Entspannung und Boukhalfa – Montags an der Kollaustraße

Entspannung und Boukhalfa – Montags an der Kollaustraße

Sehr gemütlich ging es am Montag zum Start in die zweite Vorbereitungswoche beim Training des FC St. Pauli zu. Mittendrin: Neuzugang Carlo Boukhalfa, der im Anschluss im Pressegespräch war.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Nach dem Testspiel in Hetlingen, welches deutlich mit 13:0 gewonnen wurde, war eine lockere Trainingseinheit an der Kollaustraße angesagt. Die war so locker, mit einem ausgedehntem Warm-up, leichten Pass- und Spielübungen, sowie einer „Torschuss“-Übung, dass ich euch Details gerne vorenthalte. Daher hier eine Kurzform:

Insgesamt 23 Spieler waren dabei. Dazu zähle ich auch Christopher Avevor, der ein paar Runden um den Platz drehte. Es fehlten Nikola Vasilj und Jackson Irvine, die noch Urlaub aufgrund der Länderspiele haben, sowie Afeez Aremu, der bereits letzte Woche nicht dabei war und (Chronisten-Pflicht) Daniel-Kofi Kyereh. Auch Fabian Hürzeler war am Montag nicht auf dem Trainingsplatz zu sehen.

Warm-up, Anschwitzen und Entspannen

Nach rund einer halben Stunde mit Läufen, Dehnübungen und leichtem Passspiel beendeten dann auch schon jene Spieler die Einheit, die am Sonntag mehr als 45 Minuten auf dem Platz standen oder noch nicht voll im Team-Training dabei sind (Serhat Imsak, Franz Roggow, Marvin Senger, Niklas Jessen und Jannes Wieckhoff). Im Anschluss gab es eine leichte Passübung, bei der es um den ersten Kontakt ging (=mit Annahme den Ball um eine Stange herumlegen).

Danach traten zwei Teams im 6vs6 auf einem kleinen Feld an, die beiden Torhüter jeweils im Tor. Nach einer gewissen Anzahl an Pässen konnte ein siebter Spieler angespielt werden, dessen Ablage dann in eines der beiden Tore untergebracht werden sollte. Abgesehen von einem kurzen Disput zwischen Leart Paqarada und Adam Dźwigała war auch diese Übung zwar eine mit Tempo, aber so richtig hoch dürfte der Puls dabei nicht gekommen sein.

Die beiden Torhüter hatten anstelle des Warm-ups schon komplexere Aufgaben zu lösen: Es wurde am eigenen Passspiel gearbeitet, mithilfe von drei großen Dummies und einer Betonmauer. Sören Ahlers und Dennis Smarsch mussten immer wieder um die Dummies herum oder zwischendurch passen, auch mal per Bande, später dann noch komplexer mit Torabschluss. Das ist schon was ganz anderes als noch in der letzten Saison in Sachen Torwart-Training.

Zum Abschluss gab es dann noch ein „Torschuss“-Training. Die Spieler mussten erst aus einer etwas weiteren Entfernung den Ball im leeren Tor unterbringen. Danach sowohl von der rechten, als auch von der linken Seite. Das Anstrengungs-Level dürfte ähnlich hoch gewesen sein, wie für jene, die zuschauten. Die Spieler, die aus jeder Position getroffen hatten, machten es sich bereits auf dem Rasen gemütlich, während einige Spieler an dem Torschuss von der rechten Seite verzweifelten (mit links oder mit dem rechten Außenrist – Leart Paqarada verbrachte übrigens einige Zeit auf der anderen Seite mit seinem rechten Fuß).

Pressegespräch mit Carlo Boukhalfa

Ebenfalls etwas länger als seine Kollegen beschäftigt, weil der Ball einfach nicht ins Tor wollte, war Carlo Boukhalfa. Das ist dann schon fast untypisch, dass er nicht souverän aus jeder Position einnetzt, denn eigentlich ist er ein Allrounder, wie er im Pressegespräch erzählte.

Im Mittelfeld kann ich mehrere Positionen spielen“ sagte er und betonte, angesprochen auf die Zeit in der letzten Saison bei Jahn Regensburg, wo er sowohl auf der Sechs, aber auch als hängende Spitze und fast allen Positionen dazwischen zum Einsatz kam, dass es ihm egal sei, wo er spiele, solange er sich auf dem Platz befinde. Diese Vielseitigkeit kann Fluch und Segen sein. Denn Vielseitigkeit bedeutet auf der anderen Seite auch, dass es womöglich keine Position gibt, die optimal passt oder auf der er unersetzlich ist. So sagte Boukhalfa auch, dass er in der Jugend „immer ein bisschen rumgeschoben“ wurde auf den Positionen, aber dass diese Vielseitigkeit schon ein Vorteil sein kann.
Die Verantwortlichen beim FCSP hätten ihm in den Gesprächen signalisiert, dass sie ihn eher in der Rolle auf den Achter-Positionen oder sogar noch weiter vorne sehen. Grundsätzlich sei die Acht schon ganz passend, befand Boukhalfa, da er sich dann sowohl in Offensive und Defensive einbringen können.

HASELDORF, GERMANY - JUNE 19: Carlo Boukhalfa (R) of FC St. Pauli celebrate after scoring during the preseason friendly match between Hetlinger MTV and FC St. Pauli at Deichstadion on June 19, 2022 in Haseldorf, Germany.
Carlo Boukhalfa trug sich direkt im ersten Test gleich doppelt in die Torschützenliste ein.
(Cathrin Mueller/Getty Images/via OneFootball)

Ich persönlich muss ehrlich zugeben, dass ich ein wenig Schwierigkeiten habe, mir Carlo Boukhalfa auf der Zehn vorzustellen, lasse mich da aber gerne überzeugen. Umso mehr passt er nach meinem Empfinden aber auf die Acht. Denn seine Fähigkeiten, z.B. das Spiel mit wenigen Kontakten und seine Laufstärke (ausführlicher in seinem Spielerprofil beschrieben) dürften dort am besten zum Tragen kommen. Was ihn auf dieser Position von seinen neuen Team-Kollegen Hartel, Irvine und Metcalfe unterscheidet: Boukhalfa hat in der letzten Saison vier Treffer in der Liga erzielt, wenngleich in offensiverer Position. Trotzdem dürfen sich die Verantwortlichen von ihm etwas mehr Zug zum Tor erwarten, als es letzte Saison auf der Acht beim FCSP der Fall war.

Worauf sich Carlo Boukhalfa aber einstellen muss, ist die vorhandene Konkurrenz. „Die Qualität ist wirklich gut, da muss man sich erstmal dran gewöhnen.„. Worauf er sich noch einstellen muss, sind die Unterschiede der Trainingsgestaltung zwischen Regensburg und St. Pauli. Denn: „Der Fokus ist beim FC St. Pauli ein anderer – mehr Arbeit mit Ball, den Ball laufen lassen. In Regensburg haben wir auch viel gegen den Ball gemacht, wie man anläuft und viele längere Bälle gespielt.“.

Im Gespräch war schon deutlich spürbar, dass Carlo Boukhalfa nicht zum FC St. Pauli gekommen ist, um sich erst einmal hinten anzustellen. Die letzte Saison in Regensburg, zu deren Erfolg er als Stammspieler beitrug, dürfte für Selbstvertrauen gesorgt haben. Um das auch beim FCSP zu werden, gibt es aber noch ein paar Bereiche, in denen sich Boukhalfa nach eigenem Ermessen verbessern kann. Er wolle „ruhiger werden mit dem Ball und in Drucksituationen„. Dabei dürfte eine weitere Eigenschaft helfen, die ihn von Regensburger Seite (auch im Spielerprofil nachzulesen) beschreibt: Carlo Boukhalfa ist ein „lernwilliger Kämpfer“.

Von dieser Eigenschaft war am Montag jedoch eher wenig zu sehen. Weder wurde Boukhalfa mit dem Ball in Drucksituationen gebracht, noch musste er wirklich kämpfen. Wobei, ein bisschen Kampf war doch von Nöten. Allerdings nicht mit seinen Gegenspielern, sondern eher mit seinem eigenen Füßen, die den Ball nicht ins Tor bugsierten bei der Torschuss-Übung. Letztlich ging die Kugel doch noch ins Netz. Der Lohn folgt direkt am Dienstag: Da hat das Team trainingsfrei.
// Tim

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2 thoughts on “Entspannung und Boukhalfa – Montags an der Kollaustraße

  1. Moin Tim!
    Du warst ja auch im letzten Jahr regelmäßig beim Training und kannst daher vielleicht eine gute Einschätzung geben. Kann man den „Verstärkungsgrad“ der Neuzugänge bereits absehen?
    Außerdem: Spieler, die den Ball nicht mindestens einmal mit dem Außenrist beim dem „Torschusstraining“ eingenetzt haben, haben den FCSP nie geliebt

    1. Erinnerst Du dich noch an die Zeit, als wir im Stadion immer laut „aU?ENRIST“ schrien, wenn ein FCSP-Spieler diesen benutzte? Das kam 1-2x pro Saison vor.

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