Holstein Kiel vs. FC St. Pauli 3:4 – King of The Chaos

Holstein Kiel vs. FC St. Pauli 3:4 – King of The Chaos

Der FC St. Pauli gewinnt ein überragendes Fußballspiel gegen Holstein Kiel mit 4:3, spielte im ersten Abschnitt bundesligareif, musste am Ende aber gegen starke Kieler zittern.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Seien wir mal ehrlich: Spitzenspiele sind zwar oft auf dem Tableau Spitzenspiele, aber das Spiel selbst und der Spielverlauf sind dann leider viel zu oft genau das nicht. Weil sich beide Teams der Stärken des Gegners bewusst sind und primär darauf achten, diese in den Griff zu bekommen. Was aber am Freitagabend bei der Partie zwischen Holstein Kiel und dem FC St. Pauli zu sehen war, verdient diesen Titel auf fast allen Ebenen. Es war ein Fußballfest. Und die Party danach war umso größer, weil der FCSP es gewonnen hat.

Die Aufstellung

Zwei Veränderungen gab es in der Startaufstellung des FC St. Pauli, eine davon darf als Überraschung bezeichnet werden. Erwartet wurde, dass Connor Metcalfe den gesperrten Elias Saad ersetzen wird. Metcalfe startete auf der rechten Offensivseite. Dapo Afolayan rückte dafür auf die Stammposition von Saad, die linke Seite.

Kemlein ersetzt Eggestein

Überraschend war die Aufstellung von Aljoscha Kemlein anstelle von Johannes Eggestein. Kemlein spielte aber nicht im Sturmzentrum, sondern auf der Doppelsechs neben Jackson Irvine. Im Angriffszentrum startete Marcel Hartel. Fabian Hürzeler erklärte die Veränderung in der Offensive auch damit, dass er das Gefühl hatte, Eggestein würde mal eine Pause benötigen. Wichtiger waren aber die etwas andere Spielweise und Positionierung von Hartel.

Bei Holstein Kiel gab es keine Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum 4:0-Auswärtserfolg beim SC Paderborn. Finn Porath hatte also seine leichte Blessur überwunden und startete von Beginn an. Angreifer Alexander Bernhardsson stand nach überstandener Infektion wieder im Kader und auch Kapitän Philipp Sander war wieder mit an Bord, saß aber erst einmal auf der Bank.

Aufstellung beim Spiel Holstein Kiel gegen FC St. Pauli. KSV: Weiner – Erras, Becker, Kleine-Bekel – Porath, Remberg, Schulz, Rothe – Holtby – Skrzybski, Machino FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Kemlein, Irvine, Treu – Metcalfe, Hartel, Afolayan
Aufstellung beim Spiel Holstein Kiel gegen FC St. Pauli.
KSV: Weiner – Erras, Becker, Kleine-Bekel – Porath, Remberg, Schulz, Rothe – Holtby – Skrzybski, Machino
FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Kemlein, Irvine, Treu – Metcalfe, Hartel, Afolayan

Erste Halbzeit im Rausch

Beim FC St. Pauli positionierte sich Kemlein auf der rechten Defensivseite, Irvine spielte ungewohnt auf links. Diese Doppelsechs sollte einiges zu tun bekommen während des Spiels. Sofort mit Anpfiff wurde deutlich, mit welch unterschiedlichen Spielkonzepten beide Teams unterwegs waren. Der FCSP versuchte sich im kontrollierten Spielaufbau. Das funktionierte in den ersten Spielminuten gar nicht mal so gut.

Holstein Kiel stellte sich dem FC St. Pauli in einem 4-3-3 entgegen. Je nachdem, wie man die Rolle von Lewis Holtby interpretiert, kann man auch eine Mittelfeldraute draus machen. Da das Trio Porath-Schulz-Remberg aber klar auf einer Linie gegen den Ball agierte und Holtby oft zwischen den beiden Kieler Angreifern, bleibe ich beim 4-3-3. Diese Formation ist sehr stark auf das Zentrum fokussiert. Gegen den FCSP, der gerne über das Zentrum aufbaut, alles andere als eine blöde Idee.

Viel Umschaltgefahr

Das Pressing der Kieler im Zentrum war sehr druckvoll und gut abgestimmt. Einfache Bälle aus der Innenverteidigung oder von der Außenbahn ins Offensivzentrum gab es für den FC St. Pauli nicht. Das Team verlor zu Spielbeginn eine Reihe von Bällen. Wenn die Kieler dann im Ballbesitz waren, ging es in höchstem Tempo nach vorne und das sorgte für einige Probleme beim FCSP. Denn die teilweise hohe Positionierung von Kemlein und Irvine, die beide in den offensiven Halbräumen auf Zuspiele warteten, war nicht so vorteilhaft, wenn der Ball verloren wurde. Auffällig war dabei aber, welche Absicherung es für diese hohe Positionierung gab: Direkt nach Ballverlust sprintete Philipp Treu immer erstmal ins Zentrum, sicherte den Sechserraum damit ab. So konnte der FCSP dem Kieler Umschaltspiel etwas den Wind aus den Segeln nehmen.

Der FCSP brauchte ein wenig, um sich an diese Spielweise zu gewöhnen, kam dann aber im Verlauf der ersten Halbzeit immer besser damit zurecht. Man habe die Kieler in genau dieser Formation und diesem Spielansatz erwartet, erklärte Fabian Hürzeler nach Spielende. Vielmehr schien sich das Team auf die Wucht des Kieler Spiels einstellen zu müssen. Und auch eine kleine taktische Anpassung nahmen sie nach den ersten druckvollen Minuten von Holstein Kiel vor.

Fokus auf die Außenbahn

Wie man gegen eine Mittelfeldraute spielt, weiß Fabian Hürzeler ziemlich genau. Die hohe Positionierung der Achter ist dabei von zentraler Bedeutung, weil man damit Entscheidungsdruck auf die Achter des Gegners erzeugt. Die müssen dann nämlich eigentlich tiefer fallen, weil ihre Gegenspieler in ihrem Rücken positioniert sind. Eine weitere taktische Anpassung beim FCSP wurde im Spielverlauf deutlich: Es wurde viel häufiger versucht, direkt die Linie runterzuspielen. Durch den Zentrumsfokus der Kieler ist etwas mehr Platz auf der Außenbahn. Die Kieler mussten entsprechend viel investieren, viel verschieben, um die Lücken zu schließen. Dadurch boten sich dann aber wieder Verlagerungen an. Der FC St. Pauli zeigte beides, Verlagerungen und tiefe Zuspiele auf der Außenbahn.

Je länger die erste Halbzeit dauerte, umso besser fand das Team von Fabian Hürzeler in die Partie. Das 1:0 durch Afolayan kam zwar noch etwas überraschend und Kiel hätte danach durch einen Standard eigentlich ausgleichen müssen, aber die Führung tat dem FCSP spürbar gut. Und was dieses Mal richtig, richtig gut funktionierte, war das Locken der Gegenspieler durch das Abwarten der Innenverteidiger. Immer wieder traten Wahl und Mets auf den Ball, die Kieler ließen sich aber oft nicht locken, verharrten im 4-3-3, wenn es keinen Pressingauslöser gab.

Kiel wird in die Falle gelockt

Das bedeutet nicht, dass Holstein Kiel seine Gegenspieler nicht hoch anlief. Vor dem 1:0 zum Beispiel versuchten sie das. Der FCSP befreite sich aus dem hohen Pressing richtig stark, sodass eine Flanke von Kemlein in den Kieler Strafraum segelte, der zweite Ball über Umwege bei Afolayan landete und dieser sich nicht lange bitten ließ. Aber wie wichtig es ist, dass es sich beim Verhalten im Pressing um eine gemeinsame Aktion handeln muss, zeigte sich in der 34. Minute.

Denn da liefen die Kieler eigentlich nicht hoch an. Steven Skrzybski ließ sich aber von Hauke Wahl locken, lief auch zu Nikola Vasilj durch, der den Rückpass von Wahl direkt wieder zum Ex-Kieler spielte. Und da außer Skrzybski niemand sonst im Kieler Trikot hoch anlaufen wollte, hatte Wahl nun Platz, richtig viel. Er dribbelte an, spielte die Linie runter zu Metcalfe (eben nicht durch das Zentrum). Nach einem Doppelpass mit Saliakas flankte Metcalfe dann ins Zentrum, wo Hartel in allerbester Mittelstürmer-Manier verwertete. Ein wunderschönes Tor.

Noch wunderschöner wurde es dann nichtmal 120 Sekunden später: Holtby spielte einen fatalen Pass in Richtung Innenverteidiger Erras. Der klärte unglücklich in Richtung Hartel, der mit einem Kontakt Afolayan auf die Reise schickte – 3:0! Der FC St. Pauli hatte sich in dieses Spiel nicht nur hereingearbeitet, er hatte Holstein Kiel auch schon früh einen heftigen Niederschlag zugefügt. Denn wie soll man bitte gegen diesen FCSP, die stärkste Defensive der Liga drei Tore erzielen? Das ist ewig nicht mehr passiert, nämlich seit… seit… Moment! Seit dem letzten Auftritt des FC St. Pauli in Kiel. Kommt mit in eine aufregende zweite Halbzeit.

Kiel, Deutschland, 23.02.2024, 2. Bundesliga, Holstein Kiel - FC St. Pauli Oladapo Afolayan (FC St. Pauli) feiert seinen Treffer zum 1:0 gegen Holstein Kiel Copyright: Peter Boehmer
Dapo Afolayan erzielte im Spiel gegen Holstein Kiel seinen ersten Doppelpack im Trikot des FC St. Pauli.
(c) Peter Boehmer

Kiel will Chaos, Kiel bekommt Chaos

KSV-Trainer Marcel Rapp war nach Abpfiff anzumerken, dass er Probleme hatte, diese Partie richtig einzuordnen. Klar, da war der Ärger über die Fehler vor den Gegentoren. Aber in seinen Worten auf der Pressekonferenz schwang auch eine gehörige Portion Stolz mit. Stolz, dass man in so einem Spiel noch einmal so zurückkommen konnte. Stolz, dass das Team so eine große Moral zeigte und fast noch zum, ehrlich gesagt verdienten, Ausgleich gekommen wäre.

Dabei muss Marcel Rapp nicht nur stolz auf sein Team sein, sondern auch auf alle, die diesen Matchplan der Kieler entworfen haben. Denn das 4-3-3 hat zwar seine Schwächen, die der FCSP im ersten Abschnitt auch stark offenlegte. Aber eine zentrumslastige Formation hat auch den Vorteil, dass es viele eigene Spieler im Zentrum gibt. Und genau diese Vielzahl an Spielern konnten die Kieler für sich nutzen. Womit wir wieder bei der Doppelsechs des FC St. Pauli wären.

Mutige Rotation

Die wurde nämlich in der zweiten Halbzeit vor etliche Entscheidungen gestellt. Konstant. Stakkatoartig. Zur Halbzeit brachte Kiel mit Philipp Sander den etatmäßigen Kapitän im Zentrum. Der machte dann zusammen mit Remberg, Holtby und Porath im Zentrum das, wovor Fabian Hürzeler vor der Partie warnte: Sie erzeugten Chaos durch stete Rotation und zerrissen damit die Kompaktheit der FCSP-Defensive. Ich kann gar nicht genau sagen, wer dieser vier Spieler nun auf welcher Positon zu verorten war. Remberg vielleicht als der defensivste von allen. Aber auch er war oft auf Abwegen. Sander turnte auch mal rechts vorne herum. Holtby links hinten oder als Libero. Porath war vorne ebenfalls auf vielen Positionen zu finden. Dem FC St. Pauli blieb also nichts anderes übrig, als ausschließlich im Raum zu verteidigen. Und das, wo die eigene Doppelsechs eigentlich im Pressing auch gerne mal mannorientiert agiert.

Durch die steten Rotationen entstand ein ziemliches Chaos auf dem Spielfeld. Für Kiel nicht ohne Risiko bei Ballverlusten, aber wenn Du schon 0:3 oder 1:4 hinten liegst, dann ist das auch fast egal. Der Mut des Teams und das Vertrauen in diese Abläufe war auf jeden Fall bemerkenswert. Ich muss zugeben, dass ich Holstein Kiel in dieser Saison hauptsächlich als umschaltstarkes Team wahrgenommen habe. Dass sie im Spielaufbau so einen Tanz aufs Parkett legen können (sie spielten über 700 Pässe), fand ich sehr beeindruckend. Das war richtig guter, chaotischer Fußball.

FC St. Pauli entlastet nur einmal – zum 4:1

Beeindruckt waren auch die Spieler des FC St. Pauli, die nun fast gar nicht mehr zu eigenen Ballbesitzphasen von mehr als ein paar Sekunden kamen. Es gab folglich keine Entlastung mehr, die risikoreiche Kieler Spielweise konnten sie nur ein einziges Mal ausnutzen, zum 4:1 nämlich. Sonst war nur noch Stress auf dem Platz für den FCSP. Die Kieler mussten nicht mehr gelockt werden von den Innenverteidigern, sie waren da. Und in diesem Stress war da dann auch noch ein Gegner, der ständig Chaos stiftete. Das gewünschte wilde Spiel, 45 Minuten lang Züngeln an der Starkstromleitung, haben die Kieler auf jeden Fall bekommen.

Kiel, Deutschland, 23.02.2024, 2. Bundesliga, Holstein Kiel - FC St. Pauli Die Spieler des FC St. Pauli feiern nach Abpfiff ausgiebig den 4:3-Erfolg bei Holstein Kiel vor der Gästekurve. Copyright: Peter Boehmer
Immer weiter Spitzenreiter – die Spieler des FC St. Pauli feiern die drei Punkte in Kiel ausgiebig vor der Gästekurve.
(c) Peter Boehmer

Und dann ist es in so einem Spiel auch egal, wer da gegen wen spielt und wie es eigentlich gerade steht. Alles war möglich. Kiel kam verdient bis auf das 3:4 ran, weil der FC St. Pauli viele zweite Bälle abgab und kaum mehr entlasten konnte (und weil Nikola Vasilj 1,5 Mal nicht gut aussah). Erst kurz vor Ende gab es wieder eigene Torchancen, der Lattentreffer von Carlo Boukhalfa dürfte wohl den Preis für das schönste Fast-Tor der Saison erhalten. Zu diesem Zeitpunkt hätte Kiel aber auch bereits den Ausgleich erzielt haben können. Der Abpfiff nach 96 hochintensiven Minuten fühlte sich in jedem Fall wie eine Erlösung an.

Oberhand im Spitzenspiel

Dieses Spitzenspiel hat den Titel Spitzenspiel auf jeden Fall verdient. Und beide Teams haben zeigen können, warum sie aktuell auf den ersten beiden Plätzen der Liga stehen. Neutrale Beobachter*innen dürften voller Freude zugeschaut haben. Ich persönlich habe ziemlich gelitten.
Der FC St. Pauli spielte nach leichten Anlaufschwierigkeiten eine ganz starke erste Halbzeit. Kiel wiederum drückte im zweiten Abschnitt mit Mut und Selbstvertrauen das Chaos durch. Der FCSP behielt am Ende aber die Oberhand, weil das Team alles reinschmiss, was die Körper hergaben, lief sagenhafte 133 Kilometer an diesem Abend. Und konnte am Ende, unter größtem Einsatz, drei Punkte aus Kiel mitnehmen.

Somit holte der FC St. Pauli richtige Big Points im Aufstiegskampf. Kiel ist jetzt sechs Punkte weg, der Rest kann auf maximal sieben Punkte rankommen. Da gibt es aktuell nur eine Richtung, in die es geht. Der FCSP setzt sich weiter von der Konkurrenz ab. Und trotzdem muss ganz genau darauf geschaut werden, warum man in den letzten Partien (Magdeburg, Braunschweig, Kiel) immer wieder Probleme hatte. Gerade jetzt, bei dieser Ausgangslage, darf nicht nachgelassen werden. Kein bisschen.
Immer weiter vor!
// Tim

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18 thoughts on “Holstein Kiel vs. FC St. Pauli 3:4 – King of The Chaos

  1. danke für den gewohnt tollen Bericht.
    Leider habe ich wie viele nichts vom Spiel sehen können, der Gästeblock in Kiel ist einfach eine Katastrophe bis Frechheit.

  2. Danke für den super Bericht. Großartiges Spiel! Was mich gewundert hat, war, dass man am Ende mit 4 Innenverteidigern, 3 Außenverteidigern und 2 defensiven Mittelfeldspielern auf dem Platz stand und trotzdem immer Gefahr lief, durch Steilpässe ausgehebelt zu werden. Wie geht das denn, fragt sich der interessierte Laie?

  3. Es war bis zur 57 Minute ein super Spiel gewesen. Danach haben wir das Spielen eingestellt, was ich prinzipiell nicht mag. Kiel haben wir machen lassen und haben uns mit den Auswechselungen keinen Gefallen getan. Finde es nervig wenn man das Fußball spielen einstellt und das auch noch so früh.

    1. Wir haben im Moment auch das nötige Spielglück,am 1:1 gerade so vorbei geschrammt um Millimeter und das mögliche 4:4 der Kieler wo der Ball nur gedrückt werden muß(ich glaube da macht er den im Training von 10 Versuchen 10x rein)dann läuft das Spiel ohne die Lattentreffer weiter und wir kommen noch in Gefahr das Ding zu vergeigen.Will schreiben ,die Dominanz die wir überwiegend in den vielen Unentschiedenen Spielen hatten ist zur Zeit nicht mehr vorhanden.
      Ich hoffe auch nicht das wir ein Vasilij
      Problem bekommen…1Halbzeit wieder so ein
      Magdeburgpass zum Gegner..
      und bei den Toren sah er nicht gut aus,den ersten muß erhalten,OK kann mal sein.
      Optimistisch denke ich das er in den nächsten
      Spielen wieder der Alte ist,denn unsere Nr.2
      na ja…
      Hannover auch gerade vergeigt,wir werden es wohl doch nach oben schaffen wenn auch nur mit allem Einsatz(Logisch)

      1. Ich bin bei dir, was unser Spielglück und die spielerische Dominanz angeht. Aber ich finde ein Torwartproblem müssen wir uns nun wirklich nicht herbei schreiben.

        Vasilj hatte gegen Magdeburg und jetzt gegen Kiel ein paar Momente, bei denen er nicht so gut aussah. Dafür war sein Spiel gegen Braunschweig absolut bundesligareif.

        Auch alle anderen Spieler hatten mal schlechtere Spiele oder sahen bei Zweikämpfen mal doof aus. Sowas sollte man einem Torhüter auch zugestehen.

  4. Puh, das war am Ende wirklich auch mehr Glück als Verstand. Was ich nicht so richtig verstanden habe, waren die Aus/Einwechslungen. Man hat schon mit einer eher ungewohnten Aufstellung begonnen (die zugegebenermaßen in HZ1 super aufging) und dann durch die spezifischen Wechsel ab Mitte HZ2 noch mehr “Neues” rein gebracht und die gewohnte Aufstellung und Abläufe komplett durcheinander geworfen. So stand man die letzten 20 Minuten mit Spielern auf dem Platz, die in der Konstellation in dieser Saison noch nie so auf dem Platz standen. Und einige Spieler spielten auf Positionen, auf denen sie normalerweise nicht spielen: etwa Treu auf der linken Offensivseite, Dzwigala im DM. Da hab ich mich schon gewundert, dass man nicht durch gewohnte und positionsgetreue Wechsel sowie anderes Personal (zb Eggestein ins Zentrum, Hartel wieder zurück oder Smith vorziehen auf die 6, Wahl in die Mitte und mit Adam die 3er-Kette wieder voll machen) versucht, wieder die gewohnte Struktur und Spielanlage zu erreichen. Stattdessen hatte ich schon das Gefühl, dass dadurch nochmal zusätzlich “Chaos” bei uns eingekehrt ist.

    Aber ja, es ist ja auch irgendwie schön, dass man trotz Platz 1 und Erfolg gegen den Zweitplatzierten immer noch ein Haar in der Suppe findet 😉

    1. Adam Dzwigalla ist IV, RV und DM. Und kann alles Positionen auch spielen. Das macht ihn auch so wertvoll. Boukhalfa ist ZM und RM und Treu musste vorne rechts, weil kein anderer da war….

      1. Es ging nicht darum, was sie theoretisch “können” oder welche Positionen bei transfermarkt.de angegeben werden, sondern wo diese Spieler bisher unter Hürzeler eingesetzt wurden. Und weder spielte Dzwigala bisher im DM, noch Treu als offensiver Außen oder Boukhalfa woanders als im DM/ZM.
        Und bisher war es immer so, dass Ritzka für Manos gekommen ist und Treu dafür nach rechts gewechselt ist. Diesmal standen alle 3 zeitgleich auf dem Platz. Dafür stand am Ende kein einziger gelernter offensiver Flügelspieler oder Stürmer mehr auf dem Platz, wie Paul in seinem Kommentar oben schon anmerkte. In der Tat ohne, dass das ein plus an defensiver Stabilität gebracht hätte. Und es hätte genug Spieler auf der Bank gegeben, um zum bislang bewährten System zurück zu kehren, ohne so viel “Neues” auf einmal zu machen. Dein Erklärbar-Kommentar läuft also vollkommen ins Leere.

  5. Wie immer ein toller Bericht, vielen Dank, Tim!
    Kann mich Arne nur anschließe, wer solche Spiele gewinnt, müsste (eigentlich) aufsteigen… 🙂
    Noch eine Laien-Frage an Dich, Tim:
    Wie bewertest Du final die Formation mit Hartel in der Spitze? Gefühlt wirkte das Offensivspiel von unserem FCSP sehr dynamisch, wenn Hartel sich etwas fallen ließ und Andere vorrückten oder – wie beim 2:0 oder beim Lattenschuss am Ende – Hartel ganz vorne agiert. Vielleicht/hoffentlich eine Variante, die wir noch häufiger sehen?

  6. Ich fand noch auffällig, dass unsere linke Defensivseite ab der 2. Hz. ständig überfordert war. Auch Ritzka brachte überhaupt keine Stabilität.

    Boukhalfas Heber war absolute Weltklasse!

  7. Ist das herrlich immer wenn die Spiele geflasht haben, kann man sicher sein bin kürzester Zeit eine vorzügliche Analyse von dir zu erhalten.

    Fandest Du die Wechsel in Ordnung oder hättest du gerade in der wilden Phase der zweiten Halbzeit evtl. eine Einwechslung von Albers oder Maurides zum Bälle festmachen vorne gut gefunden?

    Wäre gegen das Kieler Chaos die frühere Hereinnahme von Boukhalfa als quasi 3ter Sechser oder das vorziehen von Smith bei gleichzeitiger Einwechslungs Dzwigalas für die IV eine sinnvolle Option gewesen?

    Lieben Gruß
    Regnar

  8. Vielen Dank für diesen begeisternden Artikel, Tim!

    Zum 1:3 habe ich das Gefühl, dass hier wie öfter dieser Saison der 6er-Raum vor dem Strafraum nicht gut besetzt ist (Zweite Bälle aus der Distanz). Ja Smith grätscht vorbei, aber müssten da nicht Irvine und Kemlein sein? M. E. darf der Querpass da nie durch kommen. Ende der Hinrunde hatte ich mir in solchen Situationen (meist in der Schlußphase), dass Irvine evt. platt ist und ein frischer Spieler da jetzt gut täte, aber jetzt war mit Kemlein ja schon ein Laufwunder auf dem Platz. Nun ja Jammern auf höchstem Niveau 😉.

  9. Der Bericht gibt das ganze tolle Chaos-Spiel super wieder. Danke dafür.
    Es waren manchmal soviele Füsse, soviele Köpfe, an einem Ort und soviel wurde leidenschaftlich gekämpft, dass beiden Temas großer Respekt gezollt werden muss.
    Manchmal muss man den Gegner überraschen, wie mit der Doppelsechs. Die Gegener konnten in den letzten Spielen sich viel besser auf die Spielweise einstellen, war mein Eindruck.
    Ich hatte nach Magdeburg eingeworfen, dass Kemlein und Irvine sicher auch mal gut zusammenpassen und nicht nur positionstreu nur alternativ gedacht werden müssen.
    Aber beide sehr offensiv spielen zu lassen, kann dann Lücken hinterlassen, wie jetzt in Kiel. Wäre sinnvoller, dass einer sich etwas mehr zurückfallen lässt, wenn der andere sehr vorrückt oder klar ist, dass der zweite sofort nach hinten rückt bei Ballverlusten.
    Das Spiel variabel zu halten ist auch wichtig, da die Gegner ja nicht schlafen.
    Die Wechsel waren der Müdigkeit geschuldet. Tolles Fussballspiel.
    Walk on!

  10. Ich habe mich gestern am meisten über Hartel gefreut. In den drei Spielen seit dem Pokalspiel hatte ich den Eindruck, dass er seine Leistung nicht mehr so auf den Platz gebracht hat. Beispielsweise gegen Fürth habe ich ihn phasenweise überhaupt nicht gesehen.

    Und gestern wieder richtig geil! Wieder eine absolut erstligareife Vorstellung, vor allem in der 1. Halbzeit.

    Jetzt noch gegen Schalke, Hertha, Nürnberg und Paderborn dreifach punkten und dann am 1. April den Vertrag unterschreiben.

    6 Punkte vor Platz 2. Mindestens 7 Punkte vor Platz 3. Mindestens 8 Punkte vor Platz 4.

    Wie geil ist das eigentlich???

    🚂🚂Chooooooooo choooooooooo 🚂

  11. Bei Betrachtung der Heatmap kann ich die Positionen von Irvine und Kemlein nicht als Doppel-6 ansehen. Aus der recht hoch stehenden Positionierung resultierten auch einige unserer Herausforderungen gegen den Ball.

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