Vorbericht: SV Sandhausen – FC St. Pauli (30.Spieltag, 21/22)

Vorbericht: SV Sandhausen – FC St. Pauli (30.Spieltag, 21/22)

Am Samstag tritt der FC St. Pauli beim formstarken SV Sandhausen an. Ein Sieg wäre enorm wichtig, nicht nur, wenn man die anderen Begegnungen an diesem Spieltag betrachtet. Aber der SV Sandhausen ist in der Rückrunde nicht mehr mit dem Team aus der Hinrunde zu vergleichen. Es wird ein ganz hartes Stück Arbeit.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Zur Vorbereitung möchte ich euch das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Yannick mit Marco empfehlen. Und weil die beiden gerade so in Kommunikationslaune waren, haben sie auch gleich noch auf Marcos Blog NoPressureSVS den Vorbericht aus der anderen Perspektive gebastelt, welcher ebenfalls zu empfehlen ist.

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Die üblichen Verdächtigen, Christopher Avevor, Jannes Wieckhoff und Sebastian Ohlsson, fallen weiterhin aus. Auch Eric Smith muss noch aussetzen, scheint aber zumindest wieder etwas näher am Team-Training dran zu sein.

Alle anderen Spieler sind mehr oder minder wieder voll im Training. Leichte Abstriche muss man leider bei Daniel-Kofi Kyereh machen. Timo Schultz sagte auf der Pressekonferenz, dass Kofi, der bereits Anfang der Woche mit dem Training ausgesetzt hatte, aufgrund von Oberschenkel-Problemen aus dem Bremen-Spiel nicht trainiert. Nun steht leider auch ein dickes Fragezeichen hinter seinem Einsatz am Wochenende.

Weitere Fragezeichen stehen hinter Luca Zander, der ebenfalls Anfang der Woche aussetzte, am Donnerstag aber wieder voll trainieren sollte. Gleiches gilt für James Lawrence, bei dem Schultz extra noch einmal betonte, dass man abwägen müsse, ob es Sinn macht Lawrence nach wenigen Tagen im vollen Training direkt wieder einzusetzen. Besonders dann, wenn genügend Personal in der Innenverteidigung einsatzbereit ist (was ja nicht für die Position des Rechtsverteidigers gilt).
Zu Wochenbeginn trainierten auch Jackson Irvine und besonders Simon Makienok reduziert. Es ist aber mit beiden im Kader zu rechnen.

SV Sandhausen: Wer kann spielen, wer fehlt?

Beim SVS fehlen mit Rick Wulle und Nicolai Rehnen gleich zwei Torhüter verletzungsbedingt. Zudem fehlen auch Tim Kister und Julius Biada bereits längere Zeit. Auch Innenverteidiger Immanuel Höhn könnte aufgrund von muskulären Problemen am Samstag fehlen, er wurde aber auf der Pressekonferenz nicht als Ausfall benannt.

Auf der Pressekonferenz vermeldete SVS-Trainer Alois Schwartz dann aber auch noch, dass gleich drei Spieler Blessuren aus dem letzten Spiel (gegen Dresden) davongetragen haben. Dennis Diekmeier war bis Donnerstag nur laufen und wollte dann probieren, wie es mit der Belastung geht. Auf der anderen Seite spielt Chima Okoroji, der auch verletzt ausgewechselt wurde, unter der Woche aber wieder trainieren konnte. Gleiches gilt für Stürmer Pascal Testroet, der ebenfalls voll im Training ist.

Deutschland, Hamburg, 24.11.2021, Fussball 2. Bundesliga 13. Spieltag, FC St. Pauli - SV Sandhausen im Millerntor-Stadion Trainer Alois Schwarz (SV Sandhausen)
Alois Schwartz ist seit September 2021 erneut Trainer in Sandhausen.
(c) Peter Böhmer

Was hat der SV Sandhausen zu bieten?

Wenig. Ich möchte sogar behaupten: Weniger als der gesamte Rest der Liga. Der SV Sandhausen ist vor allem offensiv das wohl schwächste Team in der 2. Bundesliga. Trotzdem hat der SVS aktuell sechs Punkte Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsrang und ich frage mich, wie zur Hölle die das geschafft haben.

Ich bin mal ganz ehrlich: Die Statistiken vom SV Sandhausen lesen sich absolut gruselig:
Bei den expected Goals ist das Team sowohl offensiv als auch defensiv Vorletzter, was in Summe den letzten Platz ergibt. Das gilt auch für die aus den xG-Werten errechneten expected Points. Den schwachen xG-Werten zugrunde liegen die deutlich wenigsten eigenen und die meisten gegnerischen Torschüsse. Dass so wenig eigene Torabschlüsse zustande kommen, dürfte am wenigen Ballbesitz liegen (<40% – na klar, Platz 18). Zuletzt in den Spielen gegen Dresden und Bremen waren es nur rund 25%. Das ist so unfassbar niedrig, scheint aber in Sandhausen System zu haben.
Des weiteren ist der SV Sandhausen das Team welches die wenigsten Pässe spielt und dazu auch noch die schlechteste Passquote hat. Zudem hat kein Team auch nur ansatzweise so wenig Ballkontakte wie der SVS im gegnerischen Strafraum (etwa halb so viele wie Werder Bremen). Puuh.

Pizza-Grafik der Kern-Statistiken vom SV Sandhausen nach 29 Spieltagen der Saison 21/22
Kern-Statistiken des SV Sandhausen nach 29 Spieltagen.

Bei all dem muss den Sandhäusern hoch angerechnet werden, dass sie aus so wenig immer noch eine ganze Menge herausholen. Und damit kommen wir zu den Stärken des SV Sandhausen. Denn die muss es geben. Immerhin hat das Team in dieser Rückrunde erst zwei Spiele verloren. Timo Schultz hebt beim SV Sandhausen immer die Physis hervor, die das Team vor allem in der zentralen Defensive hat. Diese führt zu einer sehr großen Stabilität. Das Team steht meist sehr tief und sehr kompakt, was meist klappt: In der Rückrunde stellen sie mit nur zehn Gegentoren die beste Defensive der Liga. Mit nur 14 eigenen Toren liegen sie auf Platz 15 in der Offensive.

Elementar für das ergebnistechnisch sehr erfolgreiche Spiel der Sandhäuser ist also die Defensive mit physisch starken Spielern in der Zentrale. Aber es ist auch die Formation, die hier perfekt reinpasst. Das Team spielt in einem 4-1-4-1. Timo Schultz nennt es ein 4-2-3-1 und beides ist richtig, je nachdem auf welche Spielphase man achtet. So eine Formation kann sich grundsätzlich zentral sehr dicht zusammenziehen und wenn nicht nur die Abstände in der Kette, sondern auch zwischen den Ketten nicht zu groß sind, dann ist das für viele Teams richtig schwer zu bespielen.
Wenn die Abstände aber nicht stimmen bzw. sich der Gegner gut auf diese Formation einstellt, dann fällt das Ganze wie ein Kartenhaus zusammen. So ist es zum Beispiel im Hinspiel passiert, als der FCSP mit einer guten Reaktion dafür sorgte, dass sich die eigenen Spieler Räume zwischen den Ketten schaffen konnten (hier die Analyse im Detail).

Warum die Defensive in der Rückrunde noch einmal merklich stabilisiert werden konnte, hängt ganz sicher mit einem Neuzugang und Ex-FCSP-Spieler zusammen: Tom Trybull zeigt seit seiner Ankunft in Sandhausen ganz starke Leistungen auf der Sechser-Position. Er führt die meisten Bodenzweikämpfe auf dieser Position, auch die meisten Luftzweikämpfe und gewinnt sowohl am Boden als auch in der Luft einige (Top10 der Liga auf der Sechs). Zudem fängt er die meisten Pässe ab (foult aber auch am meisten). Das sind schon richtig starke Daten die Trybull liefert und damit füllt er eine Rolle aus, die vor der Winterpause in Sandhausen unbesetzt war. So einfach kann es sein. Der unten gezeigte Tweet ist zwar schon etwas älter, aber hey, seine Zweikampfquoten sind noch besser geworden.

Mögliche Aufstellung

Bei der Aufstellung des SV Sandhausen verlasse ich mich mal auf die Prognose von Marco aus dem VdS. Das bedeutet, dass Tom Trybull nach seiner Gelbsperre zurückkehren und Janik Bachmann dadurch auf die Bank verdrängen wird. Zudem rechnet Marco mit Erich Berko auf der linken Seite anstelle von Christian Kinsombi.
Geht der Matchplan von Sandhausen auf, dann bleibt Trybull zwar weiterhin die zentrale Person, aber ganz vorne darf Pacal Testroet nie außer Acht gelassen werden. Denn auch diese Saison schafft er es, wie auch in den Vorjahren, deutlich mehr Tore zu erzielen, als nach xG wahrscheinlich sind. Neun Saisontore hat er bereits erzielt und von den Top-Stürmern der Liga hat nur John Verhoek eine noch bessere Performance als Testroet in Bezug auf die xG-Werte.

Erwartete Aufstellung im Spiel SV Sandhausen gegen den FC St. Pauli
Erwartete Aufstellung beim Spiel SV Sandhausen gegen den FC St. Pauli.

Beim FC St. Pauli gibt es ebenfalls eine ganze Reihe von Fragezeichen bezüglich der Aufstellung. Zuerst stellt sich die Frage, wie fit Kofi Kyereh ist. Sollte er nicht spielen können, dann stehen mit Etienne Amenyido und Lukas Daschner gute Alternativen zur Verfügung.
Wenn Amenyido auf der Zehn ran muss, könnte Simon Makienok vorne ins Team rücken. Das ist aber ohnehin denkbar, da Makienok aufgrund seiner Kopfballstärke wichtig ist und im Hinspiel einen richtig guten Job machte. Ich tippe trotzdem auf Amenyido, weil das Team seine Radikalität gegen eine kompakte Defensive benötigt.
Wenn er könnte, dann würde ich übrigens Maximilian Dittgen in der Startelf sehen wollen. Aber Schultz ließ sich bei der Beurteilung von Dittgens Fitnesszustand verbal ein Hintertürchen offen. Daher ist eher mit einer Joker-Rolle für ihn zu rechnen.

Auf der Sechser-Position stehe ich ziemlich auf dem Schlauch. Viele Argumente hat Rico Benatelli auf seiner Seite, da er spielstark ist und im Hinspiel Sandhausen besonders dem Sechser viel Raum gelassen hat. Timo Schultz betonte aber auch die Konterstärke von Sandhausen und sagte, dass es dazu eher jemanden wie Afeez Aremu brauche. Ich kann mich da nicht so wirklich entscheiden, aber es ist in jedem Spiel zu erkennen, dass Aremu alle Anlagen mitbringt, um auch im Spielaufbau ganz stabil und fehlerlos zu agieren. Vielleicht platzt der Knoten dahingehend ja in Sandhausen.

Nach seinem Einsatz gegen Bremen und aufgrund der Trainings-Abstinenz der drei nominellen Rechtsverteidiger Anfang der Woche (Zander ist aber wieder zurück), führt auf der rechten Seite eher kein Weg an Adam Dźwigała vorbei. Der zeigt sowieso immer stabile Leistungen auf der rechten Abwehrseite und dürfte dem Team gut tun.
Warum ich mir da so sicher bin, dass Dźwigała rechts hinten spielt? Weil ich auf Marcel Beifus als Innenverteidiger tippe. Der FCSP benötigt seine Präsenz in der Luft (gleicher Grund: Aufstellung von Jackson Irvine) und da er auch den ein oder anderen feinen Ball spielen kann, rechne ich mit ihm neben Jakov Medić in der Innenverteidigung.

Es dürfte ein unangenehmes Spiel für den FC St. Pauli werden. Nicht nur, weil der Gegner tief steht und über Konter Nadelstiche setzen möchte. Der SV Sandhausen foult am zweithäufigsten und sammelte im Saisonverlauf die meisten Gelben Karten. Und ich finde, das sagt zusammen mit den Statistiken zu Torschüssen viel über Gegner und Spielweise aus.

Aber es geht ja auch nicht darum einen Schönheitspreis zu gewinnen. Egal wie, der FCSP sollte sich mit nicht weniger als drei Punkten zufrieden geben. Dies gar nicht unbedingt, weil sie so viel stärker sind, als der SV Sandhausen (viertbestes Rückrundenteam), sondern weil in dieser Phase der Saison nur noch drei Punkte zählen, wenn man aufsteigen will. Da Nürnberg, Bremen, Schalke und Darmstadt in direkten Duellen aufeinander treffen, kann der FCSP ganz wichtige drei Punkte am Hardtwald einfahren und zumindest über Nacht wieder die Tabellenführung übernehmen.

Forza!
// Tim

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