FC St. Pauli vs. SC Paderborn 2:1 – Hochverdienter Arbeitssieg

FC St. Pauli vs. SC Paderborn 2:1 – Hochverdienter Arbeitssieg

Anfangs ein Fußballfest, am Ende ein Arbeitssieg – der FC St. Pauli gewinnt, auch dank taktischer Finesse, gegen den SC Paderborn und präsentiert sich weiterhin in Top-Form. Die Analyse.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Auch an Erfolg kann man sich gewöhnen. Das mag selten passieren, wenn man es mit dem FC St. Pauli hält, aber wenn, dann jetzt in dieser Phase. Und trotzdem sollte man sich ab und an kneifen und sich daran erinnern, dass das alles nicht normal ist, was diese Saison passiert. Es ist nicht normal, dass der FCSP Spiele so dermaßen dominiert, dass sie teilweise sogar fast langweilig werden (wenn sie dabei nicht so schönen Fußball spielen würden). Es ist überhaupt nicht normal, dass der FCSP 57 Punkte nach 27 Spieltagen hat. Das ist vielmehr ein Vereinsrekord. Herzlichen Glückwunsch dazu! Mögen wir uns alle dafür mit dem Aufstieg beschenken.

Die Aufstellung

Drei Wechsel gab es in der Startelf des FC St Pauli: Eric Smith, Aljoscha Kemlein und Manos Saliakas kamen für Adam Dźwigała, Elias Saad und Philipp Treu. Diese Wechsel waren nur teilweise positionsgetreu. Denn Kemlein agierte auf der Doppelsechs neben Jackson Irvine. Die Position links vorne übernahm Marcel Hartel von Saad.

Jeweils drei personelle Wechsel

Diese personelle Entscheidung bedeutete auch, dass Etienne Amenyido, dem Fabian Hürzeler gute Trainingsleistungen bescheinigte und dessen Startelfeinsatz wahrscheinlich war, auf der Bank Platz nahm. Nicht auf der Bank waren Philipp Treu, Carlo Boukhalfa und Dapo Afolayan, die allesamt nicht rechtzeitig fit geworden sind. Hürzeler erklärte nach der Partie, dass er auf eine Rückkehr dieser Spieler in der kommenden Woche hofft.

Auch der SC Paderborn wechselte personell dreimal im Vergleich zum letzten Spiel (1:2 gegen Braunschweig): Adriano Grimaldi, Sirlord Conteh und Mattes Hansen durften anstelle von Kai Klefisch, Koen Kostons und Calvin Brackelmann von Beginn an ran. Auch diese Wechsel waren nicht ganz positionsgetreu. Der SCP agierte mit einer Art 4-2-3-1 gegen den FCSP.

Personelle Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen SC Paderborn. FCSP: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas, Irvine, Kemlein, Ritzka - Metcalfe, Eggestein, Hartel SCP: Boevink - Obermair, Musliu, Hoffmeier, Zehnter - Kinsombi, Hansen - Bilbija, Klaas, Conteh - Grimaldi
Personelle Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen SC Paderborn.
FCSP (im 3-4-3): Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas, Irvine, Kemlein, Ritzka – Metcalfe, Eggestein, Hartel
SCP (im 4-2-3-1): Boevink – Obermair, Musliu, Hoffmeier, Zehnter – Kinsombi, Hansen – Bilbija, Klaas, Conteh – Grimaldi

FC St. Pauli ignoriert seine Sechser

Vier auf einem Haufen

Der SC Paderborn stellte sich bei eigenem Ballbesitz recht überraschend zentrumsfokussiert auf. Mit Bilbija und Conteh hatte das Team von Kwasniok zwei sehr schnelle Spieler auf dem Platz. Spieler, die eigentlich eher auf die offensive Außenbahn gehören, als im Zentrum zu verweilen. Der SCP tat aber genau das: Bei Ballbesitz in der eigenen Innenverteidigung orientierten sich Bilbija und Conteh zu Mittelstürmer Adriano Grimaldi und Zehner Sebastian Klaas. Die offensive Außenbahn blieb komplett unbesetzt, weil zudem die beiden Außenverteidiger, Obermair und Zehnter, hinten in der Kette verblieben.

Hinter dieser eigentlich nachteilhaften Positionierung steckte ein taktischer Plan. Kwasniok erklärte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass man mit diesem Zentrumsfokus und den weit hinten positionierten Außenverteidigern die Schienenspieler des FC St. Pauli aus der Fünferkette herauslocken wollte. Dadurch hätten sich Räume für den SCP auf den Außenbahnen (hinter den Schienenspielern) ergeben. Diese hätten dann Bilbija und Conteh belaufen sollen. Zudem hatte man sich erhofft, dass das Duell Conteh vs. Wahl ein Mismatch sein würde, genauso wie Grimaldi vs. Smith. Spoiler: Sie waren ein Mismatch – aber zum Nachteil für Paderborn.

Kluges Defensivverhalten von Irvine & Co

Die Beschreibung der Idee mit dem Herauslocken der Schienenspieler ist im Konjunktiv verfasst. Das ist nie ein gutes Zeichen in der Fußballberichterstattung. Denn der FCSP tat den Gästen diesen Gefallen nicht. Saliakas und Ritzka ließen sich nicht herauslocken, erzeugten keinen Druck auf die gegnerischen Außenverteidiger, wodurch sich keine Räume hinter ihnen öffneten. Zudem kochte Hauke Wahl Conteh immer wieder ab und Eric Smith ist halt Eric Smith.

Da die defensive Dreierkette des FC St. Pauli gegen gleich vier Paderborner agieren musste, führte dieses Verhalten der Gäste dazu, dass die beiden Sechser des FCSP (Irvine und Kemlein) deutlich tiefer standen als in vielen anderen Spielen. Denn nur so konnten sie eine Unterzahl in der eigenen Defensive verhindern. Kwasniok sagte nach dem Spiel, dass diese taktische Idee vor allem deshalb nicht aufging, weil die Spieler des FC St. Pauli sehr fleißig gegen den Ball agierten, mögliche Löcher schnell wieder schlossen. Irvine sollte am Ende die größte Laufdistanz aller Spieler zurückgelegt haben, knapp vor Kemlein. Was dem SCP überhaupt nicht gelang, war das Ausnutzen der eigenen Überzahl im Aufbauspiel. Denn der FCSP verteidigte oft nur mit seinen drei Offensivspielern gegen die SCP-Viererkette und die beiden Sechser. Kemlein und Irvine schoben aber immer wieder rechtzeitig vor, wenn der SC Paderborn über die eigenen Sechser aufbauen wollte.

Aufbausituationen beim Spiel FC St. Pauli gegen SC Paderborn. Rechts: Der FCSP konnte bei eigenem Spielaufbau immer wieder die eigenen Schienenspieler in freie Positionen bringen. Besonders auf der linken Seite, hatte der SCP Probleme die Zuordnung auf Ritzka zu organisieren. Die Paderborner liefen die FCSP-Schienenspieler oft von der Sechserposition aus an. Ein sehr weiter Weg (der zudem Räume öffnete), sodass der Ball oft bereits weg war, ehe man beim FCSP unter Druck geriet. Links: Der SC Paderborn zog sich bei eigenem Ballbesitz ganz eng zusammen in vorderster Reihe. Hierdurch wurde versucht in die Räume hinter der Schienenspieler des FC St. Pauli zu kommen. Diesen Gefallen tat ihnen der FCSP aber nicht. Stattdessen agierte die FCSP-Doppelsechs sehr klug gegen den Ball, sodass der SCP im eigenen Ballbesitz nahezu keine Gefahr erzeugen konnte.
Aufbausituationen beim Spiel FC St. Pauli gegen SC Paderborn.
Rechts: Der FCSP konnte bei eigenem Spielaufbau immer wieder die eigenen Schienenspieler in freie Positionen bringen. Besonders auf der linken Seite hatte der SCP Probleme, die Zuordnung auf Ritzka zu organisieren. Die Paderborner liefen die FCSP-Schienenspieler oft von der Sechserposition aus an. Ein sehr weiter Weg (der zudem Räume öffnete), sodass der Ball oft bereits weg war, ehe man beim FCSP unter Druck geriet.
Links: Der SC Paderborn zog sich bei eigenem Ballbesitz ganz eng zusammen in vorderster Reihe. Hierdurch wurde versucht, in die Räume hinter den Schienenspielern des FC St. Pauli zu kommen. Diesen Gefallen tat ihnen der FCSP aber nicht. Stattdessen agierte die FCSP-Doppelsechs sehr klug gegen den Ball, sodass der SCP im eigenen Ballbesitz nahezu keine Gefahr erzeugen konnte.

FCSP umgeht das Zentrum

So wichtig wie die beiden Spieler auf der Doppelsechs des FC St. Pauli gegen den Ball waren, so sehr wurden sie bei eigenem Ballbesitz ignoriert. Das war durchaus ungewohnt, weil der FCSP ja eigentlich sehr gerne den Ball über die Sechserposition auf die Außenposition bringt. Entsprechend stellte sich der SC Paderborn nicht nur mit, sondern auch gegen den Ball mit seinen vier Offensivspielern sehr dicht im Zentrum auf.

Aber der FC St. Pauli spielte nicht oft durch das Zentrum auf die Außenposition. Vielmehr erfüllten Irvine und Smith im initialen Aufbau eher die Rolle von Dummies, um die Gegenspieler zu binden. Dadurch öffneten sich Räume für den FCSP auf den Außenbahnen. Diese waren auch deshalb offen, weil die Offensivspieler des FC St. Pauli die gegnerische Viererkette sehr hoch gebunden hatten. Oft kamen die Sechser erst an den Ball, wenn das Spiel bereits in die Hälfte des SCP verlagert worden war.

Paderborn hat die Idee, St. Pauli die Lösung

Wenn der FC St. Pauli den Ball auf die rechte Außenbahn zu Manos Saliakas spielte, wurde dieser stets von Sechser Mattes Hansen angelaufen. Dadurch öffnete sich dann aber eben auch der Raum vor der eigenen Abwehr des SC Paderborn – was immer ein Problem ist, der SCP spielte also nicht ohne Risiko. Noch problematischer war die Situation auf der linken Seite. Denn der zweite Sechser des SCP, David Kinsombi, konnte seine Position vor oder in der letzten Kette nicht bedenkenlos verlassen, weil Kemlein dort stand. Die freien Räume auf den Außenbahnen, in denen Saliakas und Ritzka weilten, versuchten die Paderborner durch sehr, sehr viel Laufarbeit zu schließen. Das gelang mit zunehmender Spielzeit immer weniger. Weil der FCSP diese Lücken für sich erkannte und mit großer Klasse bespielte (in der zweiten Halbzeit sogar häufig mit direkten Verlagerungen von Saliakas zu Ritzka).

Individuelle Qualität setzt sich durch

Taktisch hatten also beide Teams gute Antworten auf die Spielweise des Gegners. Aber der FC St. Pauli hatte, wie so oft in dieser Saison, das letzte Wort und konnte so das Spiel auf seine Seite ziehen. Denn dem Team gelang es nicht nur, eine taktische Lösung zu finden, sondern diese auch aufgrund individueller Qualität durchzubringen. Die direkten Duelle waren hierbei mitentscheidend: Der FCSP gewann 74, Paderborn nur 52 Zweikämpfe (Bundesliga.de).

So kam es, dass die Paderborner Angriffe reihenweise verpufften, weil Zweikämpfe verloren gingen. Zudem war der FC St. Pauli gewohnt bärenstark im Gegenpressing und spielte, mal wieder, eine überragende erste Halbzeit. Die Führung durch Hartel ist ein Beispiel dafür, wie gut der FCSP mit dem Pressing der Paderborner umgehen konnte: Der FCSP umspielte die Sechserposition, indem Wahl direkt nach rechts zu Saliakas passte. Dieser hatte Zeit, weil Kinsombi (hatte zu dem Zeitpunkt die Positionen mit Hansen getauscht) zu weit weg war, um ihn unter Druck zu setzen. Als Kinsombi Saliakas endlich erreicht hatte, hatte dieser bereits den Pass nach vorne zu Eggestein gespielt, der klasse auf Irvine ablegte. Der FCSP-Kapitän hatte zentral viel Platz, weil Kinsombi nun in diesem Raum fehlte. Es folgte der Steckpass zu Hartel – Lupfer – Jubel! Ein toller Angriff.

Hamburg, Deutschland, 31.03.2024, 2. Bundesliga, Millerntor-Stadion, FC St. Pauli - SC Paderborn Marcel Hartel (FCSP) jubelt über den Treffer zum 1:0 gegen den SCP, sein 15. Saisontor. Copyright: Peter Boehmer
Saisontreffer Nummer 15 (!) für Marcel Hartel im Trikot des FC St. Pauli. Das ist auch so ein Satz, von dem man vor einem Jahr nichtmal zu träumen gewagt hätte. // (c) Peter Boehmer

Hochverdiente Halbzeitführung

In den 30 Minuten vor diesem Tor durch Marcel Hartel hatte sich der FC St. Pauli eine ganze Reihe an Torchancen erspielt. Eine davon landete sogar im Tor, in der 9. Minute versenkte Kemlein nach Vorarbeit von Hartel. Doch der Vorlagengeber soll im Abseits gestanden haben. Eine mindestens sehr knappe Entscheidung, welche die Absurdität des VAR und der kalibrierten Linien in voller Blüte aufzeigte. Denn wenn man satte vier Minuten auf die Entscheidung warten muss, die Spieler sich währenddessen warmhalten müssen und die Situation am TV-Bild am Ende nicht einmal klar aufgelöst wird, dann ist etwas faul im Staate des Schiedsrichterwesens. Der SC Paderborn dürfte sich jedenfalls über den Halbzeitpfiff sehr gefreut haben. Weil es zu diesem Zeitpunkt nur 1:0 für den FC St. Pauli stand. Kemlein hätte kurz vor der Pause nämlich gerne nochmal ins Tor schießen können, verzog aber aus sehr guter Position. Es war nur eine von vielen hervorragenden Gelegenheiten.

2:0 – ein todsicheres Ding?

Der zweite Abschnitt begann aus Sicht des SC Paderborn dann aber gnadenlos beschissen. Die hatten sich ganz bestimmt ne Menge vorgenommen in der Pause. Hatten sich Chancen ausgerechnet, weil es nur 0:1 aus ihrer Sicht stand. Und kaum zwei Minuten nach Wiederanpfiff spielte der FC St. Pauli erneut einen überragenden Angriff und der richtig starke Lars Ritzka erhöhte auf 2:0 – ein brutaler Niederschlag, der in den meisten Fällen direkt zum Knockout geführt hätte.

In diese zweiten 45 Minuten startete der SCP jedoch verändert. Die offensive Außenbahn wurde nun doch besetzt. Allerdings nicht von Bilbija und Conteh, sondern von den eigenen Außenverteidigern, die nun wesentlich höher bei Ballbesitz standen. So richtig gezündet hat diese Veränderung allerdings nicht. Der FC St. Pauli kontrollierte die Partie, ließ enorm wenig zu, wenn er geordnet stand. Doch in der 56. Minute lud der FCSP den Gegner zum Anschluss ein: Eric Smith spielte einen allzu leichtfertigen Pass direkt in die Füße des Gegners. Sekunden später schob Grimaldi allein vor dem leeren Tor einen Querpass zum Anschlusstreffer ein. Ein völlig unnötiger Gegentreffer, der eine schwierige Phase einläutete.

Denn in den folgenden rund 15 Minuten machte der SC Paderborn das Spiel. Der FCSP wurde zu passiv. Im Aufbauspiel wurden die Bälle zu leicht hergeschenkt, gegen den Ball machte das Team den berühmten Schritt zu wenig und wurde so immer weiter in die eigene Hälfte gedrängt. Das Spiel drohte komplett zu kippen. Aber da hatte Adriano Grimaldi etwas dagegen…

Gelb-Rot wegen doof

Der Paderborner Mittelstürmer machte seine Sache, nicht nur aufgrund seines Treffers, gut. Einige Male konnte er seine Gegenspieler im genau richtigen Moment unter Druck setzen, was zu Ballgewinnen des SCP in der Hälfte des FC St. Pauli führte. In der 66. Minute ging er aber regelwidrig gegen Karol Mets zu Werke. Schiedsrichter Benjamin Brand zeigte ihm dafür die Gelbe Karte. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Zwei Minuten später forcierte Grimaldi durch engagiertes Einsteigen gegen Wahl einen Ballverlust und bescherte Paderborn erneut eine gute Umschaltsituation. Ein weiterer Anzeiger dafür, wie gut die Paderborner zu diesem Zeitpunkt im Spiel waren.

Doch wieder nur zwei Minuten später übertrieb es der SCP-Mittelstürmer. Gegen Smith kam er deutlich zu spät, zog trotzdem durch. Erneut ein Vergehen, bei dem man über eine Gelbe Karte diskutieren muss. Da die Situation nur vier Minuten nach der ersten Verwarnung für Grimaldi geschah, wäre hier bereits ein Platzverweis aufgrund von Doofheit angebracht. Denn mit Gelb vorbelastet darf man einfach nicht so in einen Zweikampf gehen. Das weiß Elias Saad zum Beispiel nur zu gut, der gegen Braunschweig nämlich genau das tat – und des Feldes verwiesen wurde.

Grimaldi durfte aber auf dem Platz bleiben – sehr zum Ärger von rund 27.500 Personen im Stadion. Später auf der Pressekonferenz erklärte SCP-Trainer Kwasniok, dass er Grimaldi zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon vom Feld hätte nehmen müssen. Das Team bereitete gerade einen Dreierwechsel vor, Grimaldi sollte aber vorerst auf dem Feld bleiben. Nach dem Foul an Smith entschied man sich auf der SCP-Bank dafür, auch Grimaldi runter zu nehmen. Doch bei der nächsten Spielunterbrechung sorgte Grimaldi dann höchstselbst dafür, dass er nicht ausgewechselt werden konnte.

Hamburg, Deutschland, 31.03.2024, 2. Bundesliga, Millerntor-Stadion, FC St. Pauli - SC Paderborn Lars Ritzka (FC St. Pauli) rutscht aus im Zweikampf mit Visar Musliu (SC Paderborn). Copyright: Stefan Groenveld
In einem starken Team des FC St. Pauli, mit hervorragenden individuellen Leistungen, ragte Lars Ritzka am Sonntag gegen den SC Paderborn noch einmal positiv heraus. Nicht nur aufgrund seines Treffers, sondern zum Beispiel auch, weil er die meisten Zweikämpfe aller Spieler auf dem Platz gewann. // (c) Stefan Groenveld

Platzverweis hilft FCSP enorm

Nun ist so ein Spiel natürlich voll von Emotionen und Dynamiken. Dinge, die man manchmal auch auf den Rängen im Stadion nicht wahrnehmen kann. Was im Kopf von Adriano Grimaldi losgewesen sein muss, dürfte dann aber schon ein ganz besonderer Fall von Rage gewesen sein. Anders ist nicht zu erklären, wie er, erneut nur wenige Sekunden nach dem letzten Vergehen, wieder ein unnötiges Foul begehen konnte. Die Gelb-Rote Karte hat er sich, auch wegen eigener Doofheit, redlich verdient. Wieder Rückschau auf Elias Saad vor wenigen Wochen: Auch Grimaldi stand vor der Partie bei vier Verwarnungen. Er sah erst seine fünfte, dann Gelb-Rot. Und wird nach seiner Sperre wieder bei vier Verwarnungen stehen. Dass Kwasniok das Verhalten von Grimaldi später als „nicht clever“ beschrieb, dürfte die diplomatische Variante für die Öffentlichkeit gewesen sein. Hätte er das Wort „Totalausfall“ gewählt, wäre das sicher auch nicht falsch gewesen.

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Für den FC St. Pauli war dieser Platzverweis ein Segen. Denn Paderborn war bis zu der Aktion von Grimaldi gut im Spiel, ein Ausgleich wäre zumindest nicht undenkbar gewesen, zumal der FCSP offensiv kaum noch in Erscheinung trat. Gegen zehn Mann spielte das Team von Fabian Hürzeler dann aber recht ungefährdet die Zeit herunter. Klar ist aber auch: Es hätte sich natürlich niemand darüber beschwert, wenn der FC St. Pauli noch das dritte Tor erzielt hätte. Aber darauf deutete nichts hin. Wie der FCSP in einem so dominanten Spiel zwischendurch noch so in Bedrängnis kommen konnte, muss jedenfalls genau analysiert werden.

Der Zug hat keine Bremse!

Trotzdem: Das war am Ende sicherlich nicht der schönste Fußball, den man vom FC St. Pauli zu sehen bekam, aber er war eben erfolgreich. Fabian Hürzeler erklärte vor wenigen Wochen, dass es in dieser Saisonphase nicht mehr darum gehe, schönen Fußball zu spielen, sondern erfolgreichen. Da es dem SC Paderborn, abgesehen vom Anschlusstreffer, an klaren Chancen fehlte, hat der FCSP somit vieles richtig gemacht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Spieler von kräftezehrenden Länderspielreisen zurückkamen, angeschlagen waren oder lange Zeit nicht in der Startelf standen, ist das insgesamt eine ziemlich reife Leistung gewesen.

Am Ende holt der FC St. Pauli also auch gegen den SC Paderborn drei Punkte. In einem Spiel, bei dem der Gegner kluge Lösungen gegen den FCSP präsentierte, dieser aber erneut noch einen draufsetzen konnte und sowieso individuell einfach besser gewesen ist. Das Team von Fabian Hürzeler gewinnt damit acht von zehn Rückrundenspielen, ist weiterhin völlig verdient an der Tabellenspitze und so langsam dürften wirklich alle Zweifel an einem Aufstieg ausgeräumt sein. Klar, die letzten Schritte müssen nun auch noch gegangen werden. Aber niemand zweifelt mehr daran, dass dies auch geschehen wird. Die Vorfreude verdrängt die Sorge. Der FC St. Pauli gewinnt nämlich einfach immer weiter – und so steht das Tor zur Bundesliga inzwischen meilenweit offen. Machen wir uns bereit, mit dem Hype Train hindurchzufahren.

Immer weiter vor!
// Tim

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19 thoughts on “FC St. Pauli vs. SC Paderborn 2:1 – Hochverdienter Arbeitssieg

  1. Sehr gut die Ausfälle kompensiert. Unser Torwart war neben Ritzka der beste Spieler. Hielt mindestens 3 schwere Bälle. Sehr gefällige Spielzüge die spaßmachen und Lust auf mehr. Forza St. P.

  2. Ärgerlich an den Grimaldi-Aktionen war, dass der schwache Schiri durch die nicht-gegebene gelb-rote Karte bei der Smith-Aktion für 2 gelbe Karten und eine Sperre gegen uns verantwortlich ist.
    Denn Hürzeler und Smith hätten beide sicher nicht gelb gesehen, wenn Brand konsequent gewesen wäre…

  3. In der jetzigen Saisonphase würde ich auch 3:2 Siege durch drei Eigentore des Gegners gerne mitnehmen. Daher ist mir das egal wie „eng“ das gestern wieder war. Auf geht’s! Nochmal alles geben für die letzten nötigen Siege! Juhu!

    Bzgl. der Abseitsentscheidung bin ich bei Dir. Man sollte dafür ein Zeitlimit einführen. Nach 1 Minute Linien ziehen ist Schluss und gleiche Höhe… fertig.

    Wieder tolle Spielanalyse!

  4. Ja, ich habe mich auch über die Linienzieherei geärgert und finde es häufig etwas beliebig, wo die Linien so angesetzt werden… Es sollte aber festgehalten werden, dass der Treffer ohne VAR ebenfalls nicht gezählt hätte – das Schiedsrichtergespann hat auf dem Platz direkt auf abseits entschieden.
    Danke für die gelungene Analyse!

  5. Im Stadion (GG Block 5) hstten wir uns, auch weil der Linienrichter sofort die Fahne oben hatte, direkt mit Abseits abgefunden. Auch weil sowohl der SCP (defensiv) als auch der FCSP (offensiv) sehr risikoreich zu Werke gegangen sind.

    Ich empfinde es im Nachhinein als völlig unnötig das der VAR gefragt wurde bzw. sich gemeldet hat (verrät ddr DFB das eigentlich?).

    Ich war mir sicher das wir irgendwann mit Tempo (und Anlauf) hinter die Linie kommen, so war es dann ja auch beim perfekten Spielzug zum 1:0.

    Meine Spielerei mit dem Tabellenrechner ergibt ds wir nach Hannover aufgestiegen sind und nsch dem HSV Spiel Meister sind, übrigens dank Fortuna.

    Der Zug soll bitte als ICE ohne Halt weiterfahren. Von aussen habe ich such den Eindruck das die Spieler genau das nach dem Paderborn Spiel realisiert haben Tief in ihrem Herzen wissen die jetzt das sie das unmögliche möglich machen, das setzt nichmsl was frei…

    … boah was freu ich mich.

  6. Moin, verdienter Sieg. Besser wäre gewesen das 3. Tor zu machen und somit wäre die Messe gelesen. Hab von gg 3 kein abseits gesehen. Mein Nachbar bekam die Info von einem der sky schaute und lt.den TV Bildern war es kein abseits. Die abwehrleistung war mal wieder sehr gut. Kaum was zugelassen und wenn gibt es ja noch vasili. vorne etwas mehr Glück und man muss nicht mehr Zittern. Gut war wieder,das die Raute Punkte gelassen hat . Dort den Aufstieg, oder schon vorher. mega

  7. Nebenbei war ich heute sehr erfreut Scott Banks wieder auf dem Trainingsgelände beim Joggen zusehen zu dürfen. Ich hoffe weiter auf eine Einsatzzeit noch vor Saisonausklang.

    1. Überlegungen:wenn ich die Torungefährlichkeit von Marcel Hartel in seiner bisherigen Karriere,auch bei uns in den ersten bei den Jahren(Schüsse fast wie Rückgaben)Revue passieren lasse (ähnlich wie M.Möller Dehli) dann stellt sich schon die
      Frage ist das auch eine überragende Leistung von unserem Trainer Fabian,der ihm gezeigt hat wie er es besser machen kann!?

      1. Ich denke (und dass haben Hürzeler und Hartel auch bestätigt), dass es mehr darum ging ihn häufiger in gute Abschlussituationen zu bringen. Wenn man seine früheren Tore ansieht, dann war da schon immer Qualität, die er aber nicht asureichend konstant und häufig genug abgerufen hat.

  8. Ich habe drei superschöne Weitzuspiele von Eric Smith gesehen auf Rechtsaußen. Das war Qualität. Die, die es gesehen haben, wissen weiß ich meine. Jetzt KSC eine wichtige Herausforderung. So geil.

    1. Jepp, bei uns auf der GG wird er schon Mister Playstation genannt (klappt sonst nur dort). Übrigens versuchen wir auch mal wieder einzuführen, die Gegner beim Einlaufen zu beklatschen statt auszupfeifen. Psychologische Kriegsführung die super funktioniert, endete bislang immer mit einem Sieg für uns 😉.

      1. Bin dabei !! finde vor allem das Auspfeifen (wenn´s nun nicht gerade gegen die Rauten geht…) geht gar nicht. Wie hat sich das eigentlich bei uns „eingeschlichen“ ?

  9. Hey Tim, du schreibst von einem „hochverdienten“ Sieg und allgemein scheinen sich wohl alle einig zu sein, dass es nur die 15-minütige Phase zwischen dem Anschlusstreffer und der Gelbroten für Grimaldi war, in der Paderborn etwas Oberwasser hatte. Ansonsten: Überlegen, souverän, starke Leistung usw. Aber kannst du als Statistik-Freak erklären, warum die wichtigsten Werte erstaunlich ausgeglichen sind?

    xG 1,22 – 1.12
    Torschüsse 12 – 10
    Angriffe 97 – 78
    Gefährliche Angriffe 23 – 29

    Das sieht nicht unbedingt nach „hochverdient“ aus, oder?

  10. Bisschen viel Theorie ,wir hatten das Spiel doch voll im Griff ,erst durch das „doofe“
    Gegentor kam Paderborn auch ins Spiel
    oder?

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