Am Sonntag empfängt der FC St. Pauli den FC Hansa Rostock und der FCSP möchte seine Siegesserie ausbauen. Aber klar, das Aufeinandertreffen ist mehr als ein Fußballspiel. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Zur Vorbereitung empfehle ich etwas auf die Ohren und etwas zum Lesen:
Das „Vor dem Spiel“-Gespräch hat Michael dieses Mal in einer In-House-Lösung mit Maik geführt. Für das Gespräch nach dem Spiel gibt es da aber schon andere Gedankenspiele.
Falls ihr etwas über vergangene Begegnungen wissen möchtet, dann empfehle ich Euch unsere ausführliche „Lovestory“, bei der wir versucht haben die ganzen Vorfälle bei Begegnungen zwischen dem FCSP und Hansa Rostock auf und neben dem Platz zu dokumentieren (was da schon alles vorgefallen ist, meine Güte…).
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Auch für das Spiel gegen Hansa Rostock werden sicher David Nemeth und Etienne Amenyido ausfallen. Ebenso wird auch Igor Matanovic ausfallen, der kommenden Montag an der Schulter operiert wird und bestenfalls zum Saisonende wieder eine Option darstellen wird. Wir wünschen an dieser Stelle gute Genesung, Igor!
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel hoffte Fabian Hürzeler, dass Afeez Aremu (Probleme an der Achillessehne) am Freitag wieder Teile des Teamstrainings absolvieren kann. Auch bei Eric Smith (Probleme im Leistenbereich) sei die Situation ähnlich, wenngleich Smith schon am Mittwoch zumindest Teile des Teamtrainings absolvierte. Es stehen also zwei dicke Fragezeichen hinter diesen beiden Spielern.
Ansonsten haben zwar einige Spieler unter der Woche mit Einheiten ausgesetzt, das allerdings sei alles Teil der Belastungssteuerung gewesen. Sicher wieder zurückkehren wird Manolis Saliakas, der gegen Magdeburg aufgrund einer Gelbsperre gefehlt hatte.
Hansa Rostock: Wer kann spielen, wer fehlt?
Im Vergleich zur Vorwoche dürfte sich am Kader des FC Hansa Rostock nicht viel verändern, wie Cheftrainer Patrick Glöckner auf der Pressekonferenz vermeldete. Einzig Svante Ingelsson könnte aufgrund eines grippalen Infekts ausfallen, er hat teilweise nicht voll trainieren können. Das bedeutet, dass mit Maurice Litka und Pascal Breier zwei Offensivkräfte weiterhin fehlen werden, genauso wie Außenverteidiger Lukas Scherff.
Was hat Hansa zu bieten?
Im gesamten Saisonverlauf stand Hansa Rostock noch nie unterm Strich. Und trotzdem umgibt das Team eine latente Abstiegsgefahr. Nach gutem Saisonstart (drei Siege aus den ersten fünf Spielen), folgten nur noch zwei Siege aus den folgenden zehn Partien. Eine zu maue Ausbeute aus Sicht der sportlich Verantwortlichen: Anfang November wurde der pragmatische, aber irgendwie auch etwas knurrige Trainer Jens Härtel entlassen und mit Patrick Glöckner übernahm ein auf St. Pauli nicht unbekanntes Gesicht: Glöckner war 2017 ein halbes Jahr unter Olaf Janßen Co-Trainer (ehe dieser entlassen wurde) und blieb mir persönlich vor allem durch seinen Einsatz beim Banner-Zurückholen in Kiel in Erinnerung.
Wenige eigene Tore
Unter Glöckner holte das Team bisher sieben Punkte aus sechs Spielen, konnte vorletzte Woche recht überraschend bei Arminia Bielefeld gewinnen. Eines der Kernprobleme von Hansa scheint aber auch unter seiner Leitung Bestand zu haben: Nur drei Treffer erzielte das Team in diesen sechs Partien. In insgesamt zehn Spielen, also fast der Hälfte aller absolvierten Partien, erzielte Hansa kein Tor – und verlor alle diese Spiele.
Der Blick auf die Rostocker Statistiken ist eher ernüchternd. In nur drei Kategorien ist das Team in der oberen Tabellenhälfte zu finden – und zwei davon möchte ich sogleich wieder kassieren: Hansa fängt sich die siebtwenigsten Gegentore (28), dem Gegenüber steht aber ein xG-Wert von fast 35. Gänzlich anders ist die Situation bei den eigenen Toren: Nur 18 Treffer erzielte das Team bisher (nur Sandhausen hat weniger), hat aber einen xG-Wert von fast 24. Das bedeutet zwar immer noch Platz 16, aber ist eben ein Unterschied von sechs Treffern.
Im Offensivbereich ist Hansa Rostock mit einer relativ hohen Anzahl an Flanken auffällig. Das waren sie unter der Leitung von Härtel auch bereits im letzten Jahr. Doch nur verhältnismäßig wenige kommen auch beim Mitspieler an: Hansa hat die zweitniedrigste Erfolgsquote bei Flanken. Unterschätzen sollte man das Team bei hohen Bällen aber nicht. Denn es werden die meisten Kopfballduelle der gesamten Liga geführt und Hansa hat die drittbeste Erfolgsquote.
Erheblich größere Probleme scheint Hansa Rostock am Boden zu haben. Kein Team hat eine schlechtere Zweikampfquote vorzuweisen. Das ist auch aufgrund der Anzahl (sie führen die zweitmeisten Duelle) ein Problem.
Erstes Tor entscheidet?
Drei Mal hat Hansa Rostock in dieser Saison Unentschieden gespielt (die Anzahl ist recht gering). Und diese drei Spiele waren die einzigen, in denen das Team, welches das erste Tor des Spiels erzielen konnte, nicht gewann. In allen anderen Partien, egal ob Hansa in Führung ging oder in Rückstand geriet, gewann immer das Team mit dem ersten Treffer.
Fabian Hürzeler erwartet eine „unfassbar kompakte Mannschaft“, die gerade im Defensivzentrum mit zwei Sechsern und drei Innenverteidigern den Raum „sehr, sehr eng“ mache und dann, wie ja üblich für solche Teams, nach Ballgewinn „sehr schnell umschaltet“ über die Außenpositionen. Das erinnert dann doch irgendwie schon relativ stark an den 1. FC Kaiserslautern in Sachen Spielidee.
Als Hürzeler von den Rostocker Umschaltmomenten sprach, hob er die Fähigkeiten von Kai Pröger hervor, der sicherlich bisher der (einzige) offensive Fixpunkt in dieser Saison ist, wenn es ums Toreschießen geht: Mit sechs Treffern führt er die interne Torschützenliste an. Auf Platz zwei folgt Sechser Lukas Fröde und dahinter haben sieben Spieler bisher je einmal getroffen. Wie wichtig ein Einsatz von Svante Ingelsson wäre? Er ist mit sieben Torvorlagen klar der beste Zuarbeiter (Pröger mit drei Vorlagen auf Platz zwei).
Unangenehme Defensivzentrale
Das Herzstück von Hansa Rostock ist angesichts der eher spärlichen Trefferausbeute klar die eigene Defensive. Hier möchte ich persönlich vor allem die beiden Innenverteidiger Ryan Malone (der übrigens sehr weit einwirft, sodass teilweise bei Einwürfen wie bei einer Rostocker Ecke agiert wird) und Damian Roßbach hervorheben, die enorm aggressiv in den Zweikämpfen arbeiten und laut Hürzeler sehr mutig im Zwischenraum verteidigen. Ach, und ein gewisser Rick van Drongelen dürfte am Sonntag auch wieder am Millerntor auflaufen.
„Hansa Rostock ist eine sehr robuste Mannschaft, eine sehr zweikampfstarke Mannschaft, die immer wieder über die Mentalität kommt. (…) Sie haben gegen sehr gute Gegner sehr wenig zugelassen. Diese Kompaktheit ist einfach ihre Stärke. Das ist für uns eine große Herausforderung mit dem Ball Lösungen zu finden. Wichtig ist, dass wir geduldig bleiben, einen guten Zugriff haben, schon im Ballbesitz eine gewisse Konterabsicherung haben.“
Fabian Hürzeler zur Spielweise gegen Hansa Rostock
Mögliche Aufstellung
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass der FC Hansa Rostock auf die Dienste von Svante Ingelsson (übrigens ein richtig guter Fußballer) zurückgreifen kann. Wenn dem so ist, dürfte sich an der Startelf im Vergleich zur Vorwoche (knappes 0:1 zuhause gegen Darmstadt) nichts verändern.
Das bedeutet dann auch, dass Hansa Rostock in einem 3-4-3 (mit Doppelsechs) agieren wird. Vor allem vor der Winterpause spielte das Team auch gerne in einem 4-2-3-1 und auch beim bisher einzigen Sieg in der Rückrunde (1:0 in Bielefeld) sah man eine solche Formation. Die war aber eher dem Fehlen von Roßbach und Schuhmacher (beide damals gesperrt) geschuldet. Die Formation der Wahl scheint nach der Winterpause eher eine Dreierkette zu sein.
Eine Veränderung im Vergleich zum Auswärtssieg dürfte es beim FC St. Pauli (mindestens) geben: Manolis Saliakas wird nach abgesessener Gelbsperre wieder in die Startelf zurückkehren. Zwar machte Jannes Wieckhoff seinen Job auf der rechten Seite gut (wenn auch mit ein-zwei Unsicherheiten), aber Saliakas dürfte für ein Spiel wie jenes am Sonntag wie geschaffen sein.
Maurides in die Startelf?
Allerdings könnte es auch eine etwas größer angelegte Personalrochade geben. Dann nämlich, wenn der FC St. Pauli auf die Kopfballstärke von Maurides setzen möchte (was ja auch ein gutes Gegengewicht zur Kopfballstärke der Rostocker sein könnte). Zudem hatte der 28-jährige Mittelstürmer nach seiner Einwechslung gegen Magdeburg auf dem Platz einen guten Eindruck hinterlassen.
Auf der Pressekonferenz gab Fabian Hürzeler eine sehr ausführliche Antwort auf die Frage, ob Maurides in der Startelf stehen könnte. Allerdings blieb er dabei so vage bzw. ließ Argumente von allen Seiten verlauten, sodass daraus nichts, aber auch wirklich gar nichts abzuleiten war (warum sollte er sich das auch entlocken lassen). Ich tappe da also ziemlich im Dunkeln.
Ein Startelf-Einsatz von Maurides könnte dazu führen, dass entweder Lukas Daschner auf die Bank oder die rechte Offensivseite weichen muss. Letzteres würde dazu führen, dass Connor Metcalfe auf Positionssuche ist und er diese auf der rechten Abwehrseite wiederfinden könnte. Klingt das wahrscheinlich? Irgendwie nicht, aber der FCSP steht bei diesen Personalien vor einer Luxussituation, kann aus mehreren guten Optionen wählen (und ich entscheide mich gegen einen Startelf-Einsatz von Maurides).
Smith-Ersatz notwendig?
Sollte Eric Smith wieder einsatzfähig sein, dann wird er ganz sicher in der Startelf stehen (worauf ich hoffe). Sollte er aber nicht spielen können, so stünden mit Betim Fazliji und womöglich auch Adam Dźwigała zwei Spieler bereit (auch Marcel Beifus ist natürlich denkbar). Je nachdem, wer ihn im Fall der Fälle ersetzt, dürfte darüber entscheiden, ob Jakov Medić als zentraler oder rechter Innenverteidiger zum Einsatz kommt.
Alles Raushauen!
Es ist also ziemlich deutlich, was den FC St. Pauli auf dem Platz erwartet, sowohl in personeller als auch spieltaktischer Hinsicht. Wie unangenehm Hansa Rostock sein kann, hat das Hinspiel gezeigt, als der FCSP laut Hürzeler nicht versucht habe das eigene Spiel durchzuziehen. Der Stachel sitzt tief. Denn die letzten beiden Begegnungen gegen Hansa waren von vorne bis hinten Gurke auf dem Spielfeld. Das muss sich zwingend ändern.
Na klar, Spiele gegen Hansa Rostock sind besonders, hallen länger nach, schreiben jedes Mal eine eigene Geschichte und der Fokus wird sich auch dieses Mal nicht nur auf das Spielfeld legen. Ich hab mega Bock!
Forza!
// Tim
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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.
daß wir körperlich auch gegen solche truppen gegenhalten können, haben wir unter anderem gegen kaiserslautern gezeigt. denen haben wir den schneid abgekauft und nichmal unsportlichkeiten haben denen am ende geholfen.
es heißt aber in jedem falle, die konzentration hoch zu halten. ex-st paulianer treffen gerne gegen uns (john) und sonst ist trotzdem auch qualität im kader der rostocker (z.b. breier, hinterseer, pröger). aber wir brauchen uns nich vor denen klein machen. es gilt, denen ordentlich den laderaum voll zu hauen und die kogge zu versenken… ich bin sehr optimistisch
Hoffentlich kann Smith spielen, sonst wird Medic wieder wacklig da hinten. Gegen Hansa wäre meine Wahl aber Maurides statt Daschner vorne, den dann eher nochmal zur 70. einwechseln. Wenn Eric tatsächlich nicht kann, wäre meine Option Irvine auf der Smith Position, dann Metcalfe als Doppel 6 und Daschner vorne rechts.