Zu den Vorfällen im Gästeblock bei FCSP vs. H96

Zu den Vorfällen im Gästeblock bei FCSP vs. H96

Kurz vor Ende der Partie zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 gab es schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei im Gästeblock am Millerntor.
(Titelbild: Stuart Franklin / Getty Images via OneFootball)

Wir schreiben hier sehr gerne über Fußball und sehr gerne über Fanthemen. Gar keinen Bock haben wir, über Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei schreiben zu müssen. Zuletzt in dieser Form war das vor gut einem Jahr vorm Derby der Fall.

Heute ereignete sich der Vorfall etwa zehn Minuten vor dem regulären Ende der Spielzeit, infolgedessen die Partie sogar unterbrochen werden musste. Die Polizei befand sich im Gästeblock, teilweise flüchteten Fans über den Zaun in den Innenraum.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Fans des FC St. Pauli sind keinesfalls freundschaftlich mit Hannover 96 verbunden, im Gegenteil. Eine Freundschaft der Gäste besteht zu einem anderen Hamburger Zweitligisten, von dem auch Fans im Gästeblock waren. In der Auseinandersetzung mit der Polizei aber verschwimmen die Vereinsgrenzen oder lösen sich auf.

Was war vorgefallen?

Rund zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit gab es, basierend auf den Aussagen einiger Augenzeugen, eine Auseinandersetzung von Personen im Gästeblock. Auch die Polizei erklärte auf Twitter, dass sie deshalb durch eines der Mundlöcher in den Gästeblock der Nordkurve einrückte. In der Folge kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Personen im Gästeblock und der eingerückten Polizei, die massiv Pfefferspray im Block verteilte und den Schlagstock einsetzte.

Die Diskussion über die Verhältnismäßigkeit von Polizeieinsätzen im Stadion ist so alt, wie die Fankultur im Fußball. Sicher ist, dass das großflächige Verteilen von Pfefferspray in einem voll besetzten Fanblock zu einer massiven Gefährdung aller Personen im Block führt – also auch für an der Auseinandersetzung nicht beteiligte Personen.

Die Fans im Gästeblock wehrten sich und sorgten dafür, dass die Polizei wieder abrücken musste. Kurze Zeit später marschierten eine weitere Hundertschaft weitere Polizist*innen auf, dieses Mal vor dem Gästeblock, im Innenraum. Von dort wurde erneut massiv Reizgas in den weiterhin voll besetzten Block gesprüht. Dies auch in Teile des Fanblocks, der mit der initialen Auseinandersetzung nichts zu tun hatte. (Edit: Aus dem Fanblock flogen etliche Gegenstände in Richtung der Polizei.)

Erst nachdem die Polizei vor dem Fanblock verschwand, beruhigte sich die Situation. Es gab aber auch im Stadioninneren unterhalb der Nordkurve Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Gästefans.

Die Viele Fans des FC St. Pauli solidarisierten sich mit den Gästefans. In der Südkurve wurde der organisierte Support des eigenen Teams eingestellt. Es gab stattdessen lautstarke Solidaritätsbekundungen in Richtung des Gästeblocks und gegen die Polizei.

Die Ordner*innen des FC St. Pauli, die selbst zwischenzeitlich unter erheblichem Beschuss von Gegenständen gestanden hatten, verteilten im Anschluss Wasser in großer Menge an vom Reizgas betroffene Personen im Gästeblock.

Polizei versprüht massiv Reizgas im Gästeblock

Die Folgen dieses Einsatzes werden sicher erst in den nächsten Tagen absehbar sein. Eine Person wurde kurz nach dem Vorgehen der Polizei blutend durch den Innenraum aus dem Stadion geführt. Nach dem Spiel fuhr rund ein halbes Dutzend Rettungswagen hinter dem Gästeblock vor. Eine ganze Reihe von Fans musste medizinisch, teilweise auch im Krankenhaus, versorgt werden.

Die Vorfälle im Gästeblock sind ein weiteres erschreckendes Beispiel dafür, dass Polizeieinsätze im Block zu keiner Deeskalation der Situation führen. Wie es zur Auseinandersetzung kam, muss aufgearbeitet werden, insbesondere das Vorgehen der Polizei.

Die Fanhilfe Hannover erklärte auf Twitter, dass sie einen „komplett unverhältnismäßigen Polizeieinsatz“ dokumentiere, ergänzte: „Behelmte Einheiten stürmten ohne Grund den Gästeblock und sprühten Reizgas in die Menge“ und kündigte eine Stellungnahme im Blog an. Auch die Braun-Weiße Hilfe erklärte, dass sie „das Vorgehen für schlicht unangebracht und unverhältnismäßig“ halte und bedankte sich beim Ordnungsdienst „für sein deeskalatives Auftreten“, sowie die Bereitstellung von Wasser für Gästefans. Der FC St. Pauli wollte kurz nach dem Abpfiff noch keine Stellungnahme zu den Geschehnissen abgeben.

Das Team des MillernTon wünscht allen verletzten und zu Schaden gekommenen Personen gute Besserung!
// Tim

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84 thoughts on “Zu den Vorfällen im Gästeblock bei FCSP vs. H96

  1. Die Fanhilfe Hannover schreibt, die Polizei sei „ohne Grund“ in den Block gegangen. Diese Aussage ist sehr problematisch und sollte von euch nicht unkritisch zitiert werden!

    Es wäre interessant, wenn ihr die Position der Polizei hier ebenfalls aufführen würdet.

    Offensichtlich war die Ursache für den Polizeieinsatz das Verhalten der Leute im Gästeblock. Das sollte in eurem Artikel auch klar ausgesprochen werden.

    1. Aber das wird es doch:
      „Rund zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit gab es, basierend auf den Aussagen einiger Augenzeugen, eine Auseinandersetzung von Personen im Gästeblock. Auch die Polizei erklärte auf Twitter, dass sie deshalb durch eines der Mundlöcher in den Gästeblock der Nordkurve einrückten.“

  2. Ich habe kein Verständnis für die Solidarisierung mit 96 „Fans“. Da wird jemand im Block verprügelt und dann gibt es eine Umkehr der Täterschaft. Das kann doch ehrlich nicht wahr sein. Ohne Aggression im Stadion gibt es auch keinen Polizeieinsatz. Prügelt Euch alle wo immer ihr wollt aber nicht im Stadion beim Fußball und gefährdet dadurch Andere…

    1. Wenn man der ACAB (all cops are bastards) folgt, ist das Rufen “Buklenschweine” konsequent, so heute miterlebt.
      Als Anfang 2020 die Dynamo Dresden Hardcore “Fans” den FCSP Nordtribünenteil versuchten zu stürmen, war ich als Anwesender und bedrohter FCSP Fan sehr froh über die polizeiliche Unterstützung.

  3. Komplette Meldung per DPA, die hier nicht komplett weiter gegeben wurde. “ Hamburg (dpa) – Die Ausschreitungen im Gästeblock beim Zweitliga-Topspiel zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 (0:0) haben Polizeiangaben zufolge mit internen Streitigkeiten unter den Gästefans begonnen. In der zweiten Halbzeit der am Ende torlosen Partie sei «ein Gastfan durch Angriffe der eigenen Fanschaft mehrfach zu Boden» gegangen, teilte die Polizei Hamburg am Freitagabend nach der Partie bei X, ehemals Twitter, mit. Die Partie war für etwa fünf Minuten unterbrochen und dann fortgesetzt worden.”
    Quelle:
    https://www.hamburg.de/nachrichten-hamburg/17555250/polizei-interner-streit-grund-fuer-krawalle-auf-gaestetribuene/
    Sollen in Zukunft körperliche An- und Bedrohungen durch “Fanjustiz” geregelt werden?

    1. Es war vielleicht nicht eine ganze Hundertschaft, aber zumindest ein Zug oder eine Gruppe einer Hundertschaft. Insofern passt der Begriff Hunderschaft m.E.

      „Einsatzhundertschaften sind geschlossene und mobile Einheiten, die in der Regel aus etwa 120 Po­lizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten bestehen. Jede Einsatzhundertschaft untergliedert sich in Einsatzzüge mit Gruppen, teilweise Halbgruppen und Trupps. Diese Organisationseinheiten haben eine eigene Führungshierarchie (Zugführer, Gruppenführer, Truppführer) und werden von einer Hundertschaftsführerin oder einem Hundertschaftsführer geführt. “ (Quelle: https://www.bundespolizei.de/Web/DE/05Die-Bundespolizei/04Einsatzkraefte/02_Bundesbereitschaftspolizei/Bundesbereitschaftspolizei_node.html)

  4. Ich stimme dem im Wesentlichen zu – Cops haben im Block nichts zu suchen und Pfefferspray schon gar nicht.
    Dennoch eine Anmerkung: der zweite Einsatz vor der Nord – so unnötig und durch das Pfefferspray gefährlich wie er war – wurde nicht durch eine Hundertschaft sondern durch eher 20-25 Bullen durchgeführt. Das macht es nicht besser, aber ich halte es für wichtig auch in solchen Fällen möglichst genau zu sein, alleine schon um keine Angriffspunkte für die Gegenberichtserstattung zu bieten.

    1. Es war vielleicht nicht eine ganze Hundertschaft, aber zumindest ein Zug oder eine Gruppe einer Hundertschaft. Insofern passt der Begriff Hunderschaft m.E.

      „Einsatzhundertschaften sind geschlossene und mobile Einheiten, die in der Regel aus etwa 120 Po­lizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten bestehen. Jede Einsatzhundertschaft untergliedert sich in Einsatzzüge mit Gruppen, teilweise Halbgruppen und Trupps. Diese Organisationseinheiten haben eine eigene Führungshierarchie (Zugführer, Gruppenführer, Truppführer) und werden von einer Hundertschaftsführerin oder einem Hundertschaftsführer geführt. “ (Quelle: https://www.bundespolizei.de/Web/DE/05Die-Bundespolizei/04Einsatzkraefte/02_Bundesbereitschaftspolizei/Bundesbereitschaftspolizei_node.html)

  5. Aufgrund der vielen Verletzten wurde über die Feuerwehr Hamburg ein „Massenanfall von Verletzten (MANV)“ als Einsatz ausgelöst. Neben diversen Rettungswagen waren ebenfalls hinter dem Gästeblock im Einsatz der „Organisatorischer Leiter Rettungsdienst (OrgL) und ein Leitender Notarzt (LNA) sowie ein Löschfahrzeug und die mittlere Feuerwehr-Einsatzleitung (B-Dienst). Es war demnach eine „Großschadenslage“ die auch als solche allen klar sein sollte und entsprechend benannt werden sollte. Wäre der Gästeblock im Verhältnis mit mehr „normalen“ Fans gefüllt gewesen, wäre es sicherlich zu einer Massenpanik gekommen, wobei einer der beiden Ausgänge durch die marodierende BFE versperrt war.
    Der Einsatz von „Pfefferspray“ (RSG) auf etliche Meter Distanz durch den Zaun ist klar gegen die Dienstvorschrift und demnach eine mehrfache Körperverletzung im Amt. Ich erwarte entsprechende Strafanzeigen AUCH von unserer Vereinsführung.

    1. Danke für die Info mit dem MANV – ich habe die Szenerie hinter der Nordkurve nach dem Spiel von der Hauptribüne aus beobachtet und als sehr bedrückend empfunden.

  6. Ich konnte heute aufgrund Erkrankung nicht im Stadion sein und habe mir den „Spaß“ im Fernsehen anschauen dürfen.

    Werter Tim, Du analysiert brillant jedes Fußballspiel und beobachtest genau bevor Du schreibst. Auch heute hast Du Dir wieder Dein Fleißbienchen auf der Pressekonferenz vom Gästetrainer abgeholt.
    Im Gegensatz dazu steht dieser Artikel hier, der sehr nach heißer Nadel aussieht. Nehmen wir nur mal an, die Polizei wollte für den zu Boden gegangenen Fan im Block tatsächlich Schlimmeres verhindern. Wie hätte sie das anstellen sollen, ohne den Block zu betreten?
    Und Du hast gesehen, dass die Polizei beim Betreten durch das Pfefferspray sofort eingesetzt hat und nicht einfach erstmal nur an den Ort des Geschehens wollte?
    Meine Frau war im Block H2. Und berichtete von Vätern, die mit ihren Kindern vorzeitig das Spiel verließen. Weil die Gäste auch in die umliegenden Blöcke Gegenstände geworfen haben. Wie sollen die Väter dieses Scheixxe ihren Kindern erklären?

    Ich frage Dich ernsthaft, was soll diese tendenziöse Berichterstattung, wenn Du den Sachverhalt nicht durchrecherchiert hast?
    Dass die Polizei wieder richtig sinnlos agiert, für mein Verständnis völlig panisch, reagiert hat, hast Du bestimmt Recht. Aber Du kannst doch nicht so tun, als sei die Gewalt im Block nicht vorher ausgebrochen und das Geknüppel mit den Fahnenstöcken und die Würfe wären verhältnismäßig.
    Und bevor Du mich in die Polizistenfreundecke schiebst. Ich selbst bin ein Opfer von anlassloser Polizeigewalt.
    Ich wünschte mir von Dir ausgewogenere Berichterstattung. Entscheide Dich, ob Du Fan oder Journalist bist. Oder mach es wenigstens kenntlich welche Mütze Du gerade auf hast.

    1. Lieber Volker,
      ja, es stimmt, dass dieser Artikel unter Zeitdruck angefertigt wurde. Allerdings sehe ich nicht, inwiefern dieser „tendenziös“ sein soll. Zu deiner Anmerkung „Aber Du kannst doch nicht so tun, als sei die Gewalt im Block nicht vorher ausgebrochen (…)“, möchte ich gerne auf folgende Passage im Text verweisen: „Rund zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit gab es, basierend auf den Aussagen einiger Augenzeugen, eine Auseinandersetzung von Personen im Gästeblock. Auch die Polizei erklärte auf Twitter, dass sie deshalb durch eines der Mundlöcher in den Gästeblock der Nordkurve einrückte.“ Ich „tue“ in diesem Fall gar nichts, sondern habe den von Polizei, Augenzeugen und auch mir selbst wahrgenommenen Anlass sogar aufgeschrieben.
      Ich habe auch nicht geschrieben „dass die Polizei beim Betreten durch das Pfefferspray sofort eingesetzt hat.“ – Bitte zeig mir aus welchem Textbaustein Du das herausliest.
      Natürlich stehe ich als Mensch, so wie Du ja auch, unter dem Einfluss der äußerst bedrückenden Szenen während und nach der Partie, nehme die Dinge, gewollt oder nicht, auf. Ich finde allerdings den Vorwurf, dass dieser Artikel „tendenziös“ ist, nicht ganz fair.

      1. Moin Tim,
        tendenziös deshalb, weil Du dem Verhalten der beiden Seiten unterschiedlich intensive Aufmerksamkeit schenkst und weil Du unter der Überschrift “ Was war vorgefallen“ den Eindruck erweckst, der flächendeckende Reizgaseinsatz hätte zuerst stattgefunden und danach hätten sich die Hannoveraner erst dagegen gewehrt.

        Die völlig unverständliche flächendeckende Reizgasaktion der Polizei aus dem Umlauf heraus auf die im Wesentlichen Unbeteiligten am Zaun hat erst später stattgefunden.

        Für meinen Geschmack wird die Gewalt der einen Seite (ich mag die prügelaffinen Leute nicht Fans nennen) zu wenig kritisch hinterfragt. Auf der einen Seite achten wir zu Recht in unserem Stadion über Awareness auf gewaltfreie und nichtdiskriminierende Sprache. Auf der einen Seite finden wir es normal, dass es im Block zu körperlichen Auseinandersetzungen kommen kann.
        Das passt nicht zusammen.

        1. Moin Volker,
          danke für Deine Antwort. Ja, ok, ich kann nachvollziehen, was Dich dazu bringt meinen Text als nicht ganz objektiv zu empfinden. Ich möchte aber betonen, dass ich um eine ausgewogene Berichterstsattung bemüht bin.
          Solche Texte, bei denen es um jedes Wort geht, sind für mich – und sicher auch alle anderen Medienmacher*innen – sehr schwer. Wenn man dann noch, anders als alle anderen Medien, die Vorfälle deutlicher beschreibt als nur „Gegenstände flogen, Reizgas wurde eingesetzt“ zu formulieren, dann wird es umso schwieriger. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass wir uns als Medium solcher Themen annehmen und mehr machen, als eben nur ein paar platte Sätze zu sowas zu formulieren.

          1. Auf jeden Fall ist das eine schwere Aufgabe, umso wichtiger ist, sie nicht unter Zeitdruck zu erfüllen.

            Denn das Thema „Gewalt im Stadion“ ist m.E. zu wichtig.

            Ihr vom Millernton gebt so viel Energie, Leidenschaft und Zeit und begeistert damit Menschen für Fußball und unseren magischen FC St. Pauli.
            Solche Ereignisse machen auch Eure Arbeit zu nichte.
            Ich stand 1982 als kleiner Junge mit meinem Vater am Zaun auf der Gegengerade und wurde unwiderruflich braunweiß infiziert.
            Als meine Frau mir gestern erzählte, wie gestern Väter mit ihren Kindern den Block wegen dieser Aggrovorstellung verließen, machte mich das betroffen, weil die Erinnerung der Kinder mit Sicherheit nicht so positiv ist wie meine von damals.

            Vielleicht ist das auch ein Thema für einen Beitrag des Millerntons, inwieweit wir in unserem Stadion Gewalt und Aggression tolerieren wollen. Denn eigentlich geht es uns doch um Fußball. Die Aktion gestern hat die letzten 10 Minuten des Spiels nachhaltig gestört. Die Spieler waren nicht mehr bei der Sache. Und vielleicht hat uns das sogar den Sieg gekostet.

            Wie dem auch sei. Herzlichen Dank für Eure Arbeit mit den tollen Berichten und Beiträgen.

          2. Wie gesagt, wir wollten zeitnah einen Bericht der Ereignisse veröffentlichen. Denn oft ist es ja meist so, dass zwei einseitige Wahrnehmungen kommuniziert werden und viele Medien ein paar platte Sätze voneinander oder der Polizeimeldung abschreiben.
            Wir werden uns natürlich noch eingehender und differenzierter dazu äußern. Der Artikel sollte beschreiben, nicht werten.

      2. Lieber Tim,
        ich habe in einem Beitrag gestern geschrieben, dass die Polizei nach eigenen Angaben eingeschritten sei, weil 96er Fans von 96er Fans bedroht und zu Boden geworfen wurden. Du fokussierst Dich in Deinem Bericht nur auf eine Quelle, die 96er Fanhilfe, die behauptet, der Einsatz sei grundlos gewesen. Das ist unter Berücksichtigung der Angaben der Polizei (dpa Meldung gestern) falsch.
        Wenn es stimmt, dass jemand attackiert wurde ist ein Einschreiten der Polizei gerechtfertigt. Ich möchte auch geschützt werden, wenn jemand mich attackiert…..Die Eskalation dann ausschließlich der Polizei (Pfefferspray) zur Last zu legen ist fragwürdig. Immerhin gab es auch ein sehr hohes Aggressionspotential von 96ern gegen das Einschreiten der Polizei, das sich, wie bereits berichtet wurde, auch in benachbarten Blöcken auswirkte….ich war in H3.

        1. Sorry, aber das ist völlig falsch, was Du hier schreibst und das habe ich bereits gestern Abend beantwortet. Ich fokussiere mich nicht auf eine Quelle, die Begründung der Polizei steht im Artikel drin. Über den Rest kann und muss diskutiert werden, aber der Vorwurf, dass wir uns nur auf eine Quelle beziehen ist schlicht falsch.

  7. ich war entsetzt, als ich gesehen habe,wie die Polizistin ohne erkennbaren Grund von aussen das Pfefferspray in den Block gesprüht hat, der augenscheinlich nichts mit der Auseinandersetzung innerhalb des Blocks zu tun gehabt hatte.Und sich dann auch noch die andere Polizisten ihr anschlossen um das Pefferspray großzügig aus nächster Nähe einsetzten. Erst daraufhin wurden die Polizei aus dem Block beworfen. Ich hoffe das diese Beamtin ausfindig gemacht wird und zur Verantwortung gezogen wird…und ich möchte bitte klarstellen: wenn von Stangen werfen die Rede war, handelte es sich um plastik Fahnenstange!

  8. Die hannoveraner Regionalzeitung HAZ meldet heute früh: „Auslöser für die Auseinandersetzung war offenbar ein St.-Pauli-Fan, der im 96-Gästeblock eine HSV-Fahne stehlen wollte. 96 und der Hamburger SV haben eine Fanfreundschaft. Die Hamburger Polizei meldete sich später beim Kurznachrichtendienst „X“ zu Wort. „Um diesen Gastfan zu schützen und Schlimmeres zu verhindern, entschied sich die Polizei, in den Auswärtsblock zu gehen.““ Das klingt nicht besonders plausibel.

  9. Das Ganze ging an der U-Bahn Feldstraße noch weiter: Bei der Abreise der H96-Fans wurden die Züge Richtung Hbf aufgehalten und es gab immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Polizei und 96ern sowie H$Vern. St. Pauli Fans wurden in die Station gelassen und weitgehend ignoriert. Jedoch fuhren die Züge Richtung Schlump einfach durch, so dass wegfahren unmöglich war. Eine völlig weirde Situation, die auch schnell hätte umschlagen können. Ob das so intendiert oder ob die Polizei hier einfach überfordert war, lässt sich natürlich nicht sagen. Allerdings gibt es ein übliches Verfahren, die Heimfans von den Gästefans zu trennen (= nicht in die Station zu lassen), bis diese abgefahren sind…
    In Richtung manch anderer Kommentatoren hier: ja, Gewalt zwischen Fans ist Mist. Aber mal wieder hat die Polizei unverhältnismäßig, mindestens maximal unprofessionell agiert. Ich finde es wichtig, dass auch der Millernton dies benennt. Forza!

    1. Und noch ein Nachtrag: in der U-Bahn Station waren dann auch Menschen vom Dom, inkl. Familien mit Kindern etc., die völlig überfordert waren mit der Situation. Wenn es eine große Auseinandersetzung mit Pfefferspray usw. gegeben hätte, wäre eine Massenpanik mit allen Konsequenzen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich gewesen. ***eom***

  10. So macht es keinen Spaß…..
    Zuletzt war ich total entrüstet, als es im Heimspiel gegen Rostock zu häßlichen
    Szenen im Gästeblock gekommen ist……damals war ich live dabei, auf der Haupttribüne

    Und dann leider wieder diese Szenerie gestern, diesmal sogar mit fragwürdigem Polizeieinsatz

    Da sind Emotionen in der (schnellen) Nachbetrachtung durchaus legitim.

    Ich sehe diese Ereignisse auch aus der Sicht eines Familienvaters
    Und wenn ich jetzt lese, dass naürlich einige Familien aus dem Stadion geflüchtet sind, dann werde ich wütend

    Bitte sorgt dafür, dass Ausschreitungen erst gar nicht passieren (ggf. sind mehr Stadionverbote für Randalierer geeignet)
    und dann bitte auch jetzt den Polizeieinsatz (Pfefferspray + Schlagstockeinsatz) schonungslos aufdecken und analysieren.

    Mit dem 0:0 kann ich einigermaßen leben……mit Gewaltszenen im Nebenblock aber will ich mein Stadionerlebnis nicht teilen

    Forza FCSP

  11. Es ist eine schwierige Situation, die man natürlich nicht zu 96% von Außen beurteilen kann.

    Es ist normal, dass der Hannoversche Sportverein von 1896 begleitet wird von Fans des Hamburger Sportverein von 1887. gaben wir in Hannover ebenso wenn die Magdeburger kommen und von Peine-Ost begleitet werden.

    Rivalität in Ordnung, wenn man deshalb den Verein des Gegners verachtet, meinetwegen auch. Es beginnt aber schon damit dass man die anderen Fanlager nicht in Ruhe lässt im Stadion.

    Gehen nun Fans vom FC St. Pauli in den Fanblock des Gegners, um ggf. aufgehängt Fahnen vom Hamburger SV zu entfernen, dann hätte dieses bereits von den Ordnern oder der Polizei verhindert werden müssen.

    Nun kommt es dort zur ersten Eskalation und anscheinend fliegen Fäuste in Richtung der Eindringlinge. Geht ebenso nicht in dem Ausmaß, was sich einige „Anhänger“ des Hannoverschen SV auf die Fahnen schreiben müssen. Vielleicht hätte man es mit weniger Gewalt lösen können, aber verwunderlich ist das Verhalten in keiner Weise.

    Ein gezielter Polizeieinsatz mit Separierung der angegriffenen Menschen (die ein wenig selbst Schuld sind, aber egal) wäre das Mittel der Wahl gewesen. Stattdessen wird dir Situation immer unübersichtlicher und es folgt ein Reizgaseinsatz über große Teile des Gästeblocks.

    Viele Unbeteiligte sind zu Schaden gekommen, sogar Kinder sollen Ladungen an Pfefferspray ins Gesicht bekommen haben. Es muss eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit getroffen werden.

    1. Es sind allerdings keine Heimfans in den Gästeblock gegangen. Insofern kann es da auch keinen Stress gegeben haben. Es haben sich Leute intern gekloppt.

    2. Für Deine Theorie des „Eindringlings“ gibt es, um im Slang zu bleiben, bislang 0,1896% Belege. Vielmehr scheint es bislang so, das es einen internen Konflikt im Gästeblock gab.

    3. Selbst eure H96 Fanhilfe schreibt
      „Im Vorfeld kam es im Block zu Unstimmigkeiten zwischen zwei kleinen Gruppen an 96-Fans. Wie es in solchen Fällen im Fußballkontext üblich ist, halfen umstehende 96er, um die Situation schnell wieder zu beruhigen.“ Quelle: https://fanhilfehannover.blogspot.com/2023/11/pressemitteilung-wenn-das-spiel-zur.html?m=1
      Da waren sich 1896 und 1887 wohl nicht über den Support einig. Was das angeht selbst schuld und nix mit versuchtem Fahnenklau. Dies ändert natürlich nichts daran, dass der Einsatz der Bullizei komplett übertrieben war und zumindest in seiner eskalierenden Weise scharf zu verurteilen ist.

  12. Moin,

    zunächst lese ich den Artikel hier ganz klar als eine Beschreibung der gestrigen Vorfälle mit Untermalung entsprechender Quellen. Saubere, neutrale Arbeit. Es soll ja kein Kommentar sein, deswegen ist auch richtigerweise Tims Meinung nicht zu lesen (da hier ja klare Standpunkte gefordert werden).

    Ein Gedanke ergänzend: Da war wohl bei der Polizei das desaströse (Nicht-) Einschreiten aus dem Schalke-Spiel noch Leitfaden des gestrigen „Einsatzes“.

    Darüber hinaus widert mich beides Verhalten (Polizei und Teile der Gästefans) einfach nur noch an. Die hässliche Szenen nach dem Schalke Spiel, Dresden, Rostock, dieses „Scheiss-St.Pauli“ Gerufe aus dem Gästeblock.

  13. Für mich sah es von der Gegengerade so aus, dass nach Abrücken der Polizei die geworfenen Fahnenstange zurück in den Gästeblock gereicht wurden. Anschließend wurden diese und anderes anscheinend von den Hannoveranern auf unsere Fans auf der Haupttribüne geworfen.

    Und das wäre nun tatsächlich eine Scheißaktion.

    Es ist eine Sache, Dinge auf gepanzerte Polizistin zu werfen, aber eine ganz andere ungeschützte Fans und Ordner zu bewerfen.

    1. Mir geht das wechselseitige Beleidigen auch verdammt auf die Nerven. Wir selbst aber provozieren es doch mit, zumindest die von uns, die systematisch jede gegnerische Mannschaft mit Pfiffen empfangen, Scheiße 04 grölen, den fucking wen auch immer Gegner beaten wollen und die Volkspark Bastards hassen. Wo ist da der Unterschied zu „scheiß St. Pauli“? Kreativer jedenfalls finde ich es nicht…

      1. Vielen Dank für diese Worte, welche ich zu 1910 % unterstütze!
        Ich verstehe es nicht, wieso alle gegnerischen Teams mit einem Pfeifkonzert empfangen werden müssen und sich bei jedem Eckball des Gegners das Prozedere wiederholt.
        Ist sicherlich was anderes als „auf die Fresse zu hauen“, schön ist es trotzdem nicht.
        Mag ja ab und an berechtigt zu sein, wenn sich das gegnerische Team „arschig“ benimmt, sie jedoch grundsätzlich und immer so zu empfangen halte ich aber für großen Käse und unnötiges provozierendes Verhalten!

  14. Die ganze „versuchter Fahnenklau“ Theorie geht m.E. auf eine einzige Twitter Quelle zurück. Halte ich persönlich für nicht realistisch.
    In der Beobachtung von außen entstand die Unruhe im Gästeblock originär ganz rechts außen (beim Pufferblock zum Stehbereich der Nord) im oberen Teil des Stehplatzbereichs. Da kann man gar nicht einfach reingehen, um mal eben eine Fahne zu klauen (die ja auch wo ganz anders hängen).
    Wie dann ein Einsatzeiter auf die Idee kommt, es wär realistisch mit einer BFE aus dem Mundloch bis dahinzukommen, um jemanden zu schützen, ist ein weiteres Mysterium…

    Und grundsätzlich, was eine sinnbefreite Aktion von allen. Interessant, dass der Sicherheitsdienst nach dem Polizeieinsatz erstmal auch massiv beworfen wurde und dann aber mit Wasser geholfen hat…

    1. Statement der Fanhilfe Hannover:
      „Im Vorfeld kam es im Block zu Unstimmigkeiten zwischen zwei kleinen Gruppen an 96-Fans. Wie es in solchen Fällen im Fußballkontext üblich ist, halfen umstehende 96er, um die Situation schnell wieder zu beruhigen.“

  15. Ach: Und danke für diesen Artikel.

    Klar, es sind am Morgen danach noch nicht alle Details bekannt. Aber nach dem verstörenden Erlebnis gestern Abend hilft es mir, hier von mehreren Seiten und etwas mehr Aspekte zu hören. Was ich sonst in der Presse las, geht nicht über das hinweg, was ich selber sehen konnte. Und es hilft auch, dass wir uns hier darüber austauschen können.

  16. zit.: „„Das öffentliche Interesse an der Verfolgung von Körperverletzungen ist vor allem dann zu bejahen, wenn eine rohe Tat, eine erhebliche Mißhandlung oder eine erhebliche Verletzung vorliegt (vgl. Nr. 86 RiStBV).“

    Die Polizei ist also verpflichtet, bei der Initialtat in den Block zu gehen und das Opfer zu schützen bzw. den Schaden fest zu stellen. Alles, was danach geschah, war Eskalation. Ich befand mich ca. 30 m vom Geschehen entfernt und war/bin über die gewaltbereiten Chaoten (Fans kann ich sie nicht nennen) entsetzt. Schlagen mit Fahnenstöcken und werfen von Bechern geht gar nicht.

  17. But it is also a sign that the police do not „respect“ the Hannover fan scene. At other fan scenes there are no police. They know what happens when they approach the block. (Belgrade, Spartax, PAOK, Olimpjakos, Dresden away etc.). If the fan scene acts like children (can anyone fight well there?), they will also be treated like children.

  18. Also, bei allem Respekt, Tim, aber natürlich ist der Aritkel tendenziös – weil du die beiden Seiten eben nicht gleichwertig behandelst und darstellt. Die „Fanhilfe“, nebenbei selbst klar parteiisch, wird deutlich stärker gewürdigt, du zitierst sie sogar hervorgehoben im Text. Ebenso gibt es ein Statement zum Thema CS-Gas, auch hervorgehoben, auch von der Fan-Seite. Beides klar zulasten des Polizeivorgehens. Ebenso gehört das Weglassen von Informationen dazu, denn für eine neutrale Darstellung genügt es nicht, bloß „richtige“ Informationen (also solche, die nach eigenem Kenntnisstand stimmen) zu verwenden, sondern man darf auch keine Infos weglassen. Sonst legt man Zusammenhänge assoziativ nahe, auch ohne sie wortwörtlich zu behaupten.
    Zudem nimmst du auch noch eindeutig Stellung; ich zitiere mal aus dem Artikel: „Die Vorfälle im Gästeblock sind ein weiteres erschreckendes Beispiel dafür, dass Polizeieinsätze im Block zu keiner Deeskalation der Situation führen. Wie es zur Auseinandersetzung kam, muss aufgearbeitet werden, insbesondere das Vorgehen der Polizei.“ Abgewogen oder reflektiert wird von dir wenig bis nichts. Der Artikel passt ja auch ganz gut in Reihe sehr polizeikritischer Artikel im Blog.

    Ein paar Fragen, die man sich vielleicht mal hätte stellen können: Warum hat die Polizei eingegriffen? Sicherlich nicht aus Spaß. Genaues wissen wir bis jetzt nicht, laut Polizei (und auch Quellen im Umkreis von H96) gab es eine Person, die schwer verletzt wurde. Laut Fanhilfe Hannover war die Situation geklärt. Mal abgesehen davon, dass das, was die unter „klären“ verstehen nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Situation unter Kontrolle war oder ein Eingreifen auch weiterhin nicht gerechtfertigt, stellt sich ja auch die Frage, welchen Kenntnisstand die Polizei hatte. Und um es ganz klar zu sagen: Wenn jemand Opfer einer schweren Körperverletzung wird, würde sich die Polizei sogar strafbar machen, wenn sie nicht eingreift. Das ist dann auch gar keine Frage der „Deeskalation“.
    Mit einer kleinen Gruppe (24 ist nach den Fernsehbildern schon großzügig geschätzt) in den Block zu gehen, die Person zu sichern und sich wieder zurückzuziehen, ist sicherlich keine übertriebene Maßnahme, sondern das Mindeste. Übrigens habe ich im Artikel auch kein Wort davon gelesen, dass es unter den Polizisten viele Verletzte gab (einen mit mehrfachen Knochenbrüchen sogar) – auch das gehört zur Tendenz, dass man nur die „Opfer“ auf der einen Seite beklagt.

    Zweite Frage: Wie kann man es unkommentiert stehen lassen, dass sich a) ein ganzer Haufen von H96-Anhängern vermummt und anfängt, Sachen auf Polizisten zu werfen? Wie kann man es unkommentiert stehen lassen, wenn diverse dieser „Fans“ sich der Polizei in den Weg stellen und mit Schlägen und Tritten die Polizisten davon abhalten wollen, einer verletzten Person zu Hilfe zu kommen? Alles Straftaten, im Übrigen. Nichts, auch kein Polizeihass oder ein Fehlverhalten der Einsatzkräfte kann das rechtfertigen. Normal wäre es, entweder der Person selbst zu helfen oder wenigstens dafür zu sorgen, dass die Polizei ihren Job machen kann (also selbst Platz machen und andere dazu bringen, Platz zu machen). Ein ganz wichtiger Satz, der mir leider bei den sogenannten Fans immer zu kurz kommt: AUCH DAS STADION IST KEINE RECHTSFREIE ZONE! Und es gibt keine Selbstjustiz unter Fans – erst recht nicht mit Gewalt.

    Hier findet sich noch eine (falsch) wertende Aussage im Artikel: „Die Fans im Gästeblock wehrten sich und sorgten dafür, dass die Polizei wieder abrücken musste.“ Sie ist sogar doppelt falsch: Erstens „wehrten“ sie sich nicht, sondern sie behinderten einen, nach allem, was wir zur Zeit wissen, legitimen Polizeieinsatz. Die Polizei hat auch nicht Jagd auf Fans gemacht, sondern die „Fans“, die an der Auseinandersetzung mit der Polizei beteiligt waren, sind (jedenfalls zu einem großen Teil – sicher gab es auch Menschen, die da standen und nicht weg kamen) aktiv auf die Polizeikräfte losgegangen. Das belegen auch die Fernsehbilder. Zweitens sorgten nicht die Fans für das Abrücken der Polizei, sondern die Polizisten sind, nachdem sie am Ort der „Schlägerei“ angelangt waren, wieder umgekehrt. Ob sie dabei festgestellt haben, dass es niemanden zu retten gab oder nicht, bleibt offen (in den Fernsehbildern sah man allerdings zuvor eine blutüberströmte Person, die sich noch oberhalb der Polizisten in den Rängen aufhielt – also offenbar bereits massiv verletzt worden ist. Möglich, dass es sich um genau die Person handelt, die dann im Innenraum war, das ist aber nur eine Vermutung, die zur Behauptung der Polizei passen würde. Ich sage nicht: Es war, wie es die Polizei dargestellt hat, aber mal darüber nachdenken, ob das mit Bildern Belegbare zu den Behauptungen passt, darf man schon, Tim).

    Ich finde es übrigens immer hilfreich, wenn man sich für die Bewertung mal vom Kontext eines Fußballspiels löst (gilt auch für übertriebene Polizeieinsätze): Fragt euch doch mal, wie ihr die Situation einschätzen würdet, wenn in einer vollen Fußgängerzone fünf Jugendliche jemanden zusammenschlagen, die Polizei zur Hilfe eilt und die Passanten ihre Winterschals zur Vermummung nutzen und beginnen, die Polizei am Erreichen des Zusammengeschlagenen zu hindern? Klingt das nach einem vernünftigen, erwachsenen Handeln?

    In den Kommentaren wurde behauptet, dass der Reizgaseinsatz vor jeder Gewaltanwendung seitens der „Fans“ erfolgt ist. Das habe ich nicht gesehen. Aber selbst wenn dies in einem Einzelfall (so die Behauptung) der Wahrheit entspräche rechtfertigt auch dies in keiner Weise das Vorgehen der Gewalttäter im Block. Als jemand, der sich beruflich eine Zeitlang mit dem Polizeirecht beschäftigt hat, kann ich nur sagen, dass ich nichts gesehen habe, was nach einem übertrieben Einsatz in dieser Situation aussah. Ich würde mir aber niemals anmaßen, ein Urteil über den Sachverhalt allein aufgrund meines Erlebens und einiger in den Medien publizierter Aussagen zu fällen. Ob es also so war, wie ich es erlebt habe, bleibt abzuwarten und wird wohl – mehr oder minder – juristisch aufgearbeitet werden.

    Was mir aber am meisten mißfällt, Tim, ist etwas anderes: Du veröffentlichst einen unausgewogenen Artikel, bei dessen Verfassen du niemals einen vernünftigen Überblick über das Geschehen haben konntest. Warum? Warte doch mal zwei, drei Tage ab, bis man mehr über die Sachlage weiß und dann kann man immer noch einen kritischen Bericht schreiben (und muss nicht so viel in dem Artikel editieren – es ehrt dich, dass du die Veränderungen kenntlich machst. Trotzdem belegen auch sie deine tendenziöse Sicht auf das Geschehen). Vielleicht wäre in einem späteren Artikel ja dann auch vorgekommen, dass sich unsere ach so friedlichen Fans in Hundertschaften Straßenkämpfe mit der Polizei geliefert hat…

    1. Du schreibst: Als jemand, der sich beruflich eine Zeitlang mit dem Polizeirecht beschäftigt hat … . Gestattest du mir die Frage, in wie weit du dich auch praktisch auf z.B. Auswärtsspielen und auf Hamburger oder bundesweiten Demonstrationen mit den Praktiken der diversen BFE-Einheiten (Hamburg, Blumfeld, USK) beschäftigt hast?

      1. Ich war zwar in früheren Zeiten viel auswärts unterwegs, aber stets als „Individualist“. Insofern bin ich „praktisch“ nicht von problematischen Polizeieinsätzen betroffen gewesen. Früher waren Fußballveranstaltungen allerdings auch friedlicher als heutzutage, da hat selbst dann keinen Stress bekommen, wenn man mit frustrierten wattenscheidern Rechtsradikalen gemeinsam Straßenbahn fahren musste.

        Tatsächlich war mein beruflicher Berührungspunkt, dass ich an einigen kritischen juristischen Artikeln zu Polizeitaktiken bei Großveranstaltungen mitgearbeitet habe, ebenso wie zur generellen Frage, inwieweit oder wann der Eingriff in die Grundrechte von Unbeteiligten oder sich rechtskonform Verhaltenen bei solchen Veranstaltungen überhaupt verhältnismäßig sein kann (seltener als die Polizei oder manches Gericht meint – nach wie vor meine Ansicht). Mehr verrate ich aber nicht. Ich kann mir deshalb aber auch ganz gut vorstellen, dass jemand, der selbst von solchen Maßnahmen betroffen war, grundsätzlich Schwierigkeiten mit solchen Einsätzen hat.

        1. „Früher waren Fußballveranstaltungen allerdings auch friedlicher als heutzutage, da hat selbst dann keinen Stress bekommen, wenn man mit frustrierten wattenscheidern Rechtsradikalen gemeinsam Straßenbahn fahren musste.“

          Wann auch immer dieses früher gewesen sein soll?

          1982, 1988 und 1990 starben Fans. 1998 wurde ein Cop in den Rollstuhl geprügelt.
          Stadien glichen in den 80ern eher NPD-Veranstaltungen als heutigen Fussballspielen.

          Allein diese falsch Behauptung sagt auch über die andere Teile deiner Kommentare ne Menge

          1. Schön, dass du so differenzierst argumentierst und aus einer eigenen (!) Unterstellung über eine Behauptung mal gleich sachzusammenhangslos auf alle anderen Aussagen schließt. Und übrigens: „Friedlicher“ ist ein Komparativ – ich habe nicht behauptet, dass es irgendwann „friedlich“ gewesen sei. Und falls es dich interessiert: Aktiver Auswärtsfahrer war ich in der Zeit zwischen 1994 – 2000. Und meinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen nach war die Stimmung damals in der Tat friedlicher, gerade anfangs – ich gebe dir aber gerne zu, dass sich meine Behauptung nicht auf Statistiken zu europaweiten Fallzahlen von Gewalt rund um Fußballspiele stützt. Ich behaupte aber mal ganz frech: Deine auch nicht.
            *kopfschüttel*

    2. Vielen Dank für diesen sachlichen, klugen und – wie ich finde – sehr wichtigen Kommentar. Bei aller berechtigten Kritik an polizeilichen Maßnahmen: NIE darf auf diese mit Gewalt reagiert werden. Wer das staatliche Gewaltmonopol nicht akzeptiert, handelt außerhalb unserer Verfassung. Auch wenn es mühsam ist: unser Rechtsstaat gibt uns andere Mittel: erstattet Anzeige, wenn ihr Euch rechtswidrig behandelt seht. Bringt nichts? Okay, dann die Gegenfrage: Was nützt es, zurück zu schlagen, außer animalische Aggressionsgelüste zu stillen?

  19. Bisschen Bauchschmerzen habe ich ja schon, wenn ich auf der Pauli-Webseite lese

    „Außerdem kam es im Bereich des Auswärtsblocks zu Übergriffen auf Sanitäter*innen und Rettungswagen. Helfer*innen wurden beleidigt, bespuckt und mit Gegenständen beworfen, sodass sich Sanitäter*innen zurückziehen mussten. Die Einsatzkräfte wurden durch Gegenstände getroffen, aber nicht ernsthaft verletzt.“

    Sanis angreife ist ein ziemliches No-No in meinen Augen, da wäre es schon schön, wenn dazu nochmal was käme.

    1. …und wie bei den “Freunden” aus Rostock, weiteres Zitat “ Bereits vor dem Spiel hatten Besucher im Gästebereich in einer Toilettenanlage randaliert und diese schwer beschädigt.”
      Scheinen im Gästebetrich alles ganz harmlose Opfer der Polizei gewesen zu sein…..die nur etwas “hyperaktiv” waren, die Armen…..
      Ich könnte kotzen, so und mit solchen Fans bringt Fußball weniger Spaß!

  20. Tim,ich schätze Deine Spielanalysen sehr.Sie haben mir einen neuen Blick auf Spiel und Spieler eröffnet.
    Jedoch:das Narrativ,das Du im Hinblick auf die Vorgänge im Gästeblock verbreitest ist zumindest fragwürdig.
    Die Polizei wurde nach meinen Beobachtungen von den Ordnern gerufen,die sich wohl zurecht nicht trauten einzugreifen.
    Zumindest die Person/en,die da verprügelt wurde/n scheinen darüber nicht unglücklich gewesen zu sein.
    Die Polizei hat auch insofern „de-eskalierend“ auf den Streit innerhalb des Hannover-Blocks gewirkt,weil sich diese nun geschlossen gegen die Polizei wendeten.
    Inzwischen waren einige aus dem Block über den Zaun geklettert.Andere machten Anstalten ihnen zu folgen.
    Auch hier hatte ich den Eindruck,daß die ca 20 Polizisten von den Ordnern gerufen wurden.
    Die „Bullenschweine“ bezogen Stellung zwischen Zaun und Spielfeld.
    Warum sie beim Anrücken so massiv Reizgas einsetzten,kann ich mir eigentlich nur dadurch erklären,daß sie durch die Ordner falsch(?) informiert wurden.Ansonsten wäre der Einsatz von Reizgas wohl überzogen.
    ( Wenn der Verein keine Polizei im Stadion möchte,dann braucht er einen Ordnungsdienst der derartige Konflikte selber lösen kann)

  21. Manchmal komme ich mir vor als säße ich in einer Zeitmaschine. Die Paralellen zu den Hooliganzeiten in den 80ern sind unübersehbar. Fankurven als rechtsfreie Räume in denen Menschen verletzt werden, ein wütender Mob der mit Gewalt auf 12 Polizisten (ja ich habe sie tatsächlich gezählt) losgeht, hunderte Bierbecher und Fahnenstangen die fliegen und offen gelebte Brutalität. Ein halbes Millerntor dass den Hass auf die Polizei besingt. Ich schäme mich, das war auch für den FC St. Pauli ein schwarzer Abend. Es wird wieder Tote geben, so wie damals. Ich frage mich, was diese Leute wohl tun würden, wenn die Polizei nicht da wäre. Und was würden unsere Fans tun. Auch für Teile unserer Ultras würde ich nicht mehr die Hand ins Feuer legen. Und was ist das eigentlich für ein Vorbild für unsere Kinder? Sollen die auch die Polizei hassen?

    1. So ist es! Und wenn die Beamten nach dem Spiel nicht an der U-Bahn Feldstr. gewesen wären…, nicht auszudenken was dort hätte passieren können. Dort waren Familien mit tlw. kleinen Kindern, DOM-Besucher und viele St. Pauli Fans die einfach nur nach Hause wollten. Viele Deppen in 96-Farben bepöbelten und bedrohten die Passanten, etliche „Bullen“ sorgten für Ruhe.

    2. Ich kann Dir im Wesentlichen zustimmen. Auch ich habe das Gefühl, dass es schlimmer wird. Diese Leute sind nicht unbedingt alle den Ultraszenen zuzuordnen, aber doch sehr viele. Und sie schleichen sich mittlerweile auch in die Gegengerade und die Nord ein … von den üblichen Fans dort eher unerwünscht da es mittlerweile Unruhen in den Blöcken gibt, die es bis vor etwa einem Jahr nicht gab. Bestimmte Vereinsverantwortliche sind da leider blind.
      Allerdings sehe ich einen Unterschied zu den 80ern. Damals haben sich die Hooligans verabredet und nach dem Spiel gegenseitig verprügelt und andere Fans in Ruhe gelassen (Ausnahmen gab’s sicherlich). Heute randalieren diese Leute im Stadion während eines Spiels.

  22. Warum verteidigen und bemitleiden hier denn so viele leute die polizei? als ob die das nicht selbst könnte, euch braucht es dafür nicht! genau wegen der meinungsmacht der polizei ist es doch so wichtig, ihre deutungshoheit zu brechen und nicht in erster linie ihre sichtweise zu zitieren. mich weht hier in den kommentaren aus allen möglichen richtungen die sehnsucht nach dem obrigeitsstaat an, wenn verschiedene stimmen ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass die polizei höchstens aufgrund falscher informationslage unrechtmäßig gehandelt haben könnte.

    1. Du stellst hier gewagte Thesen auf. Mitleid, Meinungsmache, Sehnsucht nach Obrigkeitsstaat

      Vielleicht passt es einfach nicht in Dein Weltbild, dass es auch St. Pauli Fans gibt, die ins Stadion kommen und einfach nur Fußball leidenschaften wollen und mit den Egoproblemen irgendwelcher vermummter Adrenalinjunkies, die sich in erster Linie selbst feiern, nichts zu tun haben wollen.

      Die Mehrheit will Fußball, Emotion, Freundschaft und mit ihrem Verein mitfiebern, diskutieren.
      Klopperei, Hass und Egoprobleme muss man sich schon in den Nachrichten genug antun.

      Allein das ganze Sicherheitsgeraffel in und um die Stadien ist doch nur wegen dieser Horste.

      Haste schonmal ne Tour de France Etappe am Tourmalet oder Alpe d’Huez gesehen? Hunderttausende feiern friedlich extremst emotional ihre Helden. Da ist jeder bekannte Fussballsupport ein seichter Furz im Abendwind dagegen. Das Polizeiaufkommen dort ist trotzdem homöopathisch.

      Finde den Fehler!

  23. leute, ich verstehe die ganze aufregung überhaupt nich, mal abgesehen von dem, was im und ums stadion passiert is. wir befinden uns hier in einem fc st pauli blog/forum. natürlich erwarte ich hier, daß wir alles durch die fc st pauli brille „serviert“ bekommen, also ich zumindest. ich hab ja selber die st pauli brille auf. wenn ich ne objektive berichterstattung möchte, dann gehe ich auf entsprechenden seiten (sportschau, kicker usw). ob ich die dort immer bekomme, sei mal dahin gestellt. hier erwarte ich ganz einfach keine objektivität und doch ist es mir manchmal zuu objektiv. ich persönlich betrachte das, was tim schreibt, als seine persönliche meinung. da kann man durchaus unterschiedlicher meinung sein und dies auch kundtun. aber objektivität sollte man nich erwarten, das kann und soll hier gar nich geleistet werden…

  24. Die Cops haben sich ihren Ruf lange und hart erarbeitet. Komisch warum niemand aus der organisierten Fanszene mit Applaus und ner freundschaftlichen Hand reagiert, wenn die kommen.

    Natürlich will niemand verletzte Mütter/Väter und Kinder, die Standen auch in dem H96 Block wo diese Cops mit Pfeffer reingehalten haben. Und auch ansonsten interessiert es die Cops eher nicht, wen sie so treffen.

    a) Sie haben ne Rüstung an und b) sich ihren Job ausgesucht, ne Person die kein Blut sehen kann, sollte auch nicht Ärztin werden.

  25. Beeindruckend das du so ein behütet und anscheinend Sorgenloses Leben führst das du einfach so nur zum Fußball schauen und Freunde treffen ins Stadion gehen kannst. Für mich fehlt da nur noch die so häufig gehörte Aussage das Politik nix im Stadion zu suchen hat 🤦. Mein Leben sieht da leider völlig anders aus. Ich möchte als erstes Mal Zecke zustimmen der Schreibt das es sich hier um einen Fanblog handelt und genau das sehe ich auch so. Wer ein Lobgehudel auf die Staatsmacht haben möchte weil sie vielleicht (ganz klar ist es ja noch nicht und ob es überhaupt voll aufgeklärt wird weiß Mensch auch nicht) einmal das getan hat was ihr Job ist (zu helfen!) statt Anlasslos Gewalt auf Unbeteiligte aus zu üben. Der soll doch bitte sich bei Springen und PolGewerkschaften belesen. Ich kann nicht mein Leben mit all dem erlebten, vor allen Erfahrungen mit der Polizei (die auch positiv enthalten, wenn auch nur zu einem eher geringen Anteil) zu Hause lassen. Diese trage ich immer mit mir und werde dadurch in jeglichen Situationen wo die Polizei auftaucht auch durch diese Erinnerung gefärbt reagieren. Ich denke so geht es nicht nur mir. Doch es ist auch gut das es so sorglose Menschen wie dich gibt. Schön würde ich es finden wenn wir es schaffen das wir nicht unsere eigene Ansicht anderen aufdrücken und bestimmen was nicht in welches Weltbild passt und am besten noch welches das „richtige“ Weltbild ist. Gerade in den letzten drei Jahren ist für das Thema Polizeigewalt ein sehr großes Thema geworden was mehr Druck von Außen benötigt um nicht weiterhin schnell wieder ausgeblendet zu werden um zum Alltag über zu gehen. Ich war nicht nur öfter Opfer davon sondern habe da ich mich im Recht wägte immer auch versucht diesen Weg zu gehen. Es war wie bei vielen es kam nie zu einer Verurteilung eines Polizisten. Weiter möchte ich nicht darauf eingehen. Was hier gefühlt allen Klar scheint ist das Gewalt nie der Weg sein sollte und wenn dagegen eingeschritten wird ist es richtig, wichtig dabei finde ich ist nicht immer nur Feuer zu löschen sondern zu schauen aus welchem Grund es es immer wieder brennt und was ist mein Anteil daran. Ich freue mich über die Berichterstattung der besten Millerntonies und wie gut wir hier diskutieren können. Es sind und bleiben FCSP Nachrichten und Berichte und es wird nie ohne Meinung oder Fehlinterpretierbaren Aussagen gehen da wir alles nur Menschen sind und das geschriebene Wort dies immer zu lassen wird. Lasst uns weiter auch unterschiedliche Meinungen achten denn jede hat seinen Ursprung und es darf immer darüber diskutiert werden. Mich ärgert es übrigens auch das es Menschen gibt die ihre Fußballfanleidenschafft nutzen um Gewalt aus zu üben. Die gibt es jedoch leider bei jedem Verein von Pusemukkel bis St. Pauli. Fanrewalietät gehört zum Sport dazu und auch mal nicht so schöne Fangesänge find ich Okay wenn ich nach Spielende mit den gegnerischen Fans vor der GG übers Spiel fachsimpeln kann ist es auch genau das was den Sport aus macht. In vielen Jahren war das für mich am Millerntor immer der Reiz des Vereins und seines Umfeldes. Ganz anders wenn ich Auswärts war. Da war es schon lange so das es vor und nach dem Spiel groß angelegte Fantrennungen gab. Vor ein paar Jahren hat das auch am Millerntor Einzug gehalten, ausgehend von den Polizeilichen Einsatzkräften. Diese verhinderten häufig ein aufeinander treffen und das mit bei einigen Vereinen wo ich mittlerweile Menschen kenne auf die ich mich freute Sie zusehen. Das Thema Polizei wird mir hier langsam zu viel, ich merke ich könnte noch sehr viel mehr dazu schreiben. Danke Tim du machst das super und auch ihr anderen Millerntonies 🤎🤍❤️

  26. mich drängt es, mal etwas grundsätzliches aus meiner ganz persönlichen sicht zum thema gewalt im und um’s stadion kundzutun:
    aufgewachsen bin ich in der ehemaligen ddr. in meiner damaligen heimat gab es einen verein (dem ich auch heute noch treu verbunden bin), namens stahl riesa. eine fahrstuhlmannschaft zwischen ddr liga und oberliga. seit zweiter hälfte der 70er jahre war ich mehr oder weniger regelmäßig bei heimspielen im stadion. weniger in der ddr liga als in der oberliga gab es quasi zu jedem heimspiel streß zwischen den jeweiligen anhängerschaften. und das war nich nur in riesa so, sondern in naherzu allen oberliga spielstätten, woche für woche. ganz besonders, wenn der bfc in der republik unterwegs war, sowie zu derbys. riesa hatte noch eine besonderheit: der bahnhof war umsteigebahnhof für leute aus karl-marx stadt, berlin, leipzig, aue oder dresden. die haben sich dann am bahnhof gegenseitig „begrüßt“. polizei war selten zu sehen. das wäre auch schief gegangen, weil sich dann sicherlich die ehemals verfeindeten anhängerschaften fluchs gegen die staatsmacht verbündet hätten. mir kam es so vor, als würde diese art, dampf abzulassen, von der staatsmacht zwar argwöhnisch beäugt, aber doch toleriert. besser die leute lassen im stadion dampf ab, als auf der straße.
    und wenn ich mir das so genau überlege, meine erfahrungen und die tatsache, daß gewalt im und um’s stadion keine erfindung der zone is, sondern quasi so lange existiert, wie es organisierten fußball gibt, dann frage ich mich: wie konnte es das so lange geben? wie kann sowas von anhängergeneration zu anhängergeneration weitergegeben werden, ohne daß der staat oder wer weiß wer noch der sache herr werden? und jetzt bin ich wieder beim verhalten der staatsmacht zu ddr oberligazeiten: besser die leute lassen im stadion dampf ab, als auf der starße!?
    ein rugby spieler hat mal gesagt: „rugby ist das spiel für hooligans, gespielt von gentlemen. fußball ist das spiel für gentlemen, gespielt von hooligans.“ oder so ähnlich. und ich glaube, diese zwei sätze beziehen sich nicht nur auf das geschehen AUF dem rasen. sport frei

    1. Es tut mir leid, aber Leute, die sich prügeln wollen, sollen sich zu Käfigkämpfen oder wenigstens zu MMA-Veranstaltungen anmelden – da können sich mit gegenseitigen Einverständnis vermöbeln. In allen anderen Fällen gehören diejenigen vor Gericht. Wer dies nicht akzeptieren kann, akzeptiert auch unseren Rechtsstaat nicht und hat offenbar ein generelles Problem mit unserer Verfassung, wie jemand hier in den Kommentaren schon schrieb.

      Übrigens habe ich hier keinen Beitrag gelesen, der „Obrigkeitsstattshörigkeit“ begrüßte oder nur behauptete, dass die Polizei Unschuldslämmer beherbergt. Nur: Sich einseitig auf die Sicht der (organisierten) Fanszene zu verlassen, ist eben das – einseitig. Man überlege mal, an wieviele Fälle von Polizeieinsätzen in und unmittelbar am Stadion man sich erinnern kann, bei denen die Fanorganisationen hinterher nicht behauptet haben, dass der Einsatz „grundlos“ oder „unverhältnismäßig“ gewesen sei… so viel zur Objektivität und Verlässlichkeit der Einschätzungen dieser Quellen. Und einseitige Berichterstattungen finde ich bei einem Blog, den ich sehr schätze, schade und unnötig.

      Wenn man wieder in diversen Foren lesen kann, dass die Polizisten doch „Bock auf Krawall“ hätten oder sich nicht so anstellen dürfen, weil sie sich den Beruf doch ausgesucht haben, da könnte ich… oder so ein unsinniger Kommentar, wie „die sind ja gepanzert, da ist es nicht so schlimm, wenn man Gegenstände auf die wirft“ – doch, ist es! Bei solchen Beiträgen fehlt mir wirklich jedes Verständnis. Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man gutheißt, was die Polizei ihrerseits so treibt.
      Ich verstehe einfach nicht, warum es nicht in die Köpfe so vieler Fans will, dass man überzogene Polizeigewalt ebenso kritisieren kann wie das Verhalten von Straftätern in den Blocks. Sogar bei den gleichen Vorkommnissen.

      Nebenbei bemerkt: Der Umstand, dass Unbeteiligte verletzt werden (können), macht einen Einsatz nicht per se unverhältnismäßig, gerade zum Thema „Pfefferspray“ und „CS-Gas“ ist das ja zur Genüge ausgeklagt worden (und da ging es in der Regel um den großflächigen Einsatz von Wasserwerfern mit „Beimischung“ auf erlaubten Demonstrationen – nicht um das übliche Polizeispray).

      1. du rennst bei mir offene türen ein. aber die fakten liegen nunmal, wie sie liegen. und wenn kein staat und keine anhängersozialarbeit es vermochten, in mehr als 100 jahren organisiertem fußball gewalt aus dem stadion zu bekommen, dann scheint das eben gescheitert zu sein und man sollte sich gedanken machen, wie man es anders in den griff bekommt.
        irgendwer schrieb hier, daß es früher weniger gewalt gab. ich weiß nich, wo er früher fußball schauen war, aber er kann kaum deutschland (egal ob ost oder west) oder generell europa gemeint haben. früher war es wahrscheinlich gar schlimmer, weil es immer wieder auch zu todesfällen im zusammenhang mit ausschreitungen kam.
        du möchtest, daß die betreffenden in den käfig gehen und sich dort kloppen. nun, ich finde das reichlich naiv, weil es natürlich niemals passieren wird. dafür ist schon alleine die anzahl gewaltbereiter anhänger viel zu hoch…

  27. Ich habe auf diese pauschale „Bullenschw*“ gehabe einfach keine Lust mehr! Natürlich ist Pfefferspray falsch gewesen aber ansonsten muss ich sagen das der Einsatz wohl richtig war. Es wurden Wc Räume demoliert, Sanitäter angegriffen und mindestens ein Mann zusammen geschlagen, was soll denn bitte dann sonst passieren um solche Taten in den Griff zu bekommen? Ist halt eine Fankurve die regelt das selbst, hast halt pech wenn du dort angegriffenen wirst und Toiletten baut pauli dann halt nach jedem Spieltag neu….? Ein paar Tage vorher war jeder froh das Polizei da war und den vermeintlichen Amoklauf in der Schule beendet hat, da schimpft hoffentlich keiner der Eltern mehr auf die Polizei. Fehler und Gewalttaten der Polizei müssen benannt und endlich auch wirklich bestraft werden aber das Gewaltmonopol muss klar bleiben. Wenn Leute sich hauen wollen, ja bitte los aber dann sicherstellen das es garantiert ohne Unbeteiligte und ohne Krankenversicherung abläuft. Und das was „Zecke“ schreibt funktioniert halt nicht, wie willst du sicherstellen das es keine unbeteiligten Trifft ?

    Und liebes Millerton Team , ich glaube für die Zukunft wäre es besser solche Berichte erst ein paar Tage später raus zu bringen

    1. ich glaube, hier liegt ein mißverständnis vor. ich habe nicht glorifiziert oder das für gut befunden, sondern ich habe lediglich die fakten wiedergegeben, wie sie liegen. das gewaltproblem in und um’s stadion ist so alt, wie der organisierte fußball selbst. und in all den vielen jahrzehnten wurde niemand herr dessen. also läuft doch was seit ewigkeiten schief, wenn keine einzige der getroffenen maßnahmen dafür sorgten, daß das problem verschwindet. verstehst du!?
      die forderungen, die hier viele stellen, mögen ja redlich sein und sind sicherlich auch schon so alt, wie das gewaltproblem selbst. aber was hat es gebracht in all den jahrzehnten?

  28. Mich wurmt es extrem das hier jeder meint seine Meinung zu schreiben um dann im nächsten Satz anderen ihre Sicht abzusprechen. Ich lasse mich davon nicht beeindrucken und hoffe das es jeder selber merkt das es die Wahrheit einfach nicht gibt. Es ist so wenn ich ein Teil einer aktiven Fanszene bin ich dazu auch Teil einer bestimmten politischen Szene bin das ich das Verhalten von Menschen immer hinterfragen werde. Ich werde auch mit den Erfahrungen die ich von klein auf gemacht habe weiterhin unseren Staat und vor allem die Ausübung der Staatsmacht sehr kritisch sehen und zu großen Teilen ablehnen. Ich mag weitern hier die braun/weiß gefärbte Berichterstattung und finde es gut wenn ich sehr Schnell von ihr einen Überblick bekomme was so vorgefallen ist. Ganz unabhängig davon ob ich dabei war oder nicht. Meinen Kopf zum selber denke habe ich und wenn ich merke das interessiert mich mehr dann bin ich so frei und lese auch andere Berichte dazu um mir eine Meinung zu bilden. Denke also das dieses bashing hier Grundlos völlig überzogen ist. Nur weil die Millerntonies zu einem Winzteil etwas Geld damit verdienen um die Zeit aufzuwenden Ständig und immer für Fans uns zu berichten ist es kein Grund das Sie keine braun/weiße und politisch gefärbte Berichterstattung machen können. Mich erschreckt es zu tiefst zu hauf zu lesen das Mensch der Polizei glauben müsse da die Fangorganisationen immer Lügen und eh selber Schuld sind. Da wird viel Ursache und Wirkung in meinen Augen verdreht. Was denkt Ihr warum seit so vielen Jahren Fanhilfen gibt bei nahe zu allen großen Vereinen? Warum gibt es schon ewig die Rote Hilfe, bestimmt nicht um freizügig einfach sich zu kloppen und Randale zu machen. Danke Millerntonies 🤎🤍❤️

    1. Niemand hat hier geschrieben, dass „Fanorganisationen immer lügen“ oder „das Menschen der Polizei glauben müssen“ – es ging einzig & allein darum, dass man nicht bloß eine Sicht der Dinge als neutrale Darstellung verkauft. Du unterstellst hier schlicht.
      Übrigens hat Tim sehr wohl beansprucht, nicht tendenziös zu sein; siehe seine Antworten auf die ersten Kommentare. Hätte er geschrieben, dass er die Sicht der Fanhilfen und einiger ihm Bekannter und seiner eigenen Eindrücke wiedergibt, hätte keine oder andere Kritik an seinem Beitrag gegeben. Abgesehen davon bestreite ich ausdrücklich und massiv, dass pauschale Vorurteile zugunsten von irgendeiner Seite oder das Billigen von Gewalt oder die Ablehnung der Rechtsstaatlichkeit irgendetwas mit „braun-weißer Brille“ zu tun haben. Wäre unser Verein so, wäre ich sofort weg. Ich finde es teilweise eh grenzwertig, was man so als „St. Pauli“-like vorgesetzt bekommt.
      Mit jemanden, der „unseren Staat und vor allem die Ausübung der Staatsmacht sehr kritisch sehen und zu großen Teilen ablehnen [wird]“ kann man das aber wahrscheinlich nicht diskutieren: Wer sich freimütig als (zum großen Teil) verfassungsfeindlich bezeichnet, stellt sich außerhalb jeder für mich noch akzeptablen Grundlage für eine Verständigung.

      Generell werde ich jetzt nicht mehr weiter kommentieren – eine Entschuldigung an alle, dass ich mich hier so oft ausgelassen habe. Das Thema emotionalisiert mich eben auch ziemlich.

  29. Hallo Tim,

    das ist mein erster Kommentar, den ich bei euch schreibe. Es ist sogar überhaupt mein erster Kommentar. Weil ich die Nase voll habe? Weil mich das alles hier so aufregt? Nein. Ich schreibe hier, weil ich finde, dass es sich hier um einen geeigneten Raum handelt. Ich finde zwar nicht alle Meinungen hier richtig, aber die Diskussion schon. Und natürlich bewegt mich der Anlass. Ich habe die Szenerie aus der Gegengerade beobachtet und bin über die Feldstraße nach Hause gegangen. Schon in der Gegengerade haben wir sehr kontrovers über die Ereignisse diskutiert. Naja, diskutieren ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber wir reden immer noch…

    Ich finde deine Artikel super und diesen auch. Meiner Meinung nach findest du immer sachliche Worte und ich halte deine Artikel für ausgewogen. Sind sie tendenziell? Ich habe das Gefühl, nachdem ich euren Blog schon längere Zeit lese, dass du eher für St. Pauli bist. Ironie beiseite: Klar glaube ich eine Haltung bei dir erkennen zu können. Ich hoffe ihr in meinem Kommentar auch. Ist der Artikel neutral? Wahrscheinlich nicht. Warum auch. Es ist doch gut eine Meinung und Haltung zu haben und sie zu äußern. Aber wie immer finde ich den Artikel sachlich und ausgewogen.

    In der Diskussion gibt es, glaube ich, eine einhellige Meinung: Gewalt ist scheiße. Kann man auch nicht rechtfertigen oder entschuldigen. Um die Gewalt zu verhindern, muss man natürlich auch versuchen zu verstehen, woher die Gewalt kommt. Aber dadurch, dass ich versuche sie zu erklären, rechtfertige ich sie nicht. Das ist ein fundamentaler Unterschied, der in der Gemengelage häufig vermischt wird und zu vielen Missverständnissen führt. Nur weil man versucht zu verstehen, warum das passiert, rechtfertigt man die Gewalt nicht.

    In mehreren Kommentaren wird darauf hingewiesen, dass der Einsatz der Polizei mehr hinterfragt, wird als die prügelnden ‚Fans‘. Vielleicht ist das so. Aber Meiner Meinung nach auch vollkommen zu Recht. Das liegt daran, dass wir ein Rechtsstaat sind. Ich habe mir mal Hilfe von ChatGPT geholt: „Das bedeutet, dass die Bürger die Souveränität haben, aber die Ausübung von Gewalt und Zwangsmitteln dem staatlichen Apparat, insbesondere der Polizei und anderen Strafverfolgungsbehörden, obliegt.“ Daher hat die Polizei eine besondere Befugnis, die wir natürlich auch genauer beäugen sollten. Eine Aufgabe ist es die „Sicherheit der Bürger zu gewährleisten“.

    Diese Befugnisse und Aufgaben haben die anderen Beteiligten nicht. Daher muss sich die Polizei auch andere Fragen stellen lassen. Z. B., ob sie ihre Befugnisse überschritten haben oder ob sie ihren Aufgaben gerecht wurde. Wir können bei der Polizei darüber diskutieren, ob der der Einsatz von Gewalt angemessen war. Bei allen anderen Beteiligten ist er es – bis auf sehr wenige Ausnahmen – nicht. Vielleicht aber erklärbar.

    Mein subjektives Empfinden nach dem Spiel an der Feldstraße: Viele Menschen. Hannoveraner, Dombesucher und Pauli Fans durcheinander. Kenne ich seit Jahrzehnten. Mir zu viele Menschen, aber sonst kein Problem. Und dann sind da noch ein paar in Kampfmontur, die von rechts nach links laufen und sich dann mit dem Rücken aneinander stellend die Menge beobachten, Anweisungen per Funk bekommen und dann wieder in die andere Richtung laufen. Die Überforderung in ihren Gesichtern geben mir kein Gefühl von Sicherheit und das Tragen von Waffen macht mir eher Angst. Aber das kann anderen Menschen natürlich ganz anders gehen.

    Also alles nur Scheiße? Mitnichten. Am Freitag gab es auch ganz schön viele Helden.
    Aus meiner Sicht (Gegengerade) haben die Ordner dazu beigetragen, dass sich die Lage entspannt hat. Man könnte sagen, dass sie nur ihre Arbeit gemacht haben.
    Das aber verdammt gut. Die allermeisten Fans haben sich richtig gut verhalten, ihren Verein supportet und nicht eskaliert. Normal? Klar, aber trotzdem gut.
    Die Mannschaft hat gegen die beste Offensive der Liga keine Torchance zugelassen. Auch normal? Für mich nicht, aber trotzdem gut.

    Vielen Dank für eure Meinungen und nochmals vielen Dank für eure tolle Arbeit am Millerton. Normal? Ich weiß nicht, aber meine tägliche Lieblingslektüre!

  30. „Erst nachdem die Polizei vor dem Fanblock verschwand, beruhigte sich die Situation.“

    Das ist nicht ganz korrekt. Nachdem die Polizei weg war, flogen erstmal noch dutzende Becher, Fahnenstangen, etc. zielgenau Richtung FCSP-Fans auf der Haupttribüne. Zusammen mit den erneut zerstörten Sanitäranlagen und vor allem den Angriffen auf Sanitäter und Ordner lässt das eventuell die Vermutung zu, dass der Grund für die Eskalation nicht nur bei der Polizei zu suchen ist, um es mal sehr vorsichtig zu formulieren. Wenn ich nun bei der Fanhilfe Hannover lese, dass man ja ach so friedlich war, unterstreicht das für mich deutlich, dass das keine glaubwürdige Informationsquelle und ihr Statement in den Bereich „alternative Wahrheit“ einzuordnen ist. Selbst in dem im Artikel verlinkten Twittervideo sieht man doch deutlich wie die Gegenstände auf die Polizisten fliegen.

    Keine Frage, das leider regelmäßig vorkommende unprovozierte Pfeffern der Fanblöcke ist ein absolutes Unding. Mal losgelöst von Noteinsätzen wie möglicherweise am Freitag in Part 1 der Situation (wobei ich den bewusst etwas ausklammere, weil mit die Informationslage zu diffus ist und auch die Polizeimeldungen mit Vorsicht zu genießen sind) macht für mich aber einen großen Unterschied, ob eine Polizeieinheit einen Block stürmt um ein ACAB-Banner oder ähnliches einzukassieren und sich dabei den Weg freipfeffert und knüppelt oder aber ob eine Einheit vor einem Block aufmarschiert und von Anfang an mit Feuerzeugen, Bechern und Fahnenstangen beworfen wird und darauf dann irgendwann von außerhalb mit Pfeffersprayeinsatz reagiert, so wie in Part 2 der Situation geschehen. Es gibt leider (auch bei uns) einen nicht unerheblichen Anteil Fußballfans, der es für eine Art Stadionfolklore hält, dass man alles gerade greifbare auf Polizisten schmeißen sollte, weil ACAB und so.

    Nichts für ungut, Tim. Ich schätze Deine Artikel sehr und es ist lobenswert, dass Du versuchst möglichst zeitnah zu berichten, aber hier hast Du ein wenig ins Klo gegriffen, siehe auch die anderen Korrekturen, die schon notwendig waren. Es ist richtig und wichtig Polizeitaktiken zu hinterfragen, aber die Situation am Freitag war nach den bislang bekannten Informationen eine andere Geschichte und zeigte mir mal wieder recht anschaulich, dass die Ursachen für den Konflikt Fußballfans vs Polizei zwar nicht nur, aber eben auch auf Fanseite zu finden sind.

  31. Ganz grundsätzlich: So wie Israel-Kritik möglich sein muss, muss auch Polizei-Kritik möglich sein. Israel-Hass ist es nicht und Polizei-Hass auch nicht. Manche Israel-Kritik ist nichts anderes als Antisemitismus, manche Polizeikritik ist nichts anderes als menschenfeindlich. Reflexhaft „Bullenschweine“ zu intonieren oder entsprechende Gesänge anzustimmen, gehört auch in diese Kategorie. Bin froh, dass in unser Braun-weißen Bubble viele keinen Bock auf so etwas haben.

  32. Ich habe mich durch die Beiträge durchgearbeitet. Meine Meinung: Es hätte keine Rolle gespielt, ob Tim den Bericht abends nach dem Spiel, heute oder in drei Tagen verfasst hätte. Ich unterstelle, weder hätte Tim heute eine andere Sichtweise gehabt, noch hätte das an den Beiträgen derer, die Polizeieinsätzen mehr oder weniger kritiklos gegenüberstehen (und das sind hier eine ganze Menge), irgendetwas geändert. Von daher: Danke für den Beitrag.

    1. Ich möchte den Beitrag von Paul zu 100% unterschreiben.
      Generell scheinen mir einige Kommentare ein Preis der gewachsenen Reichweite des Blogs zu sein.

  33. Nur zur Ergänzung:

    Tendenziöse Berichterstattung findet zu Polizeieinsätzen bei Fußballspielen regelmäßig in verschiedenen Medien statt (div. Pressererzeugnisse, öffentl. rechtl. Rundfunk und TV). Überwiegend werden hier einfach die Informationen aus Sicht der Polizei wiedergegeben. Diese ist aber eine involvierte Partei und alles andere als neutral in ihrer Sichtweise und Darstellung der Ereignisse. Vielmehr verfolgt sie das Interesse, ihre Einsätze und auch die Handlungen einzelner Polizisten in der Öffentlichkeit positiv darzustellen. Das unverhältnismäßige Einsätze und Polizeigewalt dabei keinesfalls selbstkritisch hinterfragt, sondern vielmehr durch Auslassungen und Falschdarstellungen gerechtfertigt werden, ist ausreichend dokumentiert. Insofern finde ich es absolut richtig und wichtig, dass hier im Blog eine andere Sichtweise ihren Platz findet, die mindestens (!) genauso nah an der Wahrheit sein kann (mAn ist sie es sogar mehr, als vieles anders, das zu lesen/hören/sehen war und ist).

    Dass Hanoveraner Fans gegeneinander und gegen die Polizei gewalttätig werden, finde ich schlimm, aber wenig überraschend. Im Grunde konnte man sich das vorher an 5 Fingern abzählen. Wenn Unbeteiligte massiv mit Pfefferspray traktiert werden, kann ich die Reaktionen sogar in Teilen nachvollziehen. Hier muss weiter präventiv im Sinne der Fan- und Vereinsinitiativen und unter Umständen auch an der Stadioninfrastruktur am Millerntor in punkto Sicherheit gearbeitet werden. Dass polizeiliche Maßnahmen nicht zu einem Rückgang von Gewalt im Kontext von Fußballspielen führen werden, erschließt sich vielleicht auch aufgrund der Ergebnisse des Einsatzes vom Freitag.

    Dass die Polizei zum wiederholten Male (man kann mit den Dokumentationen doch schon ganze Kanzleien füllen) entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen bzgl. solcher Einsatzlagen handelt und die Situation bei einem Fußballspiel wissentlich oder zumindest fahrlässig eskaliert, sollte die/den eine*n oder andere*n hier im Blog ein wenig mehr zum Nachdenken prägen. Wenn die Exekutive Deeskalation und Verhältnismäßigkeit vollkommen außer acht lässt bei ihrem Handeln, dann ist das nämlich keine Kleinigkeit oder Nebensache, sondern ein massives Problem, welches den Rechtsstaat unterminiert.

  34. Hier wollen viele Kommentatoren einen „neutralen“ oder „ausgewogenen“ Artikel von den Millernton-Schreibern. Eine grundsätzlich verständliche Forderung. Gleichwohl gebe ich folgendes zu bedenken:

    1. Trotz aller professionellen Ansätze ist das hier immer noch ein Blog von Fans für Fans. Ich finde es ein wenig anmaßend, dass hier die gleichen Maßstäbe angesetzt werden wie z.B. bei den Öffentlich Rechtlichen;

    2. Halten sich die „normalen“ Medien auch nicht an die Maßgabe einer neutralen Berichterstattung. Das „Hamburg Journal“ (NDR) zum Beispiel hat ausschließlich die Polizei ihre subjektive Sicht der Dinge darstellen lassen. Das ist schon nicht mehr tendenziös, sondern einseitig. Insofern stellt sich die Frage, und damit kommen wir zum nächsten Punkt:

    3. Sollten Fanmedien selbst nicht auch eine Art Gegenöffentlich sein? Angesichts der tendenziösen Berichterstattung in den etablierten Medien wäre das eigentlich notwendig. Und selbst dann bestünde immer noch ein heftiges Ungleichgewicht, vergleicht man die jeweilige Reichweite.

    1. „Bis einer heult“ war mein spontaner Gedanke zu Deinem Beitrag bzgl. „Gegenöffentlichkeit herstellen“.
      Wenn bewußt nicht neutral oder ausgewogen geschrieben wird, dann wird sich auf die gleiche Stufe begeben wie die Kritisierten. Obendrein wissen neutrale Beobachter nicht was korrekt ist und können beide Quellen als unseriös beiseite legen und der Konflikt / der Missstand / das Problem / die gesellschaftliche Herausforderung gerät aus dem Fokus.

      1. „Gegenöffentlichkeit herstellen“ bedeutet ja nicht, dass es ebenso einseitig, undifferenziert und (vielleicht) schlichtweg falsch ist, wie die Seite der Polizei.
        Sehr wohl aber ist es eben eine weitere Sichtweise (die in den „etablierten“ Medien oft eben keinerlei „Öffentlichkeit“ bekommt) oft und ich würde für uns schon in Anspruch nehmen wollen, dass wir ausgewogen berichten – wenn auch nicht „neutral“.

        1. Disclaimer vorweg: Ich versuche Vorwürfe / Schuldzuweisungen oder ähnlich Hinterfragungswürdiges generell zu vermeiden und lediglich nach Erkenntnisgewinn zu streben. Was Ihr leistet respektiere und schätze ich sehr (allermeistens zumindest 🙂 )!

          Mein „Beitrag“ bezog sich auf Raphaels Beitrag. Bei seinem Beitrag habe ich die Gefahr gesehen, dass er dahingehend interpretiert wird, dass sich auf ein ähnlich niedriges Niveau begeben werden muss, um gehört zu werden. Da ich dies als falsch ansehe, habe ich mich zu Wort gemeldet und versucht diese Interpretationsmöglichkeit (zugegeben verkürzt) zu kritisieren.

          Deiner Rückmeldung / Deinem Beitrag habe ich lediglich noch ein „Danke für die Einordnung“ hinzuzufügen.

  35. Ich gehe seit 40 Jahren zu St. Pauli. Davor war ich als Junge HSV-Fan wie die meisten und stand mit meinen Freunden in der Westkurve. Dort wurde es immer gefährlicher, weil die Löwen zunehmend alles beherrschten und Du Dir schon eine eingefangen hast, wenn Du nur zu laut geatmet hast. Es war gefährlich. Bei St. Pauli habe ich eine neue Heimat gefunden und vor allem der Wunsch nach Gewaltlosigkeit war es, der viele aus der HSV-Kurve ans Millerntor brachte. Es findet heute wenig Beachtung, dass die wenigsten von uns Punks waren, die damals zum FCSP kamen, sondern ganz normale Fussballfans. Wenn heute argumentiert wird, dass die Polizei nicht in den Block gehen soll, weil es dann eskaliert, ist das für mich eine Bankrotterklärung. Die Polizei muss einen Block betreten können, ohne von einem Mob derart attackiert zu werden. Hier bewegt sich offensichtlich eine Gruppe von Menschen ausserhalb den Regeln für das menschliche Miteinander und das ist bedenklich. Es sind in der Regel mehrheitlich junge Männer, die sich in überwiegend männlichen Peergroups bewegen und in Ermangelung positiver männlicher Vorbilder ihre eigene männliche Identität suchen. Gemeinsam gegen die Autorität die für die Gesellschaft steht, die sich nicht für sie interessiert und ihnen keine Orientierung anbietet. Auf der anderen Seite sind es ebenfalls mehrheitlich junge Männer die in gepanzerten Uniformen für die Gesellschaft die Drecksarbeit erledigen.Von Ihnen wird verlangt, dass sie immer in sich ruhen, besonnen vorgehen und jederzeit souverän vorgehen. Dafür erhalten sie wenig bis keine Anerkennung. Versagen sie, werden sie beschimpft und degradiert. Wie sich die Bilder gleichen. Und es passiert nicht nur in den Stadien. Halloween Krawalle in Harburg, Attacken auf die Polizei am Jungfernstieg, Messerstechereien, Kinder die Lehrer mit Spielzeugwaffen bedrohen und und und… Diese Gesellschaft muss anfangen, sich um ihre jungen Männer zu kümmern und sie braucht positive männliche Vorbilder. Die Folgen der vaterlosen Gesellschaft sind für mich unübersehbar und zeigen sich im Stadion ganz besonders.

    1. Du schreibst: „Auf der anderen Seite sind es ebenfalls mehrheitlich junge Männer die in gepanzerten Uniformen für die Gesellschaft die Drecksarbeit erledigen.Von Ihnen wird verlangt, dass sie immer in sich ruhen, besonnen vorgehen und jederzeit souverän vorgehen. Dafür erhalten sie wenig bis keine Anerkennung. Versagen sie, werden sie beschimpft und degradiert.“ da Frage ich mich ob du außer diesen Artikel sonst keine Medien konsumierst? Es gibt allein beim NDR wenn man Google fragt ganz viele Berichte zu Polizeigewalt und zuletzt gab es noch einen Bericht zum Training der Bereitschaftspolizei. Da werden Gruppen gemacht wo die einen Polizei und die anderen die bösen Jungs geben sollen. Auffällig in dem Bericht war das die Gruppe der bösen u.a. mit schwarzen St.Pauli Totenkopf Pullis bekleidet waren und die Kollegen dann völlig frei drehen. So Etwas schafft in jungen Köpfen Feindbilder. Junge Menschen wollen zu einem Spiel und werden ohne gesetzliche Grundlage auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion dauer bepöbelt und durch Maßregeln schikaniert. Dürfen z.B. nicht eine Straße überqueren obwohl sie frei ist u.s.w. ich werde das hier nicht weiter ausführen finde aber es gibt Möglichkeiten beide Seiten zu sehen und näher zu beleuchten. Junge Fußballfans sind so wie du es beschreibst: „Es sind in der Regel mehrheitlich junge Männer, die sich in überwiegend männlichen Peergroups bewegen und in Ermangelung positiver männlicher Vorbilder ihre eigene männliche Identität suchen. Gemeinsam gegen die Autorität die für die Gesellschaft steht, die sich nicht für sie interessiert und ihnen keine Orientierung anbietet.“ dadurch nicht gleich alle Gewaltbereit und kloppen sich mit allen und jeden.

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