Nach der dritten Niederlage und dem Fehlstart in die Bundesliga-Saison muss man beim FC St. Pauli auf Ursachenforschung gehen.
(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Nein, niemand hat behauptet, dass es einfach werden wird. Niemand hat behauptet, dass der FC St. Pauli die Bundesliga mit wunderschönem Fußballzauber in ihre Einzelteile zerlegen würde. Doch angesichts der Gegner hatte man sich vermutlich schon erhofft, dass der FCSP aus den ersten drei Ligaspielen den ein oder anderen Punkt holt. Das ist nicht passiert. Und dafür gibt es Gründe.
Drei Spiele, null Punkte – Abstieg unwahrscheinlich!
Zuerst einmal die nackten Zahlen: Null Punkte in den ersten drei Ligaspielen – ist das die Bilanz eines Absteigers? Sollten alle beim FC St. Pauli bereits die Flinte ins Korn werfen, weil das alles sowieso keinen Zweck mehr hat? Auf. Gar. Keinen. Fall. Das zeigt allein schon der Blick in die Vergangenheit.
Denn von 19 Clubs, die seit der Saison 11/12 mit null Punkten in die Liga gestartet sind, stiegen am Saisonende gerade einmal fünf ab.
So ist es vielleicht auch ganz gut, dass man eben mit null Punkten gestartet ist. Nun dürfte niemand mehr davon träumen, dass der Klassenerhalt nur das Minimalziel ist. Nun ist allen völlig klar, dass es um nichts anderes gehen wird, als am Saisonende über dem Strich zu stehen, egal wie knapp das ist. Vielleicht ist diese Reduktion der Erwartungen auf diesen einen Punkt, den Klassenerhalt, gar nicht mal so schlecht. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die Quote der Absteiger bei solchen Fehlstart-Teams eher niedrig ist: Weil man sich bereits sehr früh auf das Wesentliche konzentriert.
Blasphemie!!!
Ja, da wird natürlich ‚cherry-picking‘ betrieben im letzten Absatz. Dem Elend etwas Gutes abgewinnen. Hab ich bei LinkedIn gelernt. Da wird jede noch so große oder kleine Scheiße mit einem ‚Learning‘ versehen, jedem Misthaufen ein Wendepunkt zugeschrieben, die schlimmste Kacke als großer Erweckungsmoment dargestellt. Dabei ist es doch so: Wer ‚Learnings‘, Wendepunkte und oder Erweckungsmomente benötigt, der hat vorher keine Ahnung gehabt, war in die komplett falsche Richtung unterwegs oder hat tief und fest geschlafen. Ich schweife ab, winde mich. Weil der folgende Absatz keinen Spaß macht.
Denn die drei Niederlagen zum Auftakt haben einige Dinge aufgezeigt, die vielleicht lieber nicht angesprochen werden, Stichwort Blasphemie. Fangen wir damit einfach an, es muss ja irgendwann raus: Jackson Irvine ist in der Bundesliga noch nicht angekommen. So, jetzt steht es da geschrieben, das hässliche Wagnis.
Doch das ist nicht nur ein visueller Eindruck, sondern lässt sich auch an den Statistiken ablesen. Kein Spieler auf Irvines Position hat eine schlechtere Quote bei Offensivzweikämpfen. Die Quote erfolgreicher Defensivzweikämpfe ist von starken 68 Prozent auf 56 Prozent gesunken (nur fünf Sechser in der Liga haben eine niedrigere Quote). Seine Passquoten im Spiel nach vorne haben ebenfalls deutlich nachgelassen. Ebenso die Anzahl an Schüssen (letzte Saison: 1,5 pro Spiel, diese Saison bisher noch gar keiner). Letzteres dürfte auch damit zusammenhängen, dass er nun etwas defensiver spielt (dazu später mehr), trotzdem verfestigt sich alles zusammen zu dem Eindruck, dass es Jackson Irvine noch nicht gelungen ist, in der Bundesliga anzukommen.
Thema individuelle Qualität
An dieser Stelle hätte man gleich eine ganze Reihe von Spielern des FC St. Pauli statistisch beleuchten können. Ich habe mich für Jackson Irvine entschieden, aber da kommt aktuell niemand so richtig gut weg. Egal, ob Johannes Eggestein, Philipp Treu, Eric Smith oder Karol Mets – alle Spieler haben offensichtlich Probleme mit der Bundesliga. Das ist teilweise auch total logisch. Wenn die individuelle Qualität der Gegenspieler größer ist, bleibt weniger Zeit für die Entscheidungen, für die Ballaktionen, wird eine unsaubere Annahme oder ein nicht exakt getimter Pass viel öfter bestraft. Allerdings wurde man in den ersten Spielen den Eindruck nicht los, dass einige Spieler aktuell nicht das Level der Vorsaison erreichen. Es ist also nicht generell so, dass es dem FC St. Pauli an Qualität magelt, um in der Bundesliga zumindest teilweise mithalten zu können.
Und wenn man als Aufsteiger nicht an das individuelle Level der Vorsaison anknüpfen kann, dann wird es natürlich schwer. Egal, in welcher Formation das Team antritt. Aus der Haftung werden taktische Entscheidungen damit aber nicht genommen. Dürfen sie auch nicht. Eine Bewertung dieser Entscheidungen ist allerdings nur ganz schwer möglich, weil es eben an einer Gegenprobe fehlt. Wie groß wären die Probleme für Union und Augsburg gewesen, wenn der FC St. Pauli bereits zum Anpfiff im 3-4-3 agiert hätte? Keine Ahnung.
Mehr Offensivpower im 3-4-3
Was aber klar ersichtlich war: Offensiv war das Team viel gefährlicher, wenn es im 3-4-3 spielte. Und das in all jenen Partien, wo so umgestellt wurde (Bergamo, Halle, Union, Augsburg). Ist das nun ein klarer Anzeiger dafür, dass man unbedingt weiter im 3-4-3 spielen muss? Leider ist die Antwort hier ein schwammiges ‚Jein‘. Denn oft waren die taktischen Ideen im 3-5-2 schon ziemlich passend und gut auf den jeweiligen Gegner zugeschnitten. Zudem ist völlig unklar, ob das 3-4-3 und mehr Offensivpower zusammenkamen, weil es sowieso ein Aufbäumen zum Spielende gab und der Gegner Anpassungsprobleme hatte.
Viel klarer ist hingegen, dass es diese Diskussion um das 3-4-3 nicht geben würde, wenn nicht mit Dapo Afolayan und Elias Saad zwei sehr auffällige Spieler der Vorsaison direkt von der taktischen Umstellung betroffen wären. Generell ist die These, dass mehr Offensivpower weniger mit dem System, als vielmehr mit den individuellen Qualitäten dieser beiden Spieler zusammenhängt, sicher nur schwer zu entkräften. Andererseits bietet das 3-4-3 eben auch für Irvine die Möglichkeit, offensiv deutlich präsenter zu sein, was eine seiner größten Stärken ist.
Bewerbung für die Startelf
Dass Elias Saad nach Abpfiff in Augsburg erklärte, dass er Wut empfindet, weil er aktuell nicht in der Startelf zum Zug kommt, ist dabei aber nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Alle Spieler finden es blöd, wenn sie nicht spielen. Insbesondere jemand wie Saad, der wohl nicht wegen fehlender Leistung, sondern aufgrund des Systems nicht in der Startelf steht. Muss man das am Mikro direkt nach Abpfiff auch genauso erzählen? Nein. Ist Elias Saad – immerhin noch nicht mal zwei Jahre Fußballprofi – da vielleicht noch etwas Grün hinter den Ohren? Vielleicht.
Aussagen von Saad hin oder her, man sollte sich nichts vormachen: Angesichts der letzten beiden Spiele dürfte es immer schwerer sein, Argumente dafür zu finden, warum Saad und Afolayan erneut nicht in der Startelf stehen sollten. Beide, vor allem Saad, belebten sowohl in Berlin als auch in Augsburg eine ansonsten leider viel zu maue Offensive des FC St. Pauli.
Zwei Kernelemente fehlen
Dem gegenüber steht (oder muss man schreiben „stand“), dass der FC St. Pauli im 3-5-2 defensiv relativ stabil gewesen ist. Sowohl gegen Union Berlin als auch gegen Heidenheim ließ das Team sehr wenige gegnerische Torgelegenheiten zu. Entsprechend erklärte Alexander Blessin auch vor der Partie gegen Augsburg, dass man möglichst wenig an Formation und Personal verändern wollte, weil es defensiv gut ausgesehen hat. In Augsburg aber war das nicht mehr der Fall. Auch deshalb, weil zwei Dinge im Spiel fehlten, die man vom Spielstil eines Blessin-Teams eigentlich am ehesten erwartet hatte: Vertikalität und hohes Pressing.
Nach Abpfiff in Augsburg erklärte der FCSP-Cheftrainer, dass dem Team vor allem in der ersten Halbzeit die mutigen Pässe nach vorne gefehlt haben. Stattdessen habe man „viel zu viel nach hinten gespielt.“ So wirkte das eigene Aufbauspiel mut-, ideen- und trostlos, frei von Dynamik und Kreativität. Das zog sich durch alle Mannschaftsteile und das Team wirkte insgesamt sehr verunsichert. Keine gute Grundvoraussetzung, um den gewünschten mutigen Fußball umzusetzen.
Abwarten statt hoch pressen
Doch noch etwas fehlte bisher, was man vor Saisonstart durchaus unter der Leitung von Blessin erwarten konnte: Der FC St. Pauli war bisher noch gar nicht so intensiv im Pressing. Eine richtige Ball- und Gegnerjagd gab es in den bisherigen Spielen nicht zu sehen. Zu seinem Antritt hat Blessin erklärt, dass man „in beide Richtungen mutig sowie aggressiv sein“ möchte. Vor dieser Aussage dürfte das Spiel in Augsburg lange Zeit überhaupt nicht nach dem Geschmack des FCSP-Trainers gewesen sein. Auch in den anderen Spielen war davon noch nicht so wirklich viel zu sehen.
Gegnerische Qualität steigt jetzt
Nun werden leider die kommenden Spiele nicht einfacher. Mit RaBa Leipzig und dem SC Freiburg trifft der FC St. Pauli auf zwei Clubs, die in Sachen individueller Qualität nochmal auf einer ganz anderen Ebene unterwegs sind, als jene aus Heidenheim, Berlin und Augsburg. Und dabei sind auch die Teams aus Berlin und Augsburg in Sachen Kaderqualität einfach ein großes Stück entfernt vom FCSP. Diese Lücke konnte im Sommer nicht geschlossen werden. Wie auch, wenn die anderen Clubs mit Transfersummen hantieren, die ziemlich weit entfernt sind von der finanziellen Realität des FCSP?
Allerdings ist der Eindruck aktuell, dass der sportliche Abstand im Vergleich zur Vorsaison eher etwas größer als kleiner geworden ist. Denn dem Team fehlt es an Offensivkraft und viele sind überzeugt, dass diese aktuell unnötigerweise auf der Bank schmort. Das in den ersten drei Spielen zu widerlegen, hat der FC St. Pauli nicht geschafft. Nun muss dringend aufgepasst werden, dass man nicht in einen Teufelskreis gerät. Eine Systemanpassung zur falschen Zeit würde vermutlich für mehr Unsicherheit und Misstrauen sorgen, als für den Klassenerhalt hilfreich sind. Sowieso: Siege sind durch nichts zu ersetzen – dem FC St. Pauli würde im gesamten Prozess ein Erfolgserlebnis enorm weiterhelfen.
Immer weiter vor!
Mut macht, dass man in keinem der bisherigen drei Ligaspiele sofort merkte, dass sich da auf der anderen Seite ein Gegner befand, der mit wesentlich mehr finanziellen Mitteln im Wettbewerb unterwegs ist. Kein bisheriger Gegner war so übermächtig, dass man chancenlos gewesen ist. Im Gegenteil: Es ist der FC St. Pauli, der auf den Spielverlauf den größeren Einfluss nehmen konnte.
Mut macht auch, dass sich das Team jeweils gegen die Niederlage stemmte, nicht aufsteckte. Die Bereitschaft im Team ist groß, was sich auch an der Laufleistung (kein Team lief mehr) erkennen lässt. Wichtig ist aber, dass sich dann auch bald Erfolg einstellt. Andernfalls sinkt das Vertrauen in die eigene Stärke und das System, ein Teufelskreis könnte sich entwickeln.
Es ist also aktuell eine Art Konglomerat aus Problemen, die für den Fehlstart des FC St. Pauli gesorgt haben. Wie der Erfolg, hat auch der Misserfolg viele Väter. Der Vorteil: Wenn es gelingt, bereits einzelne Probleme abzustellen, könnte sich dadurch eine positive Kettenreaktion ergeben.
Übrigens: Fünf von 19 Clubs, die mit Null Punkten aus drei Spielen in die Saison starteten, stiegen am Saisonende ab. Ebenso viele schafften es nach 34 Spielen, unter den Top 7 der Liga zu stehen. Ein schöne Statistik, die auch zeigt, dass die Tabelle nach drei Spielen eher geringe Aussagekraft besitzt. Beim FC St. Pauli wird man dieser Tabelle vermutlich nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken. Da gibt es nämlich dringendere Themen, die angegangen werden müssen.
// Tim
Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.
MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube
Moin, danke für die Einordnung. Ich selbst bin bisher noch relativ entspannt. Egal mit welcher Aufstellung und welchem System. Ich hatte die Erwartungen zwischen 0 Punkten (erst einmal richtig in der Liga ankommen) und 9 Punkten (mit der Euphorie des Aufstieges überrennen). Aus meiner Sicht dient die Systemumstellung ja eher dafür gegen starke Mannschaften nicht unter die Räder zu kommen – siehe Holstein letztes Wochenende- und davon gibt es in Liga 1 halt sehr viele und da gut mithalten zu können. Unser „Pech“ das wir zuerst auf 3 vermeintlich schwächere Gegner gestoßen sind. Wenn alle Spieler ihr Potenzial abgerufen hätten und wir einen Tick Glück gehabt hätten, hätten wir jetzt 3-4 Punkte und alles wäre OK. Und so sehr ich Dapo und Elias schätze und spielen sehen mag, es kommen jetzt Abwehrreihen, da werden sie es 90 Minuten richtig schwer haben. Meine Hoffnung wir schaffen es im neuem System gegen die kommenden Gegner lange hinten gut zu stehen und vielleicht ein paar Nadelstiche zu setzen und dann mit vollem Schwung ( 20- 30 min) mit den beiden vorne Offensivepower zu haben. Ich glaube. genauso und wenn alle ihre Leistung abrufen, können wir eine gute Saidon spielen.
Ach Mensch die Euphorie war so groß. Erst in Wiesbaden auswärts gefeiert und dann direkt weiter nach Hamburg um unsere Mannschaft zu feiern.
Ich finde es schade, dass bei den Transfers eher auf junge Spieler mit Entwicklungspotenzial gesetzt wurde. Ich hatte auf sofort Hilfen gehofft. Trotz satten mehr Einnahmen und Transferplus, blieb dieser Wunsch unerfüllt. Ich finde es auch sehr schwach, dass wenn ein Spieler auf der 8 ausfällt, vorausgesetzt wir spielen im 3-5-2, die nächste Alternative Boukhalfa ist. Er ist ein Kämpfer ja, aber die Qualität fehlt bei ihm. Blessin will ein 3-5-2 spielen, aber ich sehe schlichtweg keine Qualität für dieses System im Kader. Unsere 8er waren alle samt überfordert und müssten einen Sprung in eine andere Galaxie schaffen. Wagner, Boukhalfa und Metcalfe sind unsere 3 8er. Das ist viel zu wenig in meinen Augen. Bornemann hätte nachlegen müssen in meinen Augen wenn wir dieses System spielen wollen.
Was sich mir grundsätzlich nicht ganz erschließt und durch diesen Artikel noch untermauert wird: Wieso spielt eigentlich Jackson die defensive Rolle und nicht Wagner?
Wagner betonte doch immer wieder, dass seine Qualitäten eher beim Zerstören und Bälle erobern liegen und weniger in der Offensive. Jackson hingegen kann beides, wird aber seiner offensiven Qualitäten beraubt, was auch der Mannschaft offensichtlich fehlt. Und Wagner ging bislang finde ich komplett unter, weil er auch irgendwie fehlplatziert wirkt.
Will er Jackson als Kopfballspieler vor der Abwehr haben?
Sehe ich etwas nicht oder was sagst Du dazu, Tim?
Du sprichst mir aus der Seele, Henk!
Forza!
It is something I am also wondering why.
Moin, auch von mir ein Danke für diese Einordnung.
Ja, auch ich kalkulierte mit einem Ligastart von 5 Punkten auf der Habenseite.
Im Nachherein stehen für mich leistungsgerechte Null Punkte.
Es kristallisiert sich heraus, die Guten aus dem Aufstieg sind m.E. nicht Erstligatauglich.
Ich frage mich in erster Linie, was ist mit den Einnahmen aus den Verkäufen passiert bzw. Was soll damit passieren.
Ist / War es nicht wichtig zu Beginn der Saison den Kader zu verstärken, als nur Lücken zu schließen anstelle in der Winterpause zu handeln?
Ich kann den Gedankengängen des Management nicht folgen.
Aber vielleicht braucht man Gegner wie RB Leipzig und B München um zu punkten
Hoffen wir es mal
Es ist keine Blasphemie, dass Du aufzeigst, dass Jackson noch nicht angekommen ist. Das ist deutlich zu sehen, er wirkt stellenweise tatsächlich sogar ängstlich. Aber er ist auch eine Führungspersönlichkeit, die mit berechtigt besonnen geäußerter Kritik umgehen kann, ansonsten wäre er nicht unser Kapitän. Sollte er also den MillernTon lesen, wird er Dir danach mit Sicherheit weiterhin Interviews in der Mixed Zone geben.
Ich denke, dieser Kommentar geht am Hauptproblem vorbei: Dem starrsinnigen Festhalten des Trainers an seinem System! Die gesamte Mannschaft leidet einerseits am doch recht merkwürdigen Abgang Hürzelers und andererseits fremdelt sie mit dem vom neuen Trainer verordneten System. Das System passt nicht zum Kader! Ein guter Trainer passt sein System dem Kader an, nicht umgekehrt (Ausnahmen sind die ganz reichen Clubs, wo der Trainer die Mannschaft so zusammen kaufen kann, dass die Spieler zum System passen). Irvine ist Opfer dieses Systems, das der Mannschaft der vergangenen Saison ihrer Fähigkeiten und Vorzüge beraubt. Irvine spielt nun in einer Position, die ihn seiner durchaus beachtlichen offensiven Fähigkeiten und Vorzüge beraubt. Blessin hat der Mannschaft die Flügelzange genommen, Automatismen sind, system-bedingt, verloren. Mithin, auch andere Spieler können ihre Stärken gar nicht ausspielen. Es passt weder fussballerisch noch menschlich, das ist das Problem. Bornemann hat den falschen Mann gewählt, der ein Fachmann sei mag, aber eben einer, dessen Vorstellungen nicht zum Kader passen. Bornemann hat nicht erkannt, dass der Kader insgesamt keine Bundesligareife besitzt, obwohl das in dieser Zeitung klar analysiert und dargestellt wurde. Er hat den Kader nicht bundesligatauglich verstärkt, sondern lediglich mit jungen Nachwuchsspielern Lücken geschlossen. Er hätte Hürzeler nicht gehen lassen dürfen. Es erhebt sich die Frage, wie man dann in diesem Zusammenhang die merkwürdig späte Vertragsunter-zeichnung Hürzelers sehen und bewerten muss. Auch, was passierte dem dem Erlös aus Hürzelers „Verkauf“? Es muss genug Geld da sein, dass man hätte in bundesligataugliche Spieler investieren können. Viele Ungereimtheiten, die der Aufklärung bedürfen aber eben auch erklären, warum es nicht läuft. Sollte nicht umgehend etwas Substantielles passieren, wird man sang und klanglos als schlechtester Absteiger ever dastehen. Der Frust ist besonders bei Spielern und Fans schon jetzt groß!
Beziehst Du Dich auf meinen Kommentar?
Wenn dem so ist, sehe ich das naturgemäß erst mal anders. Dein Geschrei über Inkompetenz an allen entscheidenden Stellen im Verein sowie Deine Besserwisserei im Bezug auf Kader/System/Hürzeler/Finanzen/Spielergefühle hindert mich allerdings daran, mich sachlich mit Dir darüber auseinandersetzen zu wollen.
Diese Kritik „Mannschaft ist verunsichert“, „System passt nicht zum Kader“, die man in diesem Kommentar und auch sonst häufig lesen darf, finde ich ein wenig zu mantrahaft vorgetragen. Klar ist, dass gewisse mechanismen (noch) nicht ordentlich greifen, und Tim hat ja auch schon einiges zur möglicherweise fehlenden Bundesligareife etc. geschrieben. Aber: Es ist jetzt auch nicht so, dass die Spieler Hürzelers System mit der Muttermilch aufgesogen haben und nix anderes können oder dass sie völlig verzweifelt, ratlos und weinend in der Ecke stehen, nur weil ein neuer Trainer neue Anforderungen an sie (als Profis) stellt. Hürzelers System mussten sie auch mühsam erlernen, und es hat sicher auch nicht alles von Anfang an geklappt. Und das war in der 2. Bundesliga. Ich glaube auch nicht, dass der Kader damals für genau ein einziges Spielsystem zusammengebaut wurde. Hürzeler selbst hat ja auch immer wieder einiges angepasst im Laufe der Zeit. Klar ist, dass sich mittlerweile vermutlich alle einen Startelfeinsatz von Saad und Afolayan wünschen, und wenn es damit plötzlich läuft – umso besser! Aber ich fürchte, in der 1. Liga gibt es nicht diesen einen Schalter, den man umlegen kann. Frag doch mal bei Kiel und Bochum nach.
Ansonsten werden hier auch ein paar abenteuerliche Behauptungen rausgehauen.
„Es passt weder fussballerisch noch menschlich, das ist das Problem.“ – Woher genau kommt denn die Gewissheit, dass es menschlich nicht passt?
„Es erhebt sich die Frage, wie man dann in diesem Zusammenhang die merkwürdig späte Vertragsunter-zeichnung Hürzelers sehen und bewerten muss.“ – Die Unterzeichnung war wortwörtlich Gold wert. Das wäre meine Bewertung.
„Er hätte Hürzeler nicht gehen lassen dürfen.“ – Wie soll das denn bitte realistisch funktionieren? Wenn der Trainer unbedingt gehen will, weil er ein lukratives Angebot aus einer deutlich stärkeren Liga erhält, ist die Sache nun mal in 99% der Fälle durch.
„Der Frust ist besonders bei Spielern und Fans schon jetzt groß!“ – Wirklich? Bei den Spielern? Also ich war zuletzt jetzt nicht regelmäßig mit ihnen im Gespräch, aber vielleicht hab ich da was nicht mitbekommen.
Ich glaube, so richtig glücklich ist hier gerade niemand wirklich über die aktuelle Lage, aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt, als kleiner Verein im Haifischbecken der 1. Liga erfolgreich mitzumischen. Und vielleicht sollten wir nicht plötzlich in der 1. Liga Erwartungen hochschrauben, die in dieser geballten Massivität vorher nicht zu lesen waren. Für mich ist so ein Kommentar wie der hier oben dafür exemplarisch.
Bornemann ist scheiße, Blessin auch und die Mannschaft sowieso…
Kiffen soll helfen auch Baldrian oder auch wahlweise kein FCSP mehr gucken.
Ist ja bald MV, wie wäre es mit einem Antrag auf Einstellung des Spielbetriebs um dann im kommenden Jahr mit einer ausgeruhten Mannschaft in der 2. Liga zu starten?
Ach, und welche Zeitung hat der blinde Bornemann eigentlich nicht gelesen?
Mann, Mann, Mann…
Dumpfer Sarkasmus ist nahezu immer ein argumentativer Offenbarungseid.
Danke für Deinen Kommentar, den ich -im Gegensatz zu einigen Anderen hier- angesichts der essentiellen Versäumnisse bei der Transferpolitik noch absolut harmlos finde!!
Im Nachhinein – also nach den drei Ligaspielen – kommt mir der Gedanke, dass die Umstellung des Systems mehr Zeit benötigt, als wir (und die Verantwortlichen) glaubten. Im Nachhinein wäre es deshalb vielleicht besser gewesen, das Team zunächst in einem System, das es praktisch im Schlaf beherrscht, an die Bundesliga heranzuführen. Zumal – auch da im Nachhinein – wir in allen drei Spielen die Mannschaft mit mehr Ballbesitz waren.
Die Idee hinter meinem Gedanken ist, dass sich die Mannschaft in ihrem bisherigen System wahrscheinlich (noch) wohler fühlt und die Abläufe eher passen. Das brächte zusätzliche Sicherheit insbesondere für jene wichtigen wichtigen Spieler, die sich bisher schwer tun, in der Bundesliga anzukommen. Jackson und Eggestein vor allem. Bei Smith sah das gegen Augsburg phasenweise schon wieder ganz gut aus. Tolle Pässe. Macht Hoffnung.
Nun zu den Abers: wir können nicht wissen, höchstens vermuten, dass es besser gelaufen wäre. Und vielleicht hätten wir mit einer anderen Spielweise tatsächlich zwei, drei Punkte geholt, die uns dann aber in trügerische Sicherheit gewogen hätten. Was wiederum den Umbau in ein anderes, auf lange Sicht eventuell erfolgreicheres System ausgebremst hätte.
Viel „hätte“, einige „Abers“, ich bin einfach ratlos und auch enttäuscht, speziell von den ersten 45 Minuten in Augsburg.
Jetzt kommen erst mal zwei Gegner, die uns auf andere Art fordern werden. Im Vorfeld der Saison hatte zumindest ich in diesen beiden Spielen keine Punktgewinne erwartet. Ich lasse mich aber gerne überraschen.
Forza!
Social Media gibt allen dir Möglichkeit, ihre eigene Inkompetenz zu dokumentieren. Auch mit Copy and paste.
Das Team braucht Unterstützung und Zeit.
Hi Tim,
danke für deinen gelungenen Artikel. Ich frage mich nur, wie kann eine Mannschaft welche die 2. Liga fast nach belieben beherrscht hat, so abstürzen? Ausser Hartel sind wir das gleiche Team, müssten also eingespielt sein. Dem ist nicht so, der Trainer hat das System und die Aufstellung geändert. Nach der Zweitliga-Meisterschaft sollten die Spieler vor Selbstvertrauen nur so strotzen.
Dem ist nicht so, das wäre auch eine Aufgabe des Trainers. Spieler besser machen ist auch so eine Grundkompetenz eines guten Trainers. Davon ist nichts zu erkennen . Im Gegenteil . Wenn’s es im Spiel nicht läuft, sind Standards ein Mittel für ein glückliches Tor. Hat letztes Jahr gut geklappt. Auch dies wurde geändert. Wenn man schon alles unter dem Oberbegriff Erstligatauglichkeit hinterfragt, gehört auch der Cheftrainer dazu.
Und zu Elias Saad. Ich mag Menschen, die nicht taktieren sondern frei und offen ihre Meinung sagen. Gerade und besonders in ansonsten weichgespültem und von nichtssagenden Floskeln nur so strotzenden Spielerinterviews.
Die Saison ist noch jung und es kann und wird noch einiges passieren.
Kopf hoch und Brust raus!
Abstieg und Klassenerhalt entscheiden sich nicht anhand des Saisonstarts. Meist retten sich diejenigen Vereine, die gut und rechtzeitig auf die offenbar gewordenen Probleme reagieren. In der Regel umfasst das personelle Neuzugänge in der Winterpause. Um die wird auch St. Pauli nicht herumkommen, schon weil alle anderen auch nachrüsten werden.
1. Blessin ist in die Falle getappt und hat gedacht, er könne „sein“ System ohne Reibungsverluste installieren.
2. Der Kader wurde nicht verstärkt. Wagner, Boukhalfa, Metcalfe können nicht unser Mittelfeld stellen. Guilavogui kann uns nicht sofort helfen.
3. Wir haben 10 Stürmer im Kader.
4. Das Team ist stark genug, aber es müssen auch die besten auf dem Platz stehen.
5. Man hat es nicht verstanden, die Aufstiegseuphorie in der Mannschaft einfach mitzunehmen und möglichst wenig zu ändern.
Fazit: Der Klassenerhalt ist dennoch sehr gut möglich!
Das ist gerade eine super Gelegenheit für alle FCSP-Fans, die noch nicht wissen, ob sie Optimist oder eher Pessimist sind. Und jetzt bitte kein „Ich bin ja eigentlich Optimist, aber …“ einstreuen. Wer nach drei Spielen glaubt, den Abstieg vorhersehen zu können, kann nur ein Pessimist sein. Aber egal ob Optimist oder Pessimist – beides ist besser als Klugscheißer. Also bitte Ball flach halten. Änderm könnte wir durch unsere Kommentare ohnehin nichts. Ich habe das Vertrauen, dass die Entscheider im Verein die richtigen Schlüsse ziehen werden. Lassen wir sie in Ruhe arbeiten. In so fern danke an Tim für die sachlichen Einordnungen.
Habe mich selbst erwischt am Sonntag zu denken was zur Hölle machen die da. Andererseits denke ich an Hürzeler sein Anfang. Er hatte viel mehr Zeit als Co-Trainer von Schulle um den FCSP danach zu seinem gunsten zu Formen. Alex und Andreas werden schon wissen wie Sie das regeln. Klar ist das jetzt Sch**** aber es braucht für alles Zeit. Immer weiter vor.
Forza
die situation ist kritisch, keine frage. besonders, wenn ich mir unsere kommenden gegner anschaue…
was unseren kader betrifft, so denke ich auch, daß der vom äußeren eindruck her nicht bundesligatauglich ist, noch nicht. wenn ich an die abgelauifene saison denke, so hatte heidenheim auch keinen bundesligatauglichen kader, als die saison losging. aber dieser kader hat sich als absoluter bundesliganeuling schnell akklimatisiert und wurde sukzessive zu einem bundesligakader. ihren ersten punkt holten die am dritten spieltag in dortmund nach 0:2 rückstand. auch unserem kader traue ich durchaus zu, als mannschaft erstligatauglichkeit zu erlangen. es sollte nur nicht zuuu lange dauern.
erschwerend kommt dazu, daß sich die mannschaft im neuen system erst noch einspielen muß, um wirklich konkurrenzfähig zu werden. das kann noch dauern, aber die zeit haben wir eigentlich nicht. bei entsprechenden gegnern im alten system zu spielen, halte ich aber durchaus für legitim, ohne den fokus auf das neue system zu verlieren. wichtig sind punkte.
und daß hier in den kommentaren bemängelt wird, daß wir keine erstligaerfahrung verpflichtet haben, verstehe ich, teile es aber nicht.
da gibt’s unendlich beispiele für, daß dies eben nicht mit einer erfolgsgarantie einher geht. ich denke da an union vergangene saison. die wollten champignon liga erfahrung kaufen, damit sie dort bestehen können und haben sich mal gründlich verzockt. so sehr, daß es beihnahe noch richtich schief gegangen wäre.
keiner gibt dir die garantie, daß diese erfahrenen spieler sofort zünden. wie gesagt, beispiele dafür gibt es zu hauf.
Zwei Dinge, die Mut machen:
Vasilj war gegen Augsburg wieder auf seinem alten Niveau. In den ersten Spielen merkte man ihm noch an, dass ihm die Vorbereitung fehlte.
Gerade im Abstiegskampf ist ein sicherer Torwart oft entscheidend.
2010/2011 hatten wir am 23. Spieltag 28 Punkte. Damals ist noch nie ein Verein mit einer solcher Punktausbeute abgestiegen.
Das Ende der Geschichte ist bekannt.
Egal wie wir zum Winter da stehen. Ich bin mir sicher, dass wir in der Rückrunde kratzen und beißen werden.
Das wird bis zum letzten Spieltag ein übler Fight um Platz 15.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass bis jetzt jedes Jahr mindestens ein etablierter Bundesligist da unten rein gerutscht ist.
Ich freue mich auch weiterhin auf die Saison und wenn ich gesehen habe was gestern beim Ticketverkauf gegen Dortmund los war, bin ich da nicht alleine.
Darüber zu philosophieren, ob 3 Niederlagen gut oder schlecht sind, ab wann wer absteigt oder abgestiegen ist, ist komplett sinnlos. Wir haben 3 mal in der ersten Hälfte eine enthauptete Mannschaft, und wir haben 3 mal nach der Umstellung ein Fußballspiel auf Augenhöhe (!) gesehen. Für einen Trainer, der bedingungslos für die Mannschaft und den Erfolg des Vereins zu arbeiten hat, muss die Konsequenz eindeutig sein: SCHLUSS MIT DEN EXPERIMENTEN !
Nur mit der Rückbesinnung auf das, was die Mannschaft spielen kann, wird sie sich stabilisieren und in der ersten Liga Fuß fassen können. Viele fragen sich hier, warum das nicht von vornherein passiert ist, und diese Frage ist mehr als berechtigt. Der Trainer selbst hat die Antwort schon bei seiner Vorstellung gegeben: „Ich bin kein Fabian Hürzeler 2.0.“ Dieser Aussage folgte eine komplette Abwendung von dem, was Fabian Hürzeler aufgebaut hat, und, wie oben schon erwähnt, damit der Verlust der Routinen, vor allem im Mittelfeld. Wir haben 3 mal 2 einsame Stürmer zwischen 3, 4 Verteidigern gesehen, die wenige, oft unpräzise Bälle aus dem Mittelfeld bekamen, und wir haben 3 mal einen Gegner gesehen, der schnell realisierte, die wollen durch die Mitte spielen, dann können wir eigentlich unsere Außenverteidiger gleich hoch positionieren und gegebenenfalls den (einen) Sechster etwas fallen lassen. Das Ergebnis war dann bald ein Zurückdrängen unserer Mannschaft um den eigenen Sechzehner herum.
Noch ein Aspekt ist für mich entlarvend: Alexander Blessin will unbedingt ein 3:5:2 System spielen, nun gut. Wofür dieses System geeignet ist und was es für spielerische Voraussetzungen hat, findet jeder, der will, hier :
https://trainerblog.fussball-training.org/fussball-taktik/spielsystem/spielsystem-3-5-2-9173.html
U.a. ideal für das 3:5:2 ist laut Trainerblog: „Ein relativ großer, robuster Spieler, der zusammen mit einem eher kleinen, wuseligen Stürmer spielt.“
Wir alle kennen unsere beiden besten Stürmer, auf die dies zutrifft, als wären sie dafür eingekauft…und warum sitzen sie die meiste Zeit auf der Bank..?
Sorry, selbst in einem 3:5:2 System kann ich beim besten Willen keine vernünftige Antwort auf diese Frage finden…bleibt nur die Vermutung: es wäre „Hürzeler 2.0“
Nachtrag: Auf dem Höhepunkt des Selbstbewusstseins hat unsere Mannschaft Dortmund im Pokal geschlagen – natürlich ist sie, so, wie sie ist, Erstligareif, zumindest für die untere Hälfte der Tabelle.