Der Vertrag von Sebastian Ohlsson beim FC St. Pauli wird nicht verlängert. Wir halten Rückschau auf die Zeit des Rechtsverteidigers, der in dieser Saison verletzungsbedingt nur wenig Einsätze hatte.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Sebastian Ohlsson verlässt den FC St. Pauli. Dabei endete das Wort, welches mit „verläss“ anfängt, im Zusammenhang mit Ohlsson eigentlich immer mit „lichkeit“. Aber davon ist er seit mehr als einem Jahr leider weit entfernt. Mehrere Verletzungen sorgen dafür, dass der Abschied von Ohlsson einer der schmerzhaftesten ist.
Derbysieg zum Einstand
Kurz vor Ende der Sommertransferperiode kam Sebastian Ohlsson zum FC St. Pauli. Sein erstes Spiel? Der Derbysieg im September 2019. Sehr viel besser kann man seine Karriere beim FCSP wohl nicht starten.
In seiner ersten Saison wurde Ohlsson noch relativ variabel eingesetzt. Doch egal, ob als Rechts- oder Linksverteidiger, als Teil einer dreiköpfigen Innenverteidigung oder sogar als Sechser: Ohlsson überzeugte auf jeder Position. Die immer wieder schrecklich vakante Position hinten rechts beim FC St. Pauli war endlich wieder mit einer verlässlichen Größe besetzt.
Und so verlässlich wie Ohlsson war, mit seiner enormen Zweikampfstärke und dem selten aufregenden, aber meist fehlerlosen Pass-Spiel, machte ich mir im Sommer darauf große Sorgen, dass auch andere Clubs auf ihn aufmerksam geworden sind. Er blieb und vorerst blieb alles beim Alten: In der Hinrunde 20/21 war die Leistung von Ohlsson die einzige Konstante in einer ansonsten fürchterlich unkonstanten und zum Jahresende hin immer schlechter werdenden Mannschaft.
Gemeinsam mit seinen (neuen) Team-Kollegen befreite er den FCSP aus der misslichen tabellarischen Lage. Einen großen Schritt machte das Team damals beim Auswärtsspiel in Osnabrück, wo sie 2:1 gewannen. Rund zehn Minuten vor dem Ende verletzte sich Ohlsson und bereits die Bilder ließen Schlimmeres erahnen (Aus dem Spielbericht: „Die Verletzung von Sebastian Ohlsson wird sich hoffentlich als nicht so gravierend herausstellen, wenngleich ich aufgrund der Bilder eher pessimistisch bin.„).
Ohlsson kommt nicht wieder auf die Beine
Wie viel pessismistischer ich hätte sein müssen, war mir natürlich in dem Moment nicht bewusst. Sebastian Ohlsson zog sich in Osnabrück eine „Muskelverletzung im Adduktorenbereich“ zu, die für ihn bereits im März das Saisonende bedeutete. Was schon ziemlich bescheiden ist, wurde in der Folge noch viel beschissener: Als es dann nach der Sommerpause wieder vorangehen sollte, zog er sich eine Oberschenkelverletzung zu, die ihn das erste Drittel der Saison kostete.
Und auch danach musste Sebastian Ohlsson immer wieder aussetzen in den Spielen. Nach einem, auch sportlich, sehr bescheidenen Winter, kam es sogar noch schlimmer: Ende Februar zog er sich im Training eine Innenbandverletzung zu. Sein letzter Startelfeinsatz war die Derby-Niederlage gegen den HSV. Es folgten noch einige Minuten als Einwechselspieler beim 0:3 zuhause gegen Hannover. Das ist wirklich ein ziemlich unwürdiges Ende.
Der bitterste Abschied
Klar, mit Buchtmann und Ziereis verlassen zwei langjährige Profis den Club. Mit James Lawrence geht ein Spieler, der einfach verdammt gut mit seinen Werten zum FC St. Pauli passte. Aber der Abschied von Sebastian Ohlsson ist für mich der bitterste von allen. Er fühlt sich irgendwie unfair an. Denn seit mehr als einem Jahr kommt er einfach nicht mehr richtig auf die Beine und hat daher irgendwie auch nicht wirklich die Möglichkeit gehabt, sich für eine Vertragsverlängerung zu empfehlen. Und auch wenn ich die Entscheidung jetzt nachvollziehen kann, so hätte ich im Februar letzten Jahres ganz anders darüber gedacht. Denn damals war Ohlsson so etwas wie die einzige Konstante der letzten 18 Monate beim FC St. Pauli. Der einzige im Kader, der regelmäßig gute Leistungen zeigte. Mit so jemandem nicht verlängern zu wollen, wäre für mich völlig undenkbar gewesen. Nun kann man aber die letzten 14 Monate nicht wegdiskutieren.
Lieber Seb, wir wünschen Dir von ganzem Herzen, dass Du wieder richtig fit wirst und in nicht allzu ferner Zukunft irgendwo bei einem anderen Club deine Gegenspieler in den Wahnsinn treiben wirst. Danke für deinen Einsatz, ohne den die vielen eher trüben Monate deiner Anfangszeit beim FCSP sicher noch deutlich trüber geworden wären.
You’ll never walk alone!
// Tim
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Es tut ein wenig weh, die Entwicklung zu sehen. Seb, war in seiner besten Zeit nahezu die einzige Konstante. Insofern tut die Entwicklung wirklich leid.
So lange Seb fit war, hat er in Teilen enorm starke Spiele gemacht und hat z.B. auch im Pokal gegen Dortmund noch einmal gezeigt, zu was er imstande ist. Sehr schade, denn auch menschlich scheint es gut gepasst zu haben. Ein sehr bitterer Abgang und ein Spieler, den ich vermissen werde.