Tschö, Daschi!

Tschö, Daschi!

Lukas Daschner verlässt den FC St. Pauli und wechselt zum VfL Bochum. Wir werfen einen Blick zurück und einen nach vorn.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Es hat sich etwas gezogen, aber nun gibt es Klarheit: Lukas Daschner wird seinen ausgelaufenden Vertrag beim FC St. Pauli nicht verlängern. Stattdessen wechselt er zum VfL Bochum und wird in der kommenden Saison vermutlich seine ersten Bundesligaminuten sammeln. Wir halten Rückschau auf die Zeit von Daschner beim FCSP und versuchen dem Transfer dann doch noch etwas Gutes abzugewinnen.

Rückblickend betrachtet war der Transfersommer 2020 des FC St. Pauli ein hochklassiger: Unter anderem Daniel-Kofi Kyereh, Afeez Aremu, Guido Burgstaller, Leart Paqarada, Rodrigo Zalazar und eben Lukas Daschner kamen neu ins Team. Insgesamt 15 Spieler wechselten damals von anderen Clubs zum FCSP – einzig Afeez Aremu ist nun von diesen Spielern noch da und somit der dienstälteste Profi des FC St. Pauli.

Ein Spätstarter

Daschner, im Sommer 2020 zarte 21 jahre alt, kam mit dem Bewerbungsschreiben von 13 Treffern und sieben Vorlagen in der 3. Liga für den MSV Duisburg, seinem Heimatverein, zum FCSP (hier sein Spielerprofil). Und ziemlich viele Leute, die ihn in dieser Saison bei den Zebras verfolgten, meinten damals: Da hat der FCSP einen ziemlich dicken Fang gemacht. Nun, es hat einige Zeit gedauert, aber in den Monaten 31 bis 36 seines Vertrages konnte man feststellen, dass das stimmt. Nur leider lief Daschners Vertrag da bereits aus.

Was also ist in den 30 Monaten zuvor passiert? Wieso hat Daschner so lange gebraucht, um sich durchzusetzen? Das lässt sich ziemlich gut im Halbjahrestakt aufdröseln: Zuerst waren es körperliche Defizite. Dann Probleme mit dem Tempo in der zweiten Liga (was eine zu hohe Anzahl an Ballverlusten zur Folge hatte). Dann zog er sich eine schwere Knieverletzung zu. Als er wieder fit war, kam er am überragenden Kyereh nicht vorbei. Und in der Hinrunde 22/23 befand er sich auf Positionssuche.

Diese Auflistung zeigt einen der Gründe auf, warum der FC St. Pauli Lukas Daschner nun ablösefrei ziehen lassen muss: Nach der letzten Rückrunde (sechs Tore, vier Vorlagen und von enormer Wichtigkeit für das Defensivspiel) stellt sich die Frage nach einer möglichen Vertragsverängerung nicht, aber diese Frage hätten vor einem halben Jahr nicht wenige noch anders beantwortet.

Die Entwicklung von Lukas Daschner ist umso bemerkenswerter, weil er es geschafft hat sich in einer Startformation festzuspielen, in der eigentlich kein Platz für einen Spielertypen, einen Zehner wie ihn gewesen ist. Qualität setzt sich dann halt doch irgendwie immer durch. Es war beeindruckend, wie sich Daschner trotz körperlicher Unterlegenheit versuchte als Wandspieler zu behaupten, sich aufrieb und es mit hohem Aufwand dann trotzdem immer wieder schaffte sich die Bälle tiefer abzuholen, also zeitgleich mehrere Rollen auf dem Platz ausfüllte.

Deutschland, Hamburg, 16.07.2022, Fussball 2. Bundesliga 1. Spieltag, FC St. Pauli - 1. FC Nuernberg im Millerntor-Stadion Jubel bei Lukas Daschner (FC St. Pauli) nach seinem Tor zum 3:0
Es hat etwas gedauert, aber Lukas Daschner hat sich zum Ende seiner Vertragslaufzeit zu einer tragenden Säule des FC St. Pauli entwickelt
(c) Peter Boehmer

Angebot zur Verlängerung abgelehnt

Mit jedem Spiel in der Rückrunde in dem Lukas Daschner immer besser zurechtkam und endlich zeigen konnte, dass er eben doch ein ziemlich dicker Fang ist, verbesserte sich seine Verhandlungsposition. Und spätestens als vom Interesse aus Bochum und einem Treffen mit den dortigen Verantwortlichen zu lesen war (Anfang April), Daschner sich, wie in solchen Fällen üblich, defensiv in Interviews äußerte, war klar, dass ein Abgang von ihm gen Bundesliga ein sehr reales Szenario ist. Es ist natürlich spekulativ, aber nicht unwahrscheinlich, dass man die Bochumer Ligazugehörigkeit abwarten wollte, bevor eine Entscheidung gefällt wurde.

Und so endet die Zeit von Lukas Daschner beim FC St. Pauli, gefühlt kurz nachdem sie erst so richtig begonnen hatte. Einen Spieler dieser Qualität ablösefrei ziehen zu lassen, ist ziemlich bitter. Aber so läuft das Geschäft halt. Manche Spieler wachsen schneller als es der Verein tut und machen dann eben die Schritte früher. Das ist blöd, aber so funktioniert das halt einfach. Und trotzdem kann man diesem Wechsel etwas Positives abgewinnen. Denn der FC St. Pauli hat sich auch durch die Entwicklung und den nun vollzogenen Transfer von Lukas Daschner in einem gewissen Bereich verbessert. In seiner Verhandlungsposition nämlich.

Natürlich ist es ärgerlich, dass Spieler den Verein ablösefrei in eine höhere Liga verlassen. Und besonders, da es mit Finn Ole Becker, Leart Paqarada und nun Lukas Daschner drei davon in zwei Jahren sind. Nimmt man Kofi Kyereh dazu und hört sich um, welches Interesse aus der Bundesliga an weiteren Spielern im Kader besteht, so zeigt sich: Der FC St. Pauli hat sich zu einer ziemlich attraktiven Adresse für talentierte Fußballer entwickelt. Das dürfte die Verhandlungsposition mit potenziellen Nachfolgern stark verbessern, von denen sich dann hoffentlich mehr und mehr dauerhaft verfangen. Das ist eine positive Entwicklung, vor allem wenn man bedenkt: Es ist gar nicht so lange her, dass der FCSP seine Spieler aufgrund von fehlendem Interesse einfach nicht losgeworden ist und mit einem aufgeblähten Kader zurechtkommen musste.

Zurück zu Lukas Daschner. Mit 24 Jahren ein Angebot aus der Bundesliga wahrnehmen, nahe der eigenen Heimat – wer will es ihm verdenken. Ich persönlich bin übrigens ziemlich sicher, dass er auch eine Liga höher seine Stärken ausspielen kann. Im Idealfall für ihn dauert das dieses Mal aber nicht 30 Monate.
Wir vom MillernTon wünschen Dir alles Gute in Bochum, Daschi!

// Tim

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4 thoughts on “Tschö, Daschi!

  1. Ich hätte mich über eine Verlängerung gefreut, aber sein Wechsel ist verkraftbar.
    9 Tore in 34 Spielen ist noch nicht wirklich bundesligareif für einen Stürmer und für uns definitiv ersetzbar.

    Auf der 9 wird auf jeden Fall etwas passieren müssen:
    Matanovic und Daschner sind weg. Mit Amenyido kann man nicht planen (Verletzungsanfällikeit) und wenn er fit ist sehe ich ihn eher als Ersatz auf Außen für Saad und Afolayan. Eggesteins Zukunft sehe ich nicht bei uns. Da bleiben noch Otto und Maurides, die ich beider nicht als Stammspieler einer Mannschaft im Aufstiegsampf sehe..
    Da muss min. ein Topspieler kommen, der dann auch etwas kosten darf, wird und muss…

    1. Es ist alles gesagt….diese Zusammenfassung passt, Jannik !!
      Fabian Hürzeler hat eine klare Spielidee und wird schon gezielt
      Ausschau halten….ich bin guter Dinge für den künftigen 9er…..zumal
      der FCSP aktuell eine gute Adresse für alle Spieler in dieser „Preisklasse“ ist

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