Die Bewertung der FCSP-Spieler 22/23

Klar, Statistiken sind nicht alles – und trotzdem wollen wir alle genau wissen, welche Spieler des FC St. Pauli wie von den einschlägigen Anbietern bewertet werden. Wir zeigen es Euch.
(Titelbild: Stefan Groenveld)

Die Vorbereitung auf die neue Saison hat bereits begonnen und wir hängen der alten noch nach. Zumindest möchten wir einen Blick auf die Bewertung der Spieler des FC St. Pauli bei verschiedenen Anbietern werfen.

Den Anfang machen die Bewertungen der rein datengetriebenen Anbieter sofascore, whoscored und fotmob, die auch immer Eingang in die „Stimmen und Statistiken“-Artikel finden. Hier gibt es sechs Spieler, die einen Durchschnittswert von knapp über sieben erreichen, was als klar überdurchschnittlich bezeichnet werden kann: Leart Paqarada (7.49), Jackson Irvine (7.30), Marcel Hartel (7.27), Manolis Saliakas (7.17), Jakov Medić (7.09) und Eric Smith (7.01) haben die besten Bewertungen. Dahinter kratzen mit Dapo Afolayan (6.99) und Lukas Daschner (6.94) zwei Offensivkräfte an der Sieben.

Offensive mit Luft nach oben

Wo Licht ist, da ist natürlich auch Schatten: David Otto wird von fotmob auf Platz 256 von 258 geführt, Johannes Eggestein (trotz guter Trefferquote(!)) auf 232. Von den Anbietern durchschnittlich am schwächsten bewertet im FCSP-Kader wurde Carlo Boukhalfa (6.25). Es folgen Igor Matanovic (6.32), Luca Zander, David Otto, Betim Fazliji (alle 6.34) und Etienne Amenyido (6.35).

Paqarada viertbester Spieler

Die Werte von über sieben sind auch im Ligavergleich sehr hoch einzuschätzen. Durchschnittlich 55 Spieler haben eine Bewertung von 7.0 oder höher (von ~270, die eine Bewertung erhalten haben). Leart Paqarada wird von den drei Anbietern unter allen Spielern auf den Plätzen vier (sofascore), sechs (whoscored) und zwei (fotmob) geführt. Er ist damit hinter Marvin Wanitzek (Plätze eins, zwei und eins) und Tim Kleindienst (drei, eins, drei) und Jan-Niklas Beste (zwei, drei, vier) der am besten bewertete Spieler.
Ebenfalls sehr hoch im Ligavergleich sind Marcel Hartel (13, 18, 7) und Jackson Irvine (20, 11, 5 – bester Sechser der Liga) zu finden. Und auch Manos Saliakas ist auf den Plätzen 12 und 18, bei whoscored aber „nur“ auf Platz 32 zu finden und ist damit der am besten bewertete Rechtsverteidiger der 2. Bundesliga.

Wyscout liebt FCSP-Innenverteidiger, außer Karol Mets

Beim Datenanbieter Wyscout gibt es eine Rangliste, die nach Positionen aufgedröselt ist. Nikola Vasilj belegt da unter 24 gelisteten Torhütern den sechsten Gesamtrang (Dennis Smarsch ist 24.) und darf diese Bewertung einer ganz starken Rückrunde verdanken. Auffällig ist, dass es bei Wyscout gleich fünf Innenverteidiger des FC St. Pauli unter die besten 30 geschafft haben. Jakov Medić liegt auf Rang drei, Eric Smith auf sechs. Es folgen Betim Fazliji (15), Adam Dźwigała (16) und David Nemeth (24). Doch Karol Mets, der mit 6.89 einen guten Durchschnittswert bei anderen Anbietern hat, fehlt in dieser Liste, was natürlich kritisch hinterfragt werden muss (vor allem, wenn Fazliji auf Platz 15 geführt wird).

Auf der defensiven Außenbahn werden Paqarada und Saliakas auf den Plätzen drei und sechs geführt (Justvan, Köhn, Muheim und Bader sind dazwischen). Hartel und Irvine, die beide als zentrale Mittelfeldspieler geführt werden, liegen hinter Marvin Wanitzek und Ludovit Reis auf den Plätzen drei und fünf (Jerome Gondorf hat sich zwischen die beiden gedrängelt).
Sehr viel weiter muss gescrollt werden, wenn man auf die offensiven Positionen schaut. Afolayan wird auf dem 15. Rang unter allen offensiven Außenbahnspielern geführt, Connor Metcalfe folgt auf Platz 19. Im Angriff hat es nur Lukas Daschner (Platz 12) unter die besten 30 Spieler geschafft.

kicker liebt alle, außer Nikola Vasilj

Einen kompletten Ausreißer im Vergleich zu den datengetriebenen Bewertungen, stellt die kicker-Rangliste dar. Die beruht aber halt auch auf der subjektiven Bewertung und ist entsprechend auch so zu betrachten und zudem nur auf die Rückrunde bezogen. Wie stark die Noten der Spieler von den Tabellenplätzen der Teams abweichen, findet ihr beim kickschuhblog. Und wo subjektive Eindrücke als Grundlage dienen, gibt es natürlich etwas mehr Raum für Diskussionen. Vor allem, wenn diese deutlich von den Daten abweichen.

Diese deutliche Abweichung ist zum Beispiel bei Nikola Vasilj zu finden, der in der kicker-Rangliste nicht einmal zu den Top8 zählt. Das ist allein schon deshalb verwunderlich, weil Vasilj der Torhüter der besten Rückrunden-Defensive ist (nur 14 Gegentreffer). Noch verwunderlicher ist, dass Ron-Robert Zieler, Torwart der schlechtesten Defensive der Rückrunde (Hannover 96, 37 Gegentore), auf Platz fünf geführt wird. Nun denn, subjektive Eindrücke führen auch zu subjektiven Diskussionen: Die Daten zumindest unterstützen, dass Vasilj nicht zu den Top5-Torhütern der Liga zu zählen ist. Trotzdem möchte ich, basierend auf meiner subjektiven Einschätzung, betonen, dass der Anteil von Vasilj am Erfolg der Rückrunde enorm hoch ist und ich ihn daher zu den besten Torhütern der Liga zählen würde.

Wesentlich positiver, vielleicht sogar etwas zu positiv, ist die Bewertung des kicker für die Innenverteidiger des FC St. Pauli: Jakov Medić und Eric Smith werden auf den beiden ersten Plätzen gelistet (Karol Mets auf Platz 14). Die beiden gehören sicher zu den Top5, aber Patrick Mainka (Heidenheim) und Christoph Zimmermann (Darmstadt) waren zwei absolute Garanten für den Aufstieg ihrer Teams. Auf der Außenbahn wird Leart Paqarada auf Platz eins, Manolis Saliakas auf Platz sechs geführt. Das passt schon ganz gut. Verwunderlich ist aber, dass mit Marnon Busch und vor allem Jonas Föhrenbach (beide Heidenheim) zwei Spieler vor Saliakas liegen, die datenmäßig überhaupt nicht dorthin gehören.

Irvine überragend

Natürlich passend ist die kicker-Einordnung der Leistungen von Jackson Irvine: Er wird auf Platz eins unter allen Sechsern geführt, erhielt zudem als einziger Spieler das Siegel „Herausragend“ – völlig zurecht, klar. Weiter vorne wird es dann, wie auch bei den datengetriebenen Anbietern, etwas dünner mit FCSP-Spielern in den ersten Reihen. Marcel Hartel ist vermutlich etwas Opfer der Eingruppierung „Mittelfeld offensiv“ und liegt daher hinter einigen Spielern, die teils erheblich mehr Scorerpunkte sammelten, auf Rang sieben. Den gleichen Rang belegt Dapo Afolayan auf der offensiven Außenbahn und das passt sehr gut zu seinen Leistungen, die zwar schon gut, aber durchaus noch Luft nach oben haben. Und ebenfalls auf Platz sieben befindet sich Lukas Daschner, der eine ganz fantastische Rückrunde spielte und sich so in der Rangliste zwischen einer ganzen Reihe von „Sturmtanks“ behauptete.

Sowohl die datengetriebene (Karol Mets eher unterschätzt), als auch die subjektive Bewertung (Nikola Vasilj nicht unter den Top8 der Liga), hat ihre Schwächen, aber auch Stärken. Eine klare Schwäche bei den Daten ist, dass diese die Bedeutung von Spielern für das Teamgefüge nicht abbilden kann, nur auf Ballaktionen reduziert ist. Eine Schwäche der subjektiven Bewertung ist, dass Spieler mit auffälliger Spielweise grundsätzlich überschätzt werden. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und grundsätzlich ist eine Vergleichbarkeit der Spieler sehr viel schwerer, weil alle eine ganz individuelle Rolle auf dem Platz einnehmen, mehr noch als vor einigen Jahren, wo Positionen viel enger abgegrenzt wurden.

Insgesamt wird der FC St. Pauli auf den Plätzen sechs (sofascore, whoscored), drei (fotmob) und acht (kicker) geführt. Das ist dann vielleicht zusammen etwas niedriger, als es das Team verdient hat, aber Statistiken sind ja nicht alles…
// Tim

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