Lage am Millerntor – 25. April 2023

Lage am Millerntor – 25. April 2023

Durchatmen beim FC St. Pauli nach der Derbyniederlage, fertig machen zum Saisonendspurt. Wir schauen außerdem auf Rugby und einige Geschichten von der Insel.

FCSP News

Derby-Nachlese

Das „Nach dem Spiel“-Gespräch (48min) von Luca mit Jan und Jakob vom Sechspunktespiel-Podcast ist online. Es gab natürlich viel zu bereden, u.a. natürlich auch über einige Vorfälle drumherum.
Wenig überraschend: Alle waren sich einig, dass dies sowohl auf als auch neben dem Platz das beste Derby in fünf Jahren zweite Liga war.

Elf des Tages

Bei Niederlagen ist es eher selten, dass ich die Rubrik hier nach einem Spieltag aufliste. Manos Saliakas allerdings ist dank seiner Leistung in die Elf des Tages beim kicker berufen worden. Mit der 2,5 hat er seine zweite Nominierung in dieser Saison bekommen. Die gleiche Note bekamen auch Dapo Afolayan und Jackson Irvine sowie der eingewechselte Connor Metcalfe.
Eine glatte 2 bekam sogar Elias Saad, aufgrund der anderen Position reichte es aber nicht für die Nominierung.

David Nemeth

Große Freude gestern an der Kollaustraße: David Nemeth konnte endlich wieder Teile des Mannschaftstrainings absolvieren. Der lange Weg zurück nach seiner Schambeinentzündung (letzter Einsatz: Anfang Oktober in Braunschweig) biegt damit hoffentlich langsam auf die Zielgerade ein.

Kollaustraße

Nach einem freien Sonntag wurde gestern wieder an der Kollaustraße trainiert, auch heute ist eine Einheit für 11.30h angesetzt. Diese ist dann auch schon die letzte öffentliche für diese Woche. Morgen (Mittwoch) ist frei und die Einheiten Donnerstag und Freitag finden dann wieder ohne Zuschauende statt.

Happy Birthday, Betim Fazlij!

Unser Abwehrspieler wird heute 24 Jahre alt – wir gratulieren herzlich!

(c) FC St. Pauli

Saisonziel? TV-Geld Tabelle!

Klingt unromantisch, ist aber so: Jeder Platz in der Endplatzierung kann bares Geld wert sein. Der Verteilungsschlüssel der TV-Gelder über die zurückliegenden Jahre ist eher komplex. Ich verweise der Einfachheit halber mal auf Fernseh-Geld.de, wo das letzte Update in der Winterpause stattfand.
Möglich also, dass wir je nach Endplatzierung noch Chancen haben, die vor uns liegenden Vereine aus Nürnberg, Kiel oder Hannover zu überholen, was jeweils etwa eine halbe Million Euro bringen würde.
Inwieweit Fabian Hürzeler dies tatsächlich als Motivationsgrund nutzen wird, erscheint eher fraglich. Greifbarer für Fußballprofis dürften da andere Varianten sein: Rückrundenmeisterschaft (aktuell: mit 30 Punkten fünf Punkte vor Darmstadt), beste Rückrunde der Vereinsgeschichte (34P) oder beste Halbserie ever (36P) – alles noch drin. // Abendblatt (€)

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Rugby Bundesliga

Gestern versprochen, heute da: Der Bericht der Rugby-Abteilung.
In einer nicht sonderlich hochklassigen, dafür aber extrem spannenden Partie, schafften unsere Jungs den Bonuspunktsieg. Damit klettern sie erstmalig in dieser Saison von den Abstiegsplätzen und belegen nun Rang 6.

Es war das, was man bei Spielen zwischen diesen beiden Mannschaften mittlerweile erwarten konnte: Harter Kampf auf beiden Seiten und Spannung bis zum Schluss. Allerdings machten es sich unsere Braun-Weißen dieses Mal selber viel zu schwer. So prägten viele kleine Fehler, fehlende letzte Konsequenzen in der Verteidigung und ein eher insgesamt unsauberes Agieren dieses Spiel. Dennoch durfte man durchaus von einer Überlegenheit sprechen, insbesondere die Standards im Sturm saßen und, wenn wir erst mal den Ball hatten, wurde es auch durchaus gefährlich. Dennoch – oder deswegen – dauerte es knapp 25 Minuten bis der Ball das erste Mal durch den Sturm im Malfeld lag. Leider sollte das aber nicht der Start zum Umschalten in den nächsten Gang sein. Denn nur vier Minuten später reichten zwei sehr zögerliche Tackles nicht aus und Victoria ging dank Erhöhung sogar in Führung. Wenn auch nicht der finale, war dies nun aber ein kleiner Weckruf. Unsere Jungs wurden jetzt deutlich gradliniger, fingen an die einfachen Sachen richtig zu machen und wirkten insgesamt deutlich härter in allem. Dies reichte dann auch aus, um noch zwei schöne Versuche zu legen und mit einer ebenso bequemen wie verdienten 15:7 Führung in die Halbzeit zu gehen.

Eigentlich hätte es mit Beginn der zweiten Hälfte nun Klick machen sollen. Der Wind kam aus der richtigen Richtung und gerade mal nach fünf gespielten Minuten hatte Lorenz Lust auf den Bonuspunkt und legte den Ball im Lindener Malfeld ab. Leider, und dieser kleine Makel muss erwähnt werden, war dies kein Tag für Erhöhungen. Denn auch diese vierte ging daneben und mit einem Stand von 20:7 durfte man nicht von gesungener Messe reden.

Wie man das besser macht zeigten die Lindener nur zwölf Minuten später. Nach einem Versuch der stark kämpfenden Hausherren ging die Erhöhung von ganz außen drüber. So stand es eine Viertelstunde vor Schluss 20:14 und das Spiel war wieder vollkommen offen. Wie sehr sich die Mannen rund um den – wieder mal – ganz starken Kapitän Luca aber zur Hinrunde verbessert haben, zeigte sich nun in dieser letzten Phase des Spiels. Weit ab von Panik wurde nun hart und konsequent gegen etwas ziellos angreifende Victorianer verteidigt. Und damit nicht genug, nach einem wunderbaren Konter, konnte Lorenz den Ball erneut im Schwarz-Weißen Malfeld ablegen. Dieses Mal haute Johann den Ball auch völlig humorlos zum Stande von 27:14 über die Stangen.

Bei jedem anderen Gastspiel hätte man sich als Braun-Weißer Fan nun wahrscheinlich entspannt zurücklegen und das wirklich tolle Wetter genießen können. Dass das bei Victoria aber sehr oft anders ist, zeigte sich nun in den letzten zehn Minuten dieser Partie. Zum einen muss man neidlos zugestehen, dass die Lindener wirklich zu keinem Zeitpunkt aufgaben und bis zum Schluss erbittert weiter kämpften. Zum anderen passierten Dinge, die man so nicht oft erlebt. Der Versuch von Victoria in der 75. Minute war irgendwie noch folgerichtig, da Joschka ein wenig hoch zu Werke ging und sich mit einer gelben Karte in der 70. Minute erst mal verabschiedete. Als neutraler Zuschauer war es gewiss toll, dass auch diese Erhöhung zum 27:21 rüberging und es tatsächlich doch nochmal sehr spannend werden sollte. Als Ersatzhakler Benni drei Minuten vor dem Ende nämlich auch noch gelb bekam- für zu hohes Einsteigen- kochte die Stimmung an der Fösse in bester Fußball-Manier hoch.

An dieser Stelle wurde aus unserer Sicht aus einem mäßigem doch ein tolles Auswärtsspiel. Sehr unbeeindruckt von der Unterzahl, dem fröhlich respektlosen Reinrufen vom Rande und dem wütenden Anlaufen der Hannoveraner Spieler, verteidigten unsere Jungs mit Herz und Leidenschaft. Sogar als sich die Unterzahl, aufgrund eines Gedränges, völlig regelkonform auf drei Erhöhte, kam keine Panik auf. Absolut rigoros spielten die Stürmer über mehrere Minuten eine enorme Anzahl Pick and Go’s und ließen Victoria keine Chance an den Ball zu kommen. Als dies dann doch noch geschah und Victoria eine letzte Gasse in der 81. Minute bekam, waren wir dann wieder mit 13 Spieler auf dem Platz und bereit die Führung zu verteidigen. Ob es der Druck oder Unvermögen war, können wir hier nicht sagen. Jedenfalls spielte Victoria den Ball den Ball nach dieser Gasse, in zweifacher Überzahl, aus irgendeinem Grund nicht in die Hintermannschaft. Die Folge war ein Paket, in dem der Ball in unseren Händen landete und der Drops tatsächlich gelutscht war. Als Johann den Ball nach 83 Minuten in den blauen Hannoveraner Himmel ins Aus schoss, war die Freude und die Erleichterung in gleichem Maße groß.

Alles in Allem ein verdienter Sieg, mit spielerischer Luft nach oben. Die Einstellung und körperliche Bereitschaft war an diesem Tage aber eine glatte Eins. An dieser Stelle müssen wir Tom erwähnen, der sich über die Schmerzgrenze hinaus in jeden Kontakt warf, viele Bälle klaute oder schlecht machte. Aber auch alle anderen haben sich den freien Trainingstag am Dienstag verdient. Weiter geht es am 7. Mai mit dem Auswärtsspiel bei Germania, bevor es dann zum letzten Spieltag gegen RK03 bei uns Zuhause geht.
Vielen Dank von uns an das Schiedsrichter Team für die sehr unaufgeregte und gute Leistung, bei nicht ganz einfachen Verhältnissen.

Fanszene News

The Rebels Choice

Fanfreundschaften, Konstrukt aus der Vorhölle. So gibt es auch beim FC St. Pauli genug Fans, die mit Celtic nichts anfangen können.
Die Frage, woher diese Verbindung (die bei den allermeisten aber inzwischen auf persönlichen Beziehungen beruht) denn überhaupt kommt, wird aber immer mal wieder gestellt. In diesem Artikel bei The Shamrock aus 2021 wird das alles sehr lesenswert aufbereitet, u.a. mit einigen Zitaten von Sven Brux. Da er gerade wieder auf Social Media kursierte, sei er an dieser Stelle dann auch empfohlen.

Döntjes

Clapton CFC

Wo wir grad auf der Insel sind, schauen wir kurz nach London:
Nach knapp 1.500 Tagen ist das Herren-Team von Clapton CFC nach Renovierungsmaßnahmen wieder im „Old Spotted Dog Ground“, dem heimischen Spielort im Londoner Osten.
Einen sehr lesenswerten Bericht inklusive schöner Fotos gibt es auf TerraceEdition.com.
Wer da jetzt selbst mal hin will, hat ja demnächst die Möglichkeit, dies mit den 1. Frauen des FC St. Pauli zu erledigen.

Wrexham AFC

Bleiben wir in Großbritannien: Wer von Euch hat oder hatte den Streamingdienst Disney+ im Abo? Wo dies der Fall ist, ist „Welcome to Wrexham“ durchaus eine lohnende Dokuserie. In dieser wird in 18 Episoden erzählt, wie der Wrexham AFC nach der Übernahme durch die Ehemänner der US-Schauspielerinnen Blake Lively und Kaitlin Olson (ihre Namen: Ryan Reynolds und Rob McElhenney, selbst auch in der Schauspielerei tätig) versucht, aus der 5. Liga in den Profifußball zurückzukommen. Und natürlich auch, wie sich die beiden neuen Besitzer dabei so im Fußball auf der Insel zurechtfinden.

Vor Freude eingenässt? Wahrscheinlich nicht. Rob McElhenney und Ryan Reynolds mit der Vanarama National League Trophy.
// (c) Jan Kruger/Getty Images via OneFootball

Am Wochenende gelang dies nun. Denn das 3:1 in der 5. Liga gegen Boreham Wood reicht, um mit 110 Punkten nach 45 Spieltagen uneinholbar auf Platz 1 zu liegen. Der Aufstieg in die „League Two“, die 4. Profiliga Englands, ist für den Verein aus Wales somit fix. Eine Rückkehr in den offiziellen Profifußball nach 15 Jahren. Die nächste Staffel der Doku dürfte damit auch sicher sein.

Olympiakos Piräus – AEK Athen

Davide Massa ist ein Schiedsrichter aus Italien und durfte am Sonntag das Spitzenspiel Griechenlands leiten, wo Olympiakos Piräus Tabellenführer AEK Athen empfing. Das Spiel endete mit einem 1:3, wobei das entscheidende Tor der Gäste in der Nachspielzeit fiel. Olympiakos-Besitzer Evangelos Marinakis beschloss daraufhin, den Schiedsrichter noch vor Abpfiff mit Feedback direkt auf dem Platz zu beglücken. Damit das Spiel auch ja nicht fortgesetzt werden kann, schoss er auch noch weitere Bälle aufs Spielfeld. Gerüchte, er würde nächste Saison Balljunge beim HSV werden, konnten bisher nicht bestätigt werden.

Nach Abpfiff stürmten Fans den Rasen und schmissen u.a. mit Sitzschalen. Marinakis sprach in Bezug auf den Schiedsrichter und den Verband von „Betrügern und Gauner“ und der Verein veröffentlichte eine Stellungnahme, in der von „Fälschung, Landstreicherei und Gesetzlosigkeit“ gesprochen wurde.
// kicker / Twitter

Zu guter Letzt

Es gibt solche Tage… // Twitter

Forza St. Pauli!
// Maik

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

Print Friendly, PDF & Email

4 thoughts on “Lage am Millerntor – 25. April 2023

  1. Moin Maik, ich habe den Kicker-Artikel so verstanden, dass „Fälschung, Landstreicherei und Gesetzlosigkeit“ Teil der Stellungnahme von Piräus in Richtung des Verbandes war…

    1. Selbstverständlich.
      Ich hatte in dem Satz beim Tippen „Verein“ und „Verband“ verwechselt, was natürlich den Sinn komplett verändert.
      Danke, ist korrigiert.

      1. Gerne, hatte mich schon gewundert 😉
        Bin auf die Reaktion des Verbandes jetzt aber auch umso mehr gespannt!

        Grüße und Danke für das alles hier!

  2. ich war mal bei einer olympiacos-heimniederlage gegen einen verein aus thessaloniki im familienblock (!) und alleine dort gings rauer/wilder/chaotischer zu als in jeder dt fankurve jemals. inklusive hunderter fliegender sitzschalen und pyros. war ein erlebnis der anderen art.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert