{:de}Wer ist Adam Dźwigała? – Ein Spielerprofil{:}{:en}Who is Adam Dźwigała – A player’s profile{:}

{:de}Wer ist Adam Dźwigała? – Ein Spielerprofil{:}{:en}Who is Adam Dźwigała – A player’s profile{:}

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Nachdem er nun schon vor einiger Zeit im Probetraining war, hat der FC St. Pauli die Verpflichtung von Adam Dźwigała verkündet. Der 25-jährige Innenverteidiger erhält einen Vertrag bis 2022 und wird den FCSP damit sofort unterstützen.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Adam Dźwigała erlernte das Fußballspielen bei Jagiellonia Bialystok und startete dort in der polnischen Ekstraklasa in der Saison 2013/2014 durch. Übrigens spielte er da meist im zentralen Mittelfeld. Es folgte der Wechsel zu Lechia Gdansk, wo er allerdings eher wenig Spielzeit in der Saison 14/15 hatte. Auch die anschließende Leihe zu Górnik Zabrze brachte nicht mehr Einsätze. Erst gegen Ende der Saison 16/17, als Dźwigała erstmals dauerhaft als Innenverteidiger spielte, leihweise bei Gornik Leczna, konnte er sich wieder als Stammspieler etablieren.
Das war er dann auch für zwei Jahre bei Wisla Plock. Zu Beginn der Saison 18/19 war das in Plock eine Familienangelegenheit, da sein Vater Dariusz Dźwigała dort knappe drei Monate Cheftrainer war. Zur Saison 19/20 wagte er dann den Sprung raus aus der Ekstraklasa: Er wechselte zum damaligen portugiesischen Erstligisten Desportivo Aves. Auch dort war Dźwigała Stammspieler. Der Verein stieg jedoch ab und aufgrund massiver finanzieller Probleme wurde der Klub in die Drittklassigkeit zurückgestuft. Noch vor Start der Saison 20/21 zog Desportivo Aves sein Team vom Spielbetrieb zurück.

Um Adam Dźwigała etwas besser kennenlernen zu können, hatten wir bereits letzte Woche einen datenbasierten Scoutingbericht von Global Soccer Network veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass Dźwigała durchaus eine Verstärkung für den FCSP sein kann und mit 25 Jahren noch nicht sein maximales Können erreicht hat.
(Und ihr könnt natürlich auch einen Blick auf sein Facebook– und/oder Instagram-Profil werfen)

Adam Dźwigała (rechts) war in der letzten Saison in Portugal bei Desportivo Aves aktiv.
(Photo by Patricia de Melo Moreira/AFP/via GettyImages/via OneFootball)

Um Adam Dźwigała noch besser kennenzulernen, habe ich ein paar Fragen an den polnischen Sportjournalisten Michał Trela stellen können (Danke an Silesian Pirates für den Kontakt):

Michał, Adam Dzwigała wechselt zum FC St. Pauli. Passt dieser Wechsel aus Deiner Sicht?

So weit, wie ich weiß, ist der FC St. Pauli sehr schlecht in der Saison gestartet und Dzwigała hat noch keinen Klub, deswegen betrachte ich diesen Wechsel als sinnvoll für beide Seiten. St. Pauli braucht neue Leute und Dzwigala einen Klub, wo er spielen könnte. Ich glaube, dass das Niveau der polnischen Liga ähnlich zu dem Niveau der zweiten Tabellenhälfte der 2. Bundesliga ist, deswegen kann es durchaus klappen.

Was sind die Stärken von Adam Dzwigała auf dem Platz?

Seine größte Stärke ist zugleich sein größtes Problem: Er ist ein extrem vielseitiger Spieler. In der polnischen Liga hat er auf sehr vielen verschiedenen Positionen auf ordentlichen Niveau gespielt. Er war nie ein Star der Liga oder der Teams, in denen er gespielt hat. Eher ein durchschnittlicher Spieler aus durchschnittlichen Vereinen. So weit, wie ich mich erinnere, hat er als Innenverteidiger, Außenverteidiger auf beiden Seiten, auf der Sechs, auf der Acht und manchmal auch als Zehner gespielt. Und es kann sein, dass er auch ein paar Spiele auf dem Flügel gemacht hat. Nur als Torwart und Stürmer hat er nicht gespielt. Das hat ihm dabei geholfen regelmäßig zu spielen, aber es hat ihn dabei gestört Automatismen auf einer bestimmten Position zu finden.
Seine Berufung zur Nationalmannschaft Polens vor zwei Jahren war eine sehr große Überraschung. Ohne den Nationaltrainer, der ihn auch im Klub geführt hat, wäre es sicherlich nicht möglich gewesen (Anm.: Polens Nationaltrainer Jerzy Brzęczek hat Dzwigała bereits bei Wisla Plock trainiert). Ihr kennt das auch aus Deutschland: Joachim Löw lädt zur Nationalmannschaft nicht immer nur die besten Spieler ein. Das mit Dzwigała war sicherlich nichts Offensichtliches.

Und in welchen Bereichen kann er sich noch verbessern?

Soweit ich weiß, hat er in Portugal meistens als Innenverteidiger gespielt und er möchte gerne, dass dies seine feste Position wird. Er ist technisch ganz okay, hat kein Problem mit dem Ball, aber meiner Meinung nach hat er viel Luft nach oben, wenn es um Robustheit und rein physische Stärke geht. Und in der 2. Bundesliga kann das sehr wichtig sein. In Polen machte er zu viele einfache Fehler. Ich kann nicht sagen, dass er immer sehr zuverlässig war.

Dzwigała hat zuletzt bei Desportivo Aves gespielt. Dort wurde sein Vertrag nach dem Abstieg allerdings aufgelöst. Wieso hat er so lange keinen neuen Klub gefunden?

Seit er aus Polen gewechselt ist, habe ich ihn ein bisschen aus den Augen verloren. Ich habe mit ihm mal im Januar gesprochen und war im Austausch mit seinem Berater. Sie sagten mir damals, dass alles gut läuft. Dzwigała hat regelmäßig, auch unter verschiedenen Trainern, gespielt. Es wurde gesagt, dass die Glasgow Rangers ihn beobachtet haben. Er hat sogar von der Euro 2020 geträumt. Aber er hat in einem der schwächsten Teams der portugiesischen Liga gespielt. Sie hatten viele organisatorische Problemen, die seine Situation nicht einfacher machten. Dass er so lange einen neuen Klub gesucht hat, obwohl er nicht alt ist, kein Problemprofi ist, nicht zu viele Verletzungen hatte und ablösefrei zu haben war, zeigt, dass er sich leider in Portugal keinen großen Namen gemacht hat.

Ektralasa, Liga NOS, nun 2.Bundesliga – traust Du Adam Dzwigała zu, dass er sogar in noch besseren Ligen spielen kann?

Leider nicht. Ich glaube, dass die 2. Bundesliga sein absolutes Limit ist. Ich wäre sogar überrascht, wenn er bei St. Pauli eine größere Rolle spielen kann. Es ist zwar eine andere Position, aber wenn ich die fußballerische Qualität von Waldemar Sobota, der viele Jahre bei St. Pauli gespielt hat, mit der von Dzwigała vergleiche, bin ich fast sicher, dass es schwierig für ihn wird. Ich befürchte, dass er zurzeit auch in Polen Probleme hätte bei einem erfolgreichen Erstligist zu spielen.

Bereits letzte Woche in FCSP-Klamotte im Probetraining gewesen, nun fest verplichtet: Adam Dźwigała
(c) Peter Boehmer

Was ist Adam Dzwigala neben dem Platz für ein Mensch?

Ich kenne ihn nicht persönlich. Ich kann nur sagen, dass er der Sohn eines ganz guten ehemaligen Spielers aus der polnischen Liga ist. Das machte es ihm nicht einfacher, er wurde nicht als normaler Profi betrachtet. Er wurde immer mit seinem Vater Dariusz Dzwigała verglichen, wurde immer gefragt, was sein Vater über sein Spiel denkt. Deswegen ist er auch nach Portugal gegangen, um ganz einfach Adam Dzwigała zu sein, nicht der Sohn von Dariusz.

Danke für Deine Einschätzung, Michał!

Mit Adam Dźwigała bekommt der FCSP einen spielstarken Innenverteidiger, der, basierend auf dem GSN-Index bereits jetzt das Niveau der 2.Liga hat und Potential für noch mehr hat. Die Einschätzung von Michał ist da etwas pessimistischer. Beim FC St. Pauli sind die sportlich Verantwortlichen von Adam Dźwigała ziemlich überzeugt, wie im Verlauf der letzten Woche, aber auch nun bei der Verpflichtung zu hören und zu lesen war.
Trotzdem bleibt die Situation in der Innenverteidigung schwierig: Denn die Vertragslaufzeiten von Avevor und Ziereis (bis 2023 bzw. 2022) bieten nicht viel Spielraum für Veränderungen. Diese müssen aber aufgrund der Vereltzungsanfälligkeit der beiden Spieler her.

Wichtig: Lasst euch diese Verpflichtung nicht als Ersatz für Christopher Avevor verkaufen. Beide Spieler sind schlicht zu unterschiedlich. Sowohl basierend auf dem GSN-Index, als auch nach der Einschätzung von Michał kann Adam Dźwigała vor allem im Bereich Physis nicht mit Avevor mithalten, ist dafür aber im Bereich Technik/Spielaufbau besser.
Ob Dźwigała eine Sofort-Verstärkung sein kann, wird sich zeigen müssen. Immerhin muss beachtet werden, dass er seit Februar 2020 kein Pflichtspiel mehr bestritten hat. Gehen wir also davon aus, dass er in diesem Kalenderjahr nicht mehr als wichtige Defensiv-Stütze für den FCSP aktiv sein kann. Aber wer weiß, vielleicht geht ja alles ganz schnell. Zu wünschen wäre es, eine Verstärkung der Defensive, auch aufgrund der erneuten Verletzung von Philipp Ziereis, wird dringend benötigt.

Herzlich willkommen am Millerntor, Adam Dźwigała!

// Tim

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After inviting him to the training the week before last, the FC St. Pauli just announced the signing of Adam Dźwigała. The 25-year-old central defender received a contract until 2022 and will thus be of benefit to the FCSP immediately.
(Cover picture by Peter Boehmer)

Adam Dźwigała learned to play football at Jagiellonia Bialystok and jump-started in the Polish Ekstraklasa in the season of 2013/2014. By the way, back then, he mostly played as a central midfielder. He then transferred to Lechia Gdansk, where he had rather few minutes on the pitch only. The following loan to Górnik Zabrze did not add any considerable playing time either. Only towards the end of the 16/17 season, when Dźwigała played as a central defender continuously for the first time, then on loan by Gornik Leczna, he could establish himself as a regular player again.

 That’s what he was doing for two years at Wisla Plock. Since his father Dariusz Dźwigała was the head coach at Plock in the season 18/19, it seemed to be a family matter at first. For the season 19/20, he dared to jump out of the Ekstraklasa into the first Portuguese league, where he joined Desportivo Aves. Dźwigała was a regular there as well. However, the club was relegated into the second division and then, due to massive financial problems, has been downgraded to the third division. Desportivo Aves withdrew their team from the regular game operation even before the start of season 20/21.

To get to know Adam Dźwigała a little better, we released a data-based scouting report by Global Soccer Network last week. It showed us that Dźwigała can definitely be a reinforcement for St. Pauli and he might not have reached his full potential yet at the age of 25.
 (of course, you can take a look at his Facebook– and/or Instagram profile)

Adam Dźwigała (on the right) was active in Portugal at Desportivo Aves.
(Photo by Patricia de Melo Moreira/AFP/via GettyImages/via OneFootball)

To get to know Adam Dźwigała a little better, I was allowed to ask the Polish sports journalist Michał Trela a few questions (Thanks to Silesian Pirates for establishing the contact):

MichałAdam Dzwigała transfers to the FC St. Pauli. Is this a good fit from your point of view?

As far as I know, the FC St. Pauli started the season very badly and Dzwigała doesn’t have a club yet, so I consider this a sensible transfer for both sides. St. Pauli needs new people and Dzwigała needs a club where he could play. I think the level of the Polish league is similar to the level of the lower half of the table in the 2. Bundesliga, so it can work.

Which strengths does Adam Dzwigała have on the pitch?

His greatest strength is also his worst problem. He’s an extremely versatile player. In the Polish league, he played at a decent level in many different positions. He never was the star in the league or in the teams he played for. More like an average player from average clubs. As far as I remember, he played as a center-back, full-back on both sides, in the defensive, and in both, the offensive and the defensive central midfield. He might as well have made a few games on the outer lanes. However, he didn’t play as a striker or goalkeeper. This helped him to play regularly but prevented him from finding automatisms in a certain position. His appointment to the Polish national team two years ago came as a very big surprise. Without the national coach, who also lead him in the club, that certainly would not have been possible (Editor’s note.: Poland’s national coach Jerzy Brzęczek did train Dzwigała at Wisla Plock). You also know that from Germany. Joachim Löw doesn’t always invite the best players to the national team. The invitation to Dzwigała certainly wasn’t obvious.

And in which areas does he still have room for improvement?

As far as I know, he mostly acted as a central defender in Portugal and he would like this to be his permanent position. He’s technically OK, has no problem with the ball but in my opinion, he has a lot of room for improvement when it comes to robustness and physical strength. And that can be very important in the 2. Bundesliga. In Poland, he made too many simple mistakes. I can’t say he was always very reliable.

Dzwigała’s last club was Desportivo Aves. However, his contract was terminated after the relegation. Why didn’t he find a club for such a long time?

Since he moved from Poland I’ve lost sight of him a bit. In January I talked to him and was in touch with his agent. They told me that everything was going well back then. Dzwigała played regularly, even under different coaches. It was rumored that the Glasgow Rangers were scouting him. He even dreamed of the Euro 2020. But he played in one of the weakest teams in the Portuguese league. They had many organizational issues that didn’t make his situation any easier. The fact that he has been looking for a new club for so long, although he isn’t old, not a problematic personality and hasn’t had too many injuries, and is available for a free transfer, shows that unfortunately, he has not made a big name for himself in Portugal.

Ektralasa, Liga NOS, now 2. Bundesliga – do you think Adam Dzwigała could even play in even better leagues?

Unfortunately not. I think the 2nd Bundesliga is his absolute limit. I would even be surprised if he could play a larger role at St. Pauli. It’s a different position, but when I compare the footballing quality of Waldemar Sobota, who played at St. Pauli for many years, with that of Dzwigała I’m almost certain that it will be difficult for him. I’m afraid that he’d have problems playing for a successful first division team in Poland.

 Already in FCSP clothes in the test training, now contracted: AdamDźwigała
 (c) Peter Boehmer

What kind of person is Adam Dzwigala next to the pitch?

I don’t know him personally. All I can say is that he is the son of a quite good former player in the Polish league. That didn’t make things easier for him, he wasn’t seen as a regular player. He was always compared to his father Dariusz Dzwigała, was always asked what his father thought of his game. That’s why he moved to Portugal, to simply be Adam Dzwigała, not the son of Dariusz.

Thanks for your assessment, Michał!

With Adam Dźwigała St. Pauli gets a strong central defender who, based on the GSN index, is already at the level of the 2. German division and has the potential for even more. However, Michał’s assessment is a little more pessimistic. Those responsible for sports at the FC St. Pauli are pretty convinced of Adam Dźwigała according to what we could hear and read over the course of the last week, but also now after the signing. Nevertheless, the situation in the central defense remains difficult, as the contract terms of Avevor and Ziereis (until 2023 and 2022, respectively) do not offer much leeway for changes. Since both players are injury-prone, changes would be necessary.

Important: Don’t consider this signing a replacement for Christopher Avevor. Both players are too different. According to both GSN and Michał, Adam Dźwigała can’t keep up with Avevor, especially in the physical area. In return, he is technically more adept and better at build up play.
Whether Dźwigała can be an immediate reinforcement remains to be seen. After all, it must be noted that he hasn’t played a competitive game since February 2020. So let’s assume that he won’t be an important defensive support for the FCSP in this calendar year. But of course, it can happen pretty quickly. It would be desirable, a strengthening of the defense is urgently needed, especially due to Philip Ziereis‘ recent injury.

Welcome to the Millerntor, Adam Dźwigała!

// Tim (Translated by Flo)

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