Steht der FC St. Pauli zu Recht ganz oben in der Tabelle? Und wie hat sich der Kader im Vergleich zur letzten Saison verändert? Wo sind die Stärken, wo die Schwachstellen? Das Global Soccer Network hat dem MillernTon einen Einblick in die Zahlen gegeben.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Als Tabellenführer ist der FC St. Pauli in die Länderspielpause gegangen und hat damit mehr oder weniger den Weg fortgesetzt, auf dem das Team in der Rückrunde der Vorsaison gestartet ist. Klar, es war damit zu rechnen, dass der FCSP nicht unbedingt gegen den Abstieg spielen würde. Aber angesichts der doch sehr namhaften Abgänge war fraglich, ob die Leistungen des ersten Halbjahres 2023 auch im Herbst gezeigt werden können. Doch bisher sieht es so aus, als könne der FC St. Pauli nahtlos anknüpfen und somit hat er sich zu einem Aufstiegskandidaten gemausert.
Wie sich der Kader des FC St. Pauli entwickelt hat, dazu haben wir uns erneut mit Dustin Böttger vom Global Soccer Network (GSN) unterhalten. Bereits in den Vorjahren hat uns Böttger Rede und Antwort zum Kader gestanden (schaut mal hier rein für die Saison 20/21, hier für die Saison 21/22 und hier für die letzte Saison). Ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens ist der GSN-Index, anhand dessen die aktuelle und potenzielle Leistungsfähigkeit der Spieler dargestellt wird.
Wichtig: Die Leistungsfähigkeit ist ungleich der aktuellen Leistung. Details dazu findet Ihr hier.
Moin Dustin, der FC St. Pauli ist aktuell Tabellenführer der 2. Bundesliga. Zu Recht?
Aktuell absolut zu Recht, ja. Man hat ligaweit nicht nur die meisten Punkte mit aktuell 19, sondern führt auch die Tabelle der Expected Points mit aktuell 16,74 an.
Wo steht denn der FCSP im Ligavergleich, wenn man den von Euch ermittelten GSN-Index berücksichtigt?
Betrachtet man den kompletten Kader, liegt St.Pauli hier mit einem Durchschnittsindex von 60,45 auf Rang 4 in der Liga.
Nehmen wir nur die von Hürzeler präferierte Start-Elf, liegt St.Pauli mit einem Durchschnittsindex von 62,14 auf Rang 3.
Mit Leart Paqarada, Lukas Daschner und Jakov Medic hat der FC St. Pauli im Sommer einige Leistungsträger verloren. Auch Afeez Aremu und Betim Fazliji wurden von Euch relativ hoch eingeschätzt. Ist der Kader im Vergleich zur letzten Saison etwas schwächer geworden?
Ganz im Gegenteil. Mit Paqarada, Daschner und Medic hat man Leistungsträger verloren, das ist richtig.
Schaut man sich deren GSN-Index an, Paqarada mit einem Index von 62,52, Medic mit 64,61 sowie Daschner mit 64,60, sind das sehr gute Spieler für einen Zweitligisten, die man aber durch gutes Scouting durchaus kompensieren kann, was man zum Teil auch getan hat. Hauke Wahl hat den Medic-Part in der 3er-Kette übernommen, mit einem Index von 64,30 steht er ihm in nichts nach. Den Daschner-Abgang konnte man intern durch Johannes Eggestein kompensieren, lediglich Paqarada auf der linken Schiene konnte man mit Ritzka nicht komplett kompensieren, auch wenn Ritzka durchaus an Qualität gewonnen hat.
Aremu und Fazliji haben weiterhin ihr relativ hohes Rating, haben allerdings in der vergangenen Saison keine wirklich große Rolle bei St.Pauli gespielt. Aremu 846 Minuten in der Liga, Fazliji mit 635 Minuten. Ihr Abgang kann also durchaus verkraftet werden.
Der Kader
Viele Spieler haben sich auch weiterentwickelt (im Vergleich zum Stand vom 25. September 2022, unserer letzten Kaderanalyse)
- Marcel Hartel von 65,04 auf 65,38
- Eric Smith von 63,89 auf 64,62
- Nikola Vasilj von 63,27 auf 63,44
- Jackson Irvine von 58,86 auf 59,21
- Lars Ritzka von 53,80 auf 56,33
- Connor Metcalfe von 51,35 auf 57,69
- Carlo Boukhalfa von 53,47 auf 55,49
Stand 25. September 2022 lag der Durchschnittsindex bei 59,03, aktuell liegt er bei 60,45. Der Kader ist also durchaus stärker geworden.
Seit Fabian Hürzeler Cheftrainer des FC St. Pauli ist, besticht das Team vor allem durch defensive Stabilität. Hat das Team auch die besten Einzelspieler in der Abwehr?
Gehen wir mal die einzelnen Positionen und ihre Stammspieler durch:
Tor
- Nikola Vasilj mit einem aktuellen GSN-Index von 63,44 auf Rang 8
- Nikola Vasilj mit einem aktuellen Performance Score von 57,20 auf Rang 4
Innenverteidiger
- Eric Smith mit einem aktuellen GSN-Index von 64,62 auf Rang 15
- Hauke Wahl mit einem aktuellen GSN-Index von 64,30 auf Rang 17
- Karol Mets mit einem aktuellen GSN-Index von 60,56 auf Rang 33
- Eric Smith mit einem aktuellen Performance Score von 60,32 auf Rang 23
- Hauke Wahl mit einem aktuellen Performance Score von 58,62 auf Rang 40
- Karol Mets mit einem aktuellen Performance Score von 59,46 auf Rang 29
Linker Schienenspieler
- Lars Ritzka mit einem aktuellen GSN-Index von 56,33 auf Rang 23
- Lars Ritzka mit einem aktuellen Performance Score von 57,28 auf Rang 9
Rechter Schienenspieler
- Manolis Saliakas mit einem aktuellen GSN-Index von 60,74 auf Rang 14
- Manolis Saliakas mit einem aktuellen Performance Score von 56,11 auf Rang 12
Man sieht, St.Pauli hat nicht die besten Einzelspieler, was die individuelle Qualität und auch die individuelle Performance angeht. Betrachtet man die Defensive im Ganzen, fallen mehrere Dinge auf.
Schauen wir uns den Wert der Team-DNA an, die angibt, wie gut einzelne Spieler in das taktische Konstrukt eines Teams passen, hat der Defensivverbund von St.Pauli einen Wert von 92,03 (auf einer Skala bis 100), was der Top-Wert der 2. Liga ist.
Der zweite relevante Wert ist die sogenannte Player Chemistry, die angibt, wie gut einzelne Spieler anhand ihrer Fähigkeiten zu ihren Mitspielern passen. Hier liegt der Wert bei 91,24 (auf einer Skala bis 100), was Rang 2 in der 2. Liga ist.
Individuell nicht die Allerstärksten, passen die einzelnen Spieler extrem gut zueinander sowie extrem gut ins taktische Konzept und in die Spielweise von Fabian Hürzeler, was die aktuell sehr gute defensive Performance erklärt.
Frei nach Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.
Luxus“problem“: David Nemeth
Wie kommt es denn, dass David Nemeth zwar den höchsten GSN-Index unter den Defensivspielern des FC St. Pauli hat, aber nicht an Hauke Wahl und Karol Mets vorbeikommt?
Du hast es angesprochen, Nemeth besitzt mit einem aktuellen GSN-Index von 67,75 den höchsten aller Defensivspieler im aktuellen Kader. Warum kommt er dann nicht an Wahl, Mets und auch Smith vorbei?
Hier müssen wir uns zuerst anschauen, welche Anforderungen Hürzeler an die Innenverteidiger hat. Diese müssen passsicher sein, immer anspielbereit, die erste Linie im eigenen geordneten Aufbau sein und sich durch eine progressive Spielweise und wertiges Passspiel auszeichnen. Dazu sollen sie durchaus auch mal ins Risiko gehen.
Der zweite Blick geht dann in die Daten der aktuellen Saison und wir vergleichen Nemeth mit seinen Mitspielern.
Pässe pro 90 Minuten:
- Nemeth – 33,89
- Wahl – 61,60
- Mets – 66,77
- Smith – 49,86
Man stellt fest: Nemeth spielt deutlich weniger Pässe als die Mitspieler.
Passquote:
- Nemeth – 94,81%
- Wahl – 94,38%
- Mets – 92,87%
- Smith – 89,13%
Nemeth hier mit der höchsten Passquote, die für sich alleine aber relativ wenig Aussagekraft hat, da uns Kontext fehlt.
Werfen wir zuerst einen Blick auf den Anteil der Pässe nach vorne im Vergleich zur kompletten Anzahl an Pässen pro 90 Minuten.
Anteil der Pässe nach vorne:
- Nemeth – 27,59%
- Wahl – 36,35%
- Mets – 35,78%
- Smith – 32,85%
Was schließen wir daraus? Das Passspiel von Nemeth ist deutlich mehr auf Sicherheit ausgelegt.
Zweiter Nachweis hierfür: Wie hoch ist der Anteil der Pässe in die gegnerische Hälfte sowie ins letzte Drittel am gesamten Passspiel?
Anteil Pässe in gegnerische Hälfte / ins letzte Drittel:
- Nemeth – 17,23% / 3,45%
- Wahl – 19,87% / 8,69%
- Mets – 20,16% / 11,86%
- Smith – 35,74% / 13,36%
Auch hier wird noch mal deutlich, dass das Passspiel von Nemeth mehr auf Sicherheit ausgelegt ist.
Neben dem eigenen sicheren Passspiel setzt Hürzeler auch darauf, dass die eigenen Innenverteidiger ständig anspielbereit sind. Schauen wir uns auch hierzu die Werte an.
Anspielstation pro 90 Minuten:
- Nemeth – 25,13
- Wahl – 45,78
- Mets – 50,54
- Smith – 37,27
Auch hier fällt Nemeth ab, die Mitspieler werden deutlich öfter gesucht.
Kommen wir zu den progressiven Aktionen, also Aktionen mit signifikantem Raumgewinn auf dem Weg zum gegnerischen Tor.
Progressive Pässe pro 90 Minuten:
- Nemeth – 1,75
- Wahl – 6,57
- Mets – 11,88
- Smith – 6,45
Raumgewinn mit progressivem Passspiel pro 90 Minuten:
- Nemeth – 154,98 Meter
- Wahl – 337,03 Meter
- Mets – 406,53 Meter
- Smith – 300,82 Meter
Progressive Läufe pro 90 Minuten:
- Nemeth – 1,17
- Wahl – 1,67
- Mets – 1,72
- Smith – 1,13
Raumgewinn mit progressiven Läufen pro 90 Minuten:
- Nemeth – 66,80 Meter
- Wahl – 117,54 Meter
- Mets – 131,77 Meter
- Smith – 71,90 Meter
Nemeth fällt also auch beim Thema Raumgewinn signifikant ab.
Kommen wir zum finalen Punkt, dem wertigen Passspiel. Auch hierfür haben wir eine Metrik entwickelt, die es möglich macht, jede Aktion eines Spielers auf eben seine Wertigkeit hin zu bewerten, ob die Aktion positiv oder negativ für das eigene Team ist beziehungsweise war. Der sogenannte Action Score, der ebenfalls wie das sehr viel bekanntere Expected Goals-Modell auf Wahrscheinlichkeiten fußt.
Schauen wir hier auf den Action Score der Pässe der jeweiligen Spieler, ergeben sich folgende Werte pro 90 Minuten.
Action Score Passspiel pro 90 Minuten:
- Nemeth – 0,165
- Wahl – 0,459
- Mets – 0,851
- Smith – 0,442
Final zusammengefasst lässt sich sagen, dass David Nemeth trotz seiner hohen Qualität am wenigsten in die aktuelle spielerische Ausrichtung des FC St.Pauli passt. Wenn wir uns auch hier noch mal die Werte Team-DNA und Player Chemistry anschauen, sieht man, dass Nemeth hier mit 84,71 (Team-DNA) sowie 82,98 (Player Chemistry) deutlich unter den starken Werten des Stamm-Defensivverbundes liegt. Nemeth könnte situativ trotz allem wichtig werden, da er defensivstark sowie kopfballstark ist. Wichtig genau dann, wenn man knappe Führungen über die Runden bringen muss.
Eggestein: Überdurchschnittliches Passspiel, guter Abschluss
Den höchsten GSN-Index im Kader besitzt aktuell Johannes Eggestein. Wodurch zeichnet er sich aus?
Sehr sehr vieles, was einen guten Stürmer ausmacht. Idealerweise als falsche Neun eingesetzt, bringt Eggestein eine starke, saubere Technik sowie eine saubere Ballverarbeitung und einen guten ersten Kontakt mit.
Dazu ein überdurchschnittliches Passspiel, ein guter eigener Abschluss, ordentliches Verhalten im offensiven 1 gegen 1 sowie ein ordentliches Kopfballspiel. Dazu hat er ein sehr gutes taktisches Verhalten, antizipiert sehr gut, mit guter offensiver Raumfindung sowie Übersicht unter Druck.
Ein Blick auf die Physis zeigt, dass er wenig verletzungsanfällig ist sowie über eine hohe Work Rate verfügt (12,08 Kilometer pro 90 Minuten). Er ist schnell auf den ersten Metern, auf Distanz fehlt es an Tempo.
Er müsste noch aggressiver und mutiger agieren, dazu fehlt etwas Stabilität im Zweikampf.
Aktuell ist er in blendender Form. Wird er noch mutiger und aggressiver und kann er das gemeinsam mit seiner starken Technik sowie Handlungsschnelligkeit auf den Platz bringen, könnte er durchaus für längere Zeit die A-Option im Sturm von St.Pauli sein.
Konntest Du anhand der Datenbasis nachvollziehen, dass Eggestein so lange beim FCSP nicht zum Zug kam? Waren Lukas Daschner in der Rückrunde und Andreas Albers zu Saisonbeginn besser als er oder haben sie besser ins System gepasst?
Fangen wir mit der Rückrunde der vergangenen Saison an. Hier muss man sagen, dass Daschner besser performt hat. Eggestein hier mit einem Performance Score von 55,18, Daschner mit 58,24. Daschner in diesem Zeitraum offensiv mit einer Überperformance, 0,59 Scorer-Punkte pro 90 Minuten (0,35 Tore + 0,24 Assists) gegenüber 0,45 xScorern (0,33xG + 0,12 xA). Eggestein im gleichen Zeitraum mit 0,00 Scorer-Punkten pro 90 Minuten (0,00 Tore + 0,00 Assists) gegenüber 0,30 xScorern (0,30 xG + 0,00 xA).
Hier war Daschner einfach besser.
Albers war wohl eine Systemfrage. Er ist ein Stürmer, der die zentralen Räume hält, sich oft an der 16er-Kante oder im 16er bewegt und sich maximal auf die 10er Position fallen lässt. Eggestein ist da etwas anders, hält sich immer mal wieder auch in den Halbräumen auf. Dazu ist Albers der bessere Kopfballspieler, was bei der Anzahl der gefährlichen Flankengeber im St.-Pauli-Kader durchaus auch eine plausible Variante sein kann. Allerdings hat Albers bisher nicht wirklich gezündet, ist am Unterperformen (aus 0,39xG pro 90 Minuten 0 Tore), weshalb der Wechsel zu Eggestein legitim war.
Wo wir gerade beim System sind: Welches Spielsystem und welche Formation würden denn am besten zu den Stärken des FCSP-Kaders passen?
Das 3-4-3 ist auch anhand der Daten aktuell das optimale System. Das sieht unsere KI auch so. Situativ sieht sie das meist praktizierte flache 3-4-3 vorne, in einigen Fällen auch ein 3-4-3 mit Raute, sprich, mit einem klaren offensiven Mittelfeldspieler sowie einem klaren defensiven Mittelfeldspieler.
Individuelle Entwicklung: Saad sprengt das Modell
Vergleicht man die aktuellen Index-Zahlen des Kaders mit jenen der Einzelspieler, die wir ja zumeist bei der Verpflichtung der Spieler veröffentlichen dürfen, so fällt die krasse Entwicklung von Elias Saad auf. Sein GSN-Index ist innerhalb von wenigen Monaten von 44,8 auf 56,5 gestiegen. Damit hat er seine Prognose von vor wenigen Monaten (möglicher GSN-Index Dezember 2022: 50,1; aktuell: 63,1) deutlich übertroffen. Wie kommt diese massive Veränderung zustande?
Ich habe es schon mehrmals angesprochen, dass kein Datensystem der Welt perfekt ist. Auch unseres nicht (*lacht*). Es gibt immer wieder Spieler, die unsere Daten und Modelle „outperformen“. Eigentlich auch gar nicht schlimm, weil es uns im Nachgang dabei hilft, noch mehr relevante Dinge in Betracht zu ziehen, Modelle zu justieren – in Summe unser ganzes System besser zu machen.
Elias Saad hat eine Entwicklung genommen, die so einfach nicht vorherzusehen zu war. Er hat so viele seiner Eigenschaften in kürzester Zeit so signifikant verbessert, hat sich so schnell an das Zweitliga-Level angepasst, das konnte unser System nicht prognostizieren. So ehrlich muss man sein. Umso mehr Glückwunsch an Elias Saad sowie die sportlich Verantwortlichen beim FC St.Pauli. Hier wurde speziell von Spielerseite hart gearbeitet, vonseiten der Verantwortlichen hat man alles richtig gemacht, ihn auf die richtige Position gestellt und seine Stärken ausspielen lassen, die man schon in der Regionalliga richtig erkannt hat. Dazu den Mut gehabt, ihm auch viele Minuten zu geben und Fehler zu verzeihen. Win-Win für alle Beteiligten.
GSN-Indices von über 60 bedeuten unteres Bundesliga-Niveau. Beim Blick auf den Kader und ihre Indices lässt sich locker und leicht eine Startelf zusammenstellen, die klar über diesem Wert liegt. Ist der FC St. Pauli bundesligareif, könnte dort mit diesem Kader also mithalten?
Die aktuell von Hürzeler präferierte Startelf hat einen durchschnittlichen GSN-Index von 62,14. Damit könnte man Bundesliga spielen, würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit aber im unteren Drittel befinden. Sollte man also am Ende der Saison tatsächlich aufsteigen, müsste man hier und dort durchaus an Qualität nachlegen, um komplett in der Bundesliga mithalten zu können. Ein qualitativ gutes Grundgerüst ist aber absolut vorhanden.
Der Trainer
Habt ihr eigentlich auch Abschätzungen zur Arbeit von Trainer*innen? Fabian Hürzeler ist ja nicht viel weniger als ein Shootingstar auf der Trainerbank, oder?
Selbstverständlich können wir auch Trainer bewerten – mit dem GSN-Trainer-Index.
Relevante Punkte:
- Die Stärke des eigenen Teams im Verhältnis zur Stärke der Liga – geholte Punkte werden faktorisiert.
- Die Spielerentwicklung – entwickeln sich Spieler unter einem bestimmten Trainer weiter, stagnieren sie oder werden gar schlechter?
- Taktische Flexibilität – schafft es ein Trainer, sein Team situationsbedingt taktisch umzustellen, um damit erfolgreich zu sein?
- Statistische Werte der Mannschaft (Performance-Werte, Werte zur Spielweise) – auch taktisch und technisch.
Fabian Hürzeler hat einen GSN-Trainer-Index von 60,83. Damit ist er auf Bundesliganiveau. Und das mit nur 30 Jahren. Die beiden Trainer, die so jung auf ähnlichem Niveau waren, sind Julian Nagelsmann sowie Domenico Tedesco. Beide nicht ganz unerfolgreich.
Der Nachwuchs
Gerne möchten wir den Blick noch ein wenig in Richtung U23 des FC St. Pauli lenken. Mit Luca Günther, Lennart Appe, Bennet Winter und Niklas Jessen sind dort vier Spieler oft im Einsatz, die Profiverträge besitzen. Ist ihnen der dauerhafte Sprung in den Lizenzkader zuzutrauen?
Schauen wir uns hier die GSN-Werte der jeweiligen Spieler an.
- Luca Günther – aktueller GSN-Index bei 41,57 (unterdurchschnittlicher Drittliga-Spieler)
– möglicher GSN-Index bei 48,22 (starker Drittliga-Spieler) - Lennart Appe – aktueller GSN-Index bei 48,29 (starker Drittliga-Spieler)
– möglicher GSN-Index bei 51,32 (unterdurchschnittlicher Zweitliga-Spieler) - Bennet Winter – aktueller GSN-Index bei 49,95 (starker Drittliga-Spieler)
– möglicher GSN-Index bei 57,20 (überdurchschnittlicher Zweitliga-Spieler) - Niklas Jessen – aktueller GSN-Index bei 50,47 (unterdurchschnittlicher Zweitliga-Spieler)
– möglicher GSN Index bei 64,03 (Durchschnitt Bundesliga)
Um die Frage seriös zu beantworten, muss man schauen, wo der FC St.Pauli in den kommenden Jahren spielt. Günther und Appe trauen wir den dauerhaften Sprung nicht zu, Bennet Winter nur dann, wenn man weiterhin 2. Liga spielt. Niklas Jessen sollte man aus unserer Sicht auf jeden Fall behalten, er kann langfristig auch Bundesliga spielen.
Einen richtig guten Eindruck machte zuletzt Mittelfeldspieler Max Marie. Innenverteidiger Tjark Scheller war sogar schon im Spieltagskader. Wie sieht es bei ihnen aus?
Auch hier würde ich gerne mit einem Blick auf die Indices starten:
- Max Marie – aktueller GSN-Index bei 50,16 (unterdurchschnittlicher Zweitliga-Spieler)
– möglicher GSN-Index bei 58,22 (starker Zweitliga-Spieler) - Tjark Scheller – aktueller GSN-Index bei 53,13 (leicht unterdurchschnittlicher Zweitliga-Spieler)
– möglicher GSN-Index bei 59,53 (starker Zweitliga-Spieler)
Beide sind dran am Kader und sollten weiterhin in Betracht gezogen werden, sollte es eventuell mit dem Aufstieg nicht klappen. Gerade Scheller wäre für die 2. Liga interessant. Einen 1,92-Meter-Innenverteidiger, beidfüßig, mit gutem Passspiel, findet man dort nicht so oft.
Spannend aus unserer Sicht wären noch Jannis Turtschan, Linksverteidiger bei St. Pauli II sowie Eric da Silva Moreira, Rechtsaußen bei der U19 des FC St. Pauli.
- Jannis Turtschan – aktueller GSN-Index bei 55,35 (Durchschnitt 2. Liga) – möglicher GSN-Index bei 66,48 (Durchschnitt Bundesliga)
- Eric da Silva Moreira – aktueller GSN-Index bei 52,90 (unterdurchschnittlicher Zweitliga-Spieler) – möglicher GSN-Index bei 68,24 (starker Bundesligaspieler)
Dustin, vielen Dank für das Gespräch, die Analyse und diesen tiefen Einblick in den Kader des FC St. Pauli.
Forza St. Pauli!
// Tim
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Ich bin sehr gespannt wie sich Eric da Silva Moreira entwickelt. Hab allerdings gerade gesehen, dass er in sechs von acht Spielen der U19 nicht im Kader stand. Gewisse Springer-Medien kolportieren, dass Union ihn schon seit Monaten umwirbt und Uneinigkeiten zwischen Verein und Spieler über einen eventuellen Wechsel bestehen könnten aber wer weiß.
Ein Highlight am Morgen- vielen Dank für die interessante Analyse! Speziell auch der Blick auf den Nachwuchs ist sehr spannend! Da scheint es ja ein paar Rohdiamanten zu geben.
Entweder ist die KI da einer ganz heißen Taktik auf der Spur, oder es hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen:
„…in einigen Fällen auch ein 3-4-4 mit Raute…“
Hmmm, bei Nemeth bleibt m.E. viel unberücksichtigt. Welcher Datenumfang wird denn da zugrunde gelegt? Ich meine, Nemeth hat diese Saison gerade mal 1,5 Spiele gemacht. Dazu kommt, dass er aus einer langen Verletzungspause kommt und wenig Spielpraxis hat. M.E. verbessert sich gerade auch die Qualität des Passspiels mit einem mehr an Spielpraxis. Insofern finde ich es schwierig, da ausschließlich die blanken Ist-Werte als Begründung heranzuziehen.
Wollte ich auch gerade schreiben. Die Datenbasis dürfte sehr viel schmaler sein, als bei den Spielern, mit denen Nemeth verglichen wird.
Aber schön , dass wir solche Luxusprobleme wie ihn haben!
Danke für die Analyse.
Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.
Aristoteles aber auch: „ZUR HÖLLE WELCHE 39 VERTEIDIGER IN DER ZWEITEN LIGA PERFORMEN DENN IM MOMENT BESSER ALS HAUKE WAHL???!1!!!
Ich begrüße diese Baseballisierung des Fußballjournalismus ausdrücklich!
Sehr spannende Analyse, die in mir aber auch etwas Angst hinterlässt.
Bzw. den bitteren Beigeschmack, dass erneut (wie damals mit Burgstaller)
schnell der Stecker gezogen werden könnte, da der Trainer das wichtigste Puzzleteil zu sein scheint und die Spieler selbst „gar nicht soooo gut“ sind, wie es der Tabellenplatz aussagt.
Mal sehen, wie das alles weiter geht und wo wir in einem Jahr stehen.
Einfach geniessen.
If there was any doubt left, there is obviously a big problem with Niklas Jessen, as on the one hand he’s considered the better prospect and on the other, he clearly is ostracized from the first team.
Moin Tim,
magst du an Dustin weitergeben das Danel Sinani ohne i im Vornamen geschrieben wird, ich denke du wirst die Grafik nicht mehr anpassen. Dennoch ist es schön wenn in einer Datenbank auch die richtigen Daten stehen.
Forza
Luca