Lage am Millerntor – 16. April 2024

Lage am Millerntor – 16. April 2024

Der FC St. Pauli nimmt sich ein kleines Ergebnistief, Philipp Treu fällt für den Rest der Saison aus – aber die Lage ist zurück und freut sich auf den Endspurt.

Okayokay, das war anders geplant. Die Niederlage in Karlsruhe hatte ich für meinen Urlaub eh fest eingeplant, einen Heimsieg gegen die SV Elversberg aber ebenso. Lasst Euch gesagt sein, dass sich das auf einem anderen Kontinent und in anderer Zeitzone genau so scheiße anfühlte wie hier wahrscheinlich auch – nur eben noch machtloser.
Aber hilft ja alles nichts, es sind noch fünf Spiele, wir haben fünf Punkte Vorsprung auf Düsseldorf und das Restprogramm von Kiel ist auch nicht gerade geschenkt. Und überhaupt: Mein Urlaub ist vorbei, jetzt wird wieder gewonnen! So nämlich! Immer weiter vor!

FCSP-News

3:4 gegen die SV Elversberg

Die ausführliche Analyse der ersten Heimniederlage der Saison findet Ihr hier. Außerdem hatten wir mit Nike rund um das Spiel eine Gastautorin dabei, die sich vor dem Spiel mit der Heimstärke befasste und danach dann die Stimmen zum Spiel aus der Mixed Zone zusammentrug.
Liebe Nike, vielen Dank dafür und viel Erfolg auf dem weiteren Weg in den Sportjournalismus – wir bleiben in Kontakt und schauen mal, wo der hinführt.

Weitere Links:

Philipp Treu

Tja, große Scheiße.
Die Szene in der 4. Minute, als Philipp Treu eine abgewehrte Ecke aus 18 Metern nochmal volley aufs Tor brachte, sah alles andere als gesundheitsgefährdend aus, gegnerische Einwirkung gab es auch nicht. Irgendwie muss er aber wohl bei der Landung eine unglückliche Bewegung gemacht haben, die kurz darauf zur Auswechslung führte.

Philipp Treu (FC St. Pauli) muss beim Spiel gegen die SV Elversberg am Spielfeldrand behandelt und danach ausgewechselt werden.
Philipp Treu am Spielfeldrand. // (c) Stefan Groenveld

Inzwischen ist die Diagnose da: Wadenbeinbruch. Bereits gestern wurde er im UKE operiert.
Der Verein äußert sich, wie bei Verletzungen üblich, nicht zur möglichen Ausfalldauer. Ein Ausfall für den „Rest der Saison“ ist aber schon klar. Wie lange man mit dieser Verletzung ausfällt, ist je nach Art des Bruchs und dem Heilungsverlauf sehr unterschiedlich, drei bis sechs Monate gelten als ungefähre Richtlinie – die aber sowohl unter- als auch überschritten werden kann. Sowohl bei Christopher Avevor als auch Florian Lechner dauerte es jeweils etwa neun Monate, bis sie wieder in einem Punktspiel auf dem Platz standen – hoffen wir, dass es bei Philipp Treu schneller geht. Um auch ein positiveres Beispiel zu nennen: Bei Sokratis (BVB) dauerte es im Winter 2014/15 nur zwei Monate bis zum Comeback.

Kollaustraße

Sowohl gestern als auch heute war und ist trainingsfrei. Morgen (Mittwoch) und Donnerstag soll um 11.30h trainiert werden, ehe die Einheiten am Freitag und Samstag dann wieder ohne Öffentlichkeit stattfinden werden.

Fabian Hürzeler

Ihr habt das als erfahrene Podcast-Hörer*innen sicher auch ohne die Lage mitbekommen, aber falls nicht: Unser Cheftrainer war nach dem KSC-Spiel im „kicker meets DAZN“-Podcast zu Gast.

Lage der Liga

Noch fünf Spieltage. „Crunchtime“ nennt man das wohl.
Für den FCSP sind es mit Hannover, Rostock, HSV und Osnabrück gleich vier Nord-Duelle in Serie, ehe es am letzten Spieltag mit dem Sonderzug nach Wiesbaden geht. Wer vor der Saison zu diesem Zeitpunkt fünf Punkte Vorsprung auf Rang 3 prognostiziert hätte, wäre sicher als Optimist bezeichnet worden. Dass die Gefühlslage aktuell nicht ganz so gut ist, wie es die Tabelle immer noch hergibt, liegt natürlich an den beiden Niederlagen zuletzt.

Schaut man auf das Restprogramm der anderen, so hat Kiel mit den Duellen beim HSV, gegen Kaiserslautern, in Wiesbaden, gegen Düsseldorf und in Hannover sicher nicht das leichteste. Die Fortuna hingegen scheint mit dem Auswärtsspiel in Kiel nur noch ein richtig schweres Spiel im Programm zu haben, die Heimspiele gegen Fürth, Nürnberg und Magdeburg erscheinen machbar, außerdem geht es noch nach Schalke. Und dann ist da noch der HSV, der zunächst gegen Kiel ran muss, dann nach Braunschweig reist und dann gegen uns spielt – danach gibt es in Paderborn und gegen Nürnberg vermeintlich leichtere Aufgaben.

Der Abstiegskampf ist auch noch komplett offen. Mindestens ab Platz 13 (Magdeburg, 33 Punkte) ist man noch voll drin in der Verlosung. Wehen Wiesbaden, Braunschweig und Rostock (alle 31 Punkte) und Kaiserslautern (Platz 17, 29 Punkte) stehen aktuell tief im Schlamassel und hoffen, dass Osnabrück (24 Punkte) nicht doch noch mal rankommt.

Wer auf den letzten Spieltag in Podcast-Form zurückhören will, kann dies auf Englisch beim 2BundesligaPod tun:

Fanszene News

Ultras sterben nie – R.I.P. Kiste

Mir fehlen selten die Worte – hier ist es so.
Rest in power, Kiste!

"Ultras sterben nie"-Choreo auf der Südkurve am Millerntor, FC St. Pauli - SV Elversberg, 14. April 2024
(c) Stefan Groenveld

Braun-Weiße Hilfe: Rassistische Kontrollen durch die Polizei

Auch diesen Text werdet Ihr letzte Woche ohne Lage gefunden haben, der Vollständigkeit halber und aufgrund der Wichtigkeit des Textes sei er aber hier trotzdem aufgeführt.
Die Braun Weiße Hilfe berichtet hier von rassistischen Kontrollen durch die Polizei gegen eine Gruppe St. Pauli-Fans, was auch als „Racial Profiling“ bezeichnet wird. Hierzu sprach man mit Philipp Krüger von Amnesty International.

Vertrau mir blind

Neue Folge von Serdis Stadion-Vlog, bei der er erneut mit Ole Plogstedt unterwegs war. // YouTube

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord

Das 0:0 der 1. Frauen beim TSV Barmke war noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Regionalliga, aber ein Punkt ist besser als keiner und Platz 8 beinhaltet weiter fünf Punkte Abstand auf den ersten Abstiegsplatz. // Instagram
Einen ganz wichtigen Schritt kann man aber nächsten Sonntag um 13.00h gegen den TuS Büppel machen.

Döntjes

Ticketverkäufe und Auslastungen

Tim hatte sich letzte Woche mit dem Thema „Wie organisieren Vereine den Ticketverkauf?“ beschäftigt, logischerweise mit dem ebenso wenig überraschenden wie frustrierenden Fazit, dass man bei zu großer Nachfrage keine goldene Lösung für alle finden kann.

Die 11Freunde hat sich einem artverwandten Thema gewidmet, nämlich der No-Show-Rate bei den Erstligisten. Denn während viele Spiele offiziell als „ausverkauft“ gemeldet werden, zeigen sich (mal mehr, mal weniger) doch auch immer ziemlich viele freie Plätze. Da die Vereine nicht verpflichtet sind, die durch die Scanner bekannten realen Anwesenheitszahlen zu veröffentlichen, wurde zumindest mal angefragt und bei vielen Stadien liegt die Zahl bei etwa 10 Prozent. // „Alles No Show“ (€)

Deutscher Meister: Bayer 04 Leverkusen

Man muss das ja doch auch irgendwie hier würdigen: Seit Sommer 2012 (damals verteidigte Borussia Dortmund seine Deutsche Meisterschaft aus dem Vorjahr) gab es keinen anderen Deutschen Meister im Profifußball der Männer als den FC Bayern München. Und jetzt, wo es endlich eine Ablösung gibt, heißt diese ausgerechnet Bayer 04 Leverkusen.
Für die oft zitierte Fanseele ist das nur knapp am Worst-Case RaBa Leipzig vorbeigeschrammt, weder versprüht die BayArena irgendeinen Esprit noch gehört die Fanszene zu den sympathischeren des Landes. Letztes wurde in der Vergangenheit des Öfteren mit Transparenten unter Beweis gestellt, unter anderem auch beim Hinspiel in Bremen (reddit). Die Bremer revanchierten sich Samstag nicht nur mit einer Antwort per Banner („Es gibt mehrere Geschlechter – aber nur zwei Farben“) sondern dazu passend mitten in die Meisterfeier hinein dann auch mit grünem und weißem Rauch.

Dass Leverkusen mit dem Bayer-Konzern darüber hinaus einen Global Player im Pharma-Business mit Milliardenumsätzen hinter sich weiß, der gerade in der Corona-Zeit dank nahezu mühelosem Wegschlucken der Schulden einen Wettbewerbsvorteil bot, tut sein Übriges. Da wäre die zwölfte Meisterschaft des FC Bayern das kleinere Übel gewesen. Auch wenn die dank der CL-Millionen einen ähnlich unfairen Wettbewerbsvorteil haben und mal eben 100 Millionen Euro für Harry Kane bezahlen. In der verrückten Welt des Profifußballs ist dies aber eben die akzeptiertere Form der Wettbewerbsverzerrung.

Sportlich hingegen kann man vor Leverkusen diese Saison nur den Hut ziehen. Es gibt genug Vereine, die auf ähnlichem Niveau mit viel Geld deutlich schlechter umgehen. Der Fußball, den Bayer unter Xabi Alonso spielt, ist nicht nur in der Liga absolut sehenswert, sondern könnte mit dem DFB-Pokal und der Europa League diese Saison aus Vizekusen sogar Triplekusen machen.
Insofern: Glückwunsch zum Titel, Bayer 04 Leverkusen.

Ermittlungserfolg nach Morddrohung gegen Schiedsrichter

Es gehört zum Fußball offenbar dazu, sich über Schiedsrichter*innen zu echauffieren. Dies gilt für Trainer*innen, Spieler*innen und Fans gleichermaßen und wird (ob man das nun gut findet oder nicht) in diesem Sport deutlich mehr akzeptiert als in anderen Sportarten, wie beispielsweise Rugby oder Handball.
Ab und an wird es dann aber auch hier den Betroffenen zu viel, so geschehen am 5. April nach der Partie FC Ingolstadt gegen Arminia Bielefeld.
Schiedsrichter Martin Speckner erhielt nach der Partie, die der FCI in Minute 90+6 ausgleichen konnte, eine E-Mail in der unter anderem „Wenn wir wegen dir absteigen, wirst du sterben“ geschrieben stand. Wie der DFB jetzt mitteilte, konnte ein 22-Jähriger aus Bielefeld als Verfasser der Mail ermittelt werden. Alles weitere werde nur den „weiteren strafrechtlichen Weg“ gehen.

Zu guter Letzt

Ich habe ihn immer verteidigt, ich habe sein Tor für den FCSP in Rathenow live gesehen und ich werde immer ein Fan von ihm bleiben: Ante Budimir!
Er muss auch niemandem mehr etwas beweisen, seine Karriere verlief anschließend in dem ihm angemessenen Rahmen. Gestern Abend bekam er im Spiel Osasuna gegen Valencia in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter zugesprochen, den er nach knapp fünf Minuten VAR-Unterbrechung dann auch selbst verwandeln wollte… was ihm aber nicht gelang. Durchaus sehenswert, leider. // YouTube (ab 2m04s)

Forza St. Pauli!
// Maik

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9 thoughts on “Lage am Millerntor – 16. April 2024

  1. Boah Maik, bin ich froh, dass Du wieder da bist…

    Nach langer Recherche und Überlegungen ist deine Abwesenheit der einzige Unterschied zur bisherigen Saison gewesen… ab jetzt wird also zum Glück wieder regelmäßig gepunktet. Und das mit dem Urlaub während der Saison hat sich für den Millernton ab sofort leider erledigt, sorry.

    1. Das mit „Kein Urlaub während der Saison“ hatte ich hier (gefühlt) die letzten zwanzig Jahre durchgezogen und dieses Mal auch nur unter wirklich schweren Bauchschmerzen und aufgrund höherer familiärer Zwänge geändert.
      Ist für die Zukunft aber dann wieder so vorgesehen, klar 😉

  2. Welcome back Maik! Das Gedenken an Kiste war sehr bewegend, wir hatten Tränen in den Augen (unter der schwarzen Stoffbahn stehend). Auch dass die Elversberger mitgemacht haben…wäre schön, wenn Fußball immer so wäre.

  3. Moin Maik,
    schön, dass Du wieder in Hamburg bist
    Ich komme mit einer Frage auf Dich zu:
    Vorab möchte ich erwähnen, dass ich gegen Elversberg im Stadion gewesen bin
    und mich (wie alle) scheiße gefühlt habe…..aufgrund der Leistung unserer „Bows in brown“
    Allerdings habe ich viele positve Dinge rund herum wahrgenommen
    Da habe ich viele Mütter und Väter mit ihren Kindern beobachtet….alles friedlich
    Die Fans vom Gastverein waren angenehm (und jubelten völlig zurecht)…..alles friedlich
    Das Schiedsrichtergespann wurde ohne Vorkommnisse aus dem Stadion geleitet…..alle friedlich
    Die Spieler vom SV Elversberg wurden mit Applaus von der Süd aus dem Stadion verabschiedet…..alles friedlich
    Der Mannschaftsbus des SVE wurde ebenfalls freundlich und friedlich auf die Reise geschickt…..schöne friedliche Momente
    Jetzt kommt zum nächsten Heimspiel Hansa Rostock
    Und Erinnerungen an das letzte Heimspiel gegen den Club von der Ostsee werden wach
    Auch bei diesem Spiel am 26.02.2023 war ich im Stadion…..wir alle wissen, was da passiert ist und wie zum Beispiel die Ordner
    mit Wurfgeschossen aus den zertrümmerten Toilettenanlagen beworfen und sogar jemand getroffen wurde
    Meine Frage lautet also:
    Was gibt es aus den Vorjahrgeschehnissen eigentlich für Konsequenzen ?
    Kann ich mit gutem Gefühl und guten Gewissen im Nachbarblock der „Gäste“ (Nord) mit meinen Kindern das Spiel gucken ??
    Oder kommen diese Krawallmacher wieder in unser Stadion, als ob nichts geschehen wäre ???
    Es wäre schön, wenn ihr Euch mit dieser Frage einmal beschäftigen würdet
    Bei Pyro-Verstößen gibt es Geldtsrafen….soweit so schlecht oder gut
    Was passiert, wenn eine Horde gewaltbereiter „Fans“ quer durch die Republik zieht und alles zertrümmert ??
    Ich werde gegen Hansa Rostock nicht im Stadion sein, weil ich Gewalt ablehne und mich allein die Erinnerungen
    an die letzte Saison abschrecken
    Vielen Dank im voraus
    Forza FCSP

    1. Moin!
      Die Sicherheitsvorkehrungen werden ja seitens des Vereins stets aktualisiert und angepasst, neuester Beleg dafür ist das Sicherheitsnetz.
      Dieses ist ja auch eine direkte Folge der Vorkommnisse bei einigen Spielen zuletzt, neben dem Hansa-Heimspiel auch die Spiele gegen Schalke und Hannover in dieser Saison.

      Ob man jetzt „mit gutem Gefühl und guten Gewissen im Nachbarblock mit Kindern“ das Spiel schauen kann – das muss dann wohl jede*r für sich entscheiden. Grundsätzlich sollte klar sein, dass Spiele gegen Hansa und bspw auch den HSV eine andere „Gefahrenlage“ haben, als ein Heimspiel gegen Elversberg. Alles andere hängt dann sicher vom persönlichen Empfinden und vielleicht auch dem Alter der Kinder ab.

    2. > Das Schiedsrichtergespann wurde ohne Vorkommnisse aus dem Stadion geleitet…..alle friedlich

      Das sah für mich von der GG leider nicht ganz so aus: Da flogen von der Süd mindestens zwei Becher und das Wedeln mit einer Fahnenstange wirkte auf mich wie eine Drohung.

  4. @Zu guter Letzt

    was hartel kann, kann budimir wohl auch.

    ich wiederhole mich, wenn ich darauf hinweise (https://www.plattitue.de/so-weit-weg–2021-05-10.htm) aber es müssten noch mehr elfer verschossen werden, bis endlich mal der mist mit dem anlaufen, stoppen, und kasperschritt aufhört.

    bei einem freistoß so ca. 20+ meter vom tor entfernt, käme auch niemand auf die idee sich so zum kasper zu machen.

    anderseits, ein gewisses amüsement kann man den verschossenen elfmetern auch nicht absprechen 😀

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