{:de}Die Raute im Herzen. Analyse: FC St. Pauli – Holstein Kiel 1:1{:}{:en}The diamond in the heart. Analysis: FC St. Pauli – Holstein Kiel 1:1{:}

{:de}Die Raute im Herzen. Analyse: FC St. Pauli – Holstein Kiel 1:1{:}{:en}The diamond in the heart. Analysis: FC St. Pauli – Holstein Kiel 1:1{:}

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Ja, Leute, da habe ich euch gefoppt mit dem Titel, wa?! Aber es ist ja nun mal taktisch so gewesen. Der FC St. Pauli holt einen Punkt gegen Holstein Kiel. Das war vor dem Spiel vielleicht nicht unbedingt zu erwarten, aber der FCSP zeigte einmal mehr, dass er guten Fußball spielen kann und verdiente sich mindestens diesen einen Punkt.
(Titelbild: imago images/via OneFootball)

Die Aufstellung

Es war abzusehen, dass Omar Marmoush sein Startelfdebüt feiern würde. Nicht auf dem Zettel hatte ich Guido Burgstaller. Schön, dass er wieder fit genug für die Startelf ist. Entsprechend konnte der FCSP sein System doch recht deutlich umstellen und mit zwei Spitzen agieren.
Die Entscheidung wer rechts verteidigen würde fiel dank der Zurückmeldung von Daniel Buballa auf Adam Dźwigała. Im Tor feierte Dejan Stojanović ein lautstarkes und solides Debüt.

Beim FC St. Pauli bildete sich dann im Spielverlauf tatsächlich eine Mittelfeldraute, mit Becker und Zalazar halbrechts bzw. -links, Benatelli auf der Sechs und Kyereh auf der 10. Die hatte sich ja in den Spielen zuvor häufiger angedeutet (wenn Kyereh von links immer mal wieder ins Zentrum gefallen ist), nun ist sie, vermutlich auch aufgrund der zur Verfügung stehenden Stürmer, endlich mal in die Tat umgesetzt worden. Und diese Raute war für das Spiel des FCSP das Herzstück und sorgte dafür, dass er dem aktuell Tabellenzweiten spielerisch mehr als auf Augenhöhe begegnete.

Holstein Kiel wechselte im Vergleich zum letzten Spiel nur ein einziges Mal: Auf der rechten Offensivposition startete Fabian Reese. Der dafür auf die Bank gerückte Joshua Mees sollte jedoch nach seiner Einwechslung eine gewichtige Rolle spielen.

Schöne Raute im Zentrum <3

Die erste Halbzeit

Sie fing ziemlich hektisch an. Und diese Hektik auf dem Spielfeld endete erst wieder mit dem Schlusspfiff. Der FCSP schob partiell sehr hoch bei Kieler Ballbesitz und störte früh (immer lautstark angeleitet von Timo Schultz). Und das zeigte Wirkung. Holstein Kiel war zwar ballsicher, aber ungewohnt chaotisch im Aufbau.
Das lag auch an kleinen, aber feinen Kniffen des FCSP: Daniel-Kofi Kyereh, nicht zwingend als Defensiv-Monster bekannt, nahm Sechser Jonas Meffert komplett in Manndeckung. Das machte er gut (auch wenn Meffert nur selten ernsthafte Freilaufbewegungen versuchte) und es hatte eine enorme Wirkung auf das Kieler Spiel: Jonas Meffert spielte im gesamten Spiel nur 28 Pässe, so wenige wie noch nie in dieser Saison. Beim Spiel gegen Osnabrück vor einer Woche waren es zum Beispiel 78 und im Schnitt spielt er etwa 50 pro 90 Minuten (Daten von WyScout). Mit so einer einfachen Aktion hat der FCSP das übliche Spiel der Kieler also bereits massiv gestört. Manchmal kann es so simpel sein.

So konnte Kiel im geordneten Aufbau eigentlich nur über diagonale Seitenwechsel wirklich die Ordnung des Gegners aufbrechen. Das passierte selten. Für den FCSP wurde es meist nur durch Umschaltaktionen gefährlich in Halbzeit 1.
Holstein Kiel stellte sich bei Ballbesitz Braun-Weiß merklich offensiver auf als der FCSP umgekehrt. Doch war es weniger ein hohes Pressing (also keine Balljagd) sondern eher ein hohes Zustellen der Passwege. Die Wirkung dieses Zustellens war begrenzt.

Das Duell dieser beiden ging klar zugunsten von Daniel-Kofi Kyereh, denn Jonas Meffert war einer der blassesten Akteure auf dem Spielfeld.
(imago images/via OneFootball)

Geplantes Chaos im Zentrum = Gute Spielanlage

Das Aufbauspiel des FCSP ließ immer Gefahr für das Kieler Tor entstehen (vor allem in den ersten 30 Minuten). Und da habe ich Dinge gesehen, die mir nachhaltig Mut machen: Philipp Ziereis zum Beispiel, der eine grundstabiles Passspiel anzubieten hat und mit einiger Übersicht häufig die erste Reihe überspielte (im gesamten Spiel brachte er für den FCSP geradezu sagenhafte 75% seiner langen Bälle (8/6) zum Mitspieler, was im Ligavergleich für einen Innenverteidiger absolute Spitze wäre, wenn er es dauerhaft abrufen kann).

Im Mittelfeld gefiel mir sehr gut, dass abgesehen von Benatelli die genauen Positionen der FCSP-Spieler schlicht nicht auszumachen waren, weil soviel rotiert wurde. Teilweise schoben alle Mittelfeldspieler zusammen mit Marmoush auf eine Seite und sorgten so für gute Überzahlsituationen.

Spielmacher? Wer? Was? Ja, Philipp Ziereis hat besonders im Aufbauspiel einen richtig guten Job gemacht.
(imago images/via OneFootball)

Ganz klar, in den ersten 45 Minuten war der FCSP das bessere Team, war deutlich feldüberlegen und ungewohnt ballsicher. Allein Guido Burgstaller und Omar Marmoush hätten aus der Vielzahl ihrer Chancen was machen dürfen. Abgesehen von der 8. Minute (Dreifachchance Marmoush / Becker / Marmoush) waren es aber leider nicht ganz zwingende Chancen. Holstein Kiel entwickelte nur Gefahr, wenn es ihnen gelang geordnet die Seite im Mittelfeld zu wechseln. Durch die Mittelfeldraute des FCSP waren das auch die einzig freien Räume, die der FCSP anbot.

Trotzdem ging es mit einem 0-0 in die Halbzeit. Der FC St. Pauli konnte seine Feldüberlegenheit also mal wieder in der ersten Halbzeit nicht in Zählbares ummünzen. Was jetzt folgt kenne ich schon, dachte ich mir in der Pause, aber es kam anders…

Die zweite Halbzeit

Denn im Gegensatz zu einigen Spielen in der bisherigen Saison konnte der FCSP sein Niveau und auch seine defensive Stabilität nahezu halten, wenngleich Holstein Kiel besonders zu Beginn der zweiten 45 Minuten stärker aufkam.
Das lag aus meiner Sicht daran, dass Kiel das Zentrum und den zugestellten Meffert etwas mehr umspielte, indem Alexander Mühling etwas weiter außen auf der rechten Seite positioniert war. Dadurch wurde die Dreierkette des FCSP im Mittelfeld horizontal etwas mehr gefordert als noch in der ersten Halbzeit.

Aber der FCSP zeigte einmal mehr, dass er eine Sache richtig gut kann, wenn Einstellung und Positionierung stimmen: Umschalten.
So fällt das 1-0 und kurze Zeit später fast auch noch das zweite Tor durch Marmoush. Leute, es gibt Spieler, da kannste dir die Meinung von 20 Expert:innen einholen und Du wirst dir immer noch nicht sicher sein, ob da ein guter Kicker zu sehen ist oder nicht. Bei Omar Marmoush braucht es keine 20 Scouts, du brauchst nicht einmal eine*n Expert:in: Das Talent, die Klasse von ihm springt einem förmlich ins Gesicht. Ein klarer Unterschied-Spieler. (Twitter)

Aber Marmoush erzielte nicht das 2-0. Stattdessen glich Holstein Kiel durch den eingewechselten Joshua Mees aus. Bei seinem Kopfball steht er recht blank am Fünfer zwischen Buballa und Ziereis. Dass Mees da so frei steht, ist für mich ein klassisches Problem fehlender Abstimmung in der Raumdeckung, zwischen den beiden. Einer muss da hin. Sehr ärgerlich, denn durch den Rückstand war Kiel gezwungen mehr zu investieren. Die Räume zum Kontern hätten sich zwangsläufig ergeben. Und da hatten wir ja bereits gesehen, dass der FCSP das gut drauf hatte, an diesem Tag.

In der Folge blieb die Intensität zwar hoch, aber beiden Teams war anzumerken, dass sie nicht ins allerletzte Risiko gingen. Und dem FCSP war zusätzlich auch anzumerken, dass sie das dritte Spiel innerhalb von sechs Tagen bestritten. Trotzdem war es der FC St. Pauli, der es etwas mehr versuchte, aus einem noch drei Punkte zu machen. Aber je länger das Spiel dauerte, umso ungenauer wurden die Aktionen.

Ich persönlich habe drei Situationen im Strafraum der Kieler gesehen, die bei Elfmeterpfiff vermutlich nicht zurückgenommen geworden wären, aber okay, müssen wir mit leben.
Am Ende ist es „nur“ ein Punkt. Vom Spielverlauf her hätte der FCSP die drei Punkte sicher etwas mehr verdient.

Immer weiter vor! (und weiter so!)

Wenn Du solche Spiele siehst, dann fragst Du dich echt, wie es möglich ist, dass der FCSP spielerisch in anderen Spielen so wenig anbietet. Ich hoffe sehr, dass diese Leistung, diese Gier und diese Einstellung irgendwie konserviert werden können. Natürlich liegt so eine Leistung dann auch daran, dass Spieler wie Marmoush und Burgstaller ins Team gerückt sind. Da muss man ganz ehrlich sein: Da ist schon deutlich mehr Power vorne drin.
Dieser eine Punkt gegen Kiel, wer weiß was der nochmal wert sein kann, auch wenn wir zumindest dieses Wochenende auf direkte Konkurrenten zwei Punkte verloren haben. Es bleiben noch 19 Spiele für 30 Punkte (dann haben wir 40 Punkte erreicht). Das ist schon ein richtig hohes Ziel und es müssen unbedingt Siege her, da gibt es keine Alternative. Mut machte das Spiel gegen Kiel auf jeden Fall. Man hat gesehen, dass eine deutlich bessere Punkteausbeute nicht unerreichbar ist!

// Tim

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Yes, guys, I teased you with the title, didn’t I?! But that’s the way it was tactically. FC St. Pauli got a point against Holstein Kiel. That might not have been expected before the game, but FCSP showed once again that they can play good football and deserved at least this one point.
(Cover picture: imago images/via OneFootball)

The line-up

It was to be expected that Omar Marmoush would make his starting debut. Guido Burgstaller was not on my list. It’s good that he’s fit enough for the starting eleven again. Accordingly, FCSP could change their system quite clearly and play with two forwards.

The decision who would defend on the right fell to Adam Dźwigała thanks to Daniel Buballa’s announcing that he’s back fit and healthy again. In goal, Dejan Stojanović made a loud and solid debut.

In the course of the game, FC St. Pauli actually formed a midfield diamond, with Becker and Zalazar on the half-right and left respectively, Benatelli on the six and Kyereh on the 10. This had been hinted at more often in previous games (when Kyereh dropped into the centre from the left every now and then), but now it was finally put into practice, probably also due to the available forwards. And this diamond was the heart of FCSP’s game and ensured that they were more than on a par with the current second-placed team.

Holstein Kiel made only one change compared to the last match: Fabian Reese started on the right offensive position. However, Joshua Mees, who had been moved to the bench in his place, was to play an important role after his substitution.

A nice diamond in the centre <3

The first half

It started rather hectically. And this hectic on the pitch only ended with the final whistle. FCSP pushed very high whenever Kiel was in ball possession and interfered early (always loudly guided by Timo Schultz). And that had an effect. Holstein Kiel was sure of the ball, but unusually chaotic in the build-up.

This was also due to small but fine tricks of the FCSP: Daniel-Kofi Kyereh, not necessarily known as a defensive monster, marked Kiel’s central defensive midfielder Jonas Meffert completely man-to-man. He did that well (even though Meffert rarely attempted any serious free moves) and it had an enormous effect on Kiel’s play: Jonas Meffert played only 28 passes in the entire match, the fewest ever this season. In the match against Osnabrück a week ago, for example, it was 78 and on average he plays about 50 per 90 minutes (data from WyScout). So with such a simple action, FCSP has already massively disrupted Kiel’s usual game. Sometimes it can be so simple.

Holstein Kiel was noticeably more offensive when Braun-Weiß had the ball than FCSP was the other way round. However, it was not so much a high pressing (i.e. no chasing of the ball) but rather a high blocking of the passing lanes. But the effect of this blocking was limited.

The duel between these two went clearly in favour of Daniel-Kofi Kyereh, as Jonas Meffert was one of the palest players on the pitch.
(imago images/via OneFootball)

Planned chaos in the centre = Good play system

FCSP’s build-up play always created some sort of danger for the Kiel goal (especially in the first 30 minutes). And there I saw things that gave me lasting encouragement: Philipp Ziereis, for example, who has a fundamentally stable passing game to offer and often outplayed the front row with some overview (in the entire game he brought an almost legendary 75% of his long balls (8/6) to his teammates for FCSP, which would be absolute top for a central defender in a league comparison if he can call it up permanently).

In midfield, I really liked the fact that, apart from Benatelli, the exact positions of the FCSP players were simply not discernible because there was so much rotation. At times, all the midfielders pushed together with Marmoush on one side and thus created good outnumbering situations.

Playmaker? Who? What? Yes, Philipp Ziereis did a really good job, especially in the build-up play.
(imago images/via OneFootball)

Clearly, FCSP was the better team in the first 45 minutes, clearly dominating the field and unusually confident on the ball. Only Guido Burgstaller and Omar Marmoush should have made something out of the many chances they had. Apart from the 8th minute (triple chance Marmoush / Becker / Marmoush), however, they were unfortunately not quite compelling chances. Holstein Kiel only developed danger when they managed to change sides in midfield. Due to the FCSP’s midfield line, these were the only free spaces that FCSP offered.

Nevertheless, it went into half-time with a 0-0 score. Once again, FC St. Pauli could not convert their superiority in the field into a score in the first half. I thought to myself during the break that I would exactly know what would happen next, but it turned out differently…

The second half

In contrast to some previous games in the season so far, FCSP was able to maintain their level and defensive stability, although Holstein Kiel came on stronger at the beginning of the second 45 minutes.

In my opinion, this was due to the fact that Kiel played around the centre and the assigned Meffert a bit more by positioning Alexander Mühling a bit further out on the right side. This challenged FCSP’s back three a bit more than in the first half.

But FCSP showed once again that they can do one thing really well when attitude and positioning are right: Transition play.

That’s how the 1-0 came about and a short time later, Marmoush almost scored the second goal. Guys, there are players where you can get the opinion of 20 experts and you still won’t be sure whether they are a good kicker or not. With Omar Marmoush, you don’t need 20 scouts, you don’t even need an expert: the talent, the class of him literally jumps out at you. A clear player who can make a difference. (Twitter)

But Marmoush didn’t score the 2-0, instead Holstein Kiel equalised through substitute Joshua Mees. His header left him quite exposed on the five-yard line between Buballa and Ziereis. For me, the fact that Mees is so free is a classic problem of a lack of coordination between the two players. Someone has to go there. Very annoying, because being behind forced Kiel to invest more. The spaces to counterattack would have inevitably opened up. And we had already seen that FCSP were good at that on that day.

In the following, the intensity remained high, but it was noticeable that both teams did not take any risks. And FCSP were also aware that they were playing their third game in six days. Nevertheless, it was FC St. Pauli who tried a little harder to make three points out of one. But the longer the game lasted, the less precise the actions became.

Personally, I saw three situations in the Kiel penalty area that probably wouldn’t have been taken back if the penalty whistle had gone, but okay, we have to live with it.

In the end, it’s „only“ a point. In terms of the course of the game, FCSP would certainly have deserved the three points a bit more.

Keep moving forward! (and keep it up!)

When you see games like this, you really wonder how it is possible that FCSP offers so little in terms of play in other games. I really hope that this performance, this greed and this attitude can somehow be conserved. Of course, such a performance is then also due to the fact that players like Marmoush and Burgstaller have moved into the team. You have to be honest with yourself: There’s a lot more power up front.

This one point against Kiel, who knows what it could be worth again, even though we lost two points to direct rivals at least this weekend. There are still 19 games left for 30 points (then we’ll have reached 40 points). That’s a really high goal and we absolutely have to win, there’s no alternative. The game against Kiel was encouraging. You could see that a much better points tally is not unattainable!

// Tim (translated by Arne)

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One thought on “{:de}Die Raute im Herzen. Analyse: FC St. Pauli – Holstein Kiel 1:1{:}{:en}The diamond in the heart. Analysis: FC St. Pauli – Holstein Kiel 1:1{:}

  1. //Und diese Raute war für das Spiel des FCSP das Herzstück und sorgte dafür, dass er dem aktuell Tabellenzweiten spielerisch mehr als auf Augenhöhe begegnete.//

    Pass auf, dass die Gäule nicht gleich mit dir durchgehen beim allerkleinsten Silberstreif am Horizont. ?

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