Was‘ los, 2. Bundesliga (nach 20 Spieltagen)

Was‘ los, 2. Bundesliga (nach 20 Spieltagen)

20 Spieltage sind gespielt. So langsam kann niemand mehr behaupten, dass die Tabelle eine „Momentaufnahme“ sei. Die Teams, die aktuell oben stehen werden sich ganz bestimmt ihre Aufstiegschancen ausrechnen. Gleiches gilt dann auch für die Teams, die unten in der Tabelle stehen, allerdings geht es hier nicht um die Aufstiegschancen. Schauen wir uns mal an, warum die Teams dort stehen, wo sie sich nach 20 Spielen wiederfinden.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Das beste Team der Liga

(alle Daten basierend auf expected-irgendwas habe ich von WyScout)
…steht aktuell auf Platz 4 – Die SpVgg Greuther Fürth ist basierend auf allen xG-Modellen derzeit das Maß der Dinge in der Liga. Sowohl die beste Offensive, als auch die beste Defensive kommt aus Fürth.
Und das basiert nicht etwa nur auf einzelnen richtig guten Spielen, denn auch die xPoints weisen sie als ligabestes Team aus (bei xPoints werden basierend auf den xG-Werten der einzelnen Spiele Punkte vergeben; Ausreißer in Form einzelner Spiele werden dadurch ganz gut rauskorrigiert aus den xG-Werten).

Das beste Team der Liga: Die SpVgg Greuther Fürth
(Adam Pretty/Getty Images/via OneFootball)

Warum aber steht Fürth „nur“ auf Platz 4?

Zum einen ist die Punktedifferenz ganz oben relativ gering, aber es liegt daran, dass die Teams auf den ersten drei Plätzen wesentlich mehr aus ihren Möglichkeiten machen: Der HSV hat bisher etwa zehn Tore mehr erzielt als nach xG-Werten wahrscheinlich und sowohl der VfL Bochum als auch Holstein Kiel erzielen mehr Tore und erhalten weniger Gegentore als nach xG möglich.
Die ersten Auswirkungen dieser guten Leistungen bekommt Fürth bereits zu spüren: Außenverteidiger David Raum, nach WyScout der beste Linksverteidiger der Liga und bereits mit zehn Torvorlagen, wechselt nach der Saison nach Hoffenheim.

Das drittbeste Team der Liga nach xG-Werten, hinter Greuther Fürth und dem HSV ist aber weder der VfL Bochum noch Holstein Kiel, es ist Hannover 96, die sich Stück für Stück nach oben gearbeitet haben: Nach neun Spieltagen stand das Team von Kenan Kocak auf Platz 14. Sieben Siege aus den folgenden 11 Spielen sorgen nun dafür, dass Hannover 96 in Lauerposition ist.

Ebenfalls in Lauerposition ist das nach xG-Werten viertbeste Team der Liga: Der Karlsruher SC spielt eine wirklich starke Saison und kann sich, ganz anders als von vielen Seiten vermutet, im Februar fast frei von allen Abstiegssorgen fühlen. Bereits 33 Punkte auf dem Konto, sechs Punkte zu Platz 2, vielleicht geht da noch was.

Das schlechteste Team der Liga

…steht mit 29 Punkten auf Platz 8 in der Liga. Erzgebirge Aue treibt mich schon die gesamte Saison in den Wahnsinn mit ihrer penetranten Überperformance im Vergleich zu den xG-Werten.
Nach xPoints befindet sich das Team in tiefsten Abstiegssorgen, darf sich aber fast jedes Spiel darüber freuen, dass sie gut ein Tor besser sind als die xG-Werte – und holt so pro Spiel im Schnitt einen halben Punkt mehr als nach xPoints. Das macht nach 20 Spielen also 10 Punkte. Könnt ja mal ausrechnen, wo z.B. der KSC mit dieser Überperformance stehen würde.

Ausgleichende Gerechtigkeit – zumindest für einige Teams

Wenn ihr euch mal die xPoints-Tabelle nach 15 Spielen anschaut und diese mit der jetzigen vergleicht, dann wird euch auffallen, dass der FC St. Pauli sich ein paar von den verlorenen Punkten in den letzten fünf Spielen wiedergeholt hat – und auch, dass dies bei Fortuna Düsseldorf in die gegenteilige Richtung läuft (genauso wie beim VfL Osnabrück).
Ganz allgemein führte das dazu, dass, abgesehen von Aue und Würzburg, die xPoints-Tabelle nun etwas besser übereinstimmt mit der realen Tabelle. Je länger die Saison dauern wird, umso mehr werden sich, Ausnahmen bestätigen die Regel, beide Tabellen angleichen.

Wie stark sind die Teams eigentlich basierend auf den Statistiken?

(die Index-Daten kommen von InStat)
Ich hatte ja bereits in einigen Texten den InStat-Index ab und an angeführt, um die Stärke einzelner Spieler anzugeben. Und wenn es möglich ist solche Werte für einzelne Spieler anzugeben, dann kann das natürlich auch für gesamte Teams gemacht werden. Bitteschön:

KlubIndex (Ø: 239)
Hamburger SV259
VfL Bochum253
Holstein Kiel252
Greuther Fürth251
Hannover 96246
Karlsruher SC243
SC Paderborn242
Darmstadt 98242
1. FC Nürnberg240
Fortuna Düsseldorf239
Erzgebirge Aue238
1. FC Heidenheim233
Jahn Regensburg232
FC St. Pauli231
SV Sandhausen227
VfL Osnabrück226
Würzburger Kickers224
Eintracht Braunschweig222

Der durchschnittliche InStat-Index der Teams der 2.Bundesliga liegt bei 239. Der FC St. Pauli ist da mit einem aktuellen Index von 231 auf Platz 14 gelistet. Errechnet wird der Index basierend auf Key Parametern, die, je nach Position, unterschiedlich sind und unterschiedlich gewichtet werden. Ganz genau lässt sich InStat da nicht in die Karten schauen, aber der Index korreliert sehr gut mit den tatsächlichen Ergebnissen (ich vermute, dass die Eingangsvariablen für den Index teils ebenfalls auf spielentscheidenden Events basieren (Tore, Fehler zu Gegentoren)).

Basierend auf den Team-Index-Werten wird jedenfalls deutlich, dass die beiden kommenden Gegner des FCSP durchaus höher in der Tabelle platziert sein könnten und der aktuelle Niedergang des VfL Osnabrück (sechs Niederlagen in Folge) in gewisser Art und Weise zu erwarten war (was ja auch zu den xG-Werten passt).

Läuft nicht, wirklich überhaupt nicht beim VfL Osnabrück aktuell
(Stuart Franklin/Getty Images/via OneFootball)

Und welche Spieler dominieren die Liga?

Wie nicht anders zu erwarten, spielen die nach InStat-Index besten Spieler der Liga allesamt bei den Top-Teams. Bemerkenswert ist jedoch, dass beim HSV nicht etwa die Offensiv-Spieler weit vorne sind (mit 46 Toren stellen sie die deutlich beste Offensive). Es sind nahezu sämtliche Defensivspieler des HSV in den Top10 vertreten (Gideon Jung und Jan Gyamerah sind ebenfalls ziemlich weit oben in der Liste). Das wirkt zwar etwas komisch, da der HSV sowohl nach xG als auch nach real erhaltenden Gegentoren nicht die beste Defensive der Liga stellt, ist aber womöglich auch aufgrund guter Pass-Statistiken zu erklären.

SpielerIndexKlub
Robert Zulj282VfL Bochum
Bakery Jatta279Hamburger SV
Toni Leistner277Hamburger SV
Tim Leibold276Hamburger SV
Stephan Ambrosius276Hamburger SV
Danilo Soares275VfL Bochum
Moritz Heyer274Hamburger SV
Josha Vagnoman274Hamburger SV
Timo Hübers271Hannover 96
Cristian Gamboa270VfL Bochum

Der aktuell stärkste Spieler dieser Zweitliga-Saison ist Robert Zulj. Wir durften vor zwei Wochen am Millerntor bereits bestaunen wie gut er ist und wie wichtig für das Bochumer System. 18 Torbeteiligungen aus 18 Spielen hat er vorzuweisen. In den letzten sieben Spieln war er jeweils an mindestens einem Tor direkt beteiligt. Und das alles, obwohl er nach expected Goals und expected Assists nur rund 9 Torbeteiligungen aufweisen könnte. Aber alle, die seine Torvorlage z.B. gegen den FCSP gesehen haben, dürften von seinen Qualitäten absolut überzeugt sein. Für mich ist Robert Zulj ebenfalls der beste Offensivspieler der Liga (nimmt man noch die fünf Secondary Assists, die WyScout für ihn auflistet dazu, sind es sogar 23 Torbeteiligungen).

Richtig Konkurrenz bekommt er aktuell jedoch von einem gewissen Sonny Kittel, der in den letzten fünf Spielen an neun Toren direkt beteiligt war. Sein InStat-Index der letzten fünf Spiele liegt bei einem massiven Wert von 310. Ist also doch nicht nur die Defensive, die beim HSV besonders hervorsticht.

Und der FC St. Pauli? Der Artikel ist morgen dran… Sorry für den Cliffhanger 😉

Was kommt?

Der kommende Spieltag fängt recht gemächlich mit einem Verfolger-Duell an (Hannover – Paderborn). Gleichzeitig gastieren die Würzburger Kickers bei Holstein Kiel. Bei neun Niederlagen aus zehn Auswärtsspielen der Kickers und dem aktuell zweitplatzierten Team der Liga als Gegner, ist die Favoritenrolle ziemlich klar.
Am Samstag bestreiten mit Regensburg und Sandhausen zwei direkte Nachbarn des FCSP Heimspiele. Objektive Betrachter:innen der 2.Liga dürften jedoch (zurecht) nur Augen für das Duell Greuther Fürth gegen den Hamburger SV haben.
Sonntags tritt dann der FCSP in Nürnberg an. Zeitgleich hat der VfL Bochum gegen Braunschweig einer ebenso klaren Favoritenrolle wie Holstein Kiel zwei Tage zuvor gerecht zu werden.

// Tim

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2 thoughts on “Was‘ los, 2. Bundesliga (nach 20 Spieltagen)

  1. Ich mag ja Statistiken, aber letztlich ist es doch gut, dass am Ende ‚auffem Platz‘ zählt.

    Danke natürlich dennoch, für diese Einblicke.

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