Mit dem FC Homburg wartet auf den FC St. Pauli ein starker Gegner im Achtelfinale des DFB-Pokals. Klarer Favorit ist der FCSP trotzdem. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Boehmer)
Für die ganz, ganz große Spontaneität: Es gibt noch Tickets für das Spiel an der Abendkasse. Diese haben einen Aufpreis von 2,-€, aber vielleicht gibt es ja noch ein paar Kurzentschlossene, die sich dann doch ganz plötzlich auf dem Weg nach Homburg befinden. Insgesamt sind schon mehr als 10.000 Tickets verkauft worden, worüber man sich in Homburg enorm freut.
Die Sorge vor einer Spielabsage dürfte unbegründet sein. Zum einen, weil der gastgebende Club das Spielfeld am Wochenende mit Planen abdeckte. Zudem sagte Fabian Hürzeler, dass der Platz einen guten Eindruck beim letzten Heimspiel der Homburger hinterließ. Zum anderen, weil laut Wettervorhersage fünf Grad erwartet werden. Das größte Problem dürfte für aus Hamburg anreisende Personen nicht das Einreisen nach Homburg, sondern das Ausreisen aus Hamburg sein. Denn für Montagnacht sind weitere Schneefälle in und um die Hansestadt zu erwarten.
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Im Pokal-Achtelfinale wird der FCSP auf den gleichen Kader zurückgreifen können, wie auch zum Spiel gegen den Hamburger SV. Das bedeutet, dass Scott Banks und auch Simon Zoller fehlen werden. Banks aufgrund seines Kreuzbandrisses. Zoller, der aufgrund eines Trauerfalls am Freitag kurzfristig fehlte, hat, wie Fabian Hürzeler auf der PK vor dem Spiel erklärte, leichte muskuläre Probleme, die einen Einsatz verhindern.
FC Homburg 08: Wer kann spielen, wer fehlt?
Auch der FC Homburg darf sich darüber freuen, dass alle Spieler heil aus der Partie am Wochenende gegen Hoffenheim II herausgekommen sind. Somit fehlen dem Team „nur“ die langzeitverletzten Spieler. Die Liste ist mit sieben Spielern aber relativ lang. Trainer Danny Schwarz erklärte auf der Pressekonferenz vor der Partie, dass man im Fall von Dominic Schmidt (fehlte längere Zeit), der schon wieder mit dem Team trainiert, schauen müsse „ob es für Dienstag reicht“.
Was hat Homburg zu bieten?
Der FC Homburg ist aktuell Tabellenführer der Regionalliga Südwest, hat nach 20 Spielen 37 Punkte auf dem Konto. Die Stuttgarter Kickers sind punktgleich, bei einem Spiel weniger. Auch Hoffenheim II und Stuttgart II sowie der SGV Freiburg sind punktemäßig nicht weit entfernt. Das wollte ich eigentlich nur aufzählen, damit ich Euch sagen kann, dass SGV für „Sport- und Gesangsverein“ steht. An der Tatsache, dass der FC Homburg richtig gut drauf ist, ändert das nämlich nichts.
Seit September ungeschlagen
Gestartet ist das Team von Danny Schwarz eher dürftig in die Saison, mit keinem Sieg und zwei Niederlagen aus den ersten fünf Ligaspielen. Seitdem gab es aber nur noch eine Niederlage (gegen die Chorknaben aus Freiburg nämlich). Seit Ende September hat Homburg kein Spiel mehr in der Regionalliga verloren. Dazu wurden Darmstadt und Fürth aus dem Pokal geworfen. Allein anhand dieser Zahlen ist klar: Das wird alles andere als ein Spaziergang.
Gefahr durch Umschaltspiel
Als die „große Stärke“ des FC Homburg bezeichnet Fabian Hürzeler deren Umschaltspiel aus einer kompakten Defensive heraus: „Nach Ballgewinnen haben sie sofort den Impuls, in die Tiefe zu sprinten.“
Daher komme es für den FC St. Pauli auf eine gute Struktur des eigenen Angriffsspiels an: „Wir müssen die Angriffe gut vorbereiten, mit einer klaren Positionierung durchspielen. Wir müssen den Gegner im letzten Drittel zu Entscheidungen zwingen – durch viel Dynamik und viele Tiefenläufe. So werden sie hoffentlich in den Entscheidungen langsam. Dann müssen wir auch viele Spieler in die Box bringen, um die Torwahrscheinlichkeit zu erhöhen.“
Zudem, so Hürzeler, wirke das Team „wie ein eingeschworener Haufen. Sie laufen füreinander, kämpfen füreinander, haben eine wirklich gute Körpersprache, unterstützen sich gegenseitig.“ Die Motivation beim Gegner dürfte im Pokal zudem noch einmal höher sein, was dem Team zusätzliche Stärke verleihen wird, erklärt der FCSP-Cheftrainer: „Als Regionalligist baust Du natürlich eine „David gegen Goliath„-Mentalität auf. Dadurch wirst Du eine noch eingeschworenere Einheit, als Du eh schon bist und schaffst es dadurch Kräfte freizusetzen, die Du sonst im Liga-Alltag nicht freisetzen kannst. Das macht Dich als Mannschaft extrem gefährlich.“
Schwarz lobt und sieht trotzdem Chancen
Das Buzzword „Mentalität“ fiel aber nicht nur auf der Pressekonferenz des FC St. Pauli. „Da kommt ein Erstligist auf uns zu“ sagte Danny Schwarz, Trainer des FC Homburg. „Was die an Intensität auf den Platz bringen, da schlackern mir die Ohren. Fußballerisch sind sie das Maß der Dinge gerade. Sie haben Mentalität, haben Qualität und dann kommt, leider Gottes, auch noch Selbstvertrauen hinzu.“
Die Favoritenrolle ist also ganz, ganz eindeutig zugewiesen und natürlich unternahm Fabian Hürzeler auch nicht einmal den Versuch, diese abzugeben. Schwarz sieht für sein Team aber natürlich nicht schwarz (höhö!): „Es gibt in 90 Minuten für jeden Gegner eine klitzekleine Chance. Und die hoffen wir zu nutzen.“
Auf der anderen Seite ist es für das liga-höhere Team enorm schwer, die Spannung hochzuhalten, gerade nach den Spielen gegen Rostock und den HSV. Gegen diesen Spannungsabfall gehe man aktiv an, sagt Fabian Hürzeler. Die Gefahr ist groß: So hätten viele Spieler die Nachricht bekommen, dass sie sicher eine Runde weiterkommen würden. Da passiere es im Unterbewusstsein, dass man einen Schritt weniger macht, erklärt der 30-jährige. Und genau dagegen müsse man arbeiten, denn „wenn du nicht bereit bist, den letzten Schritt zu machen, die letzten Prozente zu geben,“ dann habe man ein Problem. Das sei im Team auch Thema gewesen, dass man das nicht zulassen darf, gegensteuern muss, damit die Spieler „eventuell noch bereiter sind als im Derby.“
Mögliche Aufstellung
Der FC Homburg dürfte in einem 4-2-3-1 gegen den FC St. Pauli spielen. Auf diese Formation könnte man auch kommen, wenn man nur den Worten von Fabian Hürzeler gelauscht hätte („umschaltstark“). Denn das 4-2-3-1 bietet den idealen Rahmen für ein Team, welches auf Umschaltmomente setzt. Es ist sehr kompakt mit einer Doppelsechs, kann sich gegen den Ball schnell in ein flaches 4-4-2 oder ein 4-5-1 verändern und bietet mit drei Spielern um eine Sturmspitze herum die fast ideale Positionierung für schnellen Tiefgang nach Ballgewinnen. Das wird unangenehm für den FC St. Pauli, soviel ist schon mal sicher.
Burchert wohl erneut im Tor
„Die Chance ist gegeben,“ sagte Fabian Hürzeler in Bezug auf einen möglichen Einsatz von Sascha Burchert. „Beuke“ kam auch in den letzten beiden Pokalspielen zum Einsatz, sodass man davon ausgehen darf, dass er auch dieses Mal zwischen den Pfosten stehen wird. Bezüglich möglicher Rotationen hat sich Fabian Hürzeler nicht in die Karten schauen lassen. Ich rechne damit, dass es genau eine weitere personelle Veränderung geben wird: Dapo Afolayan könnte anstelle von Connor Metcalfe beginnen, weil der FCSP seine Stärke in den direkten Duellen braucht.
Der FC St. Pauli hat die Möglichkeit das Viertelfinale des DFB-Pokals zu erreichen. Das wäre nicht nur aus finanzieller Sicht eine ziemlich große Sache. „Es ist eine extreme Chance, nicht nur für den Verein, sondern auch für die Spieler.“
Es sind nur noch sechs Erstligisten im Rennen. Bayern München und RB Leipzig sind bereits ausgeschieden. Dortmund und Stuttgart spielen gegeneinander, Gladbach und Wolfsburg auch. So können es maximal vier Erstligisten in das Viertelfinale schaffen – mit guten Leistungen und einer glücklichen Auslosung kann es für den FCSP also weit gehen in dieser Pokalsaison.
Hürzeler bestätigt, dass die Zusammensetzung des Achtelfinales natürlich auch motivierend ist: „Die Spieler wissen, dass das eine riesige Chance für sie ist.“
Keine guten Erinnerungen
Wer glaubt, dass so ein Spiel bei einem Regionalligisten ein Spaziergang beziehungsweise eine klare Angelegenheit ist, der/dem sei empfohlen, sich die letzten drei Pokal-Duelle des FCSP gegen Regionalligisten in Erinnerung zu rufen. Gegen den SV Straelen gab es 2022 einen knappen und völlig wilden 4:3-Erfolg. 2020 schied man aufgrund einer bodenlosen Vorstellung hochverdient gegen die SV Elversberg aus. Im Jahr davor konnte man den VfB Lübeck erst im Elfmeterschießen bezwingen. In all diesen Partien geriet der FCSP in Rückstand. Ein wirklicher Klassenunterschied war da nicht zu spüren.
Es ist nicht davon auszugehen, dass der FC St. Pauli dieses Spiel nicht unterschätzen wird. Dafür ist die Chance auf das Viertelfinale des DFB-Pokals viel zu groß. Aber das wird alles andere als einfach für den FCSP beim FC Homburg.
Forza!
// Tim
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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.
Lieber Tim, ich liebe Deine Vorberichte, insbesondere im Pokal sind diese fuer mich
wertvoll, um kompakt auf den Gegner vorbereitet zu sein. Klasse, wenn dann
noch solche Perlen wie „SKV“ zu Tage kommen, aber der Verein ist nicht in FreibUrg
sondern in FreibErg in Schwaben zu Hause. Gruss Michael
Ich hab es ungelogen zwei Minuten vor Deinem Kommentar korrigiert gehabt – daher fehlt der Hinweis im Text jetzt.
Aber hiermit sei protokolliert, dass es Dir rechtzeitig aufgefallen war 🙂
In tiefer Scham eingelullt, liege ich im Bett und hoffe einfach, dass wir in Homberg gewinnen.
Da aber nicht davon auszugehen ist, das St. Pauli das Spiel nicht unterschätzt, wird es wohl ein heißer Tanz. 😉
Sorry, aber eurer Adventskalender lehrt mich genau zu lesen.
Ich hoffe, die doppelte Verneinung im letzten Absatz ist kein Omen…
„Es ist nicht davon auszugehen, dass der FC St. Pauli dieses Spiel nicht unterschätzen wird.“
Da hoffe ich mal, dass es nicht so ist ….
Liebe Grüsse von einem Fussball-Semantiker und Millerntor(n)fan
Es ist nicht davon auszugehen, dass der FC St. Pauli dieses Spiel nicht unterschätzen wird.
Ein ’nicht‘ zuviel denke ich.
Superbericht, we immer.
„ Es ist nicht davon auszugehen, dass der FC St. Pauli dieses Spiel nicht unterschätzen wird.“
Da bin ich aber dagegen😉
Hallo aus Homburg,
toller und fairer Vorbericht.-
Freue mich auf das Spiel und unsere Gäste aus St. Pauli.
Möge es hin und her gehen und am Ende der bessere gewinnen (wer auch immer).
Homburg freut sich auf einen früheren 2. Bundesligarivalen. (wir waren auch 14 Jahre 2.Ligist…..)
Gruß Torsten
We‘re all part of Hürzler‘s Army,
we‘re all up to win the league.
And we really shake them up
when we win the german cup
FC St.Pauli von 1910
e.V.
Beschwipste Grüße aus dem Saarland
vielleicht liest das ja der eine oder andere spieler: theoretisch wäre es möglich, mit noch zwei pokalspielen ins internationale geschäft (uefa cup, oder wie das jetzt heißt) zu kommen. je nach gegner bräuchte es dafür noch nichtmal den pokalsieg… wenn das keine lohnenswerten aussichten sind. mal ganz abgesehen von der kohle, die wir verdienen könnten…
Die Information ist imho seit einigen Jahren nicht mehr korrekt.
Es braucht in jedem Fall den Pokalsieg, der Verlierer rückt nicht mehr nach.
ok. das ist total an mir vorbei gegangen. aber pokalsieger ist und klingt sowieso viel besser… 🙂 danke für die info