Buchrezension: „Oberliga Nord 1947 – 1963“ (Band 2)

Buchrezension: „Oberliga Nord 1947 – 1963“ (Band 2)

Der zweite und abschließende Band zur Statistik der Oberliga Nord von 1947 bis 1963 ist da. Ronny hatte hier im März 2023 Band 1 besprochen und sich nun auch den zweiten Teil (1956 bis zum Beginn der Bundesliga) angeschaut.

Da ist er nun also, der zweite und abschließende Hardcover-Band zur Geschichte der seit der Nachkriegszeit den norddeutschen Fußball fast zwei Jahrzehnte bestimmenden Oberliga Nord. Diesmal geht es in diesem vornehmlich als Statistikteil daherkommenden Fußballhistorienbuch um die Jahre 1956 bis 1963. Bis zu jenem Jahr also, als die 1. Bundesliga gegründet wurde und die diversen erstklassigen Oberligen der Republik zu zweitklassigen Regionalligen degradiert wurden.

Ein Rätsel bleibt allerdings, warum der Hamburger SV mit seiner Meistermannschaft von 1960 sowohl auf dem Cover als auch auf der Rückseite mit identischen Fotos verewigt ist. Kein Problem damit, dass es ein HSV-Team ist, das zu jener Zeit die absolute Fußballmacht im Norden gewesen war, aber gleich zweimal die gleiche Aufnahme mit u.a. den beiden damals aktiven Seelers und Charly Dörfel auf dem Umschlag eines solchen Meisterwerks? Das muss man nicht verstehen – und auch nicht gut finden. Im Buch selbst stellt sich die optische Lage dann allerdings deutlich vielfältiger dar, denn zu jeder Spielzeit – und dies ist eine sehr sinnvolle und bereichernde Ergänzung – wird der Saisonverlauf, einleitend zum Statistikteil, auf immer zwei Seiten redaktionell beschrieben und eingeordnet (Manuskripte von Jens Reimer Prüß). Und zwar mit teils super Fotos aus der jeweiligen Saison: Spielszenen, Zuschauer, Teamfotos, Einlauf- und Anpfiffsituationen und so weiter. Zudem wird jedes einzelne Bild mit einem aufschlussreichen Textvermerk beschrieben. Klasse! Die Fotos stammen übrigens alle aus dem Archiv von Broder-Jürgen Trede.

Doch Kern dieses 350 Seien starken A4-Wälzers ist und bleibt selbstredend das dezidiert recherchierte Zahlenwerk, das kaum Lücken kennt. Okay, das eine oder andere Geburtsdatum von Spielern, die vielleicht nur mal 30 Minuten in der Erstklassigkeit gekickt haben oder auch mal ein Vorname, der nicht bekannt gemacht werden konnte, ist schon auszumachen, aber das kann man Hauptautor Harald Igel und seinen sechs Mitstreitern nicht zum Vorwurf machen. Im Gegenteil: Respekt dafür, dass nahezu alle Spieler mit einer Komplettstatistik vertreten sind.

Statistiken und Zahlen

Wie bereits im ersten Band, den ich an dieser Stelle bereits im vergangenen Frühjahr besprochen hatte, wird auch im zweiten jede Saison chronologisch einzeln betrachtet: Abschlusstabellen, Kreuztabellen, Saisonrückblicke (wie oben beschrieben), Zuschauerstatistiken, Endrunden um die Deutsche Meisterschaft, Qualifikationsspiele und Aufstiegsrunden zur Oberliga. Und, das Beste im Norden – jeder teilnehmende Oberligaklub wird zudem für jede Spielzeit separat abgehandelt: Kader mit allen Spielern (Einsätze, Tore, Geburtsdatum, vorherige Vereine), Zugänge, Abgänge, Spieltagsaufstellungen für jede Partie (!).

Ergänzend finden sich in diesem Band 2 abschließend Gesamtstatistiken für beide Oberliga-Nord-Bände, also für die Jahre 1947-1963: Abschlusstabellenplätze, Zuschauergesamtstatistik, Ewige Tabelle, Spieler mit den meisten Einsätzen (Otmar Sommerfeld mit 362 Partien für den HTB, FCSP und Bergedorf 85 vor Harald Stender mit 333 Spielen nur für den FCSP), die besten Torschützen (Euch Uwe mit 267 Buden weit vorne, Alfred Boller mit 87 Toren für den HSV und FCSP auf Platz 20, vor Peter „Oschi“ Osterhoff mit 86 Treffern). Ein Gesamt-Spieler-ABC (nur eingesetzte Akteure) mit Einsatz- und Torangaben fehlt ebenso wenig, wie ein entsprechendes Trainer-ABC und ein Trainer-Ranking (Heinz Hempel auf Platz 3 mit 314 Einsätzen an der Linie des FCSP-Teams von 1953-1963). Und so schließt sich der Kreis, denn mit Hempels Millerntor-Abgang 1963 (es folgte Otto Westphal), war auch die Oberliga Nord Geschichte und der FC St. Pauli dümpelte für zunächst 14 Spielzeiten erstmals wieder seit 1942 in der Zweitklassigkeit.

Fazit: Das Buch ist vorbehaltlos für alle Fußball-Nerds zu empfehlen und direkt über die Webseite des herausgebenden und gemeinnützigen Deutschen Sportclubs für Fußballstatistiken (www.dsfs.de) für 37,80 Euro (plus 6,85 Euro Paketporto) zu erstehen. // Ronny

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2 thoughts on “Buchrezension: „Oberliga Nord 1947 – 1963“ (Band 2)

  1. Danke, Ronny!

    So überraschend finde ich die Auswahl des HSV-Fotos nun aber nicht.

    Du schreibst, dass die Texte von Jens-Reimer Prüß seien: https://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Reimer_Pr%C3%BC%C3%9F
    – Mitherausgeber von „Mit der Raute im Herzen, Die große Geschichte des HSV“, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89533-620-1.
    – Mitherausgeber von: „Tore, Punkte, Spieler. Die komplette HSV-Statistik.“ Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89533-586-0.

    Und die Bilder sind aus dem Archiv von Broder-Jürgen Trede: https://www.spiegel.de/impressum/autor-7b214b2e-0001-0003-0000-000000010308

    Der ist unter anderem Live-Reporter für blinde und sehbehinderte Stadionbesucher sowie fürs Vereinsradio beim Hamburger SV.

    Alles andere als verwerflich, aber sicher eine Erklärung für eine leichte Präferenz für den Stadtrivalen. Aber klar, für die Rückseite hätte es dann auch ein anderes Foto sein dürfen 😉 Vielleicht vom siegreichen Team des Stadtderbys am 13. Feb. 1960? Hätte ja in den abgedeckten Zeitraum gepasst. 😉

  2. Moin, lieber Ingo.
    Danke für die Rückmeldung.
    Ich kenne die Vitas von Prüß und Trede durchaus und hatte in den letzten Jahren auch bereits persönlichen und netten Kontakt mit ihnen.
    Ich habe das HSV-Cover in meiner Rezi ja auch nicht wirklich grundsätzlich moniert, sondern lediglich angemerkt, dass das nun auf dem Backcover nicht auch noch notwendig war – was du ja selbst auch nochmal betonst. Dies und nicht mehr wollte ich ausdrücken – der Hamburger SV war DAMALS (!) definitiv das Nonplusultra im Fußball-Norden. Insofern ist der Rothosen-Klub auf eben diesem Buchcover vorbehaltlos zu akzeptieren und nachzuvollziehen…
    Ronny

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