Krebs ist ein Arschloch. Das ist nichts Neues, stimmt aber leider immer wieder.
Rest in Power, Melli. Alles Gute und ganz viel Kraft für alle Deine Freunde und Deine Familie.
Mein Freund Simon und ich sind jetzt einfach seit einiger Zeit dazu übergegangen uns zu sagen, dass wir uns lieben.
„I love you, Thees Uhlmann!“, sagt er und ich sage „I love you, Simon Frontzek!“
Wir meinen das so. Irgendwie seltsam beiläufig, aber sehr ernst gemeint.
Und manchmal schreibt er einfach in die Gruppe: „I love you all very, very, very much!“, kommend von dem Bright Eyes Song „At the Bottom of everything.“
Ach man, Melli.
We miss and we love you all very, very, very, very much!
Das war nämlich so…
Das war nämlich so, dass St. Pauli damals bei Union Berlin gespielt hat.
Dieses Spiel da mit dem Hübbelball bei Himmelmann. Egal, jetzt!
Was viel wichtiger ist, meine Tochter, scheiß der Hund jetzt drauf, ich schreib jetzt den Namen, rutscht mir eh manchmal raus.
Also Lisa ist zum ersten mal mitgekommen zu einem St. Pauli Spiel. Das fand ich mächtig toll. Und Du und ich hatten uns verabredet für die Halbzeitpause um „Hallo“ zu sagen und um uns zu umhalsen und du wolltest Lisa kennenlernen.
Der Weg zur Union ist langwierig und langweilig, aber kurz vor Spielbeginn waren Lisa und ich in der Gästekurve. Ich weiß noch, wie sie sich gefreut hat, dass es beim Spiel kein Bierausschank gab, weil sie wusste, dass ich mich darauf gefreut hatte. Für sie gab es eine Orangenlimonade.
Dann war Halbzeit. Wir sind diese 5000 Stufen runter gegangen in den Gästebereich hinter der Kurve und da haben wir uns dann getroffen.
Und dann hast du so gemacht diese Mischung aus lachen und lächeln, die so schockt.
Und du dann so zu Lisa: „Na, wie gefällt es Dir?“
Und sie so: „Jaaaaaa, ganz gut vielleicht?“
Und Du dann so: „Ist auch komisch, ne?“
Und sie dann so: „Ja. Ich kann auch nicht sehen, worüber sich dann alle immer aufregen! Aber Papa hat kein Bier bekommen!“
Und Du dann so: „HAHA!“
Und sie auch so: „HAHA!“
Das werde ich nie vergessen.
Und das war eine Fahrt wo USP, glaub ich, für alle die zu Union gefahren sind, einen Schal gemacht haben.
Du hattest den und hast Lisa gefragt: „Hast du eigentlich auch einen St. Pauli Schal?“
Und sie meinte: „Nein, aber Papa hat viele!“
Und dann meintest Du: „Du brauchst Deinen eigenen St. Pauli Schal!“
Und dann hast du ihr Deinen einfach umgelegt und gesagt: „Das ist jetzt Dein St. Pauli Schal!“
Und man kann das ja auch einfach sehen, wenn Kinder sich freuen, weil Menschen sie ernst nehmen, die sie nicht kennen und älter sind, als sie selber.
Das werde ich auch nicht vergessen.
Und dann ist folgendes passiert:
Irgend so ein richtig geiler Pauli Piraten Kult Kiez Kicker Fan kommt so auf uns zu getorkelt – und wir können sowas sehen, weil wir Eltern sind.
Und er kommt so an und er meinte dann so: „Ey bissu nich‘ Thies Ummann?“
Und dann bömmelt er so besoffen Lisa an, aus Versehen und dann fällt die da so halb ins Gebüsch bei Union und steht da zwischen den Zweigen und Blättern im Staub und guckt uns verschreckt an.
Und dann Du so mit zwei von Deinen Freundinnen, nehmen den Typen so dermaßen in die Mangel , was ihm einfallen würde so unachtsam zu sein und wie er darauf kommt, so besoffen zu sein, dass er Mädchen weg rempelt.
Das fand Lisa gut. Und der Typ nicht. Und ihr so: „Entschuldige Dich!“ Und er so: „Schulligung!“
Und dann hast Du wieder gelacht während Du lächelst und hast Lisa zugenickt.
Das ist eine der zwanzig Geschichten, die mich und Lisa definieren, die wir zusammen erlebt haben und wir danken Dir dafür, Melli.
Viel mehr Menschen sollten so sein wie Du!
Denn das war nämlich so. Das war nämlich so, dass ich echt ins Jolly wollte. Ich wollte da hin und ich wollte da dann sein. So geht mir das schon mein ganzes Leben. Ich will irgendwo hin und da will ich dann sein. Ich weiß, dass das mega neurotisch ist, aber so ist das eben. Wir sind, was wir sind.
Und Du bist echt super.
Ich wollte also ins Jolly und da sein und das war dann nämlich so, dass ich da im Jolly rum stand alleine und einer meinte dann zu mir:
„Alles wassu machst is` Schoiße! Ausser deim St Pauli Song. Der is` geilinger!“
„Geilinger“ schon alleine.
Und einer von den Skins meinte: „Wir können Dir JETZT die Haare rasieren. Das wäre doch geil!“
In der Kneipe. Vor allen Leuten. Das ist ja auch schon wieder so super obskur und genial.
Und von den anderen in der Kneipe, weiß man ja auch, wie das ist, wenn man mit Absicht nicht angeschaut wird.
Und dann setzt man sich da so alleine hin an den Tresen und will im Jolly sein und Du stehst dahinter und dann sagst Du einfach so: „Hallo, Thees!“
Und man fühlte sich einfach nur super, weil ein integraler Bestandteil von allem was bei St. Pauli geil ist, einen mag.
Das werde ich auch nie vergessen.
Und Dich auch nicht. Wir alle nicht.
Was sind wir Dich am mögen.
Du wirst ein Loch gerissen haben, welches wir mit unseren Gedanken an Dich, unseren Geschichten mit Dir und unseren unsterblichen Erinnerungen an Dich gleichzeitig offen halten und trotzdem so schön gestalten, wie es eben geht, wenn jemand weg ist, die man für immer erinnern wird.
Als ich davon gehört habe heute, musste ich diesen Song denken von „At the drive in“ „One Armed Scissor“ und ich habe den Text immer falsch verstanden, aber heute ist der Text für alle Zeiten so:
Sad Transmission from a one armed Scissor, get away, get away (…),
You are a million miles away, while you get this letter,
Why did you go away,
I write to remember
Wir werden einarmig sein, weil Du nicht mehr da bist, aber wenn St. Pauli ein Tor schießt und wir abklatschen, dann sind wir zwei Hände und wir werden an Dich denken.
Du bist vielleicht eine Million Kilometer entfernt, aber wir erinnern Dich.
Ich schrieb Debbie und Heiko vorhin, ob das okay ist, was zu schreiben und sie meinten, dass ich das machen soll.
Und Heiko schrieb: „Der Tag war sehr bewegend und jetzt machen alle das, was Melli am meisten mochte. Feiern.“
Mein Gott, was sind wir Dich alle am mögen.
Gute Reise, liebe Melli.
Dein MillernTon
Wenn jemand etwas über Trauer rausschreiben will, aber nicht weiß wohin, dann könnt ihr das gerne an thees@ghvc.de machen. Ich bin kein Experte, aber manchmal reicht ja schon, dass das irgendwo ankommt.
…ich liege noch im Bett, nachher geht es auf Schalke u ich heule. …die Worte, die Gedanken dazu u nochmal zu wissen dass es heute allein darum geht zu gewinnen zu müssen sondern mit Freunden u Gleichgesinnten zusammen zu sein. …mit meinem Freund Andreas, der mich seit 20 Jahren begleitet u vielmehr mit meinen Jungs (14 u 17) die nun das dritte bzw fünfte Mal Auswärts dabei sind. Seit drei Jahren stehen wir in der Nord. Momente die sonst weniger werden in der Pupertät… Momente von Vater u Sohn und einer Mama (…ein Verkehrsunfall) die von irgendwo da oben zuschaut u dabei ist…aus Liebe, nicht wegen St. Pauli. Diese Liebe u die Freude an diesen kleinen Momenten…der erste Schal, das selbstgemachte Banner vom Derbyfluch am letzen Spieltag als der HSV wieder nur Vierter würde u alle eine Foto wollten, das erste eigene Bier (nur der Grosse) und immer wieder das Herz von St. Pauli. Danke für diesen Text. Danke für die Tränen. Forza braun-weiss