Lage der Liga – 10.Spieltag, 2.Bundesliga 21/22

Lage der Liga – 10.Spieltag, 2.Bundesliga 21/22

Öfter mal was Neues: Da die Spieltagsvorschau in der täglichen Lage wahlweise etwas unterging oder aber ausuferte, werden wir diese ab sofort „outsourcen“ und in einen eigenen Artikel packen. Gebt uns gerne in den Kommentaren Bescheid, ob die Idee eher gut oder eher doof ist. Wir präsentieren hier nun also vor jedem Spieltag einen Ausblick auf das, was wir abseits des FCSP-Spiels so erwarten können in der 2.Bundesliga. Dabei wird schnell klar: Viel Neues gibt es vor allem neben dem Platz zu sehen.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Freitag

Den Spieltag eröffnen heute um 18.30h die Partien SC PaderbornJahn Regensburg und Hannover 96 FC Schalke 04. Damit der FC St. Pauli auch am Samstagmorgen noch Tabellenführer ist, muss es in Paderborn zu einem Remis kommen (und Schalke darf nicht mit sechs oder mehr Toren gewinnen).
Wer hätte gedacht, dass am 10.Spieltag das Duell zwischen Paderborn und dem SSV Jahn (Dritter gegen Zweiter) das Topspiel ist, während Schalke (Tabellenvierter) Verfolger ist und Hannover als 13. einen Sieg braucht, um überhaupt so etwas wie einen Anschluss an das obere Tabellendrittel herzustellen?

Großen Anteil am aktuellen Erfolg in Paderborn hat Stürmer Sven Michel. Der stand dem kicker unter der Woche im Interview Rede und Antwort. Die Gründe für den Erfolg sieht Michel nicht nur bei sich (acht Tore in neun Spielen), sondern auch beim jungen Team und vor allem beim Trainer Lukas Kwasniok. Der ist sicher ein Trainer, der fachlich top ist (siehe hier), aber als bekennender Impfgegner taugt er aus unserer Sicht eher nicht als „Pfundskerl“, wie Michel ihn im Interview bezeichnet. Naja.
Auf der anderen Seite gab es unter der Woche eine ziemlich wichtige Personal-Entscheidung: Der langjährige Geschäftsführer Christian Keller wird seinen Ende Oktober auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Keller war fast neun Jahre lang als Geschäftsführer eine der wichtigsten Personen im Hintergrund und der aktuelle Erfolg dürfte auch auf sein Wirken zurück zu führen sein. Jahn Regensburg muss damit auf eine der wichtigsten Personen im Hintergrund verzichten und dürfte nun mit Hochdruck an einer Neubesetzung arbeiten. Keller selbst schlug in seinen Abschiedsworten vor, dass sein Tätigkeitsbereich zukünftig auf mehrere Schultern verteilt wird. Nach der von ihm selbst verordneten Pause wird man ihn wohl schnell in der 1.Bundesliga wiederfinden, sowohl der VfB Stuttgart als auch Hertha BSC wären mögliche Interessenten.

Geschäftsführer Christian Keller wird den SSV Jahn Regensburg Ende Oktober verlassen.
(Adam Pretty/Getty Images/via OneFootball)

In Hannover hingegen herrscht große Vorfreude auf die Partie gegen Königsblau, man rechnet heute Abend mit fast voller Hütte, schon am Dienstag waren 35.000 Tickets verkauft. Gut, es dürfte dabei auch ein beträchtlicher Anteil Gästefans zugegen sein, aber das tut ja in Bezug auf die Vorfreude nichts zur Sache. 96-Coach Zimmermann wurde in der Pressekonferenz natürlich auch auf S04-Torjäger Simon Terodde angesprochen, will aber von einer Sonderbewachung absehen. Die Länderspielpause hat Hannover wahrscheinlich eher geholfen, u.a. konnte man im Testspiel gegen Zimmermanns Ex-Verein TSV Havelse (1:0) auch mal das Duo Tom Trybull und Gaël Ondoua gemeinsam auf dem Platz testen.

Bei den Gästen sieht man die Länderspielpause ebenfalls eher positiv, Stürmer Marius Bülter sieht bei den Leistungen der Knappen insgesamt noch Luft nach oben und Potential insbesondere in der Automation der Laufwege. Und während sich Hannover generell auf viele Fans freut, sieht Bülter besonders der „Blau-Weißen Wand“ im Gästebereich freudig entgegen. Medial etwas ermüdend ist schon jetzt das ganze Gewese um die Ewige Zweitligatorjägerkrone, die sich mit je 153 Treffern aktuell Hannovers Dieter Schatzschneider und Schalkes Simon Terodde teilen, Terodde könnte sie aber nun in Schatzschneiders Heimat für sich alleine beanspruchen. Für jedes „Ausgerechnet!“ in den Spielberichten einen Schnaps und Ihr erlebt den Abpfiff wahrscheinlich nicht mehr.

Samstag

Am Nachmittag spielt zunächst einmal der 1.FC Heidenheim gegen den FC St. Pauli. Mehr dazu im ausführlichen Vorbericht von Tim.

Außerdem empfängt der Karlsruher SC das Team von Erzgebirge Aue.
KSC-Coach Christian Eichner ist kein Freund der Länderspielpause, er wäre gerne „im Flow“ geblieben. Während es medial einige Berichte zur Vertragsverlängerung von Frank Schmidt in Heidenheim gab, ist fast untergegangen, dass auch Eichner seinen Vertrag in Karlsruhe langfristig (bis 2025) während der Länderspielpause verlängert hat. Weiterhin verzichten muss er auf Robin Bormuth (Kapselverletzung), der nicht rechtzeitig fit wurde, auch Malik Batmaz (Erkrankung) fehlt. Immerhin ist Kapitän Jerôme Gondorf wieder fit und im Kader, ob es für die Startelf reicht wird sich wohl erst im Abschlusstraining entscheiden.
Bei den Gästen, die als einziges Team noch sieglos sind, sitzt das „neue“ Trainerduo Marc Hensel und Carsten Müller auf der Bank, wobei Letzterer die nötige Lizenz hat und Ersterer wahrscheinlich das Kommando. Bei nur vier Punkten aus neun Spielen dürfte die Hutschnur von Präsident Helge Leonhardt weiterhin kurz vorm Platzen sein und nur Zählbares dürfte die Lebenszeit von Hensel auf der Bank deutlich verlängern. „Mit Kopf, Herz, Körper und voller Leidenschaft“ will Hensel die Partie angehen – Klasse, ohne wäre ja auch doof.

Der Tabellenletzte, FC Ingolstadt, empfängt Holstein Kiel.
Meine Güte, auf den Trainerpositionen der 2.Liga ist echt was passiert in den letzten Wochen. Hier dicke Verlängerung, dort neue Trainer. Beim Spiel Ingolstadt – Kiel gibt es auf beiden Seiten neues Personal:
Holstein Kiel hatte bereits vor der Länderspielpause mit Marcel Rapp einen neuen Trainer präsentiert. Während Co-Trainer Patrick Kohlmann nach sieben Jahren in Kiel auf eigenen Wunsch den Club verlässt, gehört Fabian Boll weiterhin zum Trainerteam der Störche.
Wer da nun bei den Gästen auf der Bank sitzt, dürfte Ingolstadts Trainer André Schubert herzlich egal sein. Für den Tabellenletzten zählen nur Punkte. Das 7:0 im Test beim 1.FC Nürnberg hat sicherlich etwas vom ramponierten Selbstbewusstsein wiederhergestellt, doch ob man in der Länderspielpause auch insgesamt einen Schritt nach vorne gemacht hat, wird sich erst auf dem Platz gegen Kiel zeigen, die momentan den ersten Nicht-Abstiegsplatz belegen und an die man mit einem Heimsieg zumindest etwas heranrücken würde.

So darf er gerne auch am Samstag jubeln: Rouwen Hennings. // Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images/via OneFootball

Im Abendspiel (Free-TV, 20.30h) scheint das Flutlicht (schon wieder) im Volkspark für die Partie HSVFortuna Düsseldorf.
Die Gastgeber trommeln seit Tagen für ein volles Stadion, bis gestern waren immerhin schon 35.000 Tickets verkauft. Coach Tim Walter freut sich u.a. auch darüber, dass „Abschlach!“ vor dem Anpfiff live im Stadion spielen werden. Ja, genau, die Band, die vor kurzem noch in der Großen Freiheit 36 aufgetreten ist… no comment.
Sportlich rangieren beide Klubs im Liga-Mittelfeld und damit deutlich hinter den Erwartungen. Beim HSV sind es vor allem die nicht ganz so passenden Ergebnisse. Denn basierend auf den meisten verfügbaren Statistiken sind sie eines der Top-Teams der Liga (expected Goals, expected Points, Anzahl an Torschüssen, Ballkontakte im 16er, durchschnittlicher Ballbesitz (67%!), etc.).
Während der HSV aber mit einem Sieg zumindest in Schlagdistanz zur Spitze bleiben würde, muss Düsseldorf schon gewinnen, um überhaupt punktgleich mit dem HSV zu sein. Dabei nicht helfen können wird U21-Nationalspieler Shinta Appelkamp, der sich nach leichten Krankheitssymptomen und einem positiven Corona-Test in häuslicher Quarantäne befindet. Während im Sturm Ex-HSVer und Ex-St.Paulianer Rouwen Hennings für die Buden sorgen soll, steht zumindest offiziell noch nicht fest, wer denn hinten die Kiste sauber halten soll. Florian Kastenmeier hieß die Nummer 1 zu Saisonbeginn – und gerade, als er eine aufkeimende Torwartdiskussion durch ein „zu Null“ in Ingolstadt hätte verstummen lassen können, kassierte er eine Rote Karte. Sein Vertreter, der Ex-Werderaner (und Ex-HSVer) Raphael Wolf, machte seine Sache zumindest solide und Trainer Preußer wollte zumindest auf der Pressekonferenz vor dem Spiel noch nicht verraten, wer denn nun am Samstag beginnen wird.

Sonntag

Da die Pressekonferenzen für diese Spiele meist erst heute sind, gibt es hier eher Statistiken als Personelles.

Unser nächster Gegner am Millerntor, FC Hansa Rostock, empfängt im Ostseestadion den SV Sandhausen. „Abstiegskrimi“ kommt vielleicht etwas zu früh, aber wenn beide Teams nach neun Spielen gemeinsam nur auf 17 Punkte (und damit zwei weniger als der FCSP) kommen, so sagt das schon viel über die Ausgangslage aus. Hansa hält am 3G-Konzept fest und muss (wie einige andere Teams auch) jetzt kreativ werden, da ja die kostenlosen Bürgertests weggefallen sind. So hat man eigene Teststationen am Stadion erstellt, wo man für 7,90€ einen Test machen kann.
In Sandhausen laufen wahrscheinlich schon die Vorbereitungen für den 32.Geburtstag von Dennis Diekmeier am kommenden Mittwoch, vorher sollen aber natürlich noch drei Punkte bei der Kogge eingesammelt werden, mit denen man dann punktgleich wäre. Personell fehlt nur Mittelfeld-Spieler Julius Biada.
Kleines Omen: Diese Partie gab es bisher erst zwei Mal: In der Saison 2010/11 gewann jeweils der Gast. Mag sein, dass ihr Sonntag nicht gerade vom Sofa aufspringt und panisch den Fernseher anmacht, um das Spiel sehen zu können. Die Partie ist auch nicht so wohlklingend. Aber die Statistik sagt, dass da richtig was passieren dürfte. Denn die beiden Teams, die nach xG-Werten den Gegnern die höchste Torwahrscheinlichkeit bieten sind: Ihr könnt es euch denken. Nimmt man diese Werte als Grundlage, dann fallen mindestens vier Tore. Mark our words! (und ignoriert den Fakt, dass es sich bei den Teams um zwei schwache Offensiv-Teams handelt)

Unser Pokalgegner, Dynamo Dresden, empfängt den weiterhin ungeschlagenen 1.FC Nürnberg. Die Partie gab es zwar schon etwas häufiger, allerdings konnte Dynamo aus den bereits 14 Partien beider Teams erst einen Sieg mitnehmen – und da Nürnberg in dieser Saison weiterhin das einzige ungeschlagene Team ist, sprechen die Vorzeichen zumindest nicht für einen Heimsieg.
Allerdings gab es während der Länderspielpause eine doch recht empfindliche Testspielniederlage für Nürnberg gegen Liga-Konkurrent Ingolstadt. Beim 0:7 fehlte ein kleiner Norweger im Kader, klar, aber trotzdem hat diese Niederlage sehr geschmerzt und dürfte Nachwirkungen haben. Immerhin nicht für Fabian Nürnberger. Der sah in dem Spiel glatt Rot und es drohte kurzzeitig eine Sperre auch für Pflichtspiele. Nach wenigen Tagen war aber klar, dass Nürnberger nur für Testspiele gesperrt sein wird.
Ebenfalls viel los war beim FCN auf der Jahreshauptversammlung, die sagenhafte zehn Stunden dauerte und turbulent endete. Das hört ihr aber am besten bei den Kollegen vom „Ka Depp“-Podcast nach.

Den Spieltag komplett macht dann die Partie Darmstadt 98SV Werder Bremen. Die Medien lieben solche Spiele, schließlich kehrt Markus Anfang nach Darmstadt zurück – und nicht nur das, auch Nicolai Rapp und Lars Lukas Mai standen jüngst noch bei den Lilien in Lohn und Brot. Aber auch wir lieben solche Spiele. Denn es treffen nach xG-Werten zwei der offensivstärksten Teams (Platz 3 vs. Platz 2) aufeinander. Während viele Medien sich wohl auf Anfangs Rückkehr beschränken werden und weiterhin Marvin Ducksch als besten seines Fachs beschreiben, möchten wir euren Fokus auf das Darmstädter Sturm-Duo lenken: Phillip Tietz (acht) und Luca Pfeiffer (fünf) haben zusammen bereits 13 Tore erzielt. Beide Spieler waren bisher nur in der 3.Liga als Torjäger auffällig, aber spielen nun in Darmstadt groß auf (na gut, Phillip Tietz sollten einige FCSP-Anhänger*innen nach seinem Dreierpack am letzten Spieltag 19/20 schon kennen). Auf jeden Fall wohl das torgefährlichste Duo der Liga.
Tabellarisch wären beide mit einem Sieg weiter oben dran, eine Niederlage wird sich hingegen keiner leisten können, wenn man den Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht verlieren will. Beide treffen erstmals in der 2.Liga aufeinander, von den vier Partien bei Darmstadts letztem Erstligaaufenthalt gab es schiedlich, friedlich je einen Heimsieg für beide und auch je ein 2:2 in beiden Stadien.

Forza St. Pauli
// Tim & Maik

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2 thoughts on “Lage der Liga – 10.Spieltag, 2.Bundesliga 21/22

  1. Moin,

    Ich finde das ne gute Idee. So kann man das häppchnweise und über den Tag verteilt lesen. Erst die Lage, dann die der Liga. Oder man bewahrt sich noch einen Artikel für die Morgenlektüre am Sonnabend 😉

    Ist das mit dem Rückblick auf den Spieltag dann auch geplant? Fände ich klasse!

    Schönen Gruß und auf drei Punkte an der Brenz!

    Jan

    1. Danke.
      Unterm Strich ist das (wie bei so vielem) ne Zeit- und Ressourcenfrage. Und an Wochenenden wie diesen, wo mit der Tour nach Heidenheim zwei Tage wegfallen, schaffe ich das nicht so ausführlich, dass es sich lohnt einen eigenen Artikel zu schreiben. Das sollen ja auch nicht drei Zeilen für reines Clickbait werden, sondern einen wirklichen Mehrwert bieten.
      Aber ausgeschlossen ist dies (zumindest ab und zu) natürlich auch nicht.

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