Ein halbes Jahr ist seit dem Artikel „Think big: Das Millerntor im Jahre 2050“ vergangen. Die Rückrunde des FC St. Pauli hat uns tatsächlich in die Bundesliga gebracht. Das Ideen-Projekt „New Millerntor“ besteht weiterhin und hat seit dem Aufstieg an Bedeutung gewonnen. Es wird eine immens gesteigerte Nachfrage für Tickets geben. Und die höchste deutsche Liga bietet auch neue Einnahmen und damit Chancen.
Gastartikel von Raphael
Dieser Beitrag geht auf das vielfältige und konstruktive Feedback zum ersten Artikel aus dem Januar 2024 ein und schmeißt ein paar zusätzliche Gedanken ins Rund.
Kapazität und Auslastung
Fangen wir an mit der Kapazität. Leser Torben vermutet, dass bei Nicht-Topspielen bis zu 1/3 der Plätze leer bleiben. Außerdem schreibt er: „Menschen, die zu 15 Spielen nicht kommen, weil der Gegner unattraktiv ist, möchte ich in diesen 2 Spielen dann auch nicht neben mir haben.“ In dieselbe Kerbe schlägt Ede: „Ich bemerke in meinem Umfeld, dass die jungen Kids (leider) immer mehr Fans von einzelnen Topstars sind und die Vereine in den Hintergrund rücken. Befürchte, dass das so weiter geht.“
Warum ich mir über eine sehr gute Auslastung keine Sorgen mache, hatte ich im ersten Artikel erläutert. Natürlich ist schwer einschätzbar, wie groß das Interesse im Jahr 2050 sein wird. Letztlich habe ich die Nachfrage-Entwicklung der letzten 20 Jahre einfach mal in die Zukunft weitergedacht. Aus heutiger Sicht muss man sagen: 1/3 leere Plätze – das wäre vielleicht sogar traumhaft. Warum? Wenn es denn so käme, dann hätten alle eine Chance, mal ein Spiel zu sehen. Das ist derzeit nicht der Fall. Es könnte eine größere Zufuhr frischer, neuer und junger Fans – gerne mal jenseits der „alten, weißen Männer“ – kommen. Wenn die Gegengerade bereits jetzt als „vergreist“ gilt, was ist sie dann erst in 20 Jahren? Übrigens waren wir alle irgendwann das erste Mal am Millerntor. Und da sind es oft die „Top-Games“ gewesen. Insofern sind Spiele gegen Dortmund oder Leverkusen gute Teaser für Neu-Fans, die dabeibleiben und sich ab der kommenden Saison eine Dauerkarte holen. Und auswärts fahren.
Und ja: Dieser „Topstar“-Mist ist bei ganz jungen Menschen sehr verbreitet. Das hängt stark mit den Medien zusammen und ihre extreme Konzentration auf eine Berichterstattung über diese „Stars“. Ob dies als Trend jetzt dafür sorgen wird, dass sich die Nachfrage an Tickets für den FCSP, der ja eher ohne „Stars“ auskommt, in Grenzen hält? Ich glaube nicht. Letztlich vertraue ich darauf, dass genug Kinder, sobald sie jugendlich oder erwachsen werden, dieses „Bravo“-Verhalten ablegen und sich einen Verein suchen, der wirklich zu ihnen passt. Und dabei auch das Gesamtkunstwerk sehen. Denn diese „Stars“ kommen und gehen. Dazu gehört aber auch, dass man den jungen Menschen etwas anbieten muss. Einen coolen Verein, bei dem man Teil des Gesamtkunstwerks sein will. Das sollte beim FCSP durchaus möglich sein. Und ausreichend Tickets, denn man catcht Neufans vor allem mit einem realen Stadionerlebnis. Das ist nämlich ein ganz anderer Schnack als die tausendste öde Story über Messi, Ronaldo oder Mbappé. Aber dafür braucht es Tickets, die zur Verfügung stehen und nicht vererbt werden. Dafür braucht es ein größeres Stadion.
Die Finanzen und der Stadtteil
Zum Punkt Kosten und Stadtteil schrieb Mirko: „Der Hammer kommt auf der Finanzierungsseite, da die Vision vermutlich mehrere Hundert Millionen Euro kosten und ohne Investor nicht realisierbar sein dürfte (…) Die heute existierende Fanszene bei uns ist auch aus dem Widerstand gegen genau diese (zumindest fast) Vision entstanden. Der Stadtteil hat sich natürlich massiv verändert und eine Arena wäre nur noch ein weiterer Schritt auf dem Weg.“
Zu den Baukosten: Wie gesagt, das ist schwer zu schätzen. Klar, das wird nicht billig. Ich schieß mal ins Blaue: Das 2021 fertiggestellte neue Freiburger Stadion (Kapazität 34.700) hat 76 Millionen Euro gekostet. Rechne ich das auf 50.000 Plätze hoch, wären das 110 Millionen Euro. Klar, man kann das nicht 1:1 skalieren, denn höhere Tribünen sind pro Platz teurer. Und ja, das ist eher das untere Ende der Kalkulation. Es ist aber genauso legitim, wie das ganze extrem (zu) hochzuschätzen, nur um damit auszusagen: Viel zu teuer, ab in die Tonne mit den Planungen, tschüss. Man könnte das Pferd auch mal andersherum aufzäumen und fragen: Was wird es uns langfristig kosten, es nicht zu bauen? Und was gewinnen wir, wenn es da ist?
Nun zum Widerstand gegen („fast“) das gleiche Projekt damals. 1989 und 2024 sind kaum vergleichbar. Zumal wir ja hier über 2050 reden. 60 Jahre liegen dazwischen. Zudem kann man das New Millerntor kaum mit dem „Sport-Dome“ vergleichen. Der sollte eine Art riesige Multifunktionsarena nach amerikanischem Vorbild werden, mit Randbebauung wie Hotels usw. Meine Idee ist ein reines Fußballstadion, unter dessen Tribünen ausschließlich Abteilungen und Projekte etc. des FCSP Platz finden sollen.
Parkplätze?
Kommen wir zum nächsten Punkt.
Andree schreibt: „…frage ich mich, wie die Parkproblematik bei deinem Vorschlag gelöst werden soll? Wobei ich auch nicht beurteilen kann, ob im Jahre 2050 der PKW noch in dem Maße genutzt wird, wie heute, oder ob sich das doch alles noch einmal mehr in Richtung ÖPNV verschiebt. Zumindest an „DOM-Spieltagen“ ist die Parkplatzkapazität jetzt schon sehr knapp, bei 50.000 Zuschauern bedeutet das ja noch einmal ein um 2/3 höheres Verkehrsaufkommen und benötigte Parkfläche.“
Man sollte sich ein bisschen davon lösen, dass stets Parkplätze zur Verfügung stehen müssen. Das ist eine anachronistische Vorstellung aus den 60er Jahren, die aber immer noch in vielen Köpfen nachwirkt. Es gibt nicht genug Parkplätze und auch nicht genug Platz für die vielen Autos, egal ob da 20.000 oder 50.000 kommen. Weder beim Dom, noch bei den Spielen des FCSP. So einfach ist das. Das Bewusstsein ändert sich zum Glück gerade, langsam, aber kontinuierlich. Die Besucher müssen das eigene Auto stehen lassen, ansonsten laufen sie Gefahr, nach einer Stunde erfolgloser Parkplatzsuche abbrechen zu müssen. Wir sind da heute schon weiter. Neue Stadtviertel werden bewusst autofrei oder autoarm geplant. Die Mobilitätswende ist bereits da. Das Denken vom Auto her ist out. In den EM-Stadien Berlin (75.000), Frankfurt (48.000), Hamburg (50.000) und Leipzig (47.000) gab es überhaupt keine Parkplätze. Dass dies zu irgendwelchen Problemen geführt hat, ist mir bislang nicht zu Ohren gekommen. Auch der Transport der 50.000 Fanfestbesucher zum und vom Heiligengeistfeld funktionierte reibungslos. Das Parken im Viertel ist bereits jetzt den Anwohnern vorbehalten. Ja, ich weiß: Dom- und Kiezbesucher parken trotzdem alles voll. Dagegen helfen deutlichere Hinweisschilder, höhere Gebühren und drastische Strafen. Letztlich ist das Lösen dieses Problems nicht Aufgabe des FC St. Pauli, sondern der Verkehrsbehörde.
Übrigens: Wisst Ihr eigentlich, wie viele Stadien im europäischen Ausland innerhalb enger Bebauung liegen? Oder so dicht an Flüssen oder Straßen liegen, dass es kaum Platz um die Arena herum gibt? Ja, aber die sind kleiner, mögt Ihr erwidern. Ja, aber das sind alte Bestands-Stadien, Erweiterungen sind da nicht möglich, Modernisierungen werden nicht mehr durchgeführt. Leute, trennt Euch mal von der Vorstellung, dass ein neues Stadion irgendwo draußen in der Ödnis hingestellt werden muss. Richtig, Mainz, München oder Freiburg haben´s leider gemacht, selbst schuld. Aber das ist doch kein Muss. Hier ein paar Beispiele, und das sind alles keine Klitschen:
- Camp Nou, Barcelona (100.000) – wird aktuell umgebaut und modernisiert
- Wembley, London (90.000) – Neubau 2007
- Croke Park, Dublin (82.000) – Ausbau 2005. Dort gibt es ganze 140 Parkplätze!
- Estadio Santiago Bernabéu, Madrid (81.000) – wird aktuell umgebaut
- Stadio Diego Armando Maradona, Neapel (77.000) – bis 2018 renoviert
- Millennium Stadium, Cardiff (75.000) – Neubau 1999
- Estádio da Luz, Lissabon (73.000) – Neubau 2003
- Tottenham Hotspur Stadium, London (62.000) – Neubau 2019
- Emirates Stadium, London (60.000) – Neubau 2006
- Stade Vélodrome, Marseille (60.000) – Ausbau 2014
- London Stadium (60.000) – Neubau 2011
- San Mames, Bilbao (53.000) – Neubau 2013
- Estadio Mestalla, Valencia (53.000) – renoviert 2014, dort fanden diverse Pokalfinale statt
- Nou Mestalla, Valencia (49.000, erweiterbar auf 70.000) – Neubau fertig 2025 mitten in einem eng bebauten Wohnviertel
- Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, Sevilla (46.000), renoviert 2020, Austragungsort vom EuroLeague-Finale 2022
Checkt diese Stadien und ihre Umgebung mal bei Google Maps oder Fotos in einer Suchmaschine. Im Vergleich zu diesen Stadien gibt es durch das Heiligengeistfeld rund ums Millerntor reichlich Platz. Ja, ich weiß, dass dort drei Mal im Jahr Dom ist. Aber wie gesagt, was in den besagten Stadien funktioniert, funktioniert auch bei uns.
Urban Stadium statt Peripherie
Das Stadion der Zukunft steht nicht „auf der grünen Wiese“, sondern in der Stadt. Warum? Weil´s umweltfreundlicher ist. Draußen werden enorme Flächen versiegelt, fürs Stadion selbst, für den – natürlich riesigen – Parkplatz, für Infrastruktur und Zuwegung. Die CO2-Bilanz für dessen Bau, inklusive Straßen oder neuer Bahnlinien, sowie die An- und Abreise der Zuschauer, die mehrheitlich mit dem PKW kommen, ist verheerend. Im Stadtgebiet kann die bestehende Infrastruktur genutzt werden. Die Besucher kommen mit dem ÖPNV oder – aufgrund der kurzen Wege – zu Fuß oder mit dem Rad. Stadien irgendwo draußen sind in Sachen Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung ein Anachronismus.
Dann gab es diesen Einwand von Carsten: „Vielmehr gibt es, meine ich mich jedenfalls zu erinnern, vom Ordnungsamt eine Lärmschutzauflage da das Stadion im angrenzenden Wohngebiet liegt.“ Darüber müssen wir uns wohl keine Sorgen machen, haha. Immerhin hat Hamburgs höchster zuständiger Beamter, Staatsrat der Innenbehörde Christoph Holstein, die Anwohner, die sich über das zu laute Fanfest am Morgen das Holland-Spiels beschwert hatten, als „Spaßbremsen“ bezeichnet und auf die Flugzeuge verwiesen, die jeden Morgen ab 6 Uhr starten und landen. Na, wenn das so ist, dann brauchen wir uns über mögliche, nicht erfüllbare Lärmschutz-Auflagen keine Gedanken machen.
Quatsch beiseite: Selbst wenn man, anders als der Herr Staatsrat, die Grenze zum Whataboutism nicht überschreitet, könnte man durchaus auf die Schall- und Licht-Emissionen des Doms verweisen. Beides sind Veranstaltungen, und wenn es Auflagen gibt, müssen die für alle gelten. Der Dom dröhnt rund 900 Stunden pro Jahr. Heimspiele am Millerntor: Rund 54 Stunden (großzügig gerechnete 18 Spiele x 3 Stunden = 54) (Anmerkung d. Red.: Auch mit dem bis 2050 natürlich längst zur Gewohnheit gewordenen Europapokal-, Weltpokal- und Universumpokalspielen bleibt man deutlich unter 900).
Es gibt durchaus ruhige Phasen bei Spielen, während die fetten Soundsysteme der Fahrgeschäfte ohne Pause on sind. Zudem gibt es aufgrund der relativ geschlossenen Bauweise des Millerntor-Stadion sowas wie Schallschutz, auf dem Dom nicht. Halten wir fest: Der Dom beschallt das Viertel fast 17 Mal so lang wie die Heimspiele und ist dabei gefühlt drei Mal so laut. Und wenn es wirklich darum ginge, Anwohner vor Lärm zu schützen, dann müssten Straßen wie die Budapester, die Simon-von Utrecht-Straße oder die Reeperbahn verkehrsberuhigt werden. Über dem Stadtteil starten und landen zwar keine Flugzeuge, aber allein durch die Budapester Straße fahren täglich zwischen 28.000 und 39.000 Fahrzeuge, davon bis zu 2.700 Lkw, Tag und Nacht. Gesundheitsschädliche Lärmbelastung an 8.760 Stunden im Jahr, Abgase on top. Auf eine Stunde Heimspiel kommen also 162 Stunden Verkehrslärm. Womöglich ragt das auch in die Whataboutism-Zone hinein. Aber wenn es wirklich darum geht, uns Anwohner vor Lärm zu schützen, dann sollte man erst mal an die dicken Bretter ran. Sonst ist nichts gewonnen.
Aber kommen wir zum New Millerntor. Aufgrund der geplanten Lage an der Glacischaussee würde das Stadion ein ganzes Stück von bewohnten Bauwerken wegrücken. Es wäre zudem komplett geschlossen. Der Lärmemissionen wären also kleiner als aktuell. Womit der FCSP seine Hausaufgaben gemacht hätte.
Wachstum aus Notwendigkeit
Ein anderer Punkt, Ingo schrieb: „Zähle mich bitte trotzdem zur Fraktion, die kein Wachstum als Pflicht will.“ Zu dieser Fraktion zähle ich mich definitiv auch! Wachstum um des Wachstums willens als Gesellschaftsprinzip ist keine nachhaltige Utopie. Der FC St. Pauli ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gewachsen, aber nicht, weil´s „Pflicht“ war oder irgendwer dies so ausgerufen hat. Menschen – Fans und Sportler*innen – haben den Club aufgesucht, weil sie sich mit ihm identifizieren können. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Denn die Sporttreibenden Abteilungen suchen händeringend nach Sportstätten. Die U23 und andere Teams wünschen sich eine Heimat. Denen jetzt zu sagen: „Nee sorry, seht zu, wo Ihr bleibt, denn wir lehnen Wachstum ab“, ist keine Option.
„Bei Handball und Basketball hat der FC St. Pauli, wenn er ernst macht, das Potential locker 2.000 Menschen in die Halle zu locken.“ (Kommentar von Jan NK 44). So sieht´s aus! 12.000 Fans standen zuletzt auf der Warteliste für eine Dauerkarte. Es gibt aktuell viel zu wenig Rolliplätze, außerdem zu wenig Rolli-WCs. Der Gästeblock ist ungünstig platziert und die Zuwegung problematisch. Die Stehplatz-Südtribüne hat zu wenig Platz. Die Umläufe sind unterdimensioniert. Die Geschäftsstellenräume sind zu klein. Und das sind jetzt nur die Dinge, die mir spontan einfallen. Eine Mängelliste wäre wohl lang.
Es gibt diesen schönen Spruch: Man wächst mit seinen Aufgaben. Wachstum kann auch bedeuten: Qualitatives Wachstum, sich verbessern, Entwicklung. Ein New Millerntor könnte viele Probleme lösen. Und es könnte viel mehr. Es böte bisher ungeahnte Möglichkeiten. Träume und Wünsche von uns allen könnten verwirklicht werden. Es ist nicht weniger als die Zukunft des Vereins.
Wir segeln nach Utopia
Okay, nach dem Ende kommen der Abspann und die Outtakes. In diesem Falle der Bonus. Zwei Leser haben besondere Vorschläge gemacht. Marko schrieb: „Falls die Statik mit dem U-Bahn-Schacht einen Bau des Stadions in der südlichen Ecke unmöglich macht, könnte auch ein Bau im Norden zwischen Bunker und Zivilgericht eine Option sein.“
Eine exzellente Idee. Theoretisch könnten dann sogar die beiden Feldstraßen-Plätze am aktuellen Standort blieben und am Süd-Kopfende des Stadions könnte das kleine Stadion quer stehen. Ein Vorteil wäre, dass mit den Haltestellen Messehallen, Feldstraße und St. Pauli gleich drei U-Bahnhöfe in ähnlicher Entfernung liegen und sich nicht alles auf einen konzentriert. Eine Verbreiterung der Feldstraßen-Gehwege und eine zusätzliche Bushaltestelle (derzeit Linie 3) zwischen Feldstraße und Brahmsplatz könnten eingerichtet werden. Gleichwohl gehe ich davon aus, dass eine Überbauung der U-Bahn-Strecke technisch möglich ist, aber mit Extra-Kosten verbunden wäre. Trotzdem: Die Idee ist charmant und der Standort mindestens gleichwertig.
Dann schrieb Jannik: „Das Millerntorstadion bleibt stehen und wird fast komplett mit Sitzplätzen ausgestattet und wird damit zu der „mittelgroßen“ Arena mit vielleicht 18-20.000 die sich Ottensen, HSV-Frauen und Sea Devils wünschen. Daneben wird dann deine Stadionvision umgesetzt.“
Oha, das wäre dann die ganz große Lösung. Fakt ist in der Tat, dass in der Stadt ein drittligataugliches Stadion fehlt. Nutzer könnten diverse Teams sein. Bei einer Umwandlung in ein reines Sitzplatzstadion läge die Kapazität bei rund 21.000. Ganz schön groß für den Ligaalltag, wenn man nicht FC St. Pauli oder HSV heißt. Aber gut, man könnte dann halt nur 2 oder 3 Tribünen öffnen. Leidtragender wäre auf jeden Fall der Dom, denn für das von mir angedachte kleine Stadion hatte ich eine Kapazität von 5.000 angedacht. Vielleicht machen 10.000 auch mehr Sinn, da gehe ich mal ein Stück in Janniks Richtung. Das nähme also mehr Platz in Anspruch. Und der steht wegen des Doms nur begrenzt zur Verfügung.
Okay, Leute, das war´s dann fürs erste. Feedback wie immer erwünscht. Immer daran denken: Dies ist keine offizielle Planung oder dergleichen, sondern nur die Gedankenspielerei eines einzelnen Fans. // Raphael
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Sehr interessante Gedankenspiele…
Nur eine kurze Anmerkung zur Lärmbelästigung. Hier funktioniert aus meiner Sicht die Argumentation nicht. Es geht ja nicht darum eine Lärmquelle zu finden, die der Geräuschkulisse eines größeren Stadions entspricht bzw. diese sogar übertrifft. Also wenn Straßenlärm oder Domkrach >= Stadionjubel, dann ist die Lautstärke eines größeren Stadions okay, weil man sonst auch die anderen Lärmquellen reduzieren könnte/müsste. Es ist eine Frage der Priorisierung. Straßenlärm + Domkrach + Stadionjubel + x andere Lärmquellen dürfen eine Erträglichkeit für die Anwohner nicht überschreiten. Und falls die Erträglichkeit überschritten ist, muss bewertet werden, welche Lärmquellen reduziert werden können bzw. sollen. Und da hat man es als „neue zusätzliche“ Lärmquelle naturgemäß schwerer.
Soll eine Machbarkeit an dieser Stelle erstmal gar nicht in Frage stellen oder unterstützen. Ist mir nur beim Lesen aufgefallen.
Die Frage der Lärmbelästigung ist tatsächlich sehr vielfältig. Als Anwohner in der Hein-Hoyer-Straße scheinen mir heutzutage (abhängig von diversen Faktoren, wie u.a. auch Wind) Heimspiele schon erheblich lauter als der Dom, aber aus offensichtlichen Gründen genieße ich es auch eher, wenn ich das Stadion höre – und meist bin ich während der Heimspiele selber daran beteiligt, den Lärm zu erzeugen.
Viel mehr als während des Spieles, höre ich vor und nach den Spielen Leute, die zum Spiel gehen oder von dort kommen. Auch das finde ich persönlich eher angenehm, mag nicht jeder so sehen, scheint mir jedoch ebenfalls kein Hinderungsgrund für ein größeres Stadion.
Moin Raphael,
seit deinem ersten Einwurf hat mich dieser Gedanke gepackt und ich sehe das vollends wie Du, es spricht wenig bis nichts dagegen aber so viel dafür.
Einzig die Finanzierung bereitet mir Kopf zerbrechen, bei der aktuellen Zinslage und der schweren Planbarkeit im sportlichen ist das höchst risikobehaftet und nur schwer zu refinanzieren. Selbst wenn man einen Zinssatz von 2,5% ansetzt wären das bei 100 Millionen pro Jahr schon 2.500.000 € nur an Zinsen! Hier sehe ich ohne den Verkauf eines Wundertalents wenig Chancen das ohne Investor zu stemmen. Selbst mit einer Genossenschaft oder ähnliches dürfte die Kapitalbeschaffung die Herkulesaufgabe sein. Ganz zu schweigen von einem Szenario mit Abstieg in Liga 3, dann dürften die Lichter ausgehen, das muss man immer im Hinterkopf haben.
Nichtsdestotrotz sollten man sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen, die Vision ist zu schön um sie nicht zu prüfen.
*innen
Vielen Dank für den zweiten Teil! Was ich mich beim Lesen fragte, ist, ob es eigentlich wünschenswert oder umgekehrt vielleicht für den Erhalt des Rasens sogar notwendig ist, ein Stadion nur an so wenigen Tagen zu nutzen. In Berlin wurden in den letzten Jahren, weil so wenige Stadien die Auflagen für die Regional- oder Oberliga erfüllten, immer wieder Stadien von zwei, manchmal sogar drei Teams genutzt. Ein New Millerntor, das nur von der 1. Herren genutzt wird, wäre vielleicht nicht ausreichend ausgelastet. Gleichzeitig dürfte auch 2050 kein anderes Team eine ähnliche Zugkraft beim Publikum haben. Daher wäre es vielleicht eine Überlegung wert, ein solches Stadion so zu planen, dass es für verschiedene Zuschauer:innenzahlen gleich gut funktioniert, also die Zahl nicht durch „Dann machen wir halt nur zwei Tribünen auf“ reduziert wird, sondern harmonisch über alle Tribünen hinweg. Ich denke da z.B. an die Arena am Ostbahnhof in Berlin, bei der bei den meisten Heimspielen von Alba der Oberrang abgehängt ist, während er bei Topspielen und bei Spielen der Eisbären geöffnet wird. So wirkt die Halle auch bei normalen Spielen voll, obwohl nur 5.000 Leute mehr reinpassen würden.
Unabhängig davon wird das Thema Rasen sicher 2050 durch den Klimawandel noch einmal ganz anders diskutiert werden als heute. Wahrscheinlich wird es technisch auch völlig neue Möglichkeiten geben.
Die Frage ist mit den zunehmenden Problemen rund um die Stadionsicherheit wie lange es noch Stehplätze in deutschen Stadien geben wird. Die Wahrnehmung in der Fanszene ist da ja nun bekanntlich völlig anders als das was die Sensationspresse und soziale Medien daraus machen. Dann muss man für die 50.000 bei Sitzplätzen noch mehr Fläche planen.
Zum Thema ÖPNV: Mir hat die neue S-Bahnreform übrigens den zweiten Umstieg und damit die nächste Verkehrsunsicherheit zum Stadion eingebracht. Die schlechte Aufstellung des HVV wird hier bei aller Vision nicht berücksichtigt. Schon mit dem jetzigen Besucheraufkommen wird die Hochbahn mit dem Abtransport der Menschen kaum fertig. An Domtagen oder mit großen Konzerten in der Stadt ist die Situation bzw. der Sardinenfaktor noch größer. Eine Wiederbelebung der Straßenbahn wäre sinnvoll, aber wenn schon die Grünen dagegen sind… Dazu wären noch ein Ausbau der U-Bahnen, eine Ring-S-Bahn die sich am Ring 3 orientiert und auch den Hamburger Osten erschließt und die leider nie umgesetzte U-Bahn Elbunterquerung essentiell notwendig. Die Zukunft für den Massentransports kann nicht Moia und Bus heißen.
Ich als GGG (Gegengerade Greis) wundere mich über solche Artikel der (wahrscheinlich) jüngeren Generation.
Wenn bei mir angekommen ist, dass die Zeit des schneller, weiter, höher und immer mehr schlicht vorbei ist, sollte das doch auch bei dir angekommen sein.
Wie wäre es sich darüber Gedanken zu machen wo wir genug Photovoltaik installieren können um den Energieverbrauch des vorhandenen Stadions möglichst komplett CO2 neutral zu gestalten?
Eine Regenwasserauffanganlage zur Rasenbewässerung wäre auch große Klasse und Pfand auf Mehrweggeschirr zur Müllvermeidung sollte bei uns schon längst Standard sein.
Viele andere Ideen könnten unserem so geliebten Fußball – Eventerlebnis echt nach vorne bringen.
Aber noch mehr Beton, noch mehr Konsum, noch mehr Größenwahn kommt mir GGG so was von Oldschool vor…
Sorry, aber bitte lass den Quatsch…
Ich sehe Deinen Einwand eher nicht als Widerspruch, sondern, im zweiten Schritt, als Ergänzung zu den vorhandenen Plänen. Natürlich sollte man sich, wenn die Planung soweit ist, Gedanken über die Nachhaltigkeit des/der neuen Gebäude machen und ich denke, daß Deine Beispiele hier nur der Anfang des Möglichen sind.
Aber generell geht es imho hier nicht um Größenwahn, sondern simpel um die Reaktion auf eine Nachfrage, die seit vielen (vielen) Jahren das Angebot übersteigt.
Der Wunsch, das Stadion so, ich nenne es mal ‚gemütlich’zu lassen, wie es ist, ist aus Sicht eines Dauerkartenbesitzers (ich vermute mal, Du bist als GGG einer) sogar nachvollziehbar. Die Frage ist halt, was ist mit den Tausenden, die, wie ich, auch seit Jahren gern eine Dauerkarte hätten, aber aufgrund des Platzmangels kaum eine Chance haben, ihren Verein ebenso zu unterstützen, wie Du. Für die ist eine Ausweitung des Angebotes, sprich Vergößerung des Stadions, die einzige Chance.
Also, mach bitte weiter den Quatsch. 😉
Sorry doch deinen Kommentar finde ich Quatsch. Es gibt keine Zeit die einfach vorbei ist und fertig. Das ist allein schon deswegen Quatsch weil alles immer einem stetigen Wandel unterliegt und so auch Dinge und Ideen sie wiederholen. Dann dazu auszublenden, das es so viele Menschen gibt die gerne viel mehr den FCSP unterstützen wollen doch aufgrund der Platz Knappheit keine Chance haben, weil Mensch selber wahrscheinlich eine DK hat ist für mich ignorant und unsozial. Dann kommt dazu das der Hauptpunkt ist das es auch ganz oben zu Beginn des Textes steht das es alles nur Gedankenspiele sind. Dazu die Frage wie du darauf kommst das der FCSP bei allen Nachhaltigkeitsdingen mit führend ist nicht all die Aspekte die du nennst mitdenken würde bei einem Neubau? Ich finde die Ideenspiele super und würde mich über eine positive Entwicklung freuen. Forza FCSP 🤎🤍❤️
Deine Kritik wurde übrigens schon im ersten Artikel https://millernton.de/2024/01/11/think-big-das-millerntor-im-jahre-2050/ Als ein Punkt mit aufgeführt. Daran hatte ich direkt gedacht als ich deine Kritik lass. Leider habe ich es erst jetzt geschafft dies nachzulesen, hier der passende Satz aus dem ersten Artikel zu think big:
„Das ganze Stadion könnte von der Pike auf so nachhaltig wie möglich gebaut und als „Passivstadion“ betrieben werden, selbstredend inklusive autarker Energieversorgung.“
forza FCSP
Tja, Angebot und Nachfrage, altes Thema.
Wann ist denn genug? Wir reden hier, trotz aller Herzensangelegenheiten und Sehnsüchten von uns Fans, am Ende von einem Konsumtempel in einer seiner reinsten Formen. Das kann niemals Nachhaltig sein.
Und ehrlich, wenn schon so fett und teuer mitten im Viertel bauen, dann bitte moderne Schulen, Sportplätze, Pflegeheime-was weiß ich, Partyplätze haben wir doch wohl genug.
Und nein, ich bin kein Ökoterrorist, ich hab noch nicht mal Grün gewählt, ich finde solche Bauvorhaben mittlerweile schlicht Obszön und aus der Zeit gefallen.
Sorry für die echten Fans, die keine Chance auf eine Dk haben, aber in meinen Kreisen geht eigentlich immer irgendwas mit Karten…
Das ist schön für die das in deinen Kreisen immer was geht mit Karten. Ich bin seid über 10 Jahren sehr aktiv um bei möglichst jedem Heimspiel dabei zu sein und auch das was Auswärts geht nehme ich mit. Bis zur Corona Pause immer ein Saison Abo bekommen. Leider seid dem nicht mehr. Sondern für jedes Spiel immer Einzelticket gekauft, oft auch erst im Ticketzweitmarkt was bedeutet da jeden Tag mehrfach rein schauen und warten. Da ich nicht in HH wohne muss ich die Auswärtsfahrt zu Heimspielen auch schon ein paar Tage vorher planen und kann nicht darauf warten das es am Spieltag ja immer ganz viele Tickets gibt. Dazu denke ich über so Gruppen von Fans die Wissen das sie ihre DK nicht so regelmäßig nutzen das sie einen pool von Leuten brauchen das die DK’s immer genutzt werden damit nicht auffällt das sie nicht so genutzt wird wie vorgesehen. Aber egal das ist eure Sache, finde es nur nach wie vor nicht fair. Allein heute es wieder nicht geschafft ein Saison Abo zu bekommen und dann heute Abend schon von mehreren Freunden gehört das es schon einige Saison Abo’s auf diversen Plattformen zu horenden Preisen zu kaufen gibt. Das alles nicht um anderen die Möglichkeit zu geben ins Stadion zu kommen sondern nur um sich an den Mangel zu bereichern. Was gesamt noch viel schlimmer ist. So genug ausgekotzt. Forza FCSP