Drei Fragen vor Paderborn

Drei Fragen vor Paderborn

Für den FC St. Pauli ist es ein richtungsweisendes Spiel, welches am Samstagabend am Millerntor steigt. Mit dem SC Paderborn wartet ein richtig starker Gegner auf das Team von Timo Schultz. Drei große Fragezeichen umgeben die Partie.
(Titelbild: Peter Böhmer)

3er-Kette oder 4-4-2 mit Raute?

Der SC Paderborn ist nicht nur das auswärtsstärkste, er ist auch der wohl flexibelste Klub der 2. Bundesliga. Denn das Team von Trainer Lukas Kwasniok (Impf dich!) variiert sehr stark, probierte schon fast die gesamte Klaviatur an gängigen Zahlenkombinationen in den Grundformationen aus.
Für den FC St. Pauli scheinen zwei dieser Grundformationen interessant: Im Hinspiel agierte Paderborn in einem 3-4-1-2 und seit Jahresbeginn ist es ein 4-4-2 mit Raute. Daher haben wir Timo Schultz auf der Pressekonferenz mal gefragt, wie er den SC Paderborn erwartet.

„Wir stellen uns auf genau die beiden Szenarien ein. Sie haben es im Hinspiel gegen uns sehr gut gemacht, hatten einen klaren Plan. (…) Ich denke durch ihre Neuverpflichtungen mit Muslija und Klement haben sie sehr gute Spieler um auch in der Raute spielen zu können. Es ist eine Top-Mannschaft, die hervorragend ergänzt wurde. Wir stellen uns auf beide Formationen ein und ich kann jetzt gar nicht sagen, was mir lieber ist. Ich glaube wir sind, was die Lösungen angeht, für beide Szenarien gut aufgestellt.“

Timo Schultz auf der Pressekonferenz zur erwarteten Formation vom SC Paderborn

Schultz betont zwar, dass es Lösungen gegen beide Formationen gebe. Aber gerade die 3er-Kette ist ja eine Formation, mit der der FCSP immer mal wieder Probleme hatte. Da würde ich als gegnerischer Trainer schon drauf setzen. Allerdings hebt Schultz auch hervor, wie gut die Neuverpflichtungen in eine Raute passen und mit Kemal Ademi wurde dann auch ein Stürmer als Ersatz für Sven Michel verpflichtet, der ebenfalls sehr gut in so ein System passen würde. Gute Argumente gibt es also für beide Varianten. Somit steht ein ganz fettes Fragezeichen hinter der Grundformation des SC Paderborn.

Der SC Paderborn ist nicht nur auswärtsstark (wie hier in Nürnberg), sondern taktisch auch enorm flexibel.
(Adam Pretty/Getty Images/via OneFootball)

Luca Zander oder Sebastian Ohlsson?

Durch den Ausfall von Daniel-Kofi Kyereh ergibt sich ein Loch auf der Zehner-Position, welches es zu stopfen gilt. Mit dieser Frage haben wir uns bereits letzte Woche im Artikel „Searching for No. 10!“ befasst. Allerdings hat sich die Lage inzwischen ein wenig verändert: Denn Christopher Buchtmann wird für das Spiel gegen den SC Paderborn aufgrund eines positiven Coronatests ausfallen. Somit rückt Lukas Daschner mehr und mehr in den Fokus. Es könnten aber auch die Achter Irvine, Hartel und Becker einspringen. Oder sogar Etienne Amenyido.
Amenyido allerdings schien bisher die Nase auf der Position neben Guido Burgstaller ein wenig vorn zu haben (Burgstaller und die rotierende Ideallösung?), hat dann im Test gegen Kiel sogar mal auf der Achter-Position agiert. Sicher ist nur: Durch den Ausfall von Kyereh dürfte sich nun alles ein wenig verschieben.

Neben diesen beiden offenen Positionen in der Startelf, sehe ich noch eine weitere: Auf der rechten Abwehrseite. Luca Zander und Sebastian Ohlsson sind beides Spieler, die einen Stammplatz verdient hätten, aber ganz Highlander-mäßig kann es nur einen geben. Die Frage könnte eventuell ohne großes Nachdenken beantwortet werden, wenn sich am Donnerstag im Training entscheidet, dass Ohlsson nicht einsatzbereit ist (Schultz berichtete von Problemen am Hüftbeuger). Sollten aber beide Spieler einsatzbereit sein, ist völlig offen wer von beiden gegen Paderborn starten wird. Daher haben wir bei Timo Schultz nach den Unterschieden beider Spieler gefragt:

„Obwohl es die gleiche Position ist, sind sie sehr unterschiedlich in ihrer Spielweise. Seb Ohlsson definiert sich mehr über seine defensive Stabilität, über seine extreme Zweikampfstärke. Luca ist ein super geschickter Spieler, der sich bei den taktischen Abläufen top verhält, sich immer wieder vorne einschaltet und darüber hinaus auch sehr kopfballstark ist. Was das Wochenende angeht, werden wir erstmal sehen, in welcher Verfassung Seb Ohlsson ist und dann ganz in Ruhe entscheiden, was am besten zu uns und auch am besten zu Paderborn passt.“

Timo Schultz auf der Pressekonferenz zu den Unterschieden zwischen Zander und Ohlsson.

Mir persönlich fallen gute Argumente für beide Spieler ein, um sie gegen den SC Paderborn aufzustellen. Die Zweikampfstärke von Ohlsson wird benötigt, aber der Drang nach vorne von Zander ebenso.
Bei der personellen Aufstellung im Angriff, auf der Zehner-Position und auf der rechten Abwehrseite gibt es also einige Fragezeichen für das Spiel gegen den SC Paderborn.

Seine Zweikampfstärke kann der FC St. Pauli sicher gebrauchen, aber Sebastian Ohlssons Einsatz ist fraglich. Auch deshalb, da mit Luca Zander ein Konkurrent vorhanden ist, der ganz andere, ebenfalls hilfreiche Eigenschaften mitbringt.
(c) Peter Böhmer

Krise oder Befreiungsschlag?

Der schöne Vorsprung in der Tabelle ist bereits futsch, die Tabellenführung auch. Klammert man den Erfolg im Pokal mal aus, so waren die Monate Dezember und Januar doch eher ernüchternd. Es bringt überhaupt nichts darüber zu schreiben, aber nach vier sieglosen Spielen in der Liga steht ein richtungsweisendes Spiel am Wochenende an. Nicht nur tabellarisch, sondern auch die Grundstimmung wird durch dieses Ergebnis massiv beeinflusst werden. Denn sollte es mit einer Niederlage enden, dann dürfte es ungemütlich werden.
Da ist es dann auch wenig hilfreich, dass der SC Paderborn auswärts noch ungeschlagen ist und sich mit Muslija und Klement richtig fett verstärkt hat. Das Team aus Ostwestfalen ist so ziemlich der unangenehmste Gegner für Heimteams in dieser Saison. Das haben bereits viele Teams zu spüren bekommen und nach drei Heimniederlagen in Folge wird sich Paderborn sicher auf diese Stärke berufen wollen.

Beim FC St. Pauli hingegen scheint aktuell nicht wirklich sicher zu sein, wo genau eigentlich die eigenen Stärken liegen. Denn zuletzt hakte das eigene Offensiv-Spiel und vor allem die defensive Stabilität wankte gewaltig. Mit einem Heimsieg kann jedoch vieles wieder gerade gebogen werden. Manchmal benötigt es auch nur das Vertrauen in die eigene Stärke. Da werden sicherlich die Zuschauer am Millerntor (wieviele das auch immer sein werden) ihr übriges versuchen, um das Team maximal zu unterstützen. Denn Auswärtsstärke des Gegners hin oder her: Der FC St. Pauli hat von den letzten zehn Heimspielen neun gewonnen. Ein Sieg gegen Paderborn würde auf einmal wieder massiv Aufwind geben. Es wäre eine Art Befreiungsschlag.

//Tim

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2 thoughts on “Drei Fragen vor Paderborn

  1. Es fühlt sich unglaublich gut an, die Luxus-Fragen zu lesen, wer von den BiB wo um den ersten Tabellenplatz spielen wird.
    Wie geil ist das, so weit oben in der Tabelle herumzulungern, im ganzen langen Februar im Pokal dabei zu sein und so einen Schulle zu haben. Das ominöse Glas, von dem an dieser Stelle immer mal wieder kommentiert wird, das ist definitiv dreiviertelvoll.

    Forza!

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