Fabian Hürzeler sieht Steigerungspotenzial, Dirk Schuster ein Team, das oben mitspielen wird – die Stimmen zum Auswärtserfolg des FC St. Pauli beim 1. FC Kaiserslautern.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Das war ein erfolgreicher Auftakt in die Saison für den FC St. Pauli. Auf dem Betzenberg muss man erst einmal gewinnen. Wie das gelang, ist unter anderem in der Taktikanalyse und den Statistiken zum Spiel nachzulesen. Glücklich und zufrieden zeigten sich natürlich auch Spieler und Trainer des FCSP, wenngleich auch einige Worte der Selbstkritik in ihren Stimmen nach der Partie zu vernehmen waren.
Trainerstimmen
Hürzeler: „Betzenberg ist immer etwas Außergewöhnliches“
FCSP-Trainer Fabian Hürzeler war „mit dem Resultat zufrieden“, welches hauptsächlich an der Reaktion seines Teams gelegen habe. Denn zwar habe der FC St. Pauli in der ersten Halbzeit „das Spiel im Griff gehabt“, habe „defensiv sicher gestanden“, aber mit einigen offensiven Elementen zeigte sich Hürzeler nicht einverstanden: „Wir waren zwar gut in der Positionierung, haben es aber nicht geschafft die Dynamik auszulösen und dann die Räume zu bespielen, die wir bespielen wollten.“
Das änderte sich dann aber laut Hürzeler in der zweiten Halbzeit: „Wir haben uns vorgenommen deutlich aktiver zu sein, auch im Pressing eine Linie höher zu attackieren und noch mehr Intensität in die persönlichen Duelle zu bekommen.“ Die Statistiken zeigen übrigens eindrucksvoll, wie gut das gelang: Denn der FCK spielte mehr lange Bälle (weil der FCSP früher störte) und hatte weniger Ballbesitz im zweiten Abschnitt. Zudem gewann der FCSP deutlich mehr direkte Duelle in den zweiten 45 Minuten.
Und so hat sich der FC St. Pauli dann laut Hürzeler „mit dem 1:0 belohnt.“ – doch rund eine Viertelstunde danach stand es 1:1, welches „aus dem Nichts“ gefallen ist. Ein Mitgrund für den Ausgleich sei dann auch die Kulisse gewesen („Der Betzenberg ist immer etwas Außergewöhnliches“). Richtig zufrieden zeigte er sich dann aber mit der Reaktion seines Teams auf den Ausgleich und das Stadion:
„Auf dem Betzenberg, bei so einer lauten, hitzigen Stimmung weiter ruhig zu bleiben, weiter Fußball zu spielen, sich Torchancen zu erspielen und dann mit dem 2:1-Siegtreffer zu belohnen, das macht mich heute wirklich stolz.“
Fabian Hürzeler war zufrieden mit der Reaktion seines Teams auf den Ausgleich
Trotz dieser tollen Reaktion und den letztlich verdienten drei Punkten – und das finde ich persönlich bei Hürzeler ja sehr angenehm – mahnte der FCSP-Trainer: „Ich glaube vom Spielvortrag her, speziell in der ersten Halbzeit, können wir uns deutlich steigern.“
Schuster: „Von St. Pauli eiskalt bestraft“
FCK-Trainer Dirk Schuster wirkte nach der Niederlage zwiegespalten. Zum einen war da die Enttäuschung, aber eben auch etwas Zufriedenheit, weil er sein Team als „konkurrenzfähig“ einstufte: „Es tut ein bisschen weh heute, weil ich glaube das wir ein relativ gutes Spiel gemacht haben.“ Der 1. FC Kaiserlsautern habe laut Schuster insgesamt „taktisch diszipliniert gegen eine spielstarke Mannschaft agiert“ und in der ersten Halbzeit „sehr gut gearbeitet bei gegnerischem Ballbesitz“.
Dann aber habe sein Team „kräftig mitgeholfen“ bei den Gegentreffern: „Da haben wir zwei-drei Fehler gemacht, die St. Pauli eiskalt bestraft hat.“ Und so bleibt zwar eine Niederlage, aber auch ein positiver Eindruck („Ich denke, auf die Leistung sollten wir aufbauen“).
Schuster dürfte das Spiel so positiv bewerten, weil er den FC St. Pauli ziemlich hoch einschätzt: „Ich glaube, wir haben heute einen Gegner gehabt, der in dieser Saison ganz oben mitspielen wird.“
Spielerstimmen
Saad: „Nicht mein bestes Spiel“
Während wir bei uns im Blog merken, dass das Interesse an Elias Saad stetig steigt (messbar z. B. an den Klicks auf den „Wer ist Elias Saad?“-Artikel), gibt er selbst bemerkenswerte Interviews. „Bis auf das Tor war es leider persönlich nicht mein bestes Spiel“ war von ihm nach Spielschluss zu hören. Wohlgemerkt, während allerorten fleißig die Worte „Matchwinner“ und „Saad“ in einen Satz gepackt wurden. Aber Saad erklärte auch gleich noch, warum er mit seinem Spiel nicht ganz zufrieden war: Defensiv sei es okay gewesen, aber „ich habe zu wenig Bälle festgemacht vorne, zu einfach den Ball verloren, was der Trainer eigentlich nicht sehen will von uns Offensivspielern.“ – ziemlich reflektiert für jemanden, der vor acht Monaten noch in der Regionalliga spielte. Die Entwicklung von Elias Saad scheint sich aktuell nur noch weiter zu beschleunigen. Das ist Wahnsinn.
Albers: „Siegermentalität auf den Platz gebracht“
Neuzugang Andreas Albers betonte nach der Partie, wie wichtig es gewesen sei, nach der erfolgreichen Vorbereitung „in der Siegspur zu bleiben“ und dass der FCSP die enorm wichtige „Siegermentalität auf den Platz gebracht“ habe. Mit seiner persönlichen Leistung war er dann aber nicht ganz so zufrieden: „Ich würde als Stürmer gern noch zu ein paar Abschlüssen kommen. Da fehlt noch die Connection zwischen den Flanken und mir.“ Albers meinte damit, dass sowohl die Flankenqualität, aber auch die eigene Positionierung noch besser werden müssen, betonte aber auch davon überzeugt zu sein, dass diese „Connection“ in den nächsten Spielen besser klappen werde.
Irvine: „First goal will win the game“
Jackson Irvine erzählte, dass sich das Team einig gewesen sei: Wer hier den ersten Treffer erzielt, wird das Spiel auch gewinnen. Auch wenn es dann noch zwei weitere Treffer gab, sollte der Kapitän des FC St. Pauli Recht behalten. Und dieser Erfolg sei verdient, denn „I think we were in control of the game for most of it.“ (Ich denke wir hatten die meiste Zeit über das Spiel im Griff). Der Grund für den Erfolg sei die körperliche Intensität des Teams gewesen („Wir wussten, dass wir diese Intensität des FCK matchen mussten“), mit dem man in einem der „toughest stadiums“ gewonnen habe.
Der FC St. Pauli gewinnt also gegen den 1. FC Kaiserslautern und bekam dabei kurz zu spüren, wie schwer dieses Auswärtsspiel aufgrund der Kulisse sein kann. Siege des FCSP auf dem Betzenberg sind zwar inzwischen keine Seltenheit mehr, aber sie scheinen dann doch irgendwie noch eine andere Herangehensweise von den Spielern zu verlangen. Der aktuelle Kader des FC St. Pauli jedenfalls zeigte einmal mehr, dass sie nicht nur dominant und mit Spielwitz auftreten, sondern, wenn es denn sein muss, einfach auch mal brutal effizient und stabil sein können. Oder wie Eric Smith es nach dem Spiel formulierte: „Wie wir in diese Partie hineingehen, zeigt, was für einen Charakter wir haben.“
// Tim
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Danke für die Übersetzung von Irvines Sätzen, leider ist nicht jeder des Englischem gut mächtig *flööt*!
Das Spiel war genau das Spiel der „16Punkterückrunde „…..
Diese Mannschaft ist nicht fähig ,den Ball über die Mittellienie zu spielen ,das geht nur mit dem Torwart ….
Auf dieses Spiel will der “ Cheftrainierer aufbauen “ Sollte er das ernst gemeint haben , hat er bei seiner „A-Schein-Prüfung “ alles abgeschrieben ….
?
Meint er vielleicht den FCK? Die hatten 16 Punkte in der letzten Rückrunde.
Ah, das ergibt tatsächlich Sinn. 🙈