Der Donnerstag vor dem Rostock-Wochenende. Nochmal Luft holen, für den FC St. Pauli – wir schauen u.a. auf die Insel.
FCSP News
Hansa Rostock
Die Ruhe vor dem Sturm:
Die Pressekonferenz zum Spiel findet morgen Vormittag statt, das letzte personelle Update des Vereins war die Schulterverletzung von Igor Matanović, erlitten im Spiel der U23.
Nun droht aber wohl auch der Ausfall von Afeez Aremu, zumindest lässt sich seine gestrige Insta-Story wohl nur so erklären. Anfrage an den Verein läuft.
Vor dem Spiel
Die Beziehung beider Fanszenen ist bekanntlich nicht die beste, dementsprechend fiel es uns schwer eine*n Gesprächspartner*in für die VdS/NdS-Gespräche zu finden. Pragmatische Lösung: Wir regeln das auf St. Pauli unter uns. Also hatte Michael mich eingeladen und wir blickten in der gebotenen Kürze (28min) auf das, was in der Vergangenheit war und was uns da am Sonntag so erwartet.
Im Sommer auf die Insel!
Freitag, 23. Juni 2023 – Oirobbabogaaaaaal!
Nun hat der Verein also auch offiziell bestätigt, was seit Bernd von Gelderns Andeutung längst die Runde gemacht hatte: Der FC St. Pauli reist nach Schottland und bestreitet ein Testspiel beim (noch) Drittligisten Dunfermline Athletic FC.
„Details to follow“, wie der Schotte sagt, es soll auch ein schickes Rahmenprogramm geben.
Für die Reiseverbindung gibt es einen orangenen Low-Cost-Flieger, der einen Flug von Donnerstag (spät) bis Sonntag (früh) ins nahe gelegene Edinburgh möglich macht. Verständlicherweise haben die Preise hier von gestern (125€) auf heute (270€, jeweils ohne Gepäck und Sonstiges) schon mal stark angezogen. Auch Interrail wäre eine Möglichkeit, die zudem auch Unterbrechungen ermöglicht – vier Tage liegen aktuell bei knapp über 250€.
Lage der Liga
Bei Fortuna Düsseldorf fällt Tim Oberdorf vorerst aus, der Innenverteidiger hat sich in Fürth einen Rippenbruch zugezogen. Während Rouwen Hennings aufgrund einer Erkältung fehlte, sind mit Matthias Zimmermann und Michal Karbownik zwei Außenverteidiger wieder im Teamtraining.
Fanszene News
Spendensammlung am Sonntag
Der Fanclub Ölene Kadar Sankt Pauli sammelt am Sonntag beim Heimspiel erneut Spenden für die Erdbebenopfer. Beim letzten Heimspiel kamen mit dem Verkaufsstand vor dem Fanladen und den Spendeneimern auf der Gegengeraden und der Süd über 5.000€ zusammen, Sonntag soll es zusätzlich auch Sammelboxen in der Nord geben. Auch den Verkaufsstand vorm Fanladen mit Aufklebern, Shirts und Hoodies wird es wieder geben.
Döntjes
New Regulator for English Football
Was ist denn das jetzt schon wieder? Das „Mutterland des Fußballs“ scheint dann doch langsam zu erkennen, dass man den Wert von Fankultur nicht mit Öl-Millionen ausgleichen kann. So zumindest kann man den Versuch der britischen Regierung interpretieren, die nach den Vorschlägen einer Fan-Umfrage aus dem letzten Jahr einen „regulator“ installieren will. Die offizielle Veröffentlichung ist für heute geplant.
Laut eines Berichts der BBC geht es dabei u.a. um folgendes:
- Verhindern, dass englische Vereine „closed-shop competitions“ beitreten, wie es z. B. die einst geplante Super League gewesen wäre
- Maßnahmen ergreifen, um finanzielle Pleiten wie bei Bury und Macclesfield zu verhindern
- Einführung einer besseren Überprüfung von neuen Besitzern, zum Schutz von Vereinen und Fans
- Mehr Macht für Fans, bspw. zum Verhindern von Änderungen am Vereinsnamen, -logo oder -farben.
- Eine fairere Verteilung der TV-Gelder über die Ligen hinweg
Insbesondere die Ergebnisse des letzten Punkts dürfte man auch aus Deutschland mit Neugierde verfolgen.
Regionalliga Nord
Eintracht Norderstedt, trainiert von Ex-Kiezkicker Olufemi Smith, hat sich innerhalb von vier Tagen aller Abstiegssorgen entledigt: War man vorher bereits im gesicherten Mittelfeld, gelang am Sonntag ein 2:0 beim Bremer SV und gestern Abend im Nachholspiel gegen Drochtersen/Assel ein 1:0-Erfolg.
Mit jetzt 38 Punkten dürfte das Ticket für die nächste Regionalliga-Saison bereits eingelöst sein, die FCSP U23 steht aktuell bei 22 Punkten.
Champions League
Die Hinspiele der Teams aus Deutschland im Achtelfinale sind vorbei, der Vollständigkeit halber hier die Ergebnisse: 0:1, 1:0, 0:2, 1:1
Die gefälschten Hitler-Tagebücher
Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch dunkel an die Aufregung, die 1983 durch die Veröffentlichung der Hitler-Tagebücher entstand – die sich dann als Fälschung durch Konrad Kujau entpuppten und für den „Stern“ eine unfassbare Blamage darstellten.
Die Rolle Kujaus, eine geplante Verharmlosung (oder sogar Leugnung) des Holocaust, Verbindungen von Kujau zu Neonazis – all dies ist Thema einer Dokumentation des NDR, die die Tagebücher heute in kommentierter Form veröffentlicht. // ARD ab 23.35h („Reschke Fernsehen“), Mediathek ab 18.00h
Geldstrafe für Julian Nagelsmann
Für einige ist es (deutlich mehr als) ein Jahresgehalt, für andere das lässigste Schulterzucken der Welt: Julian Nagelsmann wurde für seine verbalen Ausfälle nach der Niederlage bei Borussia Mönchengladbach vom DFB zu einer Geldstrafe in Höhe von 50.000€ verurteilt, entkommt damit aber einer Sperre.
Strafmildernd wurde dem Bayern-Trainer sowohl seine Entschuldigung als auch sein bisher leeres Vorstrafenregister angerechnet. // DFB.de
Karriereende mit 23: Robin Kehr
Deutscher U19-Meister mit dem BVB, anschließend ein Profivertrag bei Greuther Fürth – die Welt scheint einem offen zu stehen und eine sorgenfreie Zukunft leuchtet am Horizont. (Nachtrag: Und im FCSP NLZ war er ja auch für sechs Jahre – Danke an Mirko für die Erinnerung.)
Doch für Robin Kehr geht die Story dann leider nicht wie im Märchen weiter, sondern sie endet jetzt, zumindest was die Profikarriere anbelangt: Nach einer Knieverletzung im Spiel der U23 im Oktober 2021 kam er nie wieder zurück in den Kader. Diese Woche gab er nun bekannt, dass er mit dem im Sommer auslaufenden Vertrag seine Karriere beenden wird. // Nordbayern.de
Zu guter Letzt
„Tasillas-Benjamin und Phillip-Kevin! Ihr kommt jetzt hier her, gebt Euch die Hand und dann geht es weiter – alles klar?“ // Twitter
Forza St. Pauli!
// Maik
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Bei Robin Kehr sollte nicht vergessen werden, dass er im St.Pauli Nachwuchs gespielt hat. Ich erinnere mich bei ihm tatsächlich an eine Aussage eines DFB Stützpunkttrainers, der sowohl sein Potential (Geschwindigkeit) als auch sein größtes Hindernis (Verletzungen) schon in der Jugend korrekt beschrieb.
Ach guck, das hatte ich tatsächlich verdrängt.
Danke, ergänze ich.
Die Nachricht vom bevorstehenden Karriereende von Robin Kehr hat mich gerade sehr betroffen gemacht. Ich hatte das Glück und das Vergnügen, ihn damals mehrere Jahre in der St. Pauli-Jugend spielen zu sehen. Eine unfassbare Rakete – vergleichsweise war er damals in seinem Jahrgang etwa so schnell und einzigartig, wie man das heute bei Kylian Mbappé sieht – und dazu vor dem Tor kalt wie Hundeschnauze. Ohne jede Übertreibung: Robin war ein absoluter Ausnahmestürmer, erkennbar begabter als etwa der gleichalte Fiete Arp, dazu ein super sympathischer, bescheidener Junge mit ebensolchen Eltern. Der HSV baggerte früh und immer wieder an Robin und seiner Familie herum, doch einen Wechsel vollzog er erst, als nach der Regionalliga-Meistersaison mit der FCSP-U15 dann Borussia Dortmund lockte. Ein Talent seiner Güte war für St. Pauli seinerzeit „unhaltbar“.
Robins Weg habe ich von da ab aus der Ferne verfolgt. Jugend-Nationalmannschaft, deutscher Meister mit der BVB-Jugend. Wann immer er fit war, blitzte sein überragendes Können auf dem Platz in einer Weise auf, dass es wirklich jedem auffallen musste. Ich erinnere mich an ein atemberaubendes Zweitligator für Fürth, als er von der Mittellinie aus alleine loszog, alle und alles abschüttelte und dann aus spitzem Winkel so lässig vollendete, als wäre es ein Kinderspiel. Doch das, was die Regel hätte sein sollen bei seinem Talent, war es eben leider nicht. Robin hatte eine anfällige Muskulatur, in gewisser Form war er wohl (leider) zu schnell für seinen Körper. So war er leider viel zu oft verletzt neben als fit auf dem Platz.
Für Außenstehende ist es nicht nachzuvollziehen, welches Einsatzes, Ehrgeizes und Kampfeswillens es für Jungs wie Robin bedarf, sich dann wieder und wieder aufzurappeln nach zahllosen Rückschlägen und sich zurückzukämpfen heran an ein Profiteam (wo ja kaum jemand auf dich wartet), durch oft monatelange Reha und Aufbautraining hindurch, mit immer ungewissem Ausgang. Man hofft und hofft – und erntet viel und meist zu viel Enttäuschung und Frustration. Punktgenau an seinem 23. Geburtstag da nun einen Schlussstrich zu ziehen unter etwas, das eigentlich mindestens eine Bundesligakarriere hätte werden können, erfordert sehr, sehr viel Mut und ebensolche Einsicht. Der ewige K(r)ampf hat nun ein Ende.
Meinen hohen Respekt, Robin Kehr, you’ll never walk alone … viel Glück auf deinen neuen Wegen!
Puh… Danke für die Erinnerung und Schilderung.