Vorbericht: 1. FC Heidenheim – FC St. Pauli (19.Spieltag, 20/21)

Vorbericht: 1. FC Heidenheim – FC St. Pauli (19.Spieltag, 20/21)

Puuh, die Englische Woche und allgemein der Januar geht auch am MillernTon nicht spurlos vorbei. Das ist der siebte und letzte Vorbericht und der 28. Blog-Artikel im Januar (die Lage und alle Podcast-Formate nicht mitgerechnet). Vielleicht folgt die 29 noch am Sonntag, tendenziell aber eher am Montag, also im Februar. Und gerade habe ich noch das Bochum-Spiel im Kopf, schon muss ich mich mit einem Auswärtsspiel in Heidenheim befassen. Es gibt sicher Schöneres.

Auch am Team wird die kurze Zeit zur Regeneration nicht spurlos vorbeigehen. Eine richtige Vorbereitung auf das Spiel in Heidenheim auf dem Trainingsplatz ist unmöglich. Zumal massive Umstellungen, sowohl in der Formation, aber auch im Personal zu erwarten sind. Das bestätigt Timo Schultz in der PK: „Ich gehe davon aus, dass wir ein bisschen was ändern werden – sowohl personell als auch im System.

Zur Vorbereitung auf das Spiel hört gerne in das VdS-Gespräch mit Heidenheim-Stürmer Christian Kühlwetter rein. Da geht es aber ehrlichgesagt größtenteils um ihn persönlich, was auch daran liegt, dass der Fragensteller daran sehr interessiert war (ich finde es jedenfalls spannend).

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Womöglich fehlt Sebastian Ohlsson etwas länger, das wird eine Untersuchung am Samstag ergeben. Ansonsten hat sich nicht viel im Vergleich zum Vorbericht gegen Bochum geändert.

Trotzdem bleibt fraglich, wie einzelne Spieler das Spiel am Donnerstag verkraftet haben. Timo Schultz zieht hier eine Linie („Wir haben viele junge Spieler (…) die sich deutlich besser erholen als ältere Spieler (…)„). Es ist davon auszugehen, dass es Änderungen geben wird, vor allem bei Spielern, die bereits etwas höheres Fußballer-Alter erreicht haben. Wer das ist? Guido Burgstaller entscheidet zumindest selbst darüber („(…)wenn er sagt, dass er wieder 90 Minuten losbrettern kann, dann wird er auch auf dem Platz stehen„). Wer noch im gehobenen Alter ist und eine Pause vertragen könnte, dürft ihr Euch selbst ausrechnen. Auch, ob das dann nur aufgrund kurzer Regenerationszeiten ist.

Hey Coach, bring mich rein! Ich schwör, ich war gestern nicht lang feiern. Hab die letzte Bahn genommen, ich schwör!
(Stuart Franklin/Getty Images/via OneFootball)

1. FC Heidenheim: Wer kann spielen, wer fehlt?

Auf der Pressekonferenz vermeldete Heidenheim-Trainer Frank Schmidt, dass neben Gianni Mollo (Kreuzbandriss) womöglich auch Tobias Mohr nicht spielen kann, da er im Training am Mittwoch umgeknickt ist.

Was soll ich sagen, das war es bereits aus dem Heidenheim-Lazarett. Wir hatten schon einmal statistisch aufgedröselt, dass die Luft an der Brenz anscheinend wenige Verletzungen bedingt.

Was hat Heidenheim zu bieten?

Sechs Niederlagen hat der 1. FC Heidenheim zu bieten – keine davon haben sie zuhause erlitten. Heidenheim ist das heimstärkste Team der Liga, hat dort in neun Spielen starke 23 Punkte geholt.

Yeah, wir spielen zuhause!
(Martin Rose/Getty Images/via OneFootball)

Und besonders zuhause ist Heidenheim enorm stark in der Defensive. Das letzte Gegentor gab es vor rund zwei Monaten. Mit erst vier Gegentoren diese Saison sind sie das Maß aller Dinge im eigenen Stadion. Das zeigen auch die xG-Werte: Knapp hinter Greuther Fürth hat Heidenheim mit einem gegnerischen xG von 20.03 die beste Defensive der Liga.

Grund hierfür ist die Physis und das Tempo, das Heidenheim auf die Platte bringt. Im Hinspiel war im Nachgang und auch bereits vorher viel die Rede davon, dass Heidenheim ein enorm laufstarkes Team ist, dessen Spielstil (defensiv kompakt, gnadenlos im Umschalten sowohl offensiv als auch defensiv) von eben jener Physis lebt.

Drei Spieler sollten wir hierbei mal etwas genauer betrachten: Christian Kühlwetter, Florian Pick und Patrick Mainka.

Christian Kühlwetter ist nach WyScout aktuell der zweitbeste Stürmer der Liga, hat aus einem xG von 6.6 bereits 11 Tore generiert. Dabei überzeugt er vor allem dadurch, dass er im wahrsten Sinne des Wortes enorm treffsicher ist. Denn hinter Simon Terodde ist Kühlwetter der Spieler mit der besten Quote bei Torschüssen, die letztlich auch auf das gegnerisch Tor gehen (knapp 60% gehen auf das Gehäuse). Bei vielen anderen Stürmern wie Ducksch, Testroet, Hennings oder Schäffler sind es nur um die 40% die das Ziel finden. Da kann er sich es auch erlauben nur knapp 3x pro Spiel den Ball im gegnerischen Strafraum zu berühren (nahezu alle Stürmerkollegen haben mehr). Christian Kühlwetter macht aus recht wenig ziemlich viel.

Florian Pick ist nicht einmal Stammspieler beim 1. FC Heidenheim. Aus Datensicht kann ich nicht erklären warum. Denn mit 2.5 „deep completions“ pro Spiel (ein erfolgreicher Pass nahe des gegnerischen Tores (Radius = 20m) ist er Ligaspitze (Kühlwetter mit 1.5 übrigens auch in den Top10). Zudem geht er am zweithäufigsten in der Liga ins Dribbling und gewinnt davon gute knapp 60%. Allerdings haben diese Werte noch nichts wirklich Zählbares hervorgebracht: Florian Pick hat erst eine Torvorlage in seiner Vita stehen. Es scheint an Effektivität der Aktionen zu mangeln.

Keinerlei defensive Mängel sind bei Patrick Mainka zu entdecken. Ein Innenverteidiger, der defensiv eigentlich alles kann: Top10 bei den Zweikämpfen (74%), Top 6 bei „Interceptions“ (acht pro Spiel), Top10 bei Kopfballduellen (65%) – Beeindruckend und ganz schwer zu überwinden in der Defensive (zumal mit Oliver Hüsing eine ähnliche Kante wartet).

Patrick Mainka
(Christian Kaspar-Bartke/Getty Images/via OneFootball)

Timo Schultz hebt hervor, dass der 1. FC Heidenheim „physisch immer top“ ist und das er ein „ähnliches Spiel wie gegen Regensburg“ erwartet. Aus Datensicht muss ich ihm bei der letzten Aussage ein wenig wiedersprechen. Denn der 1. FC Heidenheim lässt es, ganz im Gegensatz zu Bochum und Regensburg, etwas ruhiger angehen im Pressing bzw. beginnt nicht ganz vorne mit der Balljagd (PPDA und Challenge intensity sind eher unteres Mittelfeld). Dafür geht es dann aber, und das stimmt mit Regensburg überein, bei den defensiven Zweikämpfen zur Sache: Knapp hinter Regensburg bestreitet Heidenheim die meisten Defensivzweikämpfe. Es ist also ziemlich klar, dass es ohne eine amtliche Physis des FCSP (wie übrigens im Hinspiel praktiziert) nicht gehen wird.

Mögliche Aufstellung

Ja, nee, das wäre ziemlich vermessen hier jetzt ernsthaft eine Aufstellung zu präsentieren, wenn davon auszugehen ist, dass viele Spieler des FCSP eine Pause benötigen und die Formation dadurch möglicherweise umgestellt werden muss. Daher liefere ich nur ein paar Mutmaßungen in Textform:

Gut möglich, dass Teile der Innenverteidigung des FCSP eine Pause bekommen werden. Lawrence, Dźwigała oder Reginiussen könnten ins Team rutschen. Sollte Lawrence noch nicht bereit sein, könnte auch Knoll als Linksfuß ins Team rutschen. Wenn Ohlsson weiterhin nicht einsatzfähig ist, dann führt kein Weg an Zander vorbei.
Weiter vorne könnte das physische Spiel der Heidenheimer eher Afeez Aremu als Rico Benatelli liegen (vielleicht sogar Eric Smith?). Auch Leon Flach scheint eine Option anstelle von Finn Ole Becker zu sein.
Noch weiter vorne entscheidet Guido Burgstaller ja selbst, ob er spielt oder nicht. Igor Matanović steht unabhängig davon bereit, die Position von Marmoush oder Burgstaller zu spielen. Simon Makienok wird eine Option, wenn der FCSP entscheidet, viel mehr mit langen Bällen zu spielen. Allerdings hat Makienok in den letzten Spielen nicht wirklich nachhaltig Eindruck machen können. Ob Daschner das physische Spiel der Heidenheimer liegen wird? Zweifel sind angebracht, aber für den Fall, dass Kyereh pausiert könnte auch Zalazar aufrücken. Max Dittgen wird nur eine Option, wenn die Formation offensive Außenspieler vorsieht.

Zwei Kraftpakete könnten am Sonntag wieder aufeinandertreffen: Max Dittgen und Marnon Busch.
(Cathrin Mueller/Getty Images/via OneFootball)

Genug spekuliert. Frank Schmidt fordert nach der Niederlage in Braunschweig von seinem Team recht deutlich: „Ohne Wenn und Aber müssen wir am Sonntag nachlegen.„, mahnt aber auch, dass der FCSP es gegen Bochum „in der ersten halben Stunde offensiv richtig gut“ gemacht habe und dass man darauf vorbereitet sein müsse. Aber ebenso verweist er darauf, dass der FCSP „einige Räume“ bieten wird.

Das Spiel dürfte dann ähnlich zum Hinspiel ein sehr intensives werden. Damals habe ich erst in der 55.Minute einen aus eigenem Spielaufbau generierten Torschuss von einem der beiden Teams gesehen. Der Rest bestand aus Umschaltmomenten, Standards und zweiten Bällen. Kein Wunder also, dass maximale Physis abverlangt wird. Und da können zwei Tage mehr an Regeneration schon richtig was ausmachen.

Der 1. FC Heidenehim ist richtig heimstark, eine physisch starke Truppe (was dem FCSP nicht liegt), der FC St. Pauli hat in Heidenheim noch nie auch nur einen Punkt geholt, hat zwei Tage weniger Zeit zur Vorbereitung auf das Spiel und einige Baustellen im Kader – es spricht eigentlich alles gegen einen Auswärtssieg des FC St. Pauli. Holt ihn euch trotzdem!

Forza!

// Tim

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2 thoughts on “Vorbericht: 1. FC Heidenheim – FC St. Pauli (19.Spieltag, 20/21)

  1. Re: kuhlwetter’s SoT%

    I will always use Diamantakos as a benchmark for St Pauli striker’s shooting. Burgstaller’s small sample is 5 90s, 15 shots, 4 on target, 3 goals.

    Terrible SoT%, fantastic conversion %. The total distance on his three goals scored must be less than 5 yards total. Nice to have someone who gets in the dangerous areas though.

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