drei Punkte gezittert werden musste. Schlussendlich ist der Sieg aber verdient und der FC St. Pauli beendet die Englische Woche mit zwei Siegen und einem knappen Ausscheiden im Pokal.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Dies ist der Spielbericht, den wir wenige Minuten nach Spielende veröffentlicht haben. Die detaillierte Analyse folgt am Sonntag.
Vor dem Spiel
Überwältigend – das ist wohl das richtige Wort für die vielen Sachspenden, die ab 10:00 Uhr hinter der Gegengerade gesammelt wurden. Mehrere Kleinbusse und ein 40-Tonner waren bereits weit vor Anpfiff prall gefüllt, sodass noch eifrig weitere Transportmöglichkeiten organisiert wurden. So soll es sein.
Ebenfalls das richtige Zeichen, welches der Verein vormittags und auch während des Spiels gab: Stoppt den Krieg! Auch nach Abpfiff wurden richtige Zeichen gesetzt, als sich das gesamte Team „No War!“-Shirts überzog.
Die Aufstellung
Wie im Vorbericht vermutet, fanden sich erneut Marcel Beifus und Simon Makienok in der Startelf wieder. Zudem war auch Jackson Irvine von Beginn an dabei, allerdings nicht auf der gewohnten Halbposition, sondern, wie es auch bereits zu vermuten war, auf der Sechs. Für ihn rückte etwas überraschend Christopher Buchtmann auf die Halbposition.
Beim Karlsruher SC gab es drei personelle Wechsel im Vergleich zum Pokalspiel beim HSV: Ricardo van Rhijn ersetzte Marco Thiede auf der Rechtsverteidiger-Position. Zudem kamen Marc Lorenz und Luca Cueto ins Spiel für Jerome Gondorf (gesperrt) und Kyoung-rok Choi (verletzt).
Erste Halbzeit
Direkt vom Start weg wurde deutlich, wie sich beide Teams das Spiel vorgestellt haben: Der KSC begann eher tief und abwartend, auf der Suche nach Umschaltmomenten. Die ließ der FCSP aber vorerst nicht zu und versuchte sich stattdessen an einer dominanten Spielweise. Zwei Ecken in den ersten fünf Minuten sprangen dabei heraus, einmal konnte Buchtmann abschließen, verzog aber kräftig (3. Minute).
Die erste gefährliche Aktion des KSC gab es dann in der 10. Minute. Wie es nicht anders zu erwarten war durch einen Standard an dessen Ende Hofmann dem Ball aber nicht genug Druck mitgeben konnte.
Knapp drei Minuten später dann der erste richtig gefährliche Angriff des FC St. Pauli. Und was für einer! Über die rechte Seite konnte Zander Mitspieler Burgstaller finden, der Ball kam über Buchtmann im Halbraum zu Kyereh, der erst einen gewollten Doppelpass mit Hartel und dann einen ungewollten mit seinem Gegenspieler spielte, bevor er die Kugel in die Maschen drosch – 1:0!
Der FC St. Pauli also mal wieder mit einem Tor in der Anfangsviertelstunde. Und endlich auch wieder mit dieser bärenstarken Kombinationssicherheit im letzten Drittel.
In der 26. Minute zeigte der FC St. Pauili ebenfalls, was er im letzten Drittel schönes spielen kann. Allerdings im eigenen letzten Drittel. Jackson Irvine verlagerte äußerst gekonnt zu Paqarada (und zeigte sowieso eine richtig gute Leistung auf der Sechs). Der hatte richtig viel Platz vor sich und fand Hartel im Halbraum. Dessen Schuss wurde abgeblockt, prallte zu Burgstaller, der wohl nicht ganz freiwillig zu Kyereh querlegte. Kyereh schob ein, aber sofort ging die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten hoch. Es folgte eine lange Unterbrechung, da sowohl Burgstaller bei Hartels Schuss, aber auch Kyereh bei Burgstallers Ablage nur hauchdünn nicht im Abseits standen. Nach ewig dauernden zwei Minuten war aber klar: 2:0 – BÄM!
Und während ich die Zeilen des letzten Absatzes noch schrieb, spielte Marcel Beifus einen perfekt getimten langen Ball auf Simon Makienok. Die viel gepriesene „Exit-Strategie“ war dieses Mal vielmehr als das – Makienok konnte den Ball am linken Strafraumeck mit der Brust runterholen, wurde von seinen Gegenspielern komplett alleingelassen und drosch den Ball, dem Torwart Gersbeck schon resignierend hinterherschaute flach unten ins rechte Eck – 3:0 nach 35 Minuten!
Nur zwei Zeigerumdrehungen später lag der Ball schon wieder im Karlsruher Tor, die inzwischen kaum mehr wussten, wie sie das alles adäquat verteidigen sollten. Hartel schloss einen erneut richtig tollen Angriff ab. Doch dieses Mal war die gehobene Fahne des Schiedsrichter-Assitenten richtig, da Burgstaller vor seinem Querpass im Abseits stand.
Bis zur Halbzeit folgten weitere gute Momente in der Offensive. 12:3 Torschüsse, 63% gewonnene Zweikämpfe und drei Tore in den ersten 45 Minuten. Es war ein Fest!
Zweite Halbzeit
Der Start in die zweite Halbzeit gehörte dann dem KSC, die Schleusener, Jakob und Gordon für Heise, Kobald und Lorenz eingewechselten. Aber weder durch die erste Ecke der Halbzeit (46.), noch durch einen vielversprechenden Freistoß (49.) kam wirklich Gefahr auf.
Der FC St. Pauli konnte sich aufgrund der 3:0-Führung etwas weiter zurückziehen und Nadelstiche in Form von Kontern setzen. Den ersten wirklich gefährliche Konter schloss Leart Paqarada wuchtig ab, aber Gersbeck konnte sich das erste Mal an diesem Tag auszeichnen (53.). Viel wichtiger aber in dieser Phase: Die Defensive des FCSP hielt dem druckvollen Spiel des KSC stand in den ersten fünfzehn Minuten der zweiten Halbzeit (auch wenn der KSC zu der einer oder anderen eher ungefährlichen Chance kam).
Und da der KSC noch nicht so wirklich Lücken in der gegnerischen Defensive fand und der FCSP seine Umschaltmomente schlampig ausspielte, plätscherte das Spiel bis zur 66. Minute so dahin. Doch dann segelte ein Standard an den langen Pfosten in den FCSP-Strafraum, wurde dort von Gordon wieder reingebracht, wo sich Hofmann mit etwas Glück und viel Geschick in Schussposition brachte und den Ball unhaltbar ins Tor drosch (66. Minute). Auch das 14. Ligaspiel in Serie kann der FCSP nicht ohne Gegentor beenden.
Noch mehr Ruhe, noch mehr Geplätscher wäre angebracht gewesen. Stattdessen gab es eine weitere Großchance für den KSC fünf Minuten nach dem Tor durch Hofmann. Aber der Torschuss von Cueto ging aus guter Position weit über das Tor des FC St. Pauli.
Fortan war klar, dass es hier nicht mehr um schönen Fußball ging. Der FC St. Pauli wurde vom KSC mehr und mehr vor Aufgaben gestellt und konnte selbst aussichtsreichste Konter (u.a. Burgstaller, 78.) nicht im KSC-Tor unterbringen. Stattdessen gab es weitere Chancen für den KSC: Bei einer Ecke segelte Vasilj bedrohlich an der Flanke vorbei, aber O’Shaughnessy war davon anscheinend so überrascht, dass er freistehend eher angeschossen wurde, als dass er seinen Kopfball gen Tor brachte (82. Minute).
Die letzten Minuten verkamen mehr und mehr zum Ganzkörperkrampf. Doch auch wenn die Pässe nach vorne meist Fehlpässe waren, viele, sehr viele Zweikämpfe verloren wurden und wirklich nur noch wenig gelang, tickte die Uhr doch ganz klar für den FC St. Pauli runter.
Man muss sicher darüber sprechen, warum das Team gegen Spielende so ins Schwimmen kam (ist ja nicht das erste Mal diese Saison). Denn objektiv betrachtet war es nicht der KSC, der noch am Mittwoch über 120 schwere Minuten im Pokal gehen musste.
Aber vorerst dürfen wir uns darüber freuen, dass der FC St. Pauli endlich wieder ein Heimspiel gewonnen hat. Dank einer richtig starken ersten Halbzeit, bei der zeitweise der Geist der Hinrunde durch das Stadion wehte, hat das Team drei wichtige Punkte mehr auf dem Konto. Das ist alles, was zählt! Forza!
//Tim
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