Lage am Millerntor – 23. August 2022

Lage am Millerntor – 23. August 2022

Klar, dass der Auftritt des FC St. Pauli in Rostock und das Drumherum uns noch etwas beschäftigen. Davon ab schauen wir auf die 1. Frauen, den HSV und Hannover 96 – und das Bundeskriminalamt.

FCSP News

Rostock

Wir müssen das jetzt ja irgendwann mal abhaken, aber noch nicht ganz.
Also: Das „Nach dem Spiel“-Gespräch ist ja meist (insbesondere nach Niederlagen) sowas wie Gesprächstherapie. Nach Spielen, in denen drumherum mehr passiert als auf dem Platz, ist es auch insbesondere dazu gedacht, Brücken zwischen den Fanszenen zu schlagen und zu zeigen, dass es überall gute Leute gibt. Insofern wäre es schön gewesen, wenn Luca im Gespräch mit Uwe (Hanseator) das alles hätte abschließen können. Klappte aber nicht, denn Uwe sah sich aus verschiedenen (und nachvollziehbaren) Gründen nicht dazu in der Lage, an dem Gespräch teilzunehmen. Den genauen Wortlaut seiner Absage verliest Luca in der Folge.
Um die Folge nicht ausfallen zu lassen, haben Luca und ich uns unterhalten, was wohl dann zumindest für uns beide auch wieder den Sinn der Gesprächstherapie erfüllt hat.
Lieber Uwe, das gesamte MillernTon-Team wünscht Dir alles Gute!

Zur sportlichen Aufarbeitung hat Tim wieder eine datenbasierte Einzelkritik veröffentlicht. Einen weiteren Spielbericht (auf Englisch) findet Ihr beim South End Scum.

Zu den ganzen Geschehnissen abseits des Rasens hat nun auch der DFB Ermittlungen aufgenommen, es geht dabei um ein homofeindliches Statement per Tapete und um das Lichtenhagen-Banner: dfb.de
Wenn der DFB ermittelt, kostet das die Vereine am Ende oft Geld und sowas will ja auch der FC Hansa nicht. Also formuliert man butterweiche Stellungnahme an Medien, zumindest auf Nachfrage – nachzulesen u.a. beim NDR und beim Abendblatt (€€). Auf der Vereinshomepage findet sich noch nichts.

Homophobie, Rassismus und ähnlich geartete Einstellungen und Ideologien stehen nicht für den F.C. Hansa Rostock und verbieten sich schon allein durch die in der Satzung des Vereins verankerten Werte wie Toleranz. Der F.C. Hansa Rostock ist politisch und religiös streng neutral und steht in all seinen Belangen auf demokratischer Grundlage.

Der FC Hansa Rostock in einer Stellungnahme beim NDR

Na, dann ist ja alles bestens. „Werte wie Toleranz“ stehen in der Satzung und man steht auf demokratischer Grundlage – dann war ja nichts los, offensichtlich.

Noch besser ist die Stellungnahme im Abendblatt:

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns nicht zu Hören-Sagen-Behauptungen äußern können, zu denen keine Quelle genannt oder bekannt ist. Wir können uns nur dazu äußern, dass es bedauerlich ist, dass unsere Fans mehrfach vom gesamten Gästeblock als Nazi-Schweine beschimpft wurden – was in den Fernsehübertragungen sicherlich auch zu hören ist.

Die Sprecherin des FC Hansa Rostock im Abendblatt (€€)

Entschuldigt, ich musste kurz eine Träne verdrücken.
Großer Sport, den der FC Hansa da bietet, dagegen wirkt die Kommunikationsstrategie von Dynamo Dresden aus den letzten Jahren ja fast schon fast demütig.

Kollaustraße

Nach dem gestrigen Ausradeln und der Spielanalyse ist heute trainingsfrei, ehe es dann ab morgen gezielt in die Vorbereitung auf das Spiel am Samstag gegen den SC Paderborn geht.
Morgen ist Training ab 12.00h (Treffpunktzeit) und es erfolgt die jährliche Regelschulung durch den DFB, Donnerstag und Freitag wird dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert.

Lage der Liga

Ihr fragt Euch, wann denn endlich die Spiele ab dem 10. Spieltag (Ende September / Anfang Oktober) terminiert werden? Diese Woche noch nicht, da werden noch die letzten Europapokalteilnehmer gesucht. Aber in der nächsten Woche soll es dann so weit sein.

Nächste Woche könnte Aaron Opoku vielleicht schon einen neuen Verein gefunden haben. Der 23-jährige HSVer ist nach seiner Roten Karte in Ungnade gefallen und soll wohl transferiert werden. Fraglich, ob bisherige Interessenten da jetzt tatsächlich noch Schlange stehen – aber wir werden sehen.
„Deadline Day“ ist am 1. September. // kicker

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord: 1. Frauen

Am Wochenende geht es auch für die 1. Frauen endlich mit den Pflichtspielen los, daher hier schon mal ein kleiner Transferüberblick:

  • Janice Hauschild (17) kommt von der U17 des SV Werder und soll die Außenbahn verstärken.
  • Julia Hechtenberg (25) kommt von Jahn Delmenhorst, spielt im Sturm – und hat dies in der Vorbereitung auch schon eindrucksvoll getan.
  • Lisa-Sophie „Liza“ Kaisik (17) war bisher für Wellingsbüttel und den Harburger TB aktive und besetzt eine Planstelle auf der Torwartposition.
  • Marie Born (21) wechselt vom SSC Hagen Ahrensburg und spielt im zentralen Mittelfeld.

Abschied nehmen heißt es hingegen von Vivi Kellner und Nelly Wilke, die in der 2. Frauen weitermachen, sowie Leeloo Mucha, die innerhalb der Liga zum SV Henstedt-Ulzburg wechselt. (Facebook)

Döntjes

Hamburger SV vs KlauMiKü

„Ich will nicht Macht ausüben – ich will nur mehr Kompetenzen!“
Okay, das ist etwas sehr frei interpretiert, aber im Endeffekt läuft es doch darauf hinaus. Die Kühne Holding AG hat mal wieder eine Pressemitteilung verschickt. Erneut geht es dabei nicht um die nach wie vor nicht aufgearbeitete Geschichte des Kühne & Nagel Konzerns im Dritten Reich, sondern um den HSV.
Man will also selbst Geld geben und Wüstefeld entmacht… entschuldigung, um Kompetenzen beschneiden und den Verein weiter mit Geld zuscheißen. Ganz ohne Gegenleistung? Ja, nee, wohl auch nicht, aber das muss ja nicht unbedingt in der Pressemitteilung diskutiert werden.
Man muss sich diese Diskussion ja doch mal bildlich vorstellen:

  • Kühne: „Hier. 120 Mio €. Büschn Kredit, büschen Anteile, büschn Stadionnahme. Bock?“
  • HSV: „Nee, KlauMi… geht auch gar nicht, weil Satzung. Aber Danke.“
  • Kühne: „Okay… Und die 120 Mio €? Und den Wüstefeld in die Wüste jagen (hihi, Wüstefeld, Wüste… verstehste, verstehste?).“
  • HSV: „Nee, KlauMi. Lass mal.“
  • Kühne: „Okay… ich schick dann mal ne Pressemitteilung raus, dass wir miteinander reden. Find‘ ich super, wie gut wir uns verstehen. 120 Mio €, nä? Denkt Ihr dran.“
  • HSV: „…“

Ach, es ist ein großer Spaß in dunklen Tagen und wird uns sicher noch eine Zeitlang begleiten.
// kicker / Abendblatt (€€)

Hannover 96 vs. Martin Kind

Der Streit zwischen dem Verein Hannover 96 e. V. und Martin Kind bzw. der ihm zugeordneten Firmen rund um 96 wird ebenfalls nicht langweilig. Jetzt trafen sich e.V.-Vorstand Meik Friedrich und Aufsichtsrat Carsten Linke mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) und schilderten die Zusammenhänge aus ihrer Sicht. Es geht in erster Linie ums Geld – um nicht gezahltes Geld für Markenrechte, einen Kredit für die Steuer und vereinbarte Förderungszahlungen, die regelmäßig zu spät geleistet wurden.

Es geht uns nicht um die Person Martin Kind. Aber man kann nur mit jemandem zusammenarbeiten, der sich an die Regeln hält und der nicht mit verdeckten Karten spielt.

Meik Friedrich, Hannover 96 in der HAZ (€€)

Aber wenn Martin Kind obsiegt, dann ist die 50+1-Regel in Hannover ausgehebelt. Was dann passiert, ist keine Frage, die man uns stellen muss, sondern der Deutschen Fußball Liga.

Carsten Linke, Hannover 96 in der HAZ (€€)

Wenn der Verein selbst schon davon spricht, dass man die 50+1-Regel damit aushebelt – Prost Mahlzeit.
Im weiteren Gespräch wird u.a. auch erwähnt, dass man Martin Kind einen Rücktritt zum Jahresende nahe gelegt hätte, damit er „gesichtswahrend“ hätte gehen können. Wenig überraschend, dass das Ego von Kind hiermit nicht einverstanden war. // Hannoversche Allgemeine Zeitung (€€)

Hannover 96 vs. die eigenen Fans und die DFL

Beginnen wir mit den Vorkommnissen vom letzten Freitag in Magdeburg, als 96-Fans bei der Rückreise von den eingesetzten Polizeikräften zu einem verlängerten Aufenthalt gezwungen wurden, der (bei einem Anstoß um 18.30h) die Rückfahrt mit dem Zug erst um 03.00h morgens ermöglichte. // Fanhilfe Hannover

Hierzu findet sich auf den Vereinskanälen noch nichts, wohl aber eine „Stellungnahme zu Vorfällen in Magdeburg und bei anderen Spielen“, die sich allerdings nur auf das Fanverhalten (Gewalt und Pyro) bezieht. Darin steht die unausgesprochene Drohung, die Geldstrafen durch den DFB demnächst direkt an die Fans weiterzugeben:

Hannover 96 ist nicht mehr bereit, für diese ausufernden, unnötigen Kosten aufzukommen, und behält sich vor, geeignete Maßnahmen zu definieren, um darauf zu reagieren.

Hannover 96

Gut, die Beziehung zwischen Fanszene und Club ist dank Martin Kind in Hannover ja eh speziell. Um es sich aber nicht komplett zu verscherzen, schließt man dann noch schnell mit einer Kritik am DFB:

Darüber hinaus sieht Hannover 96 die Bestrafung durch den DFB kritisch. Diese Vorgehensweise ist nicht länger zu vertreten. Hannover 96 wird hierbei aktiv den Austausch mit anderen Klubs suchen. Erste Gespräche wurden bereits initiiert.

Hannover 96

Man darf gespannt sein.

Zu guter Letzt

Starkes Zahlenspiel vom Bundeskriminalamt auf Instagram.
(Gefunden auf Twitter.)

Forza St. Pauli!
// Maik

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2 thoughts on “Lage am Millerntor – 23. August 2022

  1. „Ich habe im übrigen Hakenkreuze und Totenköpfe nur bei den St. Pauli-Fans gesehen.“ Peter-Michael Diestel, Vorsitzender des FC Hansa Rostock, 1995
    So viel zur Kommunikationsstrategie im Jahre 2022.

  2. Wen wundert es denn noch wie Hansa Rostock als Verein reagiert? Es ist doch schon Jahrzehnte bekannt dass Teile der Anhängerschaft rechts der Mitte stehen.
    Seit Jahrzehnten gibt es Angriffe von Hansa Anhängern auf Linke, Ausländer und natürlich auch Sankt-Pauli-Fans.
    Seit Jahrzehnten wachsen diese Strukuren im Vereinsumfeld.
    Hansa kann da nicht ohne echten Neustart reagieren. Man würde entweder seine Anhänger vergraulen (bestenfalls) oder sogar Gewalt gegen sich (Verein und persönlich) triggern.
    Vielleicht würde eine echte neutrale Haltung des Vereins mit niedrigschwelligen aber gut konzipierten Angeboten bis schließlich zur wirklichen Nicht-Toleranz von Homophobie, Rassismus etc.
    Mir tun halt die normalen und linken Fans bei Hansa leid. In meiner Wahrnemung werden diese Stimmen kaum gehört.

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