Lage am Millerntor – 17. Oktober 2023

Lage am Millerntor – 17. Oktober 2023

Die „Lage“ fällt heute wohl kürzer aus als sonst. Insbesondere, weil dies nicht der Tag für lustige Kurzmeldungen ist.

Die Welt ist aus den Fugen geraten.
Nicht erst jetzt, aber aktuell fällt es wieder besonders auf.
Menschen sterben sowieso, dies ist schmerzhaft genug. Wenn es so sinnlos und massenhaft passiert, wie gerade in Israel und Gaza, ist es umso furchtbarer. Wenn zwei Menschen beim Besuch eines Fußballspiels im Ausland erschossen werden, ist es ebenso furchtbar.

So geschehen gestern Abend rund um das Länderspiel Belgien gegen Schweden in Brüssel. Dieses wurde daraufhin in der Halbzeit abgebrochen, nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte.

Mir fehlen heute morgen noch die richtigen Worte, wenn es sie denn überhaupt gibt. In den „Döntjes“ möchte ich dies heute auch nicht behandeln. Ich verweise also zu dem Terror in Brüssel auf die Tagesschau und gehe zu den anderen Themen über – in Ermangelung einer besseren Lösung.

FCSP-News

Kaderanalyse 2023/24

Das „Global Soccer Network“ (GSN) stand Tim in Person von Dustin Böttger wieder Rede und Antwort. Wie schon in den letzten Jahren gehen die beiden ins Detail und schauen sich den Kader, Stärken, Schwächen und Potentiale genauer an.
Beim aktuellen Tabellenstand ist es zwar nicht anders zu erwarten, aber die Grundstimmung des Interviews ist sehr positiv – nur hier eben auch mit Zahlen und Daten unterfüttert.

Länderspiele

  • Bosnien-Herzegowina (Nikola Vasilj)
    Gegen Portugal gab es für Bosnien-Herzegowina nichts zu holen und eine deutliche 0:5-Niederlage, die bereits zur Halbzeit in der Höhe Bestand hatte. Normalerweise würde hier jetzt stehen, dass Nikola Vasilj sich dies, wie gewohnt, von der Bank aus ansah – allerdings verletzte sich Ibrahim Sehic in der 70. Minute am Knie, sodass Vasilj noch eingewechselt wurde.
  • Griechenland (Manos Saliakas)
    Der Traum von der EURO2024 ist für die Griechen so gut wie ausgeträumt, gegen die Niederlande gab es eine 0:1-Niederlage durch einen Strafstoß in der Nachspielzeit. Saliakas stand dabei nicht im Spieltagskader.
  • Luxemburg (Danel Sinani)
    Same here: Auch für Luxemburg geht es (sehr wahrscheinlich) nicht zur EURO. Im vorentscheidenden Spiel gegen die Slowakei gab es ebenfalls eine 0:1-Niederlage. Sinani spielte auf der rechten Außenbahn durch.

Zum Abschluss der Reiseaktivitäten steht heute für Australien (und damit Connor Metcalfe und Jackson Irvine) in Brentford noch das Spiel gegen Neuseeland an.

Leo Østigård

Das Leben ist voller Widersprüche.
Es ist klarer Konsens, dass es hier keine Links zur BILD gibt, daran wird auch nicht gerüttelt. Ähnlich handhabe ich es normalerweise auch mit Transfermarkt.de, denn auch wenn die Handhabung der Seite und die Datenfülle sehr hilfreich sein mögen, gehört die Seite leider zum Axel Springer-Konzern.

Doch Ausnahmen bestätigen die Regel und so ist dies (wenn ich richtig mitgezählt habe) das zweite Mal in der Geschichte des MillernTon, dass wir eben doch zu Transfermarkt.de verlinken. Grund hierfür: Ein bemerkenswertes Interview mit Leo Østigård, unserem ehemaligen Innenverteidiger, der aktuell beim SSC Neapel unter Vertrag steht.
In Bezug auf seine Leihen zu St. Pauli, Coventry und Stoke wurde er gefragt, welche denn die wichtigste gewesen sei:

„St. Pauli, ganz klar! Ich habe mich dort zu Hause gefühlt. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich erst 18, 19 Jahre alt war, oder daran, dass ich meine erste Saison als Profi gespielt habe, aber am Millerntor zu spielen, war das Aufregendste überhaupt. Es war wirklich etwas Besonderes. St. Pauli ist seitdem in meinem Herzen und ich möchte in meiner Karriere unbedingt einmal dorthin zurückkehren. Ich habe so viel Liebe für sie und nur positive Dinge zu sagen.“

Leo Østigård im Interview auf Transfermarkt.de

Und weiter, nachgefragt zu den Gründen, warum er damals überhaupt nach Hamburg wollte:

„Der Verein hat mich vom ersten Moment gepackt! Als ich zum ersten Mal gehört habe, dass St. Pauli interessiert ist, habe ich auf YouTube geguckt und mich in die Fans verliebt. Sie waren ziemlich gut und ich habe meinem Berater gesagt, dass ich dorthin möchte. Aber dann haben sie einen anderen Spieler verpflichtet und ich konnte es nicht glauben. Ich war nicht glücklich darüber. (lacht) Zum Glück waren sie wieder interessiert und es hat doch noch geklappt.“

Leo Østigård im Interview auf Transfermarkt.de

Fanszene-News

FCSP South End Scum: The End of The Road

Tja… schrieb ich oben schon, dass mir die Worte fehlen?
Völlig anderer und im Vergleich zu oben auch komplett banaler Grund, wenn jemand beschließt den eigenen Verein nicht mehr zu supporten. Oder anders: Wenn er die Konsequenzen daraus zieht, das Gefühl zu haben, bei diesem nicht mehr willkommen zu sein.
So geschehen jetzt beim FCSP South End Scum. Mach es gut, Greg!
Und nein, ich will die Diskussion hier nicht neu führen, es ist wohl schon alles gesagt.

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord

Frauen gewinnen gegen Holstein Kiel

Wie das Team der 1. Frauen das Spiel sah, könnt Ihr ihrem Bericht zum Spiel nachlesen, ganz nebenbei gibt es noch eine Tanzeinlage von Midou in der Kabine. Insbesondere den guten Wünschen an Vanessa Zawada möchten wir uns gerne anschließen.

Aber: Dies ist ein „Appreciation Post“ für Felix Lewandowski. Der junge Schiedsrichter-Assistent war am Sonntag in der Regionalliga im Einsatz und musste unter anderem entscheiden, ob das 2:0 des FC St. Pauli durch Verena Mannes regulär erzielt worden war – oder ob eine Abseitsstellung vorlag.
Ich stand mit einem Kaffee in der Hand entspannt am Spielfeldrand und war, wie viele andere und vor allem SÄMTLICHE Kielerinnen der Ansicht, dass ein Heben der Abseitsfahne durchaus vertretbar gewesen wäre – er hingegen tat dies nicht und zeigte mit der linken Hand lässig Richtung Mittellinie.

Jedoch: ich lag vollkommen falsch, Felix lag richtig, mea culpa.
Wie das Highlightvideo der 1. Frauen eindeutig zeigt, war da tatsächlich noch eine Verteidigerin der Kielerinnen so weit hinten, dass sie das Abseits aufhob.
Chapeau, Felix!

Forza St. Pauli!
// Maik

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11 thoughts on “Lage am Millerntor – 17. Oktober 2023

  1. Möge mich jemand korrigieren falls ich mich falsch erinnere aber war es nicht Leo, der mal Dresden als Scheissverein bezeichnet hat nachdem sich die Dynamo Fans am Millerntor, naja sagen wir mal dementsprechend benommen haben?

    So oder so ist er einer der wenigen Spieler deren Karriere ich verfolge nachdem sie nicht mehr hier spielen und ich würde mich wie Bolle freuen falls er tatsächlich nochmal hier aufschlägt 🤎

    1. Nein du erinnerst dich nicht falsch.
      Ich zitiere: „Innenverteidiger Leo Ostigard verpackte seine Empfindungen in ebenso drastische Worte: ‚Das fühlt sich wie eine Niederlage
      an. Wir sind so viel besser als Dresden
      gewesen. Die kommen her, spielen
      Scheißfußball und tun das unseren Fans an
      nach dem Spiel. Ich bin so wütend. Das ist
      ein Scheißverein mit Scheißfans.'“ Hamburger Abendblatt

      Ganz viel Liebe für Leo ❤️

    2. Das geht mir ganz genauso. Eigentlich verfolge ich unsere „Ehemaligen“ nur am Rande.
      Bei Leo ist es gänzlich anders. Noch heute ist sein Jubel nach dem Derbysieg mein Desktop- Bild.

      Wenn alles so läuft wie von Bornemann geplant, kommt Leo dann 2026/27 wieder ans Millerntor, um unsere positive CL- Serie auf dem Platz mitzugestalten. Spätestens dann….. 🙂

  2. Moinsen Maik,
    Danke für Eure Worte und vermittelnden Stellungnahmen in der letzten Woche aber Greg hat für mich seine Beweggründe in seinem Abschiedsbrief für mich so deutlich formuliert, daß ich diese auf gar keinen Fall für „Banal“ halte. Sich Nicht Willkommen Fühlen, wenn es das nur wäre aber nicht ist, wäre dann alles damit Gut?
    Die Antifaschistischen, humanitären und solidarischen Werte in der „FCSP Bubble“ scheinen mir schon seit den Friendly Games in London und Schottland und dann noch bei dem SaisonEröffnungsspiel heftige Risse bekommen zu haben, nur aufgrund von Free Palestine Bannern dort. Was gab es dafür hier in der Bubble für unmögliche Anfeindungen gegenüber den Gastgebern dort, oder?!
    Und jetzt hat weder der Verein noch der FanSprecherrat seine Betroffenheit für alle Opfer dieser schändlichen Taten geäußert, sondern genau diesen „Free Palestine“ Riss bedient.
    Soorrryyyy, aber meine Gedanken sind jetzt gerade auch bei eine Millionen unschuldigen Kinder in diesem GazaGefängnis, welche gerade unter den Bomben eines Krieg führenden Staates leiden.
    No War, las ich doch letzte Woche immer wieder zwischen durch noch irgendwo…
    Antifa geht nur zu 100%, Forza

    1. Es macht einfach nur noch müde, aber zumindest in einem meiner Lieblingsmedien möchte ich solchen Kram nicht unkommentiert stehenlassen… Also Micky, meine Kaffeepause sei dir gewidmet:

      1. Bei einem Spiel gegen der Profis gegen Dunfermline Athletic FC ist unser Gastgeber dort Dunfermline Athletic FC und nicht Celtic FC. Dass Leute von Celtic in großer Zahl zum Spiel kommen war zu erwarten. Dass einige von denen das als „ihr“ Spiel ansehen werden leider auch. Dennoch war es absolut legitim, denen klare Ansagen zu machen, was in unserem Gästeblock geht und was nicht. Weil es eben der Gästeblock des FC St. Pauli war und nicht die „Braveheart, IRA oder Intifada, Hauptsache irgendwas mit rebel“-Kurve im Celtic Park.

      2. Antifaschismus, Humanität und Solidarität sind erstrebenswerte Grundprinzipien für ein funktionierendes gesellschaftliches Miteinander. Diese Begriffe erfüllen in deinem Kommentar aber leider keinerlei Zweck, außer irgendwelche Buzzwords zu sein. Es geht bei diesem Thema nicht um Faschismus, sondern um Fundamentalismus und Antisemitismus, weshalb das Rückbesinnen auf antifaschistische Werte hier einfach keinerlei Sinn ergibt. Und nein Micky, Israel ist kein faschistischer Staat. Auch nicht wenn Teile der Regierung sehr rechts stehen. Da lies dir bitte vorher nochmal ein paar Bücher zum Thema Faschismus durch, bevor du sowas ernsthaft glauben willst.

      3. Das Thema Nahostkonflikt ist ein durchaus kompliziertes, besonders wenn man es von seinem Sofa aus abhandeln möchte. Ich empfehle dir, in ruhigeren Zeiten, nach Israel und die Palästinensergebiete zu reisen, dort mit real den Verhältnissen ausgesetzten Menschen zu sprechen und dir die Realität anzuschauen. Linke Einheimische werden dir in wenigen Minuten vermutlich weitaus mehr Input geben können, als es dein jetziges Weltbild zu verarbeiten vermag. Es lohnt sich aber gerade deshalb ungemein. Und nein, du wirst nicht als Antideutscher zurückkommen, keine Angst. Du wirst einfach deutlich mehr Grau statt Schwarz oder Weiß sehen. Sogar dieses Gefängnis von dem du schreibst, lässt sich im Normalfall bereisen.

      4. Es ehrt dich, dass deine Gedanken jetzt gerade bei der Million unschuldiger Kinder im Gaza-Streifen sind. Meine Gedanken sind ebenfalls bei denen. Und bei allen Palästinensern, die nicht für Hamas kämpfen. Und bei den Familien den jungen Israelis, die von Hamas beim Feiern auf einem Festival abgeschlachtet wurden, weil sie als Israelis geboren wurden. Und nicht zuletzt bei den israelischen Soldaten, die ihr Leben riskieren müssen, weil jemand seit 75 Jahren ihren Staat auslöschen will. Wusstest du eigentlich, dass es einen Staat Palästina dort nie gegeben hat? Wissen einige tatsächlich gar nicht, obwohl viele Leute so sehr für dessen „Rückkehr“ kämpfen.

      Also Micky, 100 % Antifa schon mal sehr gut für den Anfang. Aber bitte über die ganzen anderen Sachen nochmal bisschen nachdenken, ja?

      1. Danke dir das du deine Kaffeepause dafür gegeben hast so eine gute Antwort zu geben die voll unterschreibe. Leider schaffe ich es nicht mehr in der Aktuellen Situation mich so zu äußern. Forza FCSP

      2. Mensch Tricky,
        es sei mir kurz erlaubt zu erwähnen, daß Du in Deiner Textanalyse der von mir verfassten Meinung hier leider das Thema voll verfehlt hast. Von Deinem herabwürdigen Stil(„Kram & Buzzwords“) und Deinen Unterstellungen(„Israel= … “) hier gehörst genau Du für mich zu dem Personenkreis, die mir hier nicht „erzählen zu müssen“, wie das (Zusammen)Leben und die Welt funktioniert, zumal Du mich garnicht kennst(„Schublade zu“). Du hättest vielleicht hier mir besser ein Treffen vorschlagen sollen, um in einen Dialog zu treten. Nutze Deine Kaffeepause nächstes Mal besser und treffe Dich mit Menschen.
        Danke nochmal, für mich war es das dann hier jetzt. Tricky, schönes Leben, Forza!
        PS Meine eine Tochter hatte gerade letzte Woche die Wannseekonferenz in der Schule, und sie konnte sich daran erinnern, das Wir schon dort gewesen sind.

  3. Die Causa South End Scum lässt sich auch wie folgt zusammenfassen: Die internationalen Fanclubs reagieren im Internet auf ein Statement des Vereins im Internet oder besser darauf, was der Verein im Internet (bis zu dem Zeitpunkt zumindest) nicht gesagt hat, und werden daraufhin von anderen Fans im Internet kritisiert, woraufhin im Internet zwischen verschiedenen Seiten diskutiert wird und am Ende ein Fanclub im Internet seien Auflösung bekannt gibt.

    Ich glaube, jede*r Mediator*in da draußen würde sich dabei die Haare raufen. Sicher gibt es unterschiedliche Ansichten und ich stehe auch einigen davon ganz klar näher als anderen, aber das diese Form der Kommunikation am Ende nur zur Eskalation (hier in Form des Endes von SEC) führen kann, ist eigentlich nur logisch und folgerichtig. Ein zentrales Problem dabei scheint mir zu sein, dass in jeder Runde fröhlich neue Fässer aufgemacht werden, anstatt sich auf den wirklichen Kern zu beschränken. Die internationalen Fanclubs haben ja weit mehr geschrieben, als sie gemusst hätten. Sie hätten auch einfach schreiben können: „Hamas scheiße. Terrorismus scheiße. Hätten uns vom Verein aber gewünscht, auch auf das bevorstehende Leid in Gaza einzugehen.“ Das hätte wahrscheinlich jede*r verstanden. Stattdessen beginnt das, was immer passiert: Menschen, die nicht in der Region leben, versuchen im Internet den Nahostkonflikt zu lösen und ballern sich reihum mit längst bekannten Fakten (und manchmal auch Nicht-Fakten) zu. Am Ende sind alle Antisemit*innen oder Rassist*innen oder beides, der Nahostkonflikt ist (zur Überraschung aller) nicht gelöst worden und alle klopfen sich selbst auf die Schulter, weil sie auf der richtigen Seite stehen. Ich respektiere den Schritt von South End Scum, auch wenn ich ihre Ansichten nicht teile, denn in einem Kern haben sie Recht (wobei sie ihre eigene Rolle darin vielleicht etwas besser hätten reflektieren können): Die Debatte war und ist eines Vereins, der sich Demokratie und Partizipation auf die Fahnen geschrieben hat, nicht würdig, und darauf keinen Bock mehr zu haben, ist vollkommen legitim.

    1. „Keinen Bock mehr haben“ ist am Ende des Tages aber auch nur ein weiteres Stilmittel der seit dem Hamas-Angriff auf Israel vom South End Scum und anderen Personen und Gruppen betriebenen Täter-Opfer-Umkehr, wegen der man vom Fanclubsprecher*innenrat ohnehin rausgeschmissen worden wäre. So konnte man wenigstens noch mal gut Stimmung machen, gegen das wohl wichtigste Gremien unserer Fanszene neben dem StFa. Applaus, Applaus.

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