Vorbericht: Fortuna Düsseldorf – FC St. Pauli (30.Spieltag, 20/21)

Vorbericht: Fortuna Düsseldorf – FC St. Pauli (30.Spieltag, 20/21)

Zack, schon wieder Spieltag! Heute am frühen Abend gastiert der FC St. Pauli in einem schönen Kaufhau… Stadion in Düsseldorf bei der Fortuna. Sicher ist: Drei Punkte in Düsseldorf würden die Tabellensituation des FCSP noch einmal ganz anders wirken lassen. Aber das gilt genauso für die Fortuna, die sogar ganz offen noch von Chancen auf den Aufstieg spricht. Bei dem Spiel handelt es sich ganz sicher um einen echten Härtetest für den FC St. Pauli.
(Titelbild: Peter Böhmer)

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Die personelle Situation scheint weiter sehr positiv zu sein: Einzig Christopher Avevor und Igor Matanović werden sicher gegen Fortuna Düsseldorf fehlen.
Auf der Pressekonferenz vermeldete Timo Schultz aber auch, dass es ein paar „Kleinigkeiten aus dem Würzburg-Spiel“ geben würde. Das würde niemanden daran hindern in Düsseldorf auflaufen zu können, aber bei der Breite, die der Kader aktuell bietet, ist es schon denkbar, dass der ein oder andere Spieler eine Pause bekommt.

Es gab Zeiten, da war dieser Abschnitt zum Lazarett des FC St. Pauli fast der größte Abschnitt in den Vorberichten. Nun schreibe ich hier noch zwei Zeilen rein, weil der Abschnitt sonst ziemlich dürftig aussieht. Das ist natürlich gerade im Saisonendspurt eine ziemlich grandiose Situation für das Team und spricht dafür, dass sich im Bereich der Trainings- und Belastungssteuerung einiges verbessert hat.

Fortuna Düsseldorf: Wer kann spielen, wer fehlt?

Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gab sich F95-Trainer Uwe Rösler sehr selbstbewusst, aber wusste auch durchaus zu erwähnen, das der FCSP in bestechender Form ist. Übrigens eine sehr angenehme Art der PK: Journalie und Trainer sind per Du und, noch viel besser, die PK wurde live gestreamt. Alle die wollten, so wie ich, konnten gestern Mittag zuschauen.

Uwe Rösler vermeldete, dass Stürmer Kenan Karaman nach negativem Corona-Test zurückkehren konnte. Er wird direkt eine Option für heute Abend sein. Auch Innenverteidiger André Hoffmann ist wieder zurück im Training und könnte direkt auf den Platz zurückkehren. Bei Emmanuel Iyoha und Shinta Appelkamp scheint es noch nicht für den Spieltagskader zu reichen, obwohl sie wieder trainieren. Sicher nicht dabei sein wird Alfredo Morales. Der ist Anfang April in die MLS gewechselt.

Uwe Rösler selbst steht übrigens vor einer ungewissen Zukunft. Die Fragen hierzu wurden auf der PK dann auch relativ kurz abgebürstet. Kein Wunder, ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass sich die Fortuna noch was ausrechnen kann in Sachen Aufstieg. Jede Ablenkung ist unerwünscht.

Die Arbeit von F95-Trainer Uwe Rösler wird eher als mittelmäßig bewertet.
(c) Peter Böhmer

Was hat Fortuna zu bieten?

Dass Fortuna Düsseldorf überhaupt noch um den Aufstieg mitreden kann und will, liegt aber nicht daran, dass dort feinster Offensiv-Fußball gezeigt wird. Die Fortuna zeigt bereits die gesamte Saison ein Festival an Destruktivität und Sicherheit. Das ist sicher auch ein Grund, warum Röslers Arbeit nicht unbedingt unkritisch beäugt wird. Der Erfolg von Fortuna Düsseldorf basiert größtenteils auf der kompakten Defensive und der individuellen Qualität in der Offensive.

Nur vier Teams in der Liga haben durchschnittlich weniger Ballbesitz als Fortuna Düsseldorf (gegen drei davon hat der FCSP zuletzt gespielt). Zu dieser Statistik passt auch, dass die Fortuna eher spät ins Pressing eingreift (PPDA bei 13.2 und damit dritthöchster Wert der Liga) und auch die Anzahl an Defensiv-Aktionen pro Minute ist sehr gering (die geringste der Liga). Kurz gesagt: Fortuna Düsseldorf agiert sehr abwartend in der Defensive. Die gegnerischen Teams werden sehr tief erwartet.

Dieses Defensiv-Konzept ist nicht neu für den FCSP: Auch die vorherigen Gegner wie Aue, Braunschweig und Würzburg sind eher für tiefstehende Defensiven bekannt. Der Unterschied bei der Fortuna ist aber, dass es hier funktioniert. Fortuna Düsseldorf lässt die zweitwenigsten Torschüsse zu (Greuther Fürth am wenigsten – das ist der nächste Gegner des FCSP).
Zusätzlich führt Düsseldorf die wenigsten Defensiv-Zweikämpfe der Liga und fängt die wenigsten Bälle ab. Wie passt das mit guter Defensivarbeit zusammen? Ganz einfach: Wer den Ball selten verliert, muss ihn auch selten zurückgewinnen. Fortuna Düsseldorf ist das einzige Team der Liga, das weniger als 100 Ballverluste pro Spiel zu beklagen hat. Sicherheit steht da komplett im Vordergrund. Sechs Platzverweise (Ligaspitze) und die fünftmeisten gelben Karte der Liga runden das Bild ab. Die Spielweise, die Kartenstatistik – die Fortuna ist und bleibt mir unsympathisch.

Im Vordergrund Matanovic und Kyereh, im Hintergrund jubelnde Düsseldorfer.
0-3 im Hinspiel – einer der Tiefpunkte der Saison des FC St. Pauli
(c) Peter Böhmer

Die Spielweise ist auch deshalb so erfolgreich, weil es in der Offensive enorme Qualität gibt. Kenan Karaman, Dawid Kownacki und Rouwen Hennings stehen da vorne drin – das ist schon richtig, richtig gut. Dazu kommt mit Kristoffer Peterson ein Außenbahnspieler, der im Saisonverlauf immer besser geworden ist und Felix Klaus auf der anderen Seite, der erst zur Rückrunde vom VfL Wolfsburg nach Düsseldorf wechselte.
Weiter hinten dann Kapitän Adam Bodzek auf der Sechs. Der ist zwar für Profi-Fußballer schon uralt (35), aber absolut unangenehm als Gegenspieler. Gleiches gilt für Marcel Sobottka und Edgar Prib, die ebenfalls im zentralen Mittelfeld auflaufen könnten.
Noch weiter hinten befindet sich mit Kevin Danso wohl einer der besten Innenverteidiger der Liga. Gleiches gilt für Matthias Zimmermann, allerdings auf der rechten Außenverteidiger-Position.
Wenn man den Kader so durchgeht, dann ist das schon echt ein richtiges Brett als Gegner.

Mögliche Aufstellung

Tja, keine Ahnung, was die Fortuna plant. Zuletzt stellten sie sich zwar in einem 4-2-3-1 oder einem 4-3-3 auf, aber eigentlich ist das 4-4-2 mit zwei Sechsern die Formation der Wahl. Diese Formation kann übrigens als so etwas wie die Mutter aller Defensiv-Varianten bezeichnet werden. Ich sehe die beiden dicht zusammengezogenen Viererketten bereits vor meinem geistigen Auge.
Ich tippe auf die Doppel-Sechs und Rouwen Hennings als Sturmpartner neben dem zuletzt starken Dawid Kownacki:

Ja, stimmt, das ist Eric Smith da auf der Sechs beim FC St. Pauli. Auch wenn Rico Benatelli es die letzten Spiele gut gelöst hat, so ist Smith auf der Sechs einfach nochmal eine andere Nummer. Wenn so ein Spieler fit ist, wäre es ein Verbrechen am Fußball ihn in der 2.Liga nicht aufzustellen. Vielleicht macht er ja mal ein schlechteres Spiel, damit ich die rosarote Brille abnehmen kann. Aber bisher ist das für mich weiterhin der beste Spieler, den der FCSP seit Jahren auf dieser Position hat.
Weiter vorne setze ich weiter auf Maximilian Dittgen anstelle von Burgstaller. Denn abgesehen von Torerfolgen hat es gegen Würzburg mit dem Tempo-Sturm Marmoush/Dittgen einfach überragend funktioniert. Aber kann man Guido Burgstaller einfach so auf der Bank lassen? Puuh, echte Luxus-Situation beim FC St. Pauli. Beide Varianten absolut vorstellbar.

Basierend auf der bisherigen Saison der Fortuna, ist es nicht zu erwarten, dass das Spiel als echter Leckerbissen bezeichnet werden kann. Das dürften zwar einige erwarten beim Duell Platz Sechs gegen Platz Sieben, aber die Fortuna hat diesen Platz nicht ansatzweise mit dem berauschenden Offensiv-Fußball erreicht, wie der FCSP ihn seit Wochen spielt.
Ist aber auch egal, der FCSP wird trotzdem alles daran setzen auch gegen die Fortuna zu punkten. Die bis jetzt gezeigten Leistungen, die Abläufe bei Ballbesitz und die Durchschlagskraft in der Offensive werden aber vermutlich auf die härtest-mögliche Probe der zweiten Liga gestellt. Ein Sieg in Düsseldorf würde vor dem nächsten Spiel gegen Fürth aber massiv zum Träumen einladen. Und Träumen, das möchte ich unbedingt mal wieder…

Forza!
// Tim

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