Der FC St. Pauli unterliegt der SV Elversberg verdient mit 3:4. Die Spieler wandelten im Anschluss zwischen Wut, Enttäuschung und der Erkenntnis, dass es für den Aufstieg besser werden muss.
(Titelbild: Stefan Groenveld)
Wir als MillernTon freuen uns sehr, dass Nike ein kurzes Praktikum rund um das Spiel gegen Elversberg bei uns macht. Dieser Artikel stammt aus ihrer Feder.
Nach der knappen Niederlage des FC St. Pauli beim Karlsruher SC war die Stimmung eine ganz andere. Die Spieler betonten damals, man habe ein gutes Spiel gezeigt, dass man nur Kleinigkeiten verbessern müsse und kündigten an, eine Reaktion zu zeigen. Es war keineswegs angebracht, diese verlorenen Punkte beim KSC zu überdramatisieren. Am gestrigen Sonntag in den Katakomben des Millerntor-Stadions, nach der 3:4-Niederlage im Heimspiel gegen die SV Elversberg, sah das alles schon ganz anders aus.
Auf alle bisherigen Saisonniederlagen reagierte der St. Pauli im darauffolgenden Spiel mit guter Leistung. Nicht so gegen die SV Elversberg, wie Jackson Irvine frustriert feststellte: „Normalerweise kann ich, wenn wir nicht gewonnen haben, sagen, dass wir gut performt haben. Heute haben wir aber nicht gut performt.“ Genau wie der FCSP-Kapitän ist auch Innenverteidiger Eric Smith nach Abpfiff vor die Mikros getreten und stellte währenddessen fest, dass er eigentlich viel zu emotional und enttäuscht für ein Interview ist. Er teilte Irvines Meinung, dass es heute „nicht genug“ war und wurde deutlich, als er an die restliche Saison dachte: „Wir waren mental einfach nicht da und wir müssen verstehen, dass wir das sein müssen, wenn wir etwas Besonderes in dieser Saison erreichen wollen.“ Ernüchternd auch das Fazit von Johannes Eggestein: „Mit so einem schlechten Zweikampfverhalten kriegst Du auch zu Hause vier Gegentore und da wirst Du gegen jeden Gegner so schlecht aussehen.“
Vorsprung schmilzt
Vor zwei Spieltagen führte St. Pauli die Tabelle mit elf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz an. Jetzt sind es nur noch fünf und das Team steht „nur“ noch auf Platz zwei. Durch die aufeinanderfolgenden Niederlagen gegen den KSC und Elversberg, bei zeitgleichen Erfolgen der Konkurrenz, ist Kiel vorbeigezogen und Düsseldorf näher gerückt. Der schöne Vorsprung: futsch. Der FCSP ist auf dem Boden der Tatsachen zurück und dieser heißt: Das Aufstiegsrennen verzeiht nur wenige Fehler.
Johannes Eggestein betonte nach Abpfiff, dass der Blick auf die Konkurrenz nicht hilfreich sei: „Wir müssen uns auf unsere Leistung konzentrieren“. Wichtig sei es, sich auf das zu fokussieren, was beeinflusst werden könne. Der Faktor, dass Kiel schon am Samstag vor dem FC St. Pauli lag, hat bei den Spielern anscheinend nicht allzu großen Druck ausgelöst. So jedenfalls bei Johannes Eggestein, der zwar anmerkte: „Natürlich spürt man schon, dass es jetzt in die Endphase geht,“ aber betonte, dass die Tabellensituation dabei „keine Rolle“ gespielt habe.
Menschlichkeit
Bei all dem Frust, den man beim FC St. Pauli nach der Niederlage gegen Elversberg schiebt, darf nicht vergessen werden, dass Fehler passieren. Angesprochen auf die individuellen Fehler der Spieler, erklärte Fabian Hürzeler: „Das sind Menschen. Das sind keine Maschinen“ Sowieso sei die 2. Bundesliga „nicht dafür gemacht, um durchzumarschieren.“ Auch Irvine war der gleichen Meinung: “Vielleicht ist es nur Fußball. Manchmal hast du schlechte Tage, wir haben davon nicht viele.“ Und genau darauf kommt es jetzt an: Dass nicht mehr viele schlechte Tage kommen.
Wie jetzt reagieren?
Was also tun, damit die Partie gegen Elversberg ein letzter Ausrutscher in dieser Saison war? Fabian Hürzeler und die Mannschaft betonten nach Niederlagen des Öfteren: „Wichtig ist, was für eine Reaktion du zeigst.” Gegen Elversberg fehlte es an Präzision und Geduld im Offensivspiel und hellwacher Arbeit gegen den Ball. „Da gilt es das aufzuarbeiten,“ gibt Eggestein nun vor. In der nächsten Trainingswoche bis zum Spiel gegen Hannover 96 am kommenden Sonntag muss man sich die entscheidenden Situationen anschauen und analysieren. Und darauf muss jetzt wieder der Fokus gelegt werden. Das heißt: Fehler minimieren und die Genauigkeit zurückerlangen. Hürzeler merkte in der Pressekonferenz nach dem Spiel noch an, dass es nun darum gehe, den Stil von St. Pauli zurückzuholen, als entscheidenden Punkt nannte er dafür: „Wir müssen es schaffen, wieder zu Null zu spielen. Das war immer die Basis bei uns. […] Das wird immer unsere Identität bleiben und das haben wir heute wieder nicht auf den Platz bekommen.“
Wichtig ist auf jeden Fall, sich jetzt von dem Rückschlag zu erholen und verbessert ins nächste Spiel zu gehen. Die Führungsspieler des FC St. Pauli versuchten direkt nach Abpfiff, das negative Erlebnis als eine Art Wendepunkt zu nutzen. Eric Smith („Du musst es jedes Mal wieder machen, das war eine wichtige Erinnerung.“) und Jackson Irvine richteten den Blick nach vorne: „[…] Es war eines der schlechtesten Spiele, die wir zu Hause hatten. Wir sind sehr enttäuscht, aber das ist ein großer Weckruf.“ Hoffnung auf einen Kurswechsel nach den letzten beiden Spielen besteht also. Auch aus Sicht von Hürzeler: „Es wird uns nicht umwerfen, dass wir zwei Niederlagen hintereinander haben.“
Saisonendspurt
Fünf Spiele sind es noch bis zum Saisonende. Und in diesen hat es der FC St. Pauli „nach wie vor in der eigenen Hand,“ erklärte Johannes Eggestein, denn: „Wir können es mit unseren Siegen klar machen.“ Bei all der Enttäuschung darf nicht vergessen werden: Trotz der anderen Ergebnisse dieses Wochenendes befindet sich der FC St. Pauli weiterhin auf einem direkten Aufstiegsplatz. Doch der Saisonendspurt wird für einige Fans sicherlich spannender als erhofft. Spätestens nach der Niederlage gegen Elversberg ist klar: Dieser Aufstiegskampf ist auch für den FC St. Pauli kein Spaziergang.
// Nike
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Dieser Bericht hat die ganze Situation nach dem Spiel sehr gut wieder gespiegelt. Es freut aber doch, dass die Mannschaft jetzt nicht den Mut und Geist aufgibt sondern nochmal richtig loslegen will.
Zu schade, dass Nike nur ein Praktikum macht, ich könnte mich an solche Texte gewöhnen.
Sehr guter Artikel, schön geschrieben und flüssig zu lesen.
Vielleicht kann Nike als freie Mitarbeiterin oder so beim Millernton weitermachen.
unterhaltsam auf den punkt gebracht. sehr guter artikel!
natürlich is der frust bei mir groß, mehr über die art und weise des zustandekommens, als über das ergebnis selbst. aber wie schon nach dem spiel bei schlacke, wird mich auch diesmal mein optimismus nicht verlassen. ich schau mir unseren saisonverlauf an und weiß: wir sind viel besser und werden das auch wieder zeigen.
Gut geschrieben Nike 😉
Mir persönlich gefällt dein Stil mit den zahlreichen Zitaten, dadurch wirkt der Inhalt sehr unmittelbar – Danke für den super Bericht!
Bei allem mi Lob für Nike….was macht eigentlich Maik ?
Ich glaube Urlaub
Danke für deine Artikel Nike, habe ich gerne gelesen.
Die entscheidende Frage ist doch wessen Fehlen schwerer wiegt, das von
Hauke oder das von Maik? 😉