Enttäuschte Zufriedenheit – Die Stimmen zu SGF vs. FCSP

Enttäuschte Zufriedenheit – Die Stimmen zu SGF vs. FCSP

Der FC St. Pauli holt einen Punkt bei der SpVgg Greuther Fürth. Im Anschluss zeigten sich Trainer und Spieler des FCSP enttäuscht und zufrieden zugleich. Die Stimmen zum Spiel.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Es ist schwer dieses Spiel richtig einzuordnen. War das nun ein gewonnener Punkt? Angesichts der letzten Spielminuten sicher nicht, da wäre der Sieg schon verdient gewesen. Aber in den 85 Minuten zuvor gab es eigentlich keine richtige Torchance. Allerdings auf beiden Seiten. Es könnte also eine „Ist das Glas halb voll oder halb leer“-Geschichte sein, die bei einigen dazu führt dieses Spiel sehr positiv zu bewerten und bei anderen dazu, dass das eben nicht der Fall ist. Die Analyse: Eingeschmolzen

Trainerstimmen

Zorniger: „nicht so hochintensiv wie sonst“

Fürths Trainer Alexander Zorniger erklärte, dass die hohen Temperaturen auf dem Platz dafür sorgten, dass man beim Kleeblatt „nicht in unser hohes Pressing reingekommen“ sei. Entsprechend sei das Spiel „nicht so hochintensiv wie sonst“ am Ronhof gewesen. Tempo spielte aber doch eine Rolle, denn Zorniger erklärte, dass sein Team „mit Tim Lemperle die Schnelligkeitsvorteile“ ausgenutzt habe und er grundsätzlich zufrieden war mit dem eigenen Umschaltspiel.

Auch mit der eigenen Defenive in der ersten Halbzeit zeigte sich Zorniger zufrieden: „Ich kann mich an keine Torchancen von St. Pauli in der ersten Halbzeit erinnern.“ Dann aber habe man im zweiten Abschnitt „den Zugriff auf das Spiel gar nicht mehr bekommen“. Fürth habe dann die Formation auf ein 5-4-1 umgestellt (Anm.: Das geschah bereits in der ersten Halbzeit), aber in dieser Formation sei man „nicht aggressiv genug in den jeweiligen Korridoren“ gewesen. Zornigers Fazit: „Ich denke, dass beide Mannschaften mit dem Unentschieden zufrieden sein können.“

Hürzeler: „müssen leider mit dem Punkt leben“

Fabian Hürzeler zeigte sich insgesamt zufrieden mit der Leistung seines Teams. Er sagte: „Wir sind sehr, sehr gut reingekommen, speziell die ersten 20-25 Minuten haben wir es wirklich sehr gut gemacht“, auch wenn man keine hochprozentigen Torchancen gehabt habe. Dann aber „hat der Schlendrian Einzug gehalten“ und sein Team zeigte „zu wenig Intensität im Anlaufen, hatte zu viele einfache Ballverluste im Zentrum.“

Das sah dann aber im zweiten Abschnitt wieder anders aus, mit dem sich Hürzeler „sehr zufrieden“ zeigte, weil sein Team das Spiel „noch mehr kontrolliert“ und „viel Geduld“ gehabt habe. Herausgekommen sind dabei „viele gute Ballbesitzpassagen und drei-vier hochkarätige Chancen.“ Da der FC St. Pauli diese aber nicht genutzt hat „müssen wir leider mit dem Punkt leben. Trotzdem können wir mit der Leistung zufrieden sein.“ Gegenüber dem Abendblatt (€) wurde Hürzeler noch deutlicher, was die Einschätzung der Leistung seines Teams angeht: „Die zweite Halbzeit war mit das Beste, was ich bisher von meiner Mannschaft gesehen habe.“

Angesprochen auf den aberkannten Treffer kurz vor Schluss sagte Hürzeler auf der Pressekonferenz diplomatisch, dass man es „auch anders auslegen“ hätte können. Später erklärte er: „Wenn man die Kopfbewegung anguckt, dann sieht man: Der weiß ganz genau, wo er hinköpft. Wenn ich zum Kopfball gehe, dann kann ich den Ball, glaube ich, nicht viel kontrollierter spielen. Viel klarer geht es für mich nicht.“

Hamburg, Deutschland, 05.08.2023, Fussball, 2. Bundesliga - Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli, beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf - Copyright: Peter Boehmer
Fabian Hürzeler war zufrieden mit der Leistung seines Teams, nicht aber mit der Schiedsrichter-Entscheidung kurz vor Schluss.
(c) Peter Boehmer

Spielerstimmen

Wie stark die Wetterbedingungen das Spielgeschehen beeinflusst haben, betonte nicht nur Alexander Zorniger. Die Tatsache, dass Marcel „die Lunge“ Hartel nach dem Spiel sagte, dass es eine „seeehr anstrengende Angelegenheit“ gewesen sei, unterstreicht dies. Denn Hartel ist auch in dieser Saison ligaweit bereits wieder an der Spitze jener Spieler, die am meisten Kilometer zurückgelegt haben, kennt sich mit Anstrengung also aus. Und er ist auch derjenige, der wirklich immer nach den Spielen Rede und Antwort steht und das Spiel zusammenfasst (von FCSP TV entnommen):

„Wir haben in der ersten Halbzeit die ersten 20 Minuten sehr guten Fußball gespielt, haben Fürth kaum zur Entfaltung kommen lassen (…). Doch dann haben wir stark nachgelassen in den letzten 25 Minuten. Nach der Halbzeit sind wir dann gut rausgekommen, haben gut Fußball gespielt und die ein oder andere Möglichkeit gehabt, aber am Ende leider nichts daraus gemacht.“

Marcel Hartel nach dem Spiel gegen die SpVgg Fürth

Herausfordernd: Scott Banks

Bereits bei der Erstellung des Spielerprofils schrieb ich: Erstkontakt mit schottischem Akzent ist von Vorteil, wenn man Scott Banks verstehen möchte. Hilfreich ist in jedem Fall die Übersetzung, die der FCSP im Video direkt mitliefert. Banks war natürlich zufrieden, dass er sein Debüt für den FC St. Pauli feiern konnte und zeigte sich sehr beeindruckt vom Support in Fürth („Our fans deserve a win“). Zudem erzählte er auch, dass er „super aufgenommen“ wurde im Team und Verein und er sich bereits auf das nächste Spiel und den Support freue. Da gibt es sicher viele, die sich auch darauf freuen, wenn Scott Banks am Millerntor zum Einsatz kommt. Und ich freue mich auf den Erstkontakt in der mixed-zone.

Ein paar weitere Stimmen gibt es auf der Webseite des FC St. Pauli. Das Gefühl, welches uns alle irgendwie nach der Partie umhüllt, wurde von Jackson Irvine auf den Punkt gebracht: „Auf der einen Seite haben wir erneut die Null gehalten und das Spiel nicht verloren. Aber es ist das zweite Spiel in Folge, wo wir sagen können, dass wir die besseren Chancen hatten, aber kein Tor erzielt haben.“
Andreas Albers sprach natürlich auch über den nicht gegebenen Treffer und hatte da eine klare Meinung: „Die Frage ist, ob es in der Folge eine kontrollierte Abwehraktion des Verteidigers war. Die Schiedsrichter haben es als unkontrolliertes Abwehren bewertet. Diese Meinung teile ich nicht.“

Punkt gewonnen oder zwei verloren?

Auch nach Zusammentragen der Trainer- und Spielerstimmen bin ich persönlich nicht wirklich schlauer, ob man sich nun über einen Punktgewinn freuen kann. Es dürfte auf den Blickwinkel ankommen. Angesichts der Chancen zum Ende der Partie kann man sich ganz sicher ärgern, vor allem aufgrund des nicht gegebenen Treffers. Angesichts einer großen Chancenarmut in den meisten Abschnitten des Spiels, kann man das bereits anders sehen, Ball- und Spielkontrolle hin oder her. Andererseits: Auswärts kein Gegentor fangen ist eine Sache, an die wir uns vielleicht bereits gewöhnt haben. Dabei war defensive Stabilität nie das Markenzeichen des FCSP. Die Spieler und auch Fabian Hürzeler waren in jedem Fall enttäuscht, dass eine aus ihrer Sicht sehr gute Leistung nicht zu drei Punkten reichte.

// Tim

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4 thoughts on “Enttäuschte Zufriedenheit – Die Stimmen zu SGF vs. FCSP

  1. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso die 1. Halbzeit in Teilen so gut gesehen wird. Zum Fußball gehört Offensive und Defensive. Dass letztere gut war, kann kaum jemand bestreiten. Aber ein xG-Wert für die 1. Halbzeit von 0,05 ist in meinen Augen inakzeptabel.
    Wenn wir oben mitspielen wollen, reicht es nicht, 2-3 Chancen zu generieren und hinten weitgehend dich zu halten, wobei Fürth ja auch eine gute Chance hatte.

    1. Ich bin der Meinung das es beides dazu gehört, doch denke auch bei der Stärke des Gegners die definitiv vorhanden ist war es eine gute erste Hälfte. Dazu die Temperatur und das Wissen das das Spiel min bis zur 90 Minute geht. Und ganz Wichtig (liebe Grüße an Maik) das entscheidende Tor nicht zu früh schießen. Dann das nicht verständlich nicht werten des Treffers, naja. Ich finde man sieht das die Mannschaft hinter unwahrscheinlich stabil ist und vorne der Knoten platzen muss. Ich bin auch für Albers von Anfang an damit er seine Abschluss stärke ausspielen kann. Denn auch Burgi hat pro Spiel ein paar Chancen gebraucht bis der Ball im Netz zappelte. Doch er hatte meist min 80 Minuten dafür und die sollte Albers auch bekommen. Forza 🤎🤍❤️

  2. It’s also impressive that this defensive stability is not affected by a change in personnel. In three games, we have used five different central defenders (not counting Smith) and the defensive behaviour remained unaffected. IT means a lot regarding team cohesion in defensive duties.

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