Das wichtige vorweg: Wir haben endlich wieder drei Punkte geholt. Alle drei Treffer aus dem Spiel heraus, kein Gegentor nach einem Standard, zwei Tore in den letzten 15 Minuten (Premiere diese Saison), trotz aller Verletzungssorgen hatten wir 11 Spieler auf dem Platz (auch wenn Ohlsson verletzt rausmusste). Was willste mehr? Gut, über kurz oder lang hätte ich dann gerne doch schon noch ein bisschen mehr bzw weniger, weniger Qual. Ne Glanzleistung war das nämlich bei weitem nicht. Aber vorerst begnüge ich mich mit den drei Punkten. Denn was hatten wir bei dem Duell 15. gegen 17. erwartet? Ging halt echt um ziemlich viel.
Und da wir in Vorbereitung auf das Spiel bereits den Arbeitstitel dieses Beitrags vorformuliert hatten (welchen wir nun nicht mehr ändern mussten) & das auch bereits beim Derby sehr gut funktionierte, müssen wir das ab jetzt wohl bei jedem Spiel machen. Ganz ehrlich: Wenn das all unsere Sorgen löst, dann machen wir das gleich auch für jedes Training, damit sich die Spieler nicht mehr verletzen & und auch für jedes Spiel von Rostock, hsv, etc…
Eine kurze Analyse.
Der FCSP startet gegen Wehen, die in augenunfreundlichem Gelb Nähe zu unseren Ordnern suchten, mit Knoll als Innenverteidiger und tatsächlich Buchtmann als Ersatz für Lawrence und Mats Möller Daehli. Die Flügelzange mit Miyaichi und Gyökeres blieb bestehen. Ebenso hat der Offensiv-Ansatz mit zwei Achtern weiter Bestand.
Der SV Wehen-Wiesbaden stellte sich mit einem 5-4-1 in defensiver Grundordnung auf und versuchte dabei möglichst kompakt zu verschieben. Das funktionierte jedoch nur bedingt. Der FCSP dominierte das Spiel vor allem in der ersten Halbzeit, ohne den ganz großen Druck zu erzeugen. Grund dafür: Das 5-4-1 von Wehen war zwar sauber aufgereiht, aber, meine Güte, gemessen an einem tiefen 5-4-1 der handelsüblichen Sorte ergaben sich zwischen den Ketten Räume von der Größe der Atacama-Wüste. So konnten sich die FCSP-Spieler auf den Achter-Positionen immer wieder zwischen den Ketten freilaufen und dann Bälle erhalten. Das hat ganz gut funktioniert. Ginge zwar noch besser, aber wenn das gegnerische Team tief und in einem 5-4-1 dagegen steht, dann muss man sich mit eher wenig Raum zurecht finden (obwohl es ja eigentlich relativ viel war).
Der FCSP agierte offensiv vor allem mit einer sehr guten breiten Staffelung. Damit meine ich die klare Orintierung der äußeren Mittelfelder, aber auch der Außenverteidiger auf die Seitenlinie. Dadurch wurden beide Ketten des Gegners sehr gut horizontal gefordert. Und daduruch ergaben sich dann eben auch wieder Räume im Zentrum für die beiden Achter des FCSP (je nachdem wie gerade rotiert wurde, waren das Sobota, Buchtmann oder Becker).
Es war vor allem die doch recht starre Raumorientierung der Wiebadener, die für viel Ballbesitz beim FCSP sorgten. In der 2.Halbzeit löste Wiesbaden das etwas auf und spielte im Zentrum etwas mannorierntierter oder mit einer Raute (siehe nächstes Bild). Ganz sicher bin ich mir nicht, welches von beiden es war. Jedenfalls wurden dadurch die Räume für unsere Achter wesentlich besser beschnitten, als mit der Kette. Und das führte dann auch dazu, dass wir in der 2.Halbzeit doch wesentlich weniger dominant auftraten als in 45 Minuten davor.
Offensiv bot Wiesbaden wenig bis gar nix an. Die Methode war dabei denkbar simpel. Bis auf den Sechser und die drei Innenverteidiger orientierten sich alle Spieler in die vorderste Reihe. Es folgten lange Bälle und der Versuch hiermit was zu reißen. Funktionierte nicht wirklich. Durch die Mannorientierung unserer äußeren Mittelfelder zogen wir uns hinten zu einer 6er-Kette zusammen und da sich alle Spieler meist in einer Kette befanden, gab es auch nicht wirklich so gute Optionen für 2.Bälle, da vertikal dadurch halt ne schlechte Aufstellung vorhanden war.
Soviel zur Taktik. Wir gewinnen das Spiel vor allem deswegen, da wir in der ersten Halbzeit deutlich mehr investierten in den Zweikämpfen. Denn es war trotz aller Überlegenheit immer noch recht harte Kost. Die Wichtigkeit des Spiels war dann doch irgendwie vielen anzumerken. Und allgemein fehlt es unserem Spiel momentan schlicht an der Präzision. Zu viele Fehlpässe und falsche Laufwege prägen es. Da muss ich ganz ehrlich gestehen, dass mir das Zuschauen schon echt schwer gefallen ist (mag vielleicht auch am doch recht langen Freitagabend gelegen haben).
Letztendlich gehen wir aber verdient in Führung. Nicht weil wir uns einen dicken Batzen hundertprozentiger Chancen herausgespielt hatten. Aber einfach, weil wir, im Gegensatz zum SVWW, überhaupt etwas ins Fußballspiel investierten. Bei den Gegnern hatte ich eher den Eindruck, dass sie sich eigentlich gar nicht mal so darüber im Klaren waren, wie sie überhaupt ein Tor erzielen wollen. Und hier kommt Marvin Knoll ins Spiel. Klarer Fall von Gehrinfurz. Scheiße passiert. War natürlich bei unserer aktuellen Lage ein echter Super-GAU. Haben wir uns eigentlich auch nicht so richtig von erholt, denn das 2-1 fällt dann aus dem Nichts und war nicht die logische Konsequenz aus einer Reihe von Hochkarätern. Ist aber natürlich komplett wumpe, wie wir dieses Spiel letztendlich gewonnen haben. Ging erstmal darum endlich mal wieder drei Punkte zu holen. Und gegen einen tiefstehenden Gegner, der eigentlich kein ernsthaftes Interesse am Toreschießen zeigt, ist das halt ziemlich schwer. Vor allem, wenn es gerade nicht so richtig läuft. Daher ist der Sieg eigentlich nicht hoch genug einzuschätzen. Ein Blick auf die Tabelle, mit der kurzen Rechnung, wie diese nach einer Niederlage ausgesehen hätte, reicht. Ewald, der alte Fußball-Philosoph hat einfach einen Spruch in Herbergscher Manier rausgehauen: ‚Siege sind durch nichts zu ersetzen.‘ Und der passt eigentlich kaum besser als jetzt. Gewinnen, scheißegal wie, war einfach das wichtigste. Der Rest ruckelt sich ab jetzt wieder zurecht. Wir haben jetzt diese verdammten drei Punkte. Alles andere ist zur Zeit einfach nebensächlich. Somit beenden wir die Hinrunde mit 18 Punkten. Wer hätte das gedacht nach dem Heimsieg gegen Sandhausen? Ich sicher nicht, nein, überhaupt nicht.
Ehrlichgesagt schäme ich mich ein bisschen. Hatte ich doch just nach der erschreckenden Performance gegen Hannover davon geschrieben, dass Gyökeres 5km/h fehlen, um auf der Außenbahn richtig was zu reißen. Ich glaube zwar weiterhin, dass es für eine offensive Außenposition mehr Geschwindigkeit benötigt, aber zwei Tore und eine Vorlage sprechen doch eine recht deutliche Sprache. Mea culpa, Viktor!
Vielleicht sollte ich noch weitere Spieler dissen, damit sie beim nächsten Spiel was reißen? Nein, vorerst belasse ich es bei den Arbeitstiteln.
//Tim
Stefan Groenveld – Tor, Tor, Stürmertor
Zaphod Beebleblox – Mit Verdi und schwule Mädchen
…und es gibt auch einen neuen ÜBERSTEIGER. Hatte ich ehrlichgesagt nicht mit gerechnet.
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Moin Tim,
eine gelungene Analyse des Spiels. Danke.
Im Fall von Gyökeres teile ich deine Ansicht, dass ihm für die Außenbahn Tempo fehlt. Die Tore hat er m. E. nicht aufgrund seines hohen Tempos erzielt, sondern aufgrund seiner Abschlussqualität.
Weiter so, ich lese die Spielanalysen gerne!
Danke für die warmen Worte 🙂
Hallo Tim,
ich möchte deine sachlichen, wohltuenden Analysen gern ausdrucken und an meine pöbelnden Stehnachbarn auf der GG verteilen, die lediglich mit „Stani!“, „Hau ihn um!“ und BILD-Zeitung-Parolen „glänzen“.
Vielen Dank!
Wolf
Moin Wolf,
das darfst Du natürlich gern tun 😉