Der FC St. Pauli 21/22: Kader-Analyse

Der FC St. Pauli 21/22: Kader-Analyse

Es ist inzwischen schon fast so etwas wie Tradition: Das Global Soccer Network gibt dem MillernTon eine Einschätzung zum Kader des FC St. Pauli. Bereits in der letzten Saison haben wir uns dreimal mit Dustin Böttger unterhalten und Einblick in die GSN-Daten bekommen. Nun schauen wir uns den Kader erneut genauer an und stellen uns die Frage, ob sich der Kader positiv entwickelt hat und wie die Neuzugänge bewertet werden.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Das Global Soccer Network ist eine Datenanalyse- und Scoutingfirma. Mit ihrem daten- und algorithmenbasierten Ratingsystem („GSN-Index“) bewerten sie weltweit Fußballer*innen und liefern damit wichtige Entscheidungshilfen für Profiklubs. Und diese nehme die Entscheidungshilfen dankend an: Das Global Soccer Network arbeitet u.a. mit einer ganzen Reihe europäischer Top-Klubs wie Bayern München, Inter Mailand, FC Porto, Chelsea London oder OSC Lille zusammen.

Und wer würde in diese Riege von Top-Adressen besser reinpassen als… der MillernTon natürlich! Dustin Böttger, Gründer von Global Soccer Network, hat uns auch zur neuen Saison einige Fragen zum Kader des FC St. Pauli aus datenbasierter Sicht beantwortet.

Dustin, wir haben uns bereits zweimal zum FC St. Pauli unterhalten. Wie hat sich der GSN-Index des FCSP im Vergleich zur Vorsaison verändert?
Durchaus positiv, der GSN-Index des FC St.Pauli liegt aktuell bei 57.12, das letzte Mal, als wir uns gesprochen haben, lag er bei glatt 56.00. Es geht also durchaus in die richtige Richtung.

Als wir das erste Mal mit Dustin sprachen und er uns eine Einschätzung zum Kader gab, lag der GSN-Index des FC St. Pauli bei 51.09 (schaut mal hier) – ein wirklich bemerkenswertes Wachstum.
Damit ihr die Zahlen etwas besser einschätzen könnt: Der durchschnittliche GSN-Index der 2.Liga lag letzte Saison bei etwa 55. GSN-Indices von über 60 bedeuten Erstliga-Niveau. Alles über 70 dann bereits internationale Klasse.

Datenbasierte Einschätzung des FC St. Pauli – Kaders vom Oktober 2021 – Falls ihr mehr über die Daten hinte den Zahlen wissen möchtet, schaut mal bei Global Soccer Network vorbei.

Welche Entwicklung hat euch dabei am meisten überrascht bzw. war für euch nicht vorhersehbar?
Wir sind überrascht, dass Yi-Young Park überhaupt nicht stattfindet, lediglich in der 2.Mannschaft aufläuft. Sein derzeitiger Index liegt bei 61.63. Schon überdurchschnittlich gut für einen Zweitliga-Spieler. Wir hätten uns vorstellen können, dass er mit Zander um den Rechtsverteidigerposten konkurriert.

Lass uns mal auf die Neuzugänge schauen: Jakov Medić wird als einer der besten Innenverteidiger der Liga genannt. Sehen eure Daten das auch so?
Ja und nein. Jakov Medić performt aktuell absolut überdurchschnittlich. Besonders stark übrigens im Spiel gegen Dynamo Dresden, aber auch im Derby gegen den HSV beispielsweise. Wir müssen bei der korrekten Einschätzung von Spielern aber folgendes beachten: Starke Performance ist nicht gleich starker Spieler. Auch durchschnittliche Spieler können über einen längeren Zeitraum überdurchschnittlich performen. Am Ende bleiben sie trotzdem durchschnittliche Spieler. Oder umgekehrt können auch Weltklassespieler mal in ein Leistungsloch fallen und unterdurchschnittlich performen. Sie bleiben trotzdem Weltklasse. Gerade in den Medien werden Performance und generelle Qualität (das komplette Skillset eines Spielers) oft gleichgesetzt. Schauen wir uns Jakov Medić an. Sein aktueller Performance Score liegt bei 62.22 in der 2.Liga. Damit liegt er auf Rang 3 hinter Tim Knipping von Dynamo Dresden (64.22) und Sebastian Schonlau vom HSV (62.89). Das ist richtig stark! Mit seinem derzeitigen GSN-Index von 53.82, der die allumfassende Qualität eines Spielers bewertet, liegt er nur auf Rang 28 im ligaweiten Vergleich. 53.82 bedeutet, dass der Spieler vollumfänglich in der Lage ist, in der 2.Bundesliga zu bestehen. In Summe gibt es aber auch 27 bessere Innenverteidiger aktuell, auch wenn diese weniger gut performen.

Nicht wenige, auch ich, reiben sich hier sicher verwundert die Augen, ob der doch recht ernüchternden Einschätzung von Medic – im letzten Gespräch hatte ich mit Dustin genauer über James Lawrence gesprochen, der laut GSN-Index ebenfalls eher schwächer eingeschätzt wird, als es viele von uns vermuten würden. dort wird auch genauer ausgeführt, wie es zu diesem eher durchschnittlichen GSN-Index kommt, welches auch für Medić gilt.

War Medić denn auch in der Vorsaison bei Wehen Wiesbaden so stark oder hat er zur neuen Saison noch einmal kräftig zugelegt?
Was den GSN-Index angeht, hat sich wenig verändert. Medić war auch schon vergangene Saison zweitligatauglich. Was die reine Performance angeht, kann man sicherlich von einer Überraschung sprechen. Medić hatte in der 3.Liga einen Performance Score von 54.89, war damit auf Rang 8 der Innenverteidiger der 3.Liga. Sein durchschnittlicher Karriere-Performance Score liegt bei 52.67. Alleine daran kann man festmachen, wie stark er aktuell performt.

Jakov Medić ist eine der Entdeckungen dieser Saison. Aber laut GSN ist sein Entwicklungspotenzial nach oben begrenzt.
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

In der Vorsaison war das Duo Lawrence/Ziereis gesetzt. Nun sind beide Konkurrenten für die Position neben Medić. Welches Innenverteidiger-Duo passt denn am besten zusammen?
Die Kombination Medić/Ziereis passt schon sehr gut und ist aktuell auch die beste. Unser System macht es ja möglich, zu berechnen, wie gut Spieler anhand ihrer Fähigkeiten zusammenpassen. Medić und Ziereis liegen hier bei 91.29%, ein sehr guter Wert. Alles über 85% ist hier wirklich gut. Auch die Kombinationen Dzwigala und Ziereis sowie Dzwigala und Medić liegen bei 88.01% und 87.43%. Lawrence und Ziereis bei 86.67%.

Auf der Linksverteidiger-Position hat Leart Paqarada mit Lars Ritzka Konkurrenz bekommen. Von vielen Seiten war zu hören, dass Ritzka „mehr als nur ein Back-up“ sein dürfte. Könnte Ritzka auf Zweitliganiveau mithalten?
Die Antwort hierauf ist ein klares JA! Ritzka hat einen derzeitigen GSN-Index von 53.19, ist damit absolut zweitligatauglich. Paqarada hat hier trotz allem noch die Nase vorne, sein derzeitiger Index liegt bei 58.31. Wer wie oft spielt, hängt von der Ausrichtung bzw. den taktischen Vorgaben und auch den Gegnern ab. Paqarada ist vom Typ her der offensive Flügelverteidiger, der quasi die ganze Seite für sich in Anspruch nimmt. Ritzka eher der klassische Aussenverteidiger, der zuerst defensiv denkt und weniger Vorstöße und auch Aktionen in der gegnerischen Hälfte hat.

Auf den Rautenpositionen musste der Abgang von Rodrigo Zalazar verkraftet werden. Ist das mit Marcel Hartel und Jackson Irvine gelungen?
Hier muss man die Verantwortlichen von St. Pauli ausdrücklich loben. Hartel und Irvine sind Volltreffer. Marcel Hartel ist aus unserer Sicht einer der am meist unterschätzten Spieler der 2.Liga. Sein derzeitiger GSN-Index liegt bei 65.66. Hartel ist eigentlich ein Bundesligaspieler und sollte mehr als nur 30 Partien in Liga 1 haben. Eventuell werden es ja mit dem FC St. Pauli dann mehr. Auch Jackson Irvine ist ein Volltreffer, sein derzeitiger GSN-Index liegt bei 58.97 – Topspieler für die 2.Liga.
Blicken wir mal auf die xG +/- Statistik der beiden, um zu sehen, wie wertvoll sie tatsächlich für St. Pauli sind. Die Metrik an sich ist ganz einfach: Man schaut, was eine Mannschaft für einen xG-Wert zustande bringt, wenn ein bestimmter Spieler auf dem Feld ist. Umgekehrt schaut man auch, welchen xG-Wert die eigene Mannschaft für gegnerische Teams zulässt, wenn der bestimmte Spieler auf dem Feld steht. Anschließend werden diese beiden Werte miteinander verrechnet. Umso größer das Plus, umso positiver ist der jeweilige Spieler für das Team Jackson Irvine belegt hier den 2.Platz, mit einem Wert von +3.91, Marcel Hartel liegt auf Rang 6 mit +3.18. Starke Werte für die beiden Neuzugänge.

Gehört laut Global Soccer Network in die 1.Liga: Marcel Hartel
(c) Peter Böhmer

Jackson Irvine spielt einen ganz anderen Fußball als z.B. Becker, Hartel und Benatelli – Was sind seine Stärken?
Es mag etwas plump klingen oder auch abgedroschen, aber die größte Stärke von Irvine ist, dass er keine wirkliche Schwäche hat. Aber gehen wir etwas mehr ins Detail: Er bringt eine sehr ordentliche Physis mit, ist sehr stabil in Zweikämpfen, dazu hat er einen ordentlichen Antritt und eine starke Sprungkraft. Neben der Physis sind sein taktisches Verhalten sowie sein Antizipieren von Situationen herausragend. Seine Rolle in der Zentrale ist die des Balleroberers, hierfür sind seine Übersicht sowie das defensive Positionsspiel auch überdurchschnittlich. Dazu spielt er aggressiv im direkten Duell gegen den Mann, ohne dabei unfair oder dreckig zu agieren. Was ihn zusätzlich spannend macht, ist, dass er nicht nur ein eindimensionaler Spieler ist, der nur auf das Erobern des Balles aus ist. Er schafft es auch selbst, Torabschlüsse zu generieren, sei es durch eigene Torschüsse oder Torschussvorlagen. Die Werte der Expected goals mit 0.36/90 Minuten und Expected assists mit 0.70 sprechen hier für sich. Dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man am Millerntor das erste Tor von Irvine bejubeln darf.

Haben diese Fähigkeiten dem FC St. Pauli bisher gefehlt?
Ja, einige dieser Fähigkeiten haben St. Pauli durchaus gefehlt. Die aggressive Spielweise von Irvine im Spiel gegen den Ball gepaart mit Offensivdrang und der starken Physis (1.89m/82kg) bringen schon noch mal ein komplett anderes Element ins Spiel von St. Pauli, was man so bisher noch nicht hatte. Die angesprochenen Becker (tief liegender Spielmacher), Hartel (vorgeschobener Spielmacher) und Benatelli (tief liegender Spielmacher) sind ganz andere Spielertypen. Irvine macht es unangenehm für die Gegner.

Jackson Irvine bringt mit seiner Physis und seinem Offensivdrang ein neues Element in den Kader des FC St. Pauli.
(c) Peter Böhmer

Bisher noch gar nicht gespielt hat Neuzugang Etienne Amenyido. Der soll ein ähnlicher Spieler wie Omar Marmoush sein. Stimmt ihr damit überein?
Unabhängig vom Spielertyp könnte Amenyido ein Spieler sein, der sehr viel Spaß machen könnte. Leider aktuell durch Achillesfersenprobleme außer Gefecht gesetzt. Sobald er wieder auf dem Feld steht, können sich die Fans auf vieles freuen. Starke Dribblings, starke Technik, mutige Spielweise. Primärposition ist die des Stürmers (Stoßstürmer), er kann aber auch auf beiden offensiven Außenbahnen sowie im zentralen offensiven Mittelfeld spielen. Die Parallelen zu Omar Marmoush sind legitim, beides sind gleiche Spielertypen (Stürmer – Typ Stoßstürmer), wobei Amenyido noch ein bisschen variabler und stärker ist als der jetzige Stuttgarter. Amenyido hat einen derzeitigen GSN-Index von 62.39, Marmoush von 58.34.

Kann die Offensive des FC St. Pauli mit Amenyido noch besser werden?
Besser und vor allem auch variabler. Aus unserer Sicht sind Burgstaller und Kyereh gesetzt, dahinter hast du dann aber mit Makienok und Amenyido wirklich Qualität und Variabilität. Makienok ist der Typ Zielspieler mit einem derzeitigen GSN-Index von 63.78 und Amenyido als Stoßstürmer mit einem derzeitigen GSN-Index von 62.39 sind im Prinzip schon fast Erstligaoptionen, die St. Pauli da in der Hinterhand hat. Dazu kommt mit Max Dittgen ein solider Zweitligaspieler (derzeitiger GSN-Index von 55.95) den man vom Linksaußen zum Stürmer umgeschult hat und der das bisher auch ganz ordentlich macht.

Etwas unterm Radar fand der Wechsel von Marcel Beifus statt. Der FC St. Pauli setzt hier auf eine positive Entwicklung des U20-Nationalspielers. Welche Entwicklung prognostiziert das Global Soccer Network?
Aktuell befindet sich Marcel Beifus auf dem Niveau eines starken Drittliga-Spielers mit einem Index von 48.78. Unsere Modelle prognostizieren, dass er sich zu einem überdurchschnittlich guten Zweitliga-Kicker entwickelt, sein möglicher GSN-Index liegt bei 56.09. Seinen Leistungspeak wird er mit 24/25 Jahren erreichen.

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung von Daniel-Kofi Kyereh (auch bei eurem Prognose-Modell). Der spielte lange Zeit auf der 10, hat aber zuletzt als zweite Spitze agiert. Welche Position passt besser zu ihm?
Generell ist Daniel-Kofi Kyereh ein unglaublich variabler Spieler. Er kann Stürmer spielen (Stoßstürmer), er kann auf der 10 spielen. Aufgrund seines Tempos und seines Spielverständnisses kann er aber auch beide offensive Außenbahnen bekleiden bzw. auch etwas defensiver im linken bzw. rechten Mittelfeld agieren. Unser System sieht ihn am stärksten in der Rolle des Stoßstürmers, knapp vor der Rolle des sogenannten „Schattenstürmers“ auf der 10.

Kaum zu glauben, aber als wir uns das erste Mal mit GSN-Daten befasst haben lag der GSN-Index von Daniel-Kofi Kyereh bei 41.69(!) und die Prognose bei 58.71. Ein Jahr später ist der aktuelle Index bei 60.02 und die Prognose liegt bei 62.11.
(c) Peter Böhmer

Schon in eurem Prognose-Modell zu Beginn der letzten Saison wurde Afeez Aremu als einer der entwicklungsfähigsten Spieler herausgestellt. Was macht ihn als Spieler so stark und in welchen Bereichen erwartet ihr die größten Entwicklungssprünge?
Afeez Aremu ist mit der wichtigste Spieler für St.Pauli, auch wenn er oft kaum auffällt. Seine xG +/- Statistik ist die beste im aktuellen Kader, liegt bei +5.53. Hat eine sehr mutige, aggressive Spielweise, sehr stark im direkten Duell defensiv, gewinnt hier 55% der Zweikämpfe, 71% der Tacklings und fängt dazu 9.03 Bälle pro 90 Minuten ab (zweithöchster Wert im Team). Dazu verhält er sich taktisch clever, positioniert sich vor allem defensiv gut und schließt die richtigen Räume.Die größten Entwicklungssprünge erwarten wir bei seiner Physis. Er wird kräftemäßig etwas zulegen, dadurch an körperlicher Stabilität gewinnen. Dazu wird er aller Wahrscheinlichkeit nach noch etwas an Tempo dazugewinnen. Dies wiederum wird sein jetzt schon starkes Defensivspiel weiter verbessern und ihn auf Sicht für andere Clubs durchaus interessant werden lassen. Aktuell liegt sein Index bei 60.51, sein möglicher Index liegt bei 70.54 (internationale Klasse).

Zum Abschluss: Der FC St. Pauli ist aktuell Spitzenreiter der 2.Liga – Passt das mit der Stärke des Kaders im Vergleich zur restlichen Liga zusammen?
Betrachtet man den Durchschnittsindex des Kaders, der wie oben erwähnt, bei 57.12 liegt, belegt man damit Rang 7 in der 2.Liga. Wenn man etwas differenzierter betrachtet und nur die „Stammspieler“ berücksichtigt, in dem Fall Spieler mit mehr als 300 Spielminuten, liegt St.Pauli mit einem Durchschnittsindex von 61.27 auf Rang 4.

In welchen Mannschaftsteilen ist der FCSP denn Ligaspitze? Und wo nicht?
Zur Ligaspitze gehört man im Sturm (GSN Index von 61.99) sowie im zentralen Mittelfeld (61.49). Bedarf sehen wir weiterhin in der Innenverteidigung (trotz erst 8 Gegentoren). Medic aktuell herausragend, hier ist die Frage, ob er das Niveau halten kann. Der Durchschnittsindex liegt hier 56.85, damit auf Rang 9 in Liga 2. Nicht besorgniserregend, aber durchaus mit Luft nach oben.

Vielen Dank für deine ausführliche Einschätzung, Dustin!

Allein aufgrund der aktuellen Tabelle ist es bereits ersichtlich: Der FC St. Pauli hat sich im Vergleich zur Vorsaison stark verbessert. Das bestätigen auch das Global Soccer Network, bei dessen Index der Kader des FCSP innerhalb eines Jahres von 51.09 auf 57.12 zugelegt hat (kurz gesagt: von einem schwachen Zweitligisten hin ins obere Drittel der Liga). Zu dieser enormen Steigerung haben auch die Neuverpflichtungen einen signifikanten Teil beigetragen. Eine richtig positive Entwicklung!

//Tim

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9 thoughts on “Der FC St. Pauli 21/22: Kader-Analyse

  1. Einem Index, bei dem Makienok besser als Kyereh und Dzwigala besser als Medic ist muss ich leider etwas misstrauen. Und ob Amenyido tatsächlich besser als Marmoush (aktuell Stammspieler beim VfB) ist wage ich auch zu bezweifeln, aber lasse mich gern davon überzeugen 😀

    Finde ja die statistische Bewertung von Spielern sehr interessant, aber nur durch einen Algorithmus? Ganz ohne Einordnung von Menschen gehts dann eben doch nicht.

    Deswegen werden Trainer auch in Schulen ausgebildet und nicht von Google programmiert 😉

    Trotzdem ein interessanter Artikel und die grobe Einschätzung und Entwicklung des Kaders laut GSN stimmen ja auch und deuten auf eine gute Arbeit der Verantwortlichen hin 👍

    1. Ja, ich zucke hier und da auch immer ein wenig zusammen, wenn ich die Daten so sehe. Der GSN-Index basiert allerdings nicht nur auf Daten. Vielmehr nutzt GSN auch die Arbeit vieler visueller Scouts, um das Leistungsvermögen von Spielern einschätzen zu können.

  2. Vielen Dank für die interessanten Zahlen und das lesenswerte Gespräch. Da sind wirklich einige überraschende Prognosen dabei, sowohl vielversprechende (z.B. Amenyido), als auch tendenziell ernüchternde (z.B. Medić).

    Was mich ein bisschen an der Aussagekraft zweifeln lässt, sind die Veränderungen bei den prognostizierten möglichen Bestwerten der einzelnen Spieler. Auf Kofis Verbesserung um fast 3,5 Punkte in einem Jahr weist du ja in der Bildunterschrift schon hin. Noch krasser ist die Veränderung bei Leart Paqarada, dessen Potenzial sich laut den Zahlen allein seit Mai 2021 (!) um über fünf Punkte verschlechtert hat (von 65,20 auf 59,94).
    Wenn ich den Ansatz richtig verstehe, müsste das Potenzial doch eigentlich weitgehend konstant sein, und es dürfte sich nur verändern, in welchem Maße es gerade ausgeschöpft wird, oder?

    Na ja, am Ende ist es wahrscheinlich beruhigend, dass die Vorhersagbarkeit im Fußball ihre Grenzen hat und neben Daten und Algorithmen auch noch andere Dinge über Erfolg und Misserfolg entscheiden.

    1. Ach, schau mal, das mit Paqarada habe ich gar nicht gesehen. Danke für den Hinweis. Das ist tatsächlich ein wenig verwunderlich, da ich das Leistungsvermögen von Paqarada eher steigend als fallend empfinde.
      Ja, Daten sind halt immer nur ein Zusatz zu den visuellen Eindrücken, die man von Spielern hat. Einige Dinge sind mit Daten halt einfach schwer abzubilden. Ich hatte die Diskussion im letzten Artikel bzgl. James Lawrence. Der mag von seinen fußballspezifischen Eigenschaften nicht Weltklasse sein, aber bei den „weichen Faktoren“ (Coaching der Mitspieler, Übernehmen von Verantwortung auf dem Platz) ist er aus meiner Sicht herausragend und einer der Gründe, warum sich Ziere nun so stabil entwickelt hat. Inwieweit diese Faktoren in den Daten abgebildet werden, keine Ahnung.

  3. Vielen Dank für die Analyse, ich bin begeistert davon. Dabei geht es mit weniger um die detaillierten Inhalte (ich weiss aus meinem Berufsalltag, wie schwer es ist, aus Vergangenheitswerten mittels prediktiv Analytics die Zukunft vorhersagen zu wollen). Was mich begeistert, ist die Akribie, mit der überall im Verein gearbeitet wird – und welche schon seit längerem auch durch den Millernton gefördert wird. Ich kenne keinen Verein, in dem sich Fans über genau solche Auswertungen unterhalten (okay, aufgrund meines regionalen Bezugs beschäftige ich mich auch nur mit dem SC Freiburg und dem FC Basel etwas intensiver). Bei beiden Vereinen gibt es mWn nicht mal eine solche Auswertung in der Öffentlichkeit. Und dies passt zu den von mir beobachteten Entwicklungen im ganzen Verein.
    Mir ist in Heidenheim aufgefallen, wie detailversessen (im positiven Sinne) durch Loic Favé das Warmmachen vor dem Spiel, in der Pause das Aufwärmen von Dittgen und nach dem Spiel das Auslaufen der Einwechselspieler aktiv begleitet wurde. Auch hier wurde FCSP ein ganzes Stück professioneller.
    All das führt dazu, dass wir auf allen Ebenen bereit für mehr als „durchschnittlicher“ Zweitligist sind.

    1. Ja, ich vergesse bei aller Liebe für die Spieler ziemlich häufig, dass drei der größten Talente im Team des FC St. Pauli auf der Trainerbank sitzen.

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