Auf dem Abstiegsplatz stehen, gegen das Team vor dir in Unterzahl geraten, den Ausgleich kassieren – und trotzdem gewinnen. Die 1. Frauen des FC St. Pauli berichten von ihrem gestrigen Heimsieg. Nichts für schwache Nerven.
Titelfoto: Stefan Groenveld
Jetzt mal ehrlich und unter uns: Ihr wollt das doch so, oder? Diese Aufregung, Drama, Nervenkitzel? Sonst sagt einfach Bescheid…
Also wir wollen das eigentlich gar nicht. Jedes Jahr nehmen wir uns vor, mal eine entspannte Saison einzulegen. Früher Klassenerhalt, souveräne Siege und so gegen Ostern mal schauen, ob man im Saisonendspurt noch das ein oder andere Team von oben ärgern kann.
Blöd nur: Kriegen wir einfach nicht hin. Und so bedanken wir uns auch in Bezug auf gestern mal wieder für Euer zahlreiches Erscheinen in der FeldArena und entschuldigen uns für eventuell verursachte graue Haare. Wir machen das aber nicht absichtlich, wirklich nicht.
Sechs-Punkte-Spiel
Auch wir wissen natürlich, dass es durchaus möglich ist, dass am Saisonende drei Teams absteigen müssen. Somit war bereits in der Vorbereitung auf das Spiel gegen den FC Jesteburg-Bendestorf klar, dass wir hier unbedingt die drei Punkte zu Hause behalten wollten. Denn wir standen auf jenem drittletzten Platz und der FCJB eben nur einen Punkt vor uns. Ein 8:1 gegen Eintracht Braunschweig und ein 1:1 gegen Buntentor hatten unsere Gäste sehr gut aus der Winterpause kommen lassen, wir waren also gewarnt.
Wir kamen zunächst nicht ganz so gut in die Partie, es war alles etwas zu hektisch. Mit der Zeit fanden wir dann aber besser hinein und spielten uns auch Chancen heraus, von denen Mia in der 16. Minute eine zum 1:0 verwandelte, nachdem sie per Steckpass frei vor der Torhüterin war und eiskalt blieb.
Kurz zuvor hatte sie für ihr erstes Foul eine harte Gelbe Karte gesehen und nach einer halben Stunde sah sie Gelb-Rot, nachdem sie sich langsam vom Freistoß wegbewegte und die Gegnerin sie anschoss.
(Anm. Maik: Solange sie sich vom Freistoß wegbewegt, ist das regeltechnisch eigentlich kein Grund für eine Karte – ich hab die Szene allerdings auch nicht gesehen.)
Eine Stunde Unterzahl – Challenge accepted!
Wir waren weiterhin das bessere Team und kurz vor der Pause konnte AnSo auf 2:0 stellen, nachdem sie im Strafraum an den Ball kam und auch noch die Ruhe hatte, die Torhüterin zu aussteigen zu lassen.
Sauber. Psychologisch wichtiger Zeitpunkt.
In Hälfte zwei machte Jesteburg es aber besser und kam dann nicht gänzlich unverdient nach einer Stunde binnen weniger Minuten zum Anschluss und zum Ausgleich. Noch eine knappe halbe Stunde zu spielen, wir haben soeben in Unterzahl eine Zwei-Tore-Führung verspielt – das Kopfkino startete und natürlich drohte das jetzt komplett zu kippen.
Doch statt Verunsicherung zuzulassen, fingen wir uns und spielten uns erneut Chancen heraus. Zehn Minuten vor Schluss konnten wir erneut in Führung gehen. Ray war dieses Mal frei durch, zog links an der Torhüterin vorbei und konnte mit all ihrer Routine den Ball dann auch souverän im leeren Tor versenken und sich von uns und den Fans verdientermaßen dafür feiern lassen.
In der Schlussphase ging es dann erneut hin und her, beide Teams hätten nochmal treffen können. Erneut Ray hätte in den Schlussminuten wohl auch genau dies getan, wenn die Torhüterin nicht die Hand außerhalb des Strafraum zu Hilfe genommen hätte. Rote Karte, Gleichzahl, Jesteburg musste aufgrund des bereits ausgeschöpften Wechselkontingents eine Feldspielerin ins Tor stellen.
Wir spielten das jetzt sauber zu Ende, auch wenn das Nervenkostüm der Allermeisten sich wohl erst mit dem Schlusspfiff wieder in eine Entspannungssituation begeben konnte.
Frohe Ostern!
Unterm Strich würden wir den Sieg auch als verdient einordnen, insbesondere aufgrund der kämpferischen Leistung. Ein extrem wichtiger Sieg vor dem freien Osterwochenende, zumal wir dank des Sieges von Henstedt-Ulzburg gegen Werder II auch die Bremerinnen in der Tabelle überholen konnten. Mit Platz 8 sieht diese nun zumindest auf den ersten Blick wieder etwas entspannter aus.
Nach dem Spiel gab es noch lecker Kuchen in der Kabine und wir ließen den Abend dann in kleinerer Runde gemütlich im Hatari ausklingen.
Nach den zwei doch körperlich sehr fordernden Spielen (plus das Pokalspiel unter der Woche) freuen wir uns jetzt auf ein paar ruhigere Tage und die Spielpause über Ostern. Den Schwung aus diesem Spiel und das Wissen, weiterhin in der Rückrunde ungeschlagen zu sein, nehmen wir aber mit in den Rest der Saison.
Diese hält für uns als Nächstes das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am 7. April bereit, kommt alle! Wir versuchen das dann auch etwas nervenschonender zu gestalten – versprechen können wir das aber leider nicht.
// FCSP 1. Frauen
Weitere Links:
– Stefan Groenveld: „Packendes Match bei den ersten Frauen“
– Matthias von Schramm: „Hochverdientes 3:2 in Unterzahl“
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Moin,
wie sieht es an der Feldstraße mit Sitzen aus?
Ich wollte schon immer mal vorbeikommen, kann aber nicht so lange stehen.
Und noch etwas: Mich würde auch interessieren, wie die Veränderungen im Team im Winter waren. Ab- und Zugänge und auch warum (soweit das nicht zu persönlich ist).
Und was sind die Zukunftspläne des Vereins, der Abteilung, des Teams?
Vielleicht könntet ihr auch hin und wieder ein paar Porträts bringen.
Ich freue mich immer wieder, bei euch etwas über unsere 1. Frauen zu lesen.
Ein paar Bänke stehen an der Feldstraße. Und notfalls wird Dir sicherlich auch ein Stuhl besorgt. Sollte also kein Problem sein 🙂