Low risk, high gain?

Low risk, high gain?

Jannes Wieckhoff und der FC St. Pauli haben sich auf eine Vertragsverlängerung geeinigt. Das ist eine gute Nachricht für den lange verletzten Rechtsverteidiger, der hoffentlich in der kommenden Saison endlich richtig fit wird.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Vierhundertzweiunddreißig – das ist die Anzahl an Spielminuten, die Jannes Wieckhoff in den letzten zwei Jahren beim FC St. Pauli sammelte. 432 Minuten von 6600 möglichen Spielminuten. Also knapp mehr als 5% der möglichen Einsatzzeit. Das sind nicht nur wenig, es sind eigentlich inakzeptabel wenige Spielminuten, um Argumente für eine Vertragsverlängerung zu haben. Aber bei Jannes Wieckhoff sieht die Sache ein wenig anders aus.

Wenig Spielzeit, mächtiger Eindruck

Denn Wieckhoff, das haben die wenigen Einsatzminuten gezeigt, ist ein großes Versprechen. Timo Schultz zog ihn hoch in den Profikader, als er Cheftrainer wurde und setzte direkt zu Saisonbeginn 20/21 auf seine Dienste. Dieser zahlte dieses Vertrauen direkt mit äußerst vielversprechenden Leistungen zurück. Man durfte sich an einem mutigen und mit viel Offensivdrang ausgestatteten Jungprofi erfreuen.

Ehe die Freude aber in Ekstase umschwang, wurde Jannes Wieckhoff von einer Fußverletzung zurückgeworfen, welche das Jahr 2020 für ihn beendete. Erst am 26. Spieltag stand er wieder im Kader, musste sich mühsam wieder ranarbeiten. Auf vier Kurzeinsätze brachte er es noch in der Saison 20/21.

Das Ranarbeiten sollte dann eigentlich im Sommer 2021 endgültig geschehen. Doch auch die Vorbereitung verpasste Wieckhoff zu einem großen Teil, da er an einer Oberschenkelverletzung laborierte. Als er dann Ende des Sommers auf den Platz zurückkehrte, zeigte er wieder nur für kurze Zeit, welchen Mehrwert er für das Team liefern kann: Die Datenlage ist aufgrund der wenigen Spielzeit sehr dünn, aber Jannes Wieckhoff ist nach wyscout einer der produktivsten Außenverteidiger der Liga, gemessen an seinen erfolgreichen Offensivaktionen.

Statt nun an diese Leistungen anknüpfen zu können, musste Wieckhoff bereits im Herbst 2021 wieder verletzt passen. Erst fehlte er erkrankt, dann zog er sich im Oktober eine sehr komplizierte Knieverletzung zu, die für ihn das Saisonende bedeuteten.
Gerade aufgrund dieser komplizierten Verletzung, war umso erfreulicher, dass Jannes Wieckhoff zum Start in die Vorbereitung auf die neue Saison, zumindest wieder Teil des Teams war, wenngleich er noch nicht voll am Teamtraining teilnimmt.

Deutschland, Hamburg, 13.06.2022, Training FC St. Pauli auf den Trainingsplaetzen an der Kollaustrasse Jannes Wieckhoff (FC St. Pauli) - Eric Smith (FC St. Pauli)
Jannes Wieckhoff ist pünktlich zum Saisonstart wieder auf dem Trainingsplatz an der Kollausstraße zu finden.
(c) Peter Boehmer

Ein überschaubares Risiko

Nun wurde sein Vertrag mit dem FC St. Pauli verlängert. Im ersten Augenblick mag man meinen, dass es sich bei diesem Vertrag um einen „no brainer“ handeln sollte, da Wieckhoff ordentlich Stallgeruch mitbringt und der Vertrag an sich auch kein Gehaltsgefüge sprengen dürfte. Aber die Sache ist sicher etwas komplizierter gewesen, aufgrund der Verletzungshistorie von Wieckhoff. Möchte man als Kaderplaner einen Platz für einen Spieler einräumen, der in den letzten beiden Jahren mit einer Vielzahl an Verletzungen zu kämpfen hatte? Eigentlich eher nicht. Entsprechend positiv ist das jetzige Zeichen der Vertragsverlängerung. Denn die Verantwortlichen scheinen davon überzeugt, dass Wieckhoff auch eine ganze Menge Pech mit seinen Verletzungen hatte und glauben daran, dass er wieder voll auf die Beine kommt.

Es musste sicher abgewägt werden zwischen der Gefahr erneuter Verletzungen und dem Beitrag, den Jannes Wieckhoff in fittem Zustand leisten kann. Gerade weil seine wenigen Einsatzminuten so vielversprechend waren und da er nicht zu den Top-Verdienern im Kader zählen dürfte, geht der FC St. Pauli ein überschaubares Risiko ein. Zudem eines, welches bei positiver Entwicklung richtig durch die Decke gehen kann.
// Tim

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5 thoughts on “Low risk, high gain?

  1. Stimme vollkommen zu. Zumal er beim Trainingsauftakt fast über den Platz zu schweben schien, so erleichtert war er wohl ob der Tatsache… (:

  2. Ich hab eine Frage:
    War die Verlängerung von Wieckhoff evtl. auch nötig wegen der min. Anzahl der selbst ausgebildeten Spieler? Oder haben wir da genug

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