Durch den Abgang von Jakov Medić ändern sich die Aussichten für einige Spieler im Kader des FC St. Pauli – nicht nur in der Innenverteidigung und nicht nur ins Positive.
(Titelbild: Stefan Groenveld)
Der Transfer von Jakov Medić zu Ajax Amsterdam ist zweifelsohne ein herber Verlust für den FCSP. Aber dieser Abgang war erwartbar und entsprechend wurde dafür vorgebaut. Und so sorgt dieser nun freie Kaderplatz dafür, dass andere Spieler nachrücken und auf mehr Spielzeit hoffen können. Auf der anderen Seite könnte dieser Wechsel eine Art Domino-Effekt auslösen, der weitere Veränderungen im Kader des FC St. Pauli mit sich bringt.
Innenverteidigung stellt sich vorerst von alleine auf
Der Samstag brachte für den FCSP zumindest für die nächsten beiden Spiele in der 2. Bundesliga einen doppelten Verlust in der Innenverteidigung. Denn während Jakov Medić den Vertrag in Amsterdam unterschrieb, sah Karol Mets die rote Karte für sein hartes Einsteigen. Am Montag stand fest: Der seit Sommer fest verpflichtete Innenverteidiger ist für sein Vergehen für zwei Ligaspiele gesperrt worden. Er verpasst damit die Partie in Fürth und zuhause gegen Magdeburg.
Fragezeichen hinter Dźwigała und Nemeth
Die so erfolgreiche Innenverteidigung der Rückrunde ist damit auseinandergebrochen und muss vorerst sogar auf zwei Positionen ersetzt werden. Plötzlich ist die Luft dünn in der Innenverteidigung. Denn in den ersten beiden Ligaspielen war Adam Dźwigała nicht einsatzfähig. Eine Muskelverletzung, die er sich vor dem letzten Test gegen Hapoel Tel Aviv zugezogen hat, zwingt ihn bereits länger zur Pause. Zwar trainiert er wieder, aber mindestens für das Pokalspiel in Delmenhorst dürfte ein Einsatz zu früh kommen. Da kann aber Mets immerhin noch spielen, der ja nur für die Liga gesperrt wurde. Eine Woche später muss Mets aber ersetzt werden.
Und so bietet der Medić-Transfer und die Mets-Sperre eine echte Chance. Gegen Fortuna Düsseldorf nutzte diese Hauke Wahl, der in der Innenverteidigung eine gute Leistung zeigte. In den kommenden Spielen dürfte sich der Fokus dann in Richtung David Nemeth erweitern. Das auch völlig zurecht, weil er in seinen wenigen Auftritten im Trikot des FCSP überzeugen konnte. Doch nach seiner Schambeinentzündung hat der 22-jährige heute auf den Tag genau seit zehn Monaten keinen Zweitligafußball mehr gespielt. Immerhin kam er kürzlich in der U23 des FCSP gegen Jeddeloh II für rund eine Stunde zum Einsatz. Von 90 Minuten Zweitligafußball ist das aber natürlich noch einen großen Schritt entfernt. Die aktuelle Personalsituation könnte den Wiedereingliederungsprozess von Nemeth aber beschleunigen.
Bewegung auf der Sechs?
Vor dem Saisonstart erklärte Fabian Hürzeler was er mit Hauke Wahl vorhat: Er soll sowohl in der Innenverteidigung, als auch auf der Sechserposition zum Einsatz kommen. Die aktuelle Situation in der Innenverteidigung dürfte aber dazu führen, dass sich der Tanzbereich des Neuzugangs vorerst nicht im defensiven Mittelfeld befindet. Somit führt der Medić-Transfer auch an anderer Stelle zu einer Veränderung.
Denn für Afeez Aremu waren die Aussichten auf Spielzeit zuletzt ziemlich dürftig. An Jackson Irvine, Marcel Hartel und Eric Smith gab es schon in der Rückrunde 22/23 kein Vorbeikommen. Und dann kam auch noch Wahl dazu, der auch gleich die erste Wechseloption für Hürzeler in Kaiserslautern war. Aremu stand bisher keine Minute auf dem Platz. Da nun aber etwas mehr Luft in der Innenverteidigung ist und Wahl dort gebraucht wird, dürfte dies auch die Einsatzchancen von Aremu erhöhen. Er dürfte nun vorerst zumindest wieder die erste Wahl (anstelle von Wahl, höhö) auf der Sechs hinter den Stammkräften sein.
Ein Zugang für die Offensive?
Der Transfer von Medić zu Ajax Amsterdam könnte aber noch an einer weiteren Stelle im Kader zu Veränderungen führen: Denn auch wenn der Verlust sportlich enorm ist, so hat der FC St. Pauli auch einen ordentlichen Batzen Geld eingestrichen, der sich durch Boni und Klauseln sogar noch erhöhen kann. Diese Einnahmen sind notwendig und zwar nicht nur, um einen schlagkräftigen Kader zu finanzieren: Unter anderem die Inflation und fehlende Einnahmen durch den Verzicht auf gewisse Sponsoren führen dazu, dass sich die Kassen des FCSP über jeden Euro freuen, der sie füllt. Trotzdem bleibt da noch eine Summe übrig, die, wenn sich die Chance auf dem Transfermarkt ergibt, in einen neuen Stürmer gesteckt werden soll, so ist zu hören.
Der Zeitpunkt, um die Suche nach einem Stümer zu intensivieren bzw. nun auch mit einem finanziellen Spielraum unterwegs zu sein, ist dabei gar nicht mal so schlecht. Klar, es wäre natürlich viel besser, wenn zum Start der Vorbereitung bereits alle Spieler da sind. Aber die zweite Liga startet nun einmal brutal früh in die Saison. Da ist dann vielleicht auch mal etwas „Mut zur Lücke“ in den Kadern gefragt, um den richtigen Zeitpunkt für Transfers abzuwarten. Dieser könnte jetzt kommen. Denn mit dem Pokal-Wochenende starten auch sämtliche Bundesligisten in die neue Saison. Das wird dazu führen, dass dem ein oder anderen Spieler klar wird, dass er bei seinem Club weniger Spielzeit bekommen wird, als erwartet. Dadurch kommt noch einmal Bewegung in den Transfermarkt und Spieler, die bisher nicht im Schaufenster waren befinden sich plötzlich auf Clubsuche.
…und ein Abgang auch?
Sollte der FC St. Pauli noch eine neue Offensivkraft verpflichten, dann könnte dies auch dazu führen, dass noch ein Spieler den Club verlassen wird. „Aber mein Ziel an sich ist es schon, hier zu bleiben. Und wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, dann kann ich mir das gut vorstellen.“ – das sind die Worte von Johannes Eggestein vor rund einem Monat gewesen. Klar ist: Wenn noch ein neuer Stürmer kommt, dann bleibt es nicht, wie es ist.
Klar ist auch, dass Johannes Eggestein beim FC St. Pauli einfach nicht zum Zug kommt. Stattdessen kommen mit Marcel Hartel und Dapo Afolayan sogar Spieler auf der zentralen Offensivposition zum Einsatz, die dort nicht zu erwarten waren. Eggestein hingegen wurde in den 19 Ligaspielen des Jahres 2023 nur sechsmal eingesetzt. So dürfte bereits der IST-Zustand für ihn eine äußerst frustrierende Situation sein. Die Verpflichtung eines weiteren Stürmers, der ganz sicher nicht für die Breite, sondern für die Spitze geholt wird, würde seine Situation nicht verbessern. Ein möglicher Abgang von Eggestein ist also aufgrund des Abgangs von Jakov Medić nicht unwahrscheinlicher geworden.
Weitere Personalien
(Da die „Lage am Millerntor“ aktuell im Urlaub ist, nehme ich die folgende Nachricht mal mit in den Artikel)
Am Montag vermeldete der FC St. Pauli, dass die Verträge mit dem Leitungs-Duo des Nachwuchsleistungszentrums, Benjamin Liedtke und Fabian Seeger verlängert wurden. Da in der Mitteilung steht „Liedtke und Seeger (…) werden auch in den kommenden Jahren für den Nachwuchs verantwortlich sein“, handelt es sich dabei um eine längerfristige Entscheidung. Kontinuität dürfte auf diesen Positionen in den nächsten Jahren wichtig sein.
Denn bekanntlich plant der FC St. Pauli ein großes Umbauprojekt, welches den Umzug des NLZ an die Kollaustraße vorsieht. Zudem gibt es im nächsten Jahr eine tiefgreifende Reform im Spitzen-Jugendfußball in Deutschland, an dessen Entwicklung Liedtke maßgeblich beteiligt gewesen ist. Besonders wichtig ist für den FCSP die Verzahnung von NLZ, U23 und den Profis. Das aktuelle Beispiel Luca Günther zeigt, wie gewinnbringend so eine enge Verzahnung sein kann. Liedtke betonte im Zuge der Verlängerung dann auch „die sehr gute und enge Zusammenarbeit mit Carsten Rothenbach und Andreas Bornemann“.
// Tim
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Moin klingt alles schlüssig, wobei ich das mit J. Eggestein wirklich nicht mehr verstehe. Ich denke ja persönlich, dass in ihm mehr steckt. Bei Trainerwechsel gibt es halt auch immer mal Verlierer. Aber ein Spieler, der eigentlich die ganze Rückrunde nicht mehr spielt und jetzt und in der Vorbereitung und auch jetzt nicht eingewechselt wird und statt dessen Mittelfeldspieler auf „seiner“ Position spielen, sollte auf einen Wechsel drängen. Er ist in dieser Konstellationen ja nicht einmal mehr nah dran. Ich persönlich würde ihn erst einmal verleihen.
Medić hatte in der letzten Saison einige eklatante Fehler gemacht. Bin eigentlich froh das er für viel Geld gegangen ist. Da sollte man nicht zu lange hinterher weinen.