Mit 2:1 gewann der FC St. Pauli die Auftaktpartie beim 1. FC Kaiserslautern. Dieser Sieg ist knapp verdient, wie auch die Statistiken zum Spiel zeigen.
(Titelbild: Thomas Frey/imago images/via OneFootball)
Neue Saison, neuer Ansatz – wir werden die Spiele des FC St. Pauli nun etwas breiter gefächert aufarbeiten. Dazu gehört, dass wir den bisher sehr mächtigen „Stimmen & Statistiken“-Artikel aufteilen werden. Nämlich in – wer hätte es gedacht – einen „Stimmen“- und einen „Statistiken“-Artikel. Die Taktikanalyse wurde bereits am Sonntag veröffentlicht: Kein Schönheitswettbewerb auf dem Betzenberg
Kern-Statistiken
Noch in der Sommerpause befindet sich wyscout, von denen ich eigentlich viele der Kern-Statistiken immer nutze. Bis Sonntagabend haben sie aber keine Daten zur Partie geliefert, daher greife ich dieses eine Mal auf die Daten von fotmob zurück:
FC St. Pauli | 1. FC Kaiserslautern | |
17 (5) | Torschüsse (auf’s Tor) | 10 (3) |
10 | Fouls | 11 |
50% | Ballbesitz | 50% |
438 (82%) | Pässe (erfolgreich) | 450 (83%) |
161 | erfolgreiche Pässe gegn. Hälfte | 105 |
20 | erfolgreiche lange Pässe | 26 |
65 (54%) | Zweikämpfe gewonnen | 56 (46%) |
48 (53%) | Bodenzweikämpfe gewonnen | 43 (47%) |
17 (57%) | Luftzweikämpfe gewonnen | 13 (43%) |
14 (56%) | erfolgreiche Dribblings | 10 (43%) |
119.1km | Laufdistanz* | 112.7km |
187 | Sprints* | 210 |
Weniger, aber trotzdem mehr
Es ist eher nicht zu erwarten gewesen, dass sich die Ballbesitzanteile in diesem Spiel fast gleichen. Der FCK hatte im ersten Abschnitt sogar mehr Ballbesitz (53%). Der in der Vorbereitung gerne dominant und auch hoch pressend auftretende FC St. Pauli überließ dem FCK viel Raum im Spielaufbau, besonders im ersten Abschnitt. So kommen die Pfälzer auch auf insgesamt mehr gespielte Pässe. Interessant aber, dass dies dann in der gegnerischen Hälfte anders aussieht: Denn mit 161 erfolgreichen Zuspielen hat der FCSP dort klar die Nase vorn (FCK: 101). Dieser Wert zeigt dann doch recht gut, wie es um die Machtverhältnisse in dem Spiel bestellt war.
Ebenfalls überlegen präsentierte sich der FC St. Pauli in den direkten Duellen, gewann sowohl am Boden als auch in der Luft mehr Duelle und konnte auch dadurch deutlich häufiger zum Torabschluss kommen. Im ersten Abschnitt waren diese Werte noch ausgeglichen (jeweils 28 erfolgreiche Duelle), während der FCSP im zweiten Abschnitt mehr gewann (37-28). Deutlich unterscheiden sich auch die Torschüsse zwischen beiden Halbzeiten: Im ersten Abschnitt gab es noch gähnende acht Versuche insgesamt (fünf vom FCSP). In den zweiten 45 Minuten waren es hingegen insgesamt 19 Versuche (zwölf vom FCSP).
Expected Goals
Auch hier gibt es zur neuen Saison Veränderungen: Es gibt keine xG-Werte mehr von fivethirtyeight, die lange Zeit die einzige Quelle für xG-Werte zur zweiten Bundesliga waren. Da auch die wyscout-Zahlen fehlen, kann für diese Partie nur auf die Zahlen von der DFL und fotmob zurückgegriffen werden.
FC St. Pauli | 1. FC Kaiserslautern | |
2.4 / 2.2 | expected goals (xG) (DFL / fotmob) | 1.4 / 1.3 |
1.4 | xG – 1. Halbzeit | 0.3 |
1.4 | xG – herausgespielt | 1.3 |
0.8 | xG – Standards | 0 |
1.8 | xGOT* | 0.9 |
*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.
Die xG-Werte zeichnen ein recht deutliches Bild, sind aber klar von zwei Situationen beeinflusst: Die Tore des FC St. Pauli haben beide ziemlich hohe xG-Werte (0.94 bei Saad-Treffer, 0.79 bei Hartel-Elfmeter). Wenn man diese beiden Situation herausrechnet, dann bleibt da relativ wenig übrig beim FCSP, besonders angesichts von 15 weiteren Torabschlüssen.
Einzelbewertung
Klar, die beiden Torschützen ragten im Spiel schon deutlich heraus. Sie hatten auch beide enorm auffällige Rollen. Marcel Hartel, weil er zum Ende hin ganz vorne spielte und mit 12.5km mal wieder die meisten Meter aller Spieler auf dem Platz abspulte. Elias Saad, weil er den ersten Treffer selbst erzielte und an der Entstehung des Elfmeters einen großen Anteil hatte. Doch es gibt noch zwei weitere Spieler, die sich anhand ihrer Bewertungen vom Rest der FCSP-Spieler abheben:
Team | whoscored / sofascore / fotmob |
FC St. Pauli | (6.8 / 7.0 / 7.2) -> 7.0 |
1. FC Kaiserslautern | (6.4 / 6.7 / 6.6) -> 6.6 |
Spieler | |
Nikola Vasilj | (6.6 / 6.9 / 6.3) -> 6.6 |
Manolis Saliakas | (7.3 / 7.4 / 7.9) -> 7.5 |
Jakov Medić | (6.3 / 6.9 / 6.8) -> 6.7 |
Eric Smith | (6.5 / 6.7 / 6.8) -> 6.7 |
Karol Mets | (6.5 / 6.7 / 7.1) -> 6.8 |
Lars Ritzka | (6.2 / 6.6 / 6.6) -> 6.5 |
Jackson Irvine | (8.2 / 8.1 / 8.6) -> 8.3 |
Marcel Hartel | (7.9 / 7.8 / 8.4) -> 8.0 |
Connor Metcalfe | (6.4 / 6.6 / 6.6) -> 6.6 |
Andreas Albers | (7.0 / 6.8 / 6.9) -> 6.9 |
Elias Saad | (8.4 / 8.0 / 8.5) -> 8.3 |
Dapo Afolayan (ab 63.min) | (6.4 / 6.4 / 6.5) -> 6.4 |
Während Hartel und Saad im Scheinwerferlicht glänzen konnten, ragten auch Jackson Irvine und Manolis Saliakas heraus. Beide liegen mit jeweils zehn abgefangenen Pässen an der Spitze (dahinter Eric Smith mit acht). Das Duo spielte die meisten erfolgreichen Pässe ins Angriffsdrittel und zudem gewann Saliakas insgesamt neun seiner elf Duelle, während Irvine die Vorlage zum 1:0 lieferte.
Fazit
Nein, um einen Schönheitspreis geht es auf dem Betzenberg nie. Und selbst wenn, die Bemessungsgrundlage müsste eher bei erfolgreichen direkten Duellen liegen, als traumhaften Pass-Staffetten. Der FC St. Pauli nahm diese Partie so an, wie sie eben angenommen werden musste: Im ersten Abschnitt agierte das Team vorsichtig, zeigte den notwendigen Respekt vor der Konterstärke des FCK. Mit Beginn des zweiten Abschnitts wurde das Team zwingender, erspielte sich mehr Abschlüsse, ohne sich dabei defensiv komplett in unsicheres Fahrwasser zu begeben.
Zwar weisen die Statistiken den FC St. Pauli als das grundsätzlich bessere Team aus, aber sie zeigen eben auch, dass das Team gegen Kaiserslautern offensiv noch nicht ganz so rund lief. Defensiv hingegen überzeugte das Team, ließ sehr wenig zu. Insgesamt war es eine Partie die stark von Einzelaktionen abhängig war – wie die Entstehung der beiden FCSP-Treffer zum Beispiel. Aber das ist eben auch ein Qualitätsmerkmal: Der FC St. Pauli nutzte quasi die erste schlechte Sortierung des FCK zur Führung und sorgte aufgrund individueller Überlegenheit für den zweiten Treffer – ganz im Stile einer Spitzenmannschaft.
// Tim
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