Für den FC St. Pauli gilt: Nach dem Sieg im Pokal ist vor dem Auswärtsspiel in Fürth. Wir blicken auf die Fragezeichen vor dem 3. Spieltag in der 2. Bundesliga.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Diesen Mittwoch ist noch eine öffentliche Trainingseinheit beim FC St. Pauli angesetzt. Danach werden, wie üblich, die Tore an der Kollaustraße für Besucher*innen geschlossen und die Vorbereitung auf das kommende Spiel massiv intensiviert. Vor dem Spiel in Fürth am Samstag (13:00 Uhr) gibt es noch einige Fragen zu beantworten.
Wer ersetzt Karol Mets?
Zwei Spiele wird Karol Mets nach seinem Platzverweis gegen Fortuna Düsseldorf in der Liga fehlen. Mit der Frage, wer ihn ersetzen könnte, haben wir uns bereits letzte Woche befasst. Allerdings war da noch nicht ganz klar, wie schnell Adam Dźwigała wieder einsatzfähig sein würde. Das Pokalspiel in Delmenhorst hat gezeigt: Sehr schnell. Dźwigała wurde nach rund einer Stunde eingewechselt und ersetzte dabei Karol Mets. Ein Fingerzeig soll das aber nicht gewesen sein. Und dennoch sind seine Chancen ziemlich groß.
Denn neben Dźwigała dürfte sich auch David Nemeth Chancen auf einen Startelfeinsatz gegen Greuther Fürth ausrechnen. Auch er wurde in Delmenhorst eingewechselt. Die rund 20 Minuten waren aber die ersten Spielminuten für die Profis seit mehr als zehn Monaten. Das Pendel dürfte daher recht deutlich in Richtung des konstanten Dźwigała ausschlagen.
Wohin mit Dapo? Und Metcalfe?
Auch gegen Atlas Delmenhorst saß Dapo Afolayan auf der Bank, wie zum Saisonauftakt in Kaiserslautern. Und wie auch auf dem Betzenberg sorgte er nach seiner Einwechslung für Belebung, erzielte in der 88. Minute das 5:0 für Braun-Weiß. Zwischendurch, gegen Fortuna, wurde Afolayan als zentrale Spitze aufgestellt. Ob er diese Rolle auch wieder in Fürth ausfüllen wird?
Hmmm, großes Fragezeichen. Zwar bescheinigte Fabian Hürzeler Stürmer Andreas Albers, dass er gegen Delmenhorst „gut für die Mannschaft gearbeitet“ habe und „am Spiel beteiligt“ gewesen sei. Ein richtig fettes Bewerbungsschreiben war es aber auch wiederum nicht.
So könnte erneut jemand von der Außenbahn ins Zentrum rücken. Denn außen sind die Plätze rar gesät. Gegen Delmenhorst war Danel Sinani dort in der Startelf zu finden. Auf der Gegenseite scheint Elias Saad gesetzt zu sein, dessen Fehlerquote zwar weiterhin enorm hoch ist, aber der eben für so besondere Momente wie seinem Treffer zum 3:0 zuständig ist.
Und dann ist da ja noch Neuzugang Scott Banks, der in Delmenhorst bereits auf der Bank saß und sicher Stück für Stück auf Spielzeit drängen wird. Ob Connor Metcalfe dann noch Platz auf der offensiven Außenbahn findet, der die ersten beiden Ligaspiele dort startete? Gegen Delmenhorst ersetzte er Jackson Irvine, also auf einer Position im Zentrum. Ein Hinweis auf seine zukünftige Rolle im Team? An Auswahl und Optionen mangelt es dem FC St. Pauli jedenfalls nicht. Stay tuned.
Passiert noch was auf dem Transfermarkt?
Diese Frage ist natürlich omnipräsent, solange das Transferfenster geöffnet ist, sodass wir quasi dauerhaft getuned stayen müssen. Entsprechend wird es eine finale Antwort erst Anfang September geben. Doch die Partie in Fürth kann einen Hinweis darauf geben, je nachdem wer vorne im Sturmzentrum spielt und wie gut diese Variante klappt. Sollten Afolayan oder Albers dort überzeugen, dann verändert das natürlich die Situation ein wenig. Das führt dann auch gleich zur nächsten Frage:
Machen die Neuzugänge den FC St. Pauli besser?
In den nächsten Tagen und Wochen werden wir mit Hilfe eines professionellen Datenanlysten (noch) etwas tiefer in den Kader schauen, vor allem den Blick auf die Neuzugänge werfen. Wer den Artikel nicht abwarten möchte, kann bereits auf Twitter einen Blick in diesen Thread von Joost van der Leij werfen.
Zusätzlich zur Kaderanalyse, wollen wir auch schauen, wie eine daten-basierte Vorbereitung auf ein Spiel aussieht und im Anschluss natürlich, wie gut oder nicht das Vorhersagemodell aufgegangen ist. Und last but not least, aber dafür muss das Transferfenster erstmal schließen, möchten wir uns an eine Prognose für die 2. Bundesliga wagen. Na klar: Stay tuned.
Zumindest zum letzten Punkt gibt es bereits von anderen Seiten Antworten oder besser gesagt Prognosen. Von The Analyst zum Beispiel, bei denen der FC St. Pauli im „Opta Power Ranking“ aufgrund seiner aktuellen Form auf dem zweiten Platz in der Liga geführt wird. Auch von Goalimpact gibt es eine Einschätzung der Stärke, die wie vor jeder Saison am Tag des Saisonstarts veröffentlicht wurde (Mastodon). Es folgen nun Zahlen, die Sie beunruhigen könnten: Goalimpact listet den FC St. Pauli auf dem 14. Platz in der Liga. Aufstiegswahrscheinlichkeit inkl. Relegation: 6.9%; Abstiegswahrscheinlichkeit inkl. Relegation: 16.6%.
Wie gut ist Fürth eigentlich?
Trotz dieser Prognosen und daten-basierten Einschätzungen der Teams fischen alle immer noch ein wenig im Trüben, wenn es darum geht die eigene und die gegnerischen Leistungsstärken zu benennen. War der Sieg auf dem Betzenberg nun gegen ein starkes Kaiserslautern? Die liegen aktuell auf dem letzten Tabellenplatz. War es enttäuschend gegen Fortuna Düsseldorf kein Tor erzielt zu haben oder wird das diese Saison vielen Teams so ergehen? Das ist noch schwer zu beantworten.
Machen wir also mal einen kleinen Vorgriff auf den Vorbericht, der am Freitag erscheint: Was ist von Greuther Fürth zu erwarten (laut Goalimpact sind sie quasi bereits abgestiegen), die mit einem deutlichen 5:0-Sieg (gegen zehn Paderborner) und einer knappen Niederlage in Kiel gestartet sind. Das habe ich mal jemanden gefragt, der das sehr viel besser einschätzen kann: Michael Fischer vom Podcast „Fürther Flachpass“ und den Nürnberger Nachrichten sagt: „Individuell ist das Kleeblatt auf jeden Fall besser geworden“, doch auch „das Team muss sich noch finden“. Das liege daran, dass gleich vier Stammkräfte ersetzt werden mussten. Mit Urbig im Tor, Wagner im zentralen Mittelfeld und Lemperle im Angriff sind aber richtig gute Spieler hinzugekommen. Das Fragezeichen bleibt also bestehen. ich persönlich würde Fürth als „dark horse“ bezeichnen, dem diese Saison als einziges Team der Liga wirklich alles zuzutrauen ist. Mehr dazu dann im Vorbericht. Stay… ja, ihr wisst schon.
DFB-Pokal: 1. Frauen treffen auf?
Haha, nee, das ist natürlich keine Frage mehr. Da gibt es nämlich schon die Antwort und zudem wäre mein halboffizielles Tautogramm aus dem Titel dieses Artikels dann zerstört worden.
Die 1. Frauen des FC St. Pauli treffen in der zweiten Runde des DFB-Pokals tatsächlich auf den HSV. Und sie haben Heimrecht! Das wird was. Wahnsinn!
Die Zweitrundenspiele werden zwischen dem 09. und 11. September ausgetragen. Über den dramatischen Erfolg in der ersten Pokalrunde sprach auch Torschützin Julia Hechtenberg, die am Dienstag im Rasenfunk zu Gast war.
Falls ihr jetzt darauf hofft, dass auch die Auslosung der Herren eine identische Paarung ergeben könnte: Ja, das ist möglich, aber wir müssen noch ziemlich lange warten, bis es da Gewissheit gibt. Die Auslosung findet erst am 01. Oktober statt (STAY TUNED!). Sehr spät, ja, aber zwei Spiele stehen auch noch aus (Preußen Münster vs. Bayern München und Wehen Wiesbaden vs. RaBa Leipzig). Die Zweitrundenspiele finden dann am 31. Oktober und 01. November statt.
Atlas weiter anders unterwegs
Eher fraglos als fragend waren viele, als sich der SV Atlas Delmenhorst nach dem Spiel gegen den FC St. Pauli zum in der Gästekurve gezeigten Banner („Euer einziger „Kult“ sind Eure Nazis – Atlas abschaffen“) äußerte und diesen als „mindestens unangemessen“ bezeichnete. Denn wie auch schon bei der Stellungnahme zum Training im Gym von Danny Gierden („Es hat zu keiner Zeit eine politische Ansprache gegeben“) oder beim Umgang mit einem ehemaligen AfD-Ratsherrn im „Borussenfront“-Shirt („Wenn er mit einem normalen T-Shirt wieder ins Stadion kommt, ist das für uns okay.“), reagierte der Verein auch auf den Hinweis, dass im Stadion Personen identifiziert wurden, die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden: „Wir haben keine Kenntnis davon, dass Personen im Stadion und auch die medial benannten Personen, sich im Stadion zum Spiel gegen den FC St. Pauli auffällig oder in einer Tendenz rechtsradikal verhalten haben.“
Ja, da bleibt man wirklich komplett fraglos zurück, wenn ein Verein so mit solchen Dingen umgeht, die eigenen Probleme zu negieren scheint und stattdessen mit dem Finger auf andere zeigt. Angesprochen auf die Pressemitteilung des SVA, sagte Patrick Gensing, Leiter der Medienabteilung des FCSP, gegenüber der MOPO (€): „Was die Pressemitteilung betrifft, stellen wir fest, dass aus unserer Sicht nicht ein Plakat in einer Fankurve das Problem ist, sondern die Anwesenheit von Rechtsextremen.“
Stay not tuned – denn ich hoffe, dass das nächste Spiel gegen den SV Atlas Delmenhorst noch sehr lange hin sein wird. Bis dahin volle Solidarität mit all jenen, die sich dort gegen rechte Tendenzen im Verein stellen.
Pressekonferenz und Medienrunde
Antworten auf die gestellten Fragen werde ich versuchen auf der Pressekonferenz vor dem Fürth-Spiel zu bekommen. Die findet früh am Donnerstag statt. Vorher gibt es aber weitere Fragen an der Kollaustraße. Denn nachdem ich mich mit meinen Fahrrad dorthin gequält habe, werden die anwesenden Journalist*innen mit einer Medienrunde belohnt. Welcher Spieler von bohrenden Fragen durchlöchert werden wird? Stay tuned 😉
// Tim
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Hui, da bin ich gespannt wie Opta dings Ranking gegen Goalimpact abschneidet, wenn die Platzierungen so unterschiedlich sind. Und bei Gaolimpact Elversberg vor dem FC steht.
Ach ja, goalimpact. Letztes Jahr waren wir da ja Absteiger Nr. 1. Und Darmstadt wurde nur ein Punkt mehr als uns zugetraut. Sehr aussagekräftige Daten scheinen die da zu haben… https://twitter.com/Goalimpact/status/1547930797193105408/photo/1
Jupp
Also ich weiß nicht, was ihr gegen goalimpact habt. Laut der Tabelle hat der HSV einen expected rank von 4,7
Abgesehen davon gibt es keine Aufsteiger, Fürth muss in die Abstiegsrelegation und es gibt keine direkten Absteiger. Das klingt doch sehr nach einer entspannten Saison für die allermeisten
Moin Tim,
ich bin ja auch seit Wochen tuned ohne Ende wegen Transfermarkt und Stürmer und so.
Aber gerade seit Hürzeler damit spielt Dapo ins Sturmzentrum zu stellen bekomme ich blöde Erinnerungen an deinen Beitrag über ihn, als er zu uns kam.
Dort zitiertest Du nämlich Wanderers-Trainer Ian Evatt, der sinngemäß sagte:
„Dapo ist eigentlich der geilste, aber wir haben das System umgestellt und mit dem Positionswechsel kam er nicht wirklich klar.“
War dieser Positionswechsel nicht auch, dass Dapo ins Sturmzentrum gepackt wurde. In dem Fall in einen Zweiersturm?
Exakt
Moin Tim,
Platz 14 ist aber doch noch im Profitopf?
—
Zu den Frauen. Verlieren ist keine Option. Und in diesem Fall, 2. Runde DFB Pokal gegen Stellingen halte ich das Millerntor Stadion tatsächlich für angemessen. Alles andere als eine ahem zumindest hohe vierstellige Zahl an Zuschauer*innen fände ich dann doch sehr enttäuschend.
Mal sehen wie viele am 2. September den Weg nach Jesteburg finden…
Forza.
Nachtrag.
Die Menners spielen an diesem Wochenende aus welchen Gründen auch immer eh nicht. Also
Alle Hin Da.