In sehr überzeugender Art und Weise gewinnt der FC St. Pauli beim SV Sandhausen mit 5:0. Das Ergebnis ist sogar in der Höhe absolut angemessen. Die Analyse.
Ein paar Worte vorweg, bevor ich mich voll und ganz der Spielanalyse widme:
Antje Frohmüller ist gestorben. Dem FCSP-Kosmos wird fortan ein ganz wichtiger Teil fehlen. Ich wünsche den Hinterbliebenen und Freund*innen viel Kraft. Dir, liebe Antje, wünsche ich, dass Du jetzt irgendwo genauso herzlich empfangen wirst, wie Du andere Menschen (auch mich) empfangen hast.
Die Aufstellung
Es gibt keinen leichten Übergang von einer solchen Nachricht hin zu dem Bericht über ein Fußballspiel. Daher versuche ich es erst gar nicht.
Der FC St. Pauli startete erwartungsgemäß unverändert in die Partie. Im Kader fehlten Luca Zander und Afeez Aremu, die somit nicht rechtzeitig fit geworden sind und hoffentlich nach Ende der Länderspielpause wieder ordentlich Druck auf die Startelf erzeugen können.
Beim SV Sandhausen gab es zwei Veränderungen in der Startelf: Wie erwartet kehrte Aleksandr Zhirov in die Innenverteidigung zurück und ersetzte dort Dario Dumic. Überraschender war da schon die Startelf-Nominierung von Hamadi Al Ghaddioui im Angriff, der seit seiner Verpflichtung im Winter noch nicht so wirklich überzeugen konnte (Spoiler: Er tat es auch gegen den FCSP nicht). Für ihn blieb Matej Pulkrab auf der Bank (der später ein- und wieder ausgewechselt wurde).
Spieltaktisch überlegen
Vor dem Spiel hatte Fabian Hürzeler erzählt, dass der SV Sandhausen recht mannorientiert in der Verteidigungsarbeit vorgeht. Das traf so natürlich grundsätzlich auch zu, allerdings hatte der FC St. Pauli auf diese Defensividee mit dem Positionsspiel gleich mehrere gute Antworten, lieferte aber in Person von Eric Smith die vermutlich entscheidende Antwort.
Zuerst aber das Positionsspiel:
Erneut schob Eric Smith oft vor, sodass vornehmlich Marcel Hartel in die Angriffsreihe hochschob und auch Jackson Irvine irgendwo im halbrechten Halbraum rumturnen konnte (ich finde „rumturnen“ ist ein passender Begriff für Irvine – und das meine ich im positiven Sinn). Der FC St. Pauli bot aber noch mehr Feinheiten an. Leart Paqarada rückte ja zuletzt häufig und gerne ein in den Sechserraum. Dieses Mal tat er das natürlich auch, war aber teilweise auch weit links hoch in der Offensive positioniert, sodass Dapo Afolayan in die Mitte schieben konnte. Interessant auch, die Rolle von Manolis Saliakas, der sich ab und an ebenfalls ins Zentrum bewegte, womit er direkte Passwege zu Connor Metcalfe auf der rechten Außenbahn öffnete (das habe ich bisher in den Spielen zuvor noch nicht gesehen).
Viererkette des SVS überfordert
Aus dieser Beschreibung wird deutlich, dass der FCSP einen klaren Fokus darauf legte, dass die Außenbahnen immer gut besetzt sind. Das sorgt nämlich dafür, dass die Viererkette des SV Sandhausen eine maximale horizontale Belastung erfährt. Wenn dazu dann noch zwei, teilweise sogar mehr FCSP-Spieler im Zentrum unterwegs sind, dann hätte der SVS darauf reagieren müssen, indem Spieler aus dem Mittelfeld in die letzte Kette fallen.
Ich habe im letzten Satz des vorherigen Absatzes den Konjunktiv verwendet. Denn von der Mannorientierung des SV Sandhausen war fast über die gesamte Spielzeit nichts zu sehen. Das lag aber nicht daran, dass es kein Interesse gab. Im Gegenteil: Besonders im Mittelfeld war die Zuordnung eigentlich ziemlich klar und solange der FC St. Pauli nicht mit Positionsverschiebungen begann, war da auch (fast) alles fein aus SVS-Sicht. Doch gerade die Positionierung im Mittelfeld wurde dann zum Problem.
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte Fabian Hürzeler, dass der SV Sandhausen offensiv im 4-4-2 mit Raute verteidigt (und tiefer im 4-5-1 – dazu kommen wir dann, als es bereits 0:3 aus SVS-Sicht stand). Von der Mittelfeldraute war während des Spiels aber nichts zu sehen, der SVS agierte mit zwei Sechsern, also einem flachen 4-4-2. Dabei wäre die Formation mit Raute zwar immer noch keine gute, aber eine sehr viel bessere Wahl gegen das Aufbauspiel des FCSP gewesen. Das Unheil für den SV Sandhausen startete mit der Positionierung von Eric Smith, mit der bereits die erste Reihe aus dem Spiel genommen wurde.
Viel Raum im Zentrum – ein Desaster für den SVS
Ganz ehrlich: Ich verstehe die Idee des SV Sandhausen nicht, in einem flachen 4-4-2 zu agieren. Ich kann kein Konzept dahinter erkennen, welches gegen das Aufbauspiel des FC St. Pauli Sinn ergibt. Vermutlich hat es was mit Vorteilen der Positionierung in Umschaltmomenten zu tun (die ich aber nicht erkannt habe, weil der FCSP nichts zugelassen hat). Falls der SVS damit dem Aufbauspiel des FCSP etwas entgegensetzen wollte, dann wäre das einfach nur nicht gut analysiert, was der FCSP da offensiv so treibt.
Der SV Sandhausen agierte in vorderster Reihe mit zwei Stürmern gegen die drei Innenverteidiger des FC St. Pauli. Diese spielten die eigene Überzahl schulbuchmäßig aus, sodass der SVS mehr oder weniger nur mit acht Spielern wirklich an der Verteidigungsarbeit teilnahm. Denn den beiden Stürmern gelang es nicht, Smith in ihren Deckungsschatten zu nehmen. Das schafften sie vor allem dann nicht, wenn der Abstand zwischen Karol Mets und Jakov Medić relativ groß war (was er eigentlich immer ist und somit auch gegen den SVS war). Da die beiden Sechser des SVS mannorientiert auf Hartel und Irvine agierten, hatten sie ebenfalls überhaupt keinen Zugriff auf Smith und so konnte der FCSP einige Male nahezu ungestört zentral über die Sechs aufbauen, was ein echtes worst-case-Szenario für den Gegner bedeutet.
Mittelfeldraute hätte hilfreich(er) sein können
Mindestens genauso problematisch wurde es für den SV Sandhausen, wenn der FC St. Pauli mit drei Spielern in letzter Linie aufbaute (entweder war Smith im Zentrum dabei oder aber, auch das war neu, Saliakas agierte als rechter Innenverteidiger im Aufbau). Denn dann konnten die beiden äußeren Spieler noch viel breiter ziehen, was die beiden SVS-Stürmer noch viel weniger mitgehen konnten. Bei einer Mittelfeldraute hätte es zumindest eine natürliche Mannorientierung auf die gegnerische Sechs (Smith) und die beiden variableren Achter (Hartel und Irvine) geben können. So wie der SV Sandhausen aber agierte, hatten sie schlicht keinen Zugriff auf den FCSP, ehe dieser bereits im letzten Drittel angelangt war. Ein bereits deutlicher Punktsieg im spieltaktischen Bereich also.
Es zeigte sich bereits in den ersten Minuten, dass dieses Spiel in Sandhausen für den FC St. Pauli irgendwie ganz anders laufen könnte, als man es von eigenen Auftritten am Hardtwald gewohnt war. Das Team zeigte sich sehr gefestigt in seinen offensiven Abläufen und kombinationssicher. Gerade die Kombinationssicherheit war für mich dann doch überraschend, da der Platz im Fernsehbild ziemlich bescheiden aussah. Lukas Daschner sagte aber nach dem Spiel, dass der Platz überraschend gut war.
Defensiv überragend
Das Offensivspiel des FCSP soll jetzt keinesfalls schlecht geredet werden. Aber ich persönlich fand das Team noch viel stärker in der Defensivarbeit. Besonders in der ersten halben Stunde wurden viele Bälle direkt wieder gewonnen. Dem SV Sandhausen gelang offensiv eigentlich gar nichts, weder durch Umschaltmomente und noch viel weniger im Spielaufbau, der daher fast nur aus langen Bällen bestand.
Als Nachweis für die sehr gute Defensivarbeit des FC St. Pauli dient ein kleiner Leak aus dem im Laufe des Montags folgenden „Stimmen und Statistiken“-Artikel: Der FCSP gewann mehr als 80% (!) seiner Defensivduelle. Das ist, mit einigem Abstand, ein neuer Saisonrekord für das Team. Viele weitere Rekorde hat der FCSP in diesem Spiel aufgestellt. Mehr dazu im entsprechenden Artikel (ja, ich weiß, Cliffhanger…) – aber jetzt ist der Artikel online.
4:0 zur Pause – auch in der Höhe verdient
Es kam, was kommen musste, wenn ein Team sowohl offensiv als auch defensiv ziemlich maßlos überlegen ist: Nachdem sich der FC St. Pauli bereits einige Halbchancen erspielte, führte eine gute Bewegung von Lukas Daschner zu viel Raum, den das Team in Form eines abgefälschten Torschusses von Manos Saliakas zur Führung nutzte. Dritter Saisontreffer des Sommer-Neuzugangs, der damit schon wieder seine immer bessere Rolle im Team untermauerte.
Wenige Minuten danach schaltete sich Eric Smith ins Offensivspiel ein und spielte mit Daschner einen doppelten Doppelpass, der gleich fünf SVS-Spieler doppelt überforderte, sodass Daschner frei vor Drewes auftauchte und zum 2:0 einschieben konnte.
Ich war gerade noch dabei die Vorlage von Smith (ein feiner Lupfer zwischen verdutzten SVS-Abwehrspielern hindurch) in seiner vollen Blüte zu bestaunen, da ließ Connor Metcalfe weniger als 100 Sekunden nach dem 2:0 einen noch viel ansehnlicheren Pass folgen, als er einen Ball, in voller Präzision und bestmöglich gewählter Schärfe, diagonal über den Platz zu Afolayan knallte. Alter! Dapo ließ sich nicht bitten, dribbelte easy an Diekmeier vorbei und tunnelte dann sowohl Diekmeier als auch Drewes zum 3:0 – da waren gerade einmal 25 Minuten gespielt.
Bemerkenswert war: Die Führung ging zu diesem Zeitpunkt auch in der Höhe voll in Ordnung. Es ist wirklich selten in der 2. Bundesliga, dass ein Team so überlegen agiert und diese Überlegenheit dann auch in Form von Toren zeigt. Das Spiel war damit bereits nach etwas mehr als einem Viertel der Spielzeit entschieden. Denn wie der SVS (zuvor fünf Treffer in sieben Rückrundenspielen) gegen den FCSP (drei Gegentore in sieben Spielen) nochmal zurückkommen sollte, dafür fehlte nicht nur mir, sondern sicher auch nahezu allen anderen die Fantasie.
Dreimal Dunkelgelb = Rot
Untätig war der SV Sandhausen in der Folge aber nicht. Auf die spieltaktischen Probleme reagierte das Team mit der Umstellung auf ein 4-5-1 im tiefen Pressing. Zudem wurde der FC St. Pauli jetzt ziemlich konsequent hoch angelaufen, nachdem man vorher den Gegner immer auf Höhe der Mittellinie erwartete und dann einfach überlaufen wurde. Diese Umstellung sorgte dafür, dass das Spiel etwas wilder wurde. Wirklich Gefahr entstand für das FCSP-Tor nicht. Vielmehr konnte der FC St. Pauli recht häufig das Angriffspressing überspielen, ließ es dann aber zu Gunsten der Spielkontrolle etwas ruhiger angehen und ging offensiv nicht mehr zu sehr ins Risiko.
Noch etwas änderte sich: Der SV Sandhausen ließ nun seinen Frust ziemlich deutlich raus. Ahmed Kutucu sah für ein hartes Vergehen an Saliakas bereits eine Verwarnung aus der Kategorie „Dunkelgelb“. Immanuel Höhn foulte kurz danach Hartel ebenfalls ziemlich heftig, ohne Rücksicht und daher klar gelbwürdig. Es folgte kurz vor der Halbzeitpause ein weiteres Foul aus der Kategorie „rücksichtslos“, dieses Mal von Alexander Esswein. Mit seinem gesamten Körper rauschte der Sandhausen-Spieler in Afolayan rein. Zwar traf er seinen Gegenspieler nicht mit offener Sohle, aber räumte ihn ziemlich heftig ab, was nach meinem Empfinden ebenfalls „Dunkelgelb“ war. Für Schiedsrichter Deniz Aytekin – der von Spielern zurecht für sein Feingefühl geschätzt wird – war das Maß an „Dunkelgelb“ anscheinend voll. Er zückte die rote Karte. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Zu allem Überfluss aus SVS-Sicht segelte der folgende Freistoß von Paqaradas Fuß punktgenau zu Irvine, der mit seinem sechsten Saisontreffer (der erste per Fuß) eine nahezu perfekte Halbzeit des FC St. Pauli krönte.
Ich bin ja ein hoffnungsloser Optimist, was den FCSP angeht. Ein Tag- und Nachträumer, immer unterwegs in internationalen Arenen, mindestens aber auf dem Weg in die 1. Liga. Aber dass man mal zur Halbzeit völlig verdient 4:0 in Sandhausen führen könnte, ist mir in meinen wildesten Fantasien noch nicht untergekommen. Ich denke das war eine der besten Halbzeiten des FC St. Pauli, die ich jemals gesehen habe.
Umstellung vom SVS – Verkompliziert vom FCSP
Zur zweiten Halbzeit stellte der SV Sandhausen taktisch auf ein 4-3-2 um und wechselte noch zweimal (Zenga musste zuvor kurz nach dem 0:3 verletzt ausgewechselt werden) – der Großteil des Heimblocks hatte sich zur Halbzeitpause bereits verabschiedet. Der FC St. Pauli zeigte direkt mit Wiederanpfiff, dass sie mit dieser Formation relativ gut zurechtkommen, drückte sofort auf das nächste Tor. Das verwundert auch nicht, denn es war in dieser Rückrunde bereits das dritte Mal, dass der Gegner in Unterzahl geriet und genauso oft agierte dieser dann in einem 4-3-2 (auch der HSV tat das in der Hinrunde).
Ja, ich verwende in diesem Text einige Superlative. Die Leistung des FC St. Pauli war vor allem in den ersten 30 Minuten einfach überragend. Wenn es denn etwas gibt, was man kritisieren möchte, dann dass sie im Anschluss ihre Chancen nicht mehr ganz so eiskalt genutzt haben. Aber auch vielleicht noch etwas mehr, dass sie in der Offensive etwas zu komplex wurden und sich dadurch der ein oder andere Fehler einschlich.
Airvine auf Abwegen
Gerade weil der SVS auf den deutlichen Rückstand in der ersten Halbzeit mit Härte reagierte, ist sogar verständlich, dass in der Folge etwas weniger Biss vorhanden war. Und trotzdem spielte sich das Team direkt zu Beginn der zweiten Hälfte eine Reihe weiterer klarer Torchancen heraus.
Mit der Einwechslung von Ritzka, Maurides, Fazliji, Eggestein und Dźwigała kam dann wieder etwas mehr Zug in die Partie. Maurides hätte durchaus bereits den fünften Treffer machen können. Stattdessen legte Irvine kurz vor Schluss noch sein siebtes Saisontor (wieder per Fuß) nach.
Rekord dank bestandenem Charaktertest
Der FC St. Pauli gewinnt also hochverdient mit 5:0 beim SV Sandhausen. Es ist der achte Sieg in Serie. Damit hat das Team einen club-internen Rekord aufgestellt und ganz nebenbei einen Charaktertest mit größter Bravour bestanden. Denn Fabian Hürzeler hatte vor dem Spiel sehr deutlich auf die unangenehme Aufgabe hingewiesen und dass diese nur dann bewältigt werden kann, wenn das Team keinen Zentimeter nachlassen würde. Das wurde eindrucksvoll geschafft.
Dieser Rausch dürfte von mir aus einfach so weitergehen. Der Hypetrain hat nach diesem Spiel sicher weder weniger Tempo, noch weniger Insassen – ganz im Gegenteil. Umso mehr gilt: Ich hasse Länderspielpausen. Es ist zu hoffen, dass alle Nationalspieler heil zurückkommen und die Erfolgswelle mit in den April genommen werden kann. Wohin diese Reise dann wirklich geht, keine Ahnung. Mit 41 Punkten ist jedenfalls bisher nur der Chemnitzer FC aus der 2. Bundesliga abgestiegen (95/96). Aber klar, davon redet gerade niemand mehr. Rekorde purzeln gerade reihenweise beim FCSP, möglich scheint alles.
Immer weiter vor!
// Tim
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Zack 5:0 Auswärtssieg…..Bravo magischer FCSP
Ich freue mich besonders für die Mannschaft, den Trainer und die zahlreich mitgereisten Fans
Alle haben sich belohnt mit diesem Ausrufezeichen !!!!!!!!!
Nach der ungeliebten Länderspielpause (immerhin wird Schnecke verabschiedet) geht es dann
u.A. noch gegen Heidenheim, den Stadtnachbarn, Darmstadt, Düsseldorf und den KSC
Das alles dürften Fußballfeste werden….ich freue mich auf diese Spiele
@Danke besonders an unseren Trainer Fabian Hürzeler:
Noch zur Winterpause lagen wir nur 1 Punkt vor dem SV Sandhausen
Jetzt schiessen wir die Heimmannschaft mit 0:5 aus dem eigenen Stadion
Was für eine Entwicklung……Glückwunsch an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt
Denn mit dem Abstieg haben wir nun nichts mehr zu tun…..herrlich !!
Das ist eine klare Rote Karte für Esswein aufgrund der Scherenbewegung, die er mit dem linken Bein macht. Da bleibt kein Platz für Fingerspitzengefühl.
Sandhausen hätte gestern jede Formation probieren können und wäre unterlegen gewesen. Der individuelle und gruppentaktische Unterschied war gewaltig. Exemplarisch habe ich eine Szene im Kopf in der drei SVS Spieler in einer vertikalen Linie ins Pressing gehen. Unser Spieler wirkt kurz verwirrt und spielt dann den Pass an den dreien vorbei.
Ja, ich hatte zeitweise den Eindruck, dass sie von den Bewegungen von Smith zum ersten Mal gesehen haben…
Die Variabiltät gestern war schon auffällig. Da hätte ich mir vor 3 Monaten Sorgen gemacht, dass einer hinten fehlt … 😉 Aber durch die Flexibilität ist der FC nicht so ausrechenbar und das öffnet ganz neue Möglichkeiten. Und war aus meiner Sicht auch das Hauptproblem bei dem Festhalten an der Raute im letzten Frühjahr.
Ich würde sagen ein „intelligenter Sieg“….
Ob die Vorsänger von USP Gedanken lesen können?
Ich hatte in der zweiten Halbzeit so eine Lust meiner Freude mit Beethoven Ausdruck zu verleihen, dass ich fast ausgeflippt bin, als es plötzlich angestimmt wurde.
Auch wenn es im Block nicht so gut angenommen und darum nur zweimal wiederholt wurde, gab es dem Spiel für mich den perfekten musikalischen Rahmen.
🎵🎶
Freude schöner Fußballzauber,
das ist unser Sankt Pauli,
Zuckerpässe, Zaubertore, Fußballgötter allesamt,
Kurzpassspiel und Übersteiger, so kriegt das nur einer hin,
Freudeschöner Fußballzauber,
das ist unser Sankt Pauli,
🎶🎵
Was mir dann tatsächlich zu kurz kommt, ist die grandiose Spielverlagerung von Mets auf Metcalfe vor dem 2:0. Insgesamt fällt mir auf, dass wir es endlich mal versuchen direkt zu verlagern und nicht ständig hinten rum zu verlagern. Es gab sogar noch eine Szene bei der nach links hätte verlagert werden können und sich dann sogar echauffiert wurde, dass stattdessen der sichere Pass gewählt wurde. Schien für mich zum Matchplan gehört zu haben.
Durch diese Verlagerung von Mets war der SVS völlig ungeordnet und ohne Zuordnung beim Verschieben in der Breite.
Dadurch konnte Smith da vorne quasi ungestört zum Tänzchen mit Daschner auffordern.
Fand besagten Pass ehrlich gesagt noch deutlich besser als den Pass von Metcalfe auf Dapo, weil er kontrollierter und auf eine kleinere Zielfläche gepasst war. Bei Metcalfe auf Dapo sieht das (in meiner Wahrnehmung) wie eine absichtliche Volleyklärung aus, die dann aber tatsächlich eher glücklich genau vom Timing, Richtung und Druck stimmte.
Wenn der wirklich GENAU SO geplant war, ziehe ich meinen Hut und nenne Connor nur noch Zauberfuß! Kannst du Connor nächstes Mal in der Mixed Zone bitte dazu befragen? Danke <3
Das werde ich mal in Erinnerung für die nächste mixed zone behalten. Interessante Beobachtung von Dir. Ich denke auch, dass dieses mal eher diagonale als horizontale Verlagerungen waren. Das könnte damit zusammenhängen, dass der FCSP unter Hürzeler zum ersten Mal gegen eine Viererkette gespielt hat (der FCN hat mit Castrop ja quasi mit ner Fünferkette gespielt – H96 und Fürth sind erst in Unterzahl in eine Viererkette gefallen). Dadurch ist ja die Breite etwas schlechter abgedeckt und entsprechend sind diese diagonalen Verlagerungen vielversprechender.
Ich bin der Meinung, dass Hürzeler in mind. eine PK über Seitenverlagerungen gesprochen hat. Das scheint er grundsätzlich zu forcieren. Das 0:2 in Paderborn und das 1:1 gegen Fürth gehören für mich auch zu dem Muster (Verdichtung auf einer Seite, Verlagerung auf die andere).
Ich bin gespannt wie das gegen Regensburg aussieht, die ebenfalls mit Viererkette agieren.
Danke Tim & Mirko, klingt beides für mich schlüssig. Die genauen Inhalte der PKs schaffen es leider meist nicht in mein Langzeitgedächtnis. Ich erinnere mich aber, dass es auch unter Schulle immer mal Thema war, dieses Stilmittel öfter einsetzen zu wollen, was aber nur leidlich passierte. Wer erinnert sich nicht noch an den wild winkenden Manolis in der ersten Saisonhälfte. Oder den armen Jannis im Auswärtsspiel bei Hannover in der Vorsaison, der mehrfach unendlich Platz hatte, aber völlig übersehen oder dann sehr häufig in den ungünstigen Momenten angespielt wurde.
Ich glaube, dass Karol da eine ganz neue Komponente in unsere Abwehr gebracht hat, weil jetzt eben nicht nur Smith oder unsere Flügelverteidiger mit Auge und Füßchen für solche Pässe auf dem Platz stehen.
Es war auch gut zu erkennen, wie häufig Dapo und Connor fast schon an ihrer jeweiligen Seitenlinie geklebt haben, um die ihrer Position sonst geschuldeten Tendenz (Einlaufen vom Flügel als inverse Flügelspieler) durch Breite zu ersetzen und diese auch lange zu halten. Gerade da ist Connor als beidfüßiger Spieler eine echte Bereicherung. Der Gegenspieler muss immer auch den Flügellauf samt Flanke auf dem Zettel haben. Daher ist er entweder zum Abwarten verdammt, welche Seite Connor nun wählt oder er lässt es drauf ankommen beim Vorwärtsverteidigen die richtige Seite zu antizipieren, um hoffentlich den Ball zu gewinnen. 50:50-Wetten in der letzten Kette gehst du aber äußerst ungern ein.
Besonders schön wird die eingehaltene Breite vor dem 3:0 von Dapo deutlich, der quasi direkt auf der Seitenauslinie seinen Lauf startet und aus dem Rücken von Diekmeier selbigen kalt erwischt. Besagte Ex-Rothose, wie wohl alle im Stadion und an den Bildschirmen, wurde vom Seitenwechsel überrascht. Trotz eigentlicher Mannorientierung musste er den Raum in der Mitte zumachen, damit sich dort kein Laufweg für den neuerdings gerne zentral einkippenden Leart ergibt. Ich bin mir sicher, dass diese gerade noch als neu durchgehende, gefährliche Komponente im Spiel des magischen FC in der Vorbesprechung beim SVS thematisiert wurde.
Bei diesem Spiel werde ich einfach nicht satt, mir die Highlights wieder und wieder anzusehen. Das ist eine neue Entwicklung meines Fan-Daseins, die sehr stark durch deine taktischen Analysen und die Arbeit des gesamten Millernton-Teams genährt wurde. Die restlichen paar Prozent kommen aus Diskussionen im Fanclub und ein PC-Spiel namens Football Manager. Wo sonst kann man bisher – außer in seinen Träumen – den FC St.Pauli den Europa-Pokal oder die CL gewinnen sehen.
Danke dafür!
Ich bin gespannt, ob wir dann demnächst noch eine Auflösung über Absicht oder nicht von Connor lesen können.
Choo-Choo, bitte alle einsteigen, nächster Halt „Regensburg“!
Beim 3-5-2 oder 4-4-2 mit Diamant sind diese Form der Seitenverlagerungen etwas schwieriger auszuführen, da die Breite im Spiel grundsätzlich nur durch die Außenverteidiger hergestellt wird (situativ kann das abweichen). Diese müssen aber auch den Taum hinter sich kontrollieren für den Fall eines Ballverlusts, können also nicht so weit aufrücken wie es Afolayan in Sandhausen getan hat.
Bei Schultz rückten die AV zudem häufig ballorientiert mit ein (gegen den Ball) und auch dadurch waren Seitenverlagerungen schwieriger umzusetzen.
Meiner Meinung nach kommt ein 3-5-2 den Schienenspielern sehr zugute was die defensive Absicherung angeht. Die drei Innenverteidiger verschieben dann entsprechend. In der Hinrunde kann ich mich oft an Situationen erinnern, in denen Saliakas noch in der gegnerischen Hälfte war und der Gegner dann in die unendliche Weite hinter ihm vorstoßen konnte. Jetzt steht da Jakov Medic dessen IV-Kollegen die Zentrale absichern. Es kommt jetzt zu deutlich weniger Schweißausbrüchen…