Vorbericht: SC Freiburg – FC St. Pauli (DFB-Pokal, 2.Runde, 22/23)

Vorbericht: SC Freiburg – FC St. Pauli (DFB-Pokal, 2.Runde, 22/23)

Die zweite Pokalrunde steht an – der FC St. Pauli versucht beim SC Freiburg das Achtelfinale des DFB-Pokals zu erreichen. Das wird gegen eines der Top-Teams der Bundesliga alles andere als ein Spaziergang, aber der FCSP ist nicht chancenlos. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Für die lange Anreise nach Freiburg empfehle ich euch das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Luca mit Patrick vom Spodcast. Darin geht es um sehr viel mehr als „nur“ das Spiel am Mittwoch. Die Entwicklung des SC Freiburg der letzten Jahre wird besprochen und auch Themen, die dort zuletzt nicht so gut gelaufen sind.
Der FC St. Pauli vermeldete, dass rund 2.000 Gästefans im Stadion sein werden. Für ein Spiel unter der Woche am Vorabend eine doch recht beachtliche Zahl.

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Puuuh, die Liste an nicht einsatzbereiten Spielern ist voll wie lange nicht. Fangen wir mit den längerfristigen Themen an und arbeiten uns dann zu den Fragezeichen vor: Christopher Avevor fällt aus und ehe er wieder einsatzfähig für die 2. Bundesliga ist, dürfte die WM vorbei sein. Leider ebenfalls etwas länger, zumindest deutete Timo Schultz das auf der Pressekonferenz an, wird David Nemeth dem Team fehlen. Seine Adduktorenprobleme zwingen ihn zu einer Pause, die von Schultz als „nichts Kurzfristiges“ beschrieben wird.

Damit aber leider nicht genug aus der Innenverteidigung: Jakov Medić hat sich bekanntlich im Derby an der Schulter verletzt. Zwar konnte er nach seiner Verletzung weiterspielen, aber Schultz vermeldete, dass noch weitere Untersuchungen folgen werden und er sicher für das Spiel in Freiburg, womöglich auch für das Spiel am Wochenende in Bielefeld ausfallen wird.

Wer spielt rechts hinten?

Das sind die Ausfälle in der Innenverteidigung. Auch auf der Rechtsverteidiger-Position sieht es leider nicht so gut aus: Manolis Saliakas ist aufgrund seiner (völlig überzogenden) Roten Karte aus dem Spiel gegen den SV Straelen gesperrt. Luca Zander, der als Ersatz fest eingeplant war, hat nach einem Zusammenprall aus dem Derby bisher noch nicht trainieren können. Zwar ging Schultz auf der PK noch davon aus, dass Zander am Training am Dienstag teilnehmen kann, einen Einsatz am Mittwoch schließt er aber eher aus.

Zudem fallen sicher auch Niklas Jessen und Franz Roggow aus, die beide Muskelprobleme haben. Carlo Boukhalfa ist aktuell krank und konnte zu Wochenbeginn nicht trainieren. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz konnte Schultz noch nicht sagen, ob es mit einem Einsatz klappt. Er betonte aber, dass „gesund nicht bedeutet, dass ein Spieler auch einsatzbereit ist.“
So könnten im schlimmsten Fall gleich acht Spieler ausfallen und das auch noch in konzentrierter Weise in der Innen- und Rechtsverteidigung. Die Aufstellung dürfte eine echte Puzzle-Aufgabe werden.

SC Freiburg: Wer kann spielen, wer fehlt?

Die Pressekonferenz des SC Freiburg vor dem Pokalspiel hat bis Dienstagnachmittag noch nicht stattgefunden. Entsprechend orientiere ich mich an der Kadersituation vor dem letzten Ligaspiel. Dort fehlten Innenverteidiger Manuel Gulde und Außen Jonathan Schmid aufgrund von muskulären Problemen. Gleiches gilt für Daniel-Kofi Kyereh, der sich zuvor in die Stammelf gespielt hatte. Er hatte damals Roland Sallai ersetzt, der aufgrund einer Fraktur des Augenbogens bereits längere Zeit ausfällt. Erst seit kurzem ist Lucas Höler wieder dabei, nachdem er sich von einem Mittelfußbruch erholt hat.

Das ist für einen Verein, der aktuell in drei Wettbewerben vertreten ist und seit einiger Zeit eine Englische Woche nach der anderen zu absolvieren hat, eine ziemlich kurze Liste im Lazarett. Bemerkenswert ist, dass der SC Freiburg zuletzt in der Liga fast immer auf die identische Startelf zurückgreifen konnte. Einzig Kyereh musste für das letzte Ligaspiel gegen den FC Bayern (ging 0:5 verloren) ersetzt werden. In den vier Spielen zuvor hatte sich an der Startelf nichts verändert.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY - OCTOBER 06: Daniel-Kofi Kyereh of SC Freiburg celebrates scoring their side's first goal during the UEFA Europa League group G match between Sport-Club Freiburg and FC Nantes at Stadion am Wolfswinkel on October 06, 2022 in Freiburg im Breisgau, Germany.
Daniel-Kofi Kyereh wechselte im Sommer vom FC St. Pauli nach Freiburg. Dort hatte er anfangs Anpassungsprobleme, kämpfte sich in die Stammformation, war zuletzt aber ausgefallen.
(Christian Kaspar-Bartke/Getty Images/via OneFootball)

Was hat Freiburg zu bieten?

Unfassbar erfolgreiche letzte Jahre, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Der SC Freiburg hat die letzte Saison auf dem fantastischen sechsten Platz beendet, stand zwei Spieltage vor Saisonende sogar auf einem Champions League-Platz. Zudem erreichte das Team das Pokalfinale, welches aber gegen RB Leipzig verloren wurde.

Sportlich und finanziell so gut wie nie

Das ist schon eine beeindruckende und kontinuierliche Entwicklung, die da im Breisgau geschehen ist. Im sportlichen Bereich ist vor allem die Konstanz zum Beispiel auf der Trainerposition einer der wichtigsten Faktoren. Mit Christian Streich ist das Team zwischendurch sogar in die zweite Liga abgestiegen (14/15), schaffte aber wieder den Aufstieg und ist nun in der neuen Saison wieder eines der besten Teams der Bundesliga (aktuell Platz drei).

Auch wirtschaftlich hat sich der SC Freiburg in den letzten Jahren ziemlich gut entwickelt. Zur Einweihung des neuen Stadions war ja der FC St. Pauli persönlich zu Gast vor rund einem Jahr. Und SC-Finanzvorstand Oliver Leki präsentierte vor kurzem blendende Zahlen: Der SC Freiburg hat seinen Umsatz steigern und sogar das Eigenkapital erhöhen können und einen kleinen Gewinn erwirtschaftet und ist auch durch die dritte Pandemie-beeinflusste Saison stabil durchgekommen. „Wir sind ein kerngesunder Verein“ sagte Leki dann zuletzt auch bei der Präsentation der Zahlen. Die Entwicklung ist wirklich bemerkenswert: In den letzten fünf Jahren hat sich die Mitglieder-Anzahl von rund 15.000 auf über 45.000 erhöht. Da stört es aktuell auch nur etwas, dass der Hauptsponsor vor einem Rückzug steht.

Das sagt der Experte

Es ist ungewohnt, dass der FC St. Pauli gegen Klubs aus der Bundesliga spielt. Entsprechend schwierig ist für mich die Einschätzung zur Spielweise, da sich mein Fokus auf die 2. Bundesliga richtet. Daher habe ich mir massive Expertise dazugeholt: Sportjournalist Nik Staiger befasst sich seit einiger Zeit intensiv unter anderem mit dem SC Freiburg. Er hat uns ein paar Fragen zur aktuellen Situation beim SC beantwortet.

Moin Nik, der SC Freiburg hat sich in den letzten Jahren Stück für Stück in der Bundesliga weiter nach oben gearbeitet. Wie hat er das geschafft?

Nik Staiger: Konstanz und kluge Arbeit. Das Erfolgsrezept der Freiburger musst du wohl bei Volker Finke, Jochen Saier und Klemens Hartenbach erfragen. Klar ist aber, dass man aus dem Standortvorteil sehr viel macht. Man hat in Freiburg ein ruhiges Umfeld und arbeitet in diesem still und heimlich vor sich hin. Dazu baut man auf Konstanz beim Personal. Die wichtigsten Stellen im Klub sind mit alten Vertrauten besetzt, auf die man selbst in Zeiten von zwischenzeitlichem Misserfolg setzt. Dazu kam die Pandemie dem SC Freiburg entgegen. Man selbst war aufgrund der stetig sinnvollen Arbeit in einem gesunden Zustand, während andere hart getroffen wurden.

Freiburg's German head coach Christian Streich attends the German first division Bundesliga football match between FC Bayern Munich and SC Freiburg in Munich, southern Germany on October 16, 2022.
Christian Streich ist seit inzwischen zehn Jahren Cheftrainer beim SC Freiburg und hat mitgeholfen, dass sich der Club prächtig entwickelt hat.
(Christof Stache/AFP/via OneFootball)

Mit Nico Schlotterbeck hat nur ein einziger Stammspieler den Club vor der Saison verlassen (Matthias Ginter hat ihn ersetzt). Ansonsten konnte der Kader zusammengehalten werden. Ist das der Grund für den starken Saisonstart?

Nik Staiger: Das – und die starken Leistungen der Neuzugänge. Lucas Höler verließ zwar nicht den Verein, doch sein Mittelfußbruch hätte den Sport-Club trotzdem aus der Bahn geworfen, wenn Michael Gregoritsch nicht so stark performen würde. Auch die Augenhöhlenverletzung von Roland Sallai hätte Freiburg deutlich härter getroffen, wenn nicht Ritsu Doan vom ersten Tag an funktioniert hätte. Es ist derzeit eine gute Mischung aus altbekannten Funktionsmustern und neuen Impulsen – dazu vor allem mit hoher individueller Qualität.

Wie bewertest Du die ersten Monate von Daniel-Kofi Kyereh, der vom FC St. Pauli nach Freiburg gewechselt ist?

Nik Staiger: Kofi wechselte mit erheblichen Fitnessmängeln zum Sport-Club. Er kam mit Rückenproblemen, die ihn viele Vorbereitungseinheiten und Testspiele kosteten. Auch in Sachen Fitness generell musste er dann einiges aufholen. Doch auch Kyereh ist zuletzt ein Erfolgsfaktor gewesen. Sallais Verletzung wurde auch von ihm gut aufgefangen. Er ist ein cooler Fußballer und bringt enorm viele Elemente mit, die dem SC Freiburg helfen können. Gleichzeitig muss er aber auch noch an einigen Dingen arbeiten. Er läuft zwar viel, aber nicht immer klug. Derzeit überwiegen aber die positiven Elemente. Oder besser: Sie würden überwiegen. Denn muskuläre Probleme machen ihm zu schaffen. Sechs Startelf-Einsätze in Folge waren wohl doch zu viel für ihn. Womit wir wieder beim Thema Fitness wären…

Abgesehen von der deutlichen Niederlage gegen Bayern München fängt sich der SC Freiburg, ähnlich wie Union Berlin, eher wenige Gegentore. Ist der SCF vor allem defensiv stark?

Nik Staiger: Das Duo aus Philipp Lienhart und Matthias Ginter funktioniert noch besser als die Innenverteidigung der letzten Saison. Dazu hat man mit Killiann Sildillia auf der Rechtsverteidiger-Position ein kleines Juwel ausgegraben beziehungsweise umpositioniert. Doch neben der individuellen Qualität ist es vor allem das Gesamtkonzept, das überzeugt. Gegen den Ball verschiebt der Sport-Club häufig in ein 4-4-2, welches sehr konsequent verteidigt und ein Erfolgskonzept ist. Gewisse Anpassungen müssen je nach Gegner vorgenommen werden – sonst hagelt es Gegentore wie beim FC Bayern. Aber im Grunde ist man gut aufgestellt. Auch weil Mark Flekken im Tor oft zur Stelle ist, wenn es doch mal brennt.

Auf welche Spielweise muss sich der FC St. Pauli einstellen?

Nik Staiger: Freiburg kann mit dem Ball arbeiten und ihn zirkulieren lassen, attackiert aber am liebsten vertikal, schnell und direkt. Ginter und Lienhart können sich hinten raus kombinieren, im nächsten Moment ist aber auch schon ein langer Ball geschlagen – auf Gregoritsch. Denn der neue Freiburger Mittelstürmer ist besonders gut in der Luft. Während Höler vor allem im Festmachen von Bällen stark ist, hat Gregoritsch seine Stärken auch im Weiterleiten hinter die Kette und kann variieren. Dann kommt man mit seinen Offensivspielern super hinter die Kette.

Systematisch agiert Freiburg aus einem 4-2-3-1 heraus, wobei die Außenverteidiger normalerweise sehr hoch stehen. Dadurch lässt sich am ehesten Nicolas Höfler auf die linke Abwehrseite fallen. Seine quasi-Beidfüßigkeit hilft auch beim Freiburger Problem, dass Ginter sowie Lienhart Rechtsfüße sind. Doch Lienhart hat sich in die Rolle auf der linken Seite reingearbeitet und ist mittlerweile auch gut bei Verlagerungen mit links. Das Mittelfeld wird häufig von Vincenzo Grifo ergänzt, der sowieso gerne abkippt und dadurch noch mehr Freiheiten hat. Situativ entsteht dann mal ein 3-2-4-1, wie es schon fast üblich geworden ist (fünf Angreifer ganz vorne).

Im ruhigen Spiel ist vor allem Ritsu Doan eine absolute Waffe, schon seit dem ersten Tag. Dass der „linke Anker“ aus Grifo und Christian Günter nicht mehr ganz so effektiv funktioniert, fängt auch Doan ab. Er kann durch Dribblings das Spiel öffnen und gefährliche Situationen am Strafraum kreieren. Gleichzeitig hat er aber auch genug Tempo für tiefe Läufe hinter die Kette und kann Flanken in den Strafraum bringen. Dieses Gesamtpaket ist für den Sport-Club aktuell sehr wichtig.

Freiburg's Japanese midfielder Ritsu Doan (L) and Dortmund's German midfielder Mahmoud Dahoud vie for the ball during the German first division Bundesliga football match between SC Freiburg and Borussia Dortmund in Freiburg im Breisgau, southwestern Germany on August 12, 2022.
Neuzugang Ritsu Doan (letzte Saison leihweise bei Arminia Bielefeld) kam vor der Saison aus Eindhoven und überzeugt in der Offensive.
(Thomas Kienzle/AFP/via OneFootball)

Der FCSP hatte zuletzt gegen den HSV mit einer Dreierkette Erfolg. Wäre das auch ein Rezept gegen Freiburg? Und wo siehst Du Schwächen des Freiburger Spiels?

Nik Staiger: Ich glaube, dass man die Freiburger derzeit nicht mit Formationen schlägt, sondern nur mit taktischen Ideen. Unter Christian Streich ist der SC so variabel, um jede Formation des Gegners aufzufangen und notfalls asymmetrisch den Gegner gegen den Ball zu spiegeln, aber im eigenen Ballbesitz dann doch wieder das eigene Spiel aufzuziehen. Zuletzt hatte man etwas Probleme, wenn das Mittelfeldzentrum nicht kontrolliert werden konnte. Der FC Bayern kam immer wieder in die Tiefe, weil man mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Leroy Sane einfach immer einen freien Mann im Zentrum generieren konnte, den Höfler und Maximilian Eggestein nicht zustellen konnten. Zudem ist der SC definitiv im Umschalten zu schlagen. Die angestiegene Qualität geht auch mit einem gewissen Selbstverständnis einher, was manchmal zu Lücken nach einem Ballverlust führt.

Und auf welche Spieler gilt es für den FCSP zu achten?

Nik Staiger: Wie bereits erwähnt, ist Ritsu Doan ein sehr wichtiger Spieler beim Sport-Club geworden. Aber eigentlich gibt es diese klaren Problemspieler nicht mehr, weil die Qualität in der Breite zu sehr angestiegen ist. Sollte man Michael Gregoritschs sieben Saisontore am ehesten beachten? Oder Vincenzo Grifos sieben Scorerpunkte (fünf Tore, zwei Assists)? Überläuft einen dann Christian Günter auf links? Oder dribbelt Ritsu Doan zwei Gegenspieler aus und legt für seine Mitspieler auf? Der SC ist sehr variabel. Das beste Mittel, um die Freiburger auszuschalten, ist mannschaftliche Geschlossenheit und eine als Team starke Leistung.

Danke für deine Einschätzung, Nik!

Das sagen die Daten

Fernab von dem sehr reifen Ballbesitz-Spiel, welches Nik ausführlich beschrieben hat, ist der SC Freiburg vor allem über Standards gefährlich. Satte 19 Tore (inkl. Elfmeter sogar 25) hat das Team in der Vorsaison per Standards erzielt – kein anderes Team hat mehr. Und auch in der neuen Saison wurden bereits fünf Tore nach Ecken und Freistößen erzielt, was ebenfalls schon wieder Ligaspitze ist.

Michael Gregoritsch sticht aktuell mit sieben Toren in 15 Pflichtspielen in dieser Saison beim SC Freiburg heraus. Auch die von Nik erwähnte Kopfballstärke von Gregoritsch findet sich in den Daten wieder: Er ist der Spieler mit den meisten erfolgreichen Kopfballduellen der Bundesliga. Diese Stärke macht es für den FC St. Pauli sehr schwierig, wie auch Timo Schultz betont:

„Das Problem ist, wenn man sie unter Druck setzt, dann schlagen sie einen langen Ball auf einen sehr kopfballstarken Spieler. Und wenn man sie in Ruhe lässt, dann finden sie eine spielerische Lösung. Sich da auf einen Faktor zu konzentrieren, hilft uns nicht weiter. Ich habe da schon ein paar Lösungen im Kopf, wie wir uns da aufstellen können, aber so einfach ist es dieses Mal nicht, dass wir uns auf einzelne Spieler fokussieren können.“

Timo Schultz zur Kopfballstärke von Michael Gregoritsch.

Den FC St. Pauli erwartet in jedem Fall ein ziemlich gefestigter Gegner, der seinen Spielstil über die Jahre unter der Leitung von Christian Streich verfeinert hat und dessen Kader sich im Vergleich zur Vorsaison vielleicht sogar noch ein wenig verbessert hat. Es wird sicher eine ganz schwere Aufgabe für den FCSP.

Mögliche Aufstellung

Sicher ist eigentlich, dass Kapitän Christian Günter spielen wird. Der Linksverteidiger stand seit Februar 2019(!) immer in der Startelf und seit Juni 2020 hat er nicht eine einzige (!!!) Spielminute in allen Wettbewerben verpasst. Wahnsinn.
Doch um eine Idee davon zu haben, wie sich der SC Freiburg personell aufstellen könnte, müsste klar sein, welche Bedeutung dieses Spiel für das Team hat und wie der Gegner eingeschätzt wird. Letzte Woche ging es gegen Nantes in der Europa League und da wurde auf fünf Positionen rotiert. Ähnliches könnte auch gegen den FC St. Pauli wieder anstehen, was eine Prognose ziemlich schwer macht.

Allerdings handelt es sich beim Pokal um K.O.-Spiele. Fehler sind nach einem Spiel nicht korrigierbar. Eine Rotation könnte, Kaderqualität hin oder her, heftige Konsequenzen haben. Ich gehe daher davon aus, dass der SC Freiburg mit der bestmöglichen Elf gegen den FC St. Pauli antreten wird. Auch deshalb, da genau diese Elf nach der 0:5-Niederlage gegen die Bayern sicher etwas gutzumachen hat.

Erwartete Aufstellung beim DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Freiburg und dem FC St. Pauli
Erwartete Aufstellung beim DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Freiburg und dem FC St. Pauli.

Auch die Aufstellung des FC St. Pauli ist schwer vorhersagbar. Vor allem auf der Rechtsverteidiger-Position gibt es ein dickes Fragezeichen. Eigentlich kommen da nur Jannes Wieckhoff und Marcel Beifus in Frage. Denn alle anderen fehlen (Saliakas, Zander) oder müssen anderweitig ran (Dźwigała) Und es muss auch erst einmal geklärt werden, mit welcher Formation der FC St. Pauli in Freiburg antreten möchte.
Denn der Sport-Club spielt mit hohen Außenverteidigern und grundsätzlich einer recht ähnlichen Überladung auf den offensiven Außen, wie der HSV. Da wäre es doch angebracht erneut mit einem 5-3-2 anzutreten, oder Timo?

„Ist natürlich eine Überlegung wert. Ich glaube gegen den HSV hat es gut geklappt. Ich finde aber, dass wir gegen hohe Außenverteidiger auch mit unserer Viererkette gut agiert haben. Ehrlich gesagt schaue ich aktuell aber erstmal auf unser Personal.“

Timo Schultz zur Frage, ob sein Team wieder im 5-3-2 auflaufen könnte.

Ich bin sicher, dass der FC St. Pauli in einem 5-3-2 angetreten wäre, wenn sich an der Personalsituation nichts im Vergleich zum Derby verändert hätte. Aber ohne Zander und Medić sieht die Lage anders aus. Betim Fazliji dürfte Medić in der Innenverteidigung ersetzen. Ich vermute, dass Beifus als Rechtsverteidiger starten wird, wenn das Team mit einer Viererkette antritt und mit Wieckhoff, wenn es ein 5-3-2 wird. Das ergibt auch Sinn, da Wieckhoff mit seinem Tempo die Rolle als Schienenspieler gut ausfüllen könnte. Beide sind in dieser Saison bisher nur in der U23 zum Einsatz gekommen (Wieckhoff immer als Rechts-, Beifus immer als Innenverteidiger).

Unklarheit hinten und vorne

Weitere Veränderungen in der Startelf könnte ich mir ganz vorne und ganz hinten vorstellen: Lukas Daschner und David Otto haben nach ihren Einwechslungen im Derby einen sehr guten Eindruck hinterlassen, wie auch Schultz auf der PK noch einmal hervorhob. Sie sind potenzielle Kandidaten, um Amenyido und Matanović zu ersetzen. Ich tippe darauf, dass Otto das auch tun wird.

Denkbar wäre auch, dass es zu einem Bruder-Duell zwischen Maximilian und Johannes Eggestein kommt. Aber der eine könnte der Rotation zum Opfer fallen und der andere ist gerade kein Stammspieler, auch wenn Schultz betont, dass Johannes Eggestein sein „körperliches Tief“ überwunden zu haben scheint.
Zur Besetzung der Torwartposition wollte sich Timo Schultz auf der Pressekonferenz nicht so wirklich äußern. Dies werde er zuerst mit den Torhütern besprechen. Ein Wechsel ist damit alles andere als ausgeschlossen.

Deutschland, Duisburg, 30.07.2022 - David Otto (FC St. Pauli) feiert zusammen mit Marcel Hartel seinen Treffer im DFB-Pokalspiel gegen den SV Straelen. (c) Peter Boehmer
David Otto erzielte in der ersten DFB-Pokalrunde sein Premieren-Treffer für den FC St. Pauli und traf zuletzt nach Einwechslung gegen den HSV.
(c) Peter Boehmer

Geliebte Rolle: Außenseiter

Ganz klar, der FC St. Pauli ist Außenseiter, spielt auswärts (seit Februar diesen Jahres nicht mehr gewonnen) und bei einem Top-Team aus der Bundesliga. Auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann, dass das Team von Timo Schultz Chancen hat, so finde ich persönlich, dass die letzten Ergebnisse nicht sonderlich hilfreich waren. Denn beim FCSP könnte das Wort „Druckabfall“ nach dem Derby eine Rolle spielen, bei den Breisgauern eher „Druckaufbau“ nach der deutlichen Niederlage gegen die Bayern.

Allerdings hat der FC St. Pauli immer wieder gezeigt, dass er besonders gegen spielstarke und vermeintlich qualitativ bessere Teams bestehen und dort seine eigenen Stärken besser ins Spiel bringen kann. Und nach den letzten Wochen mit enormer Unsicherheit aufgrund fehlender Erfolgserlebnisse, könnte der Derbysieg vielleicht eine Art Wendepunkt dargestellt haben. Ich hab jedenfalls große Lust auf einen tollen Pokalabend!

Forza!
// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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2 thoughts on “Vorbericht: SC Freiburg – FC St. Pauli (DFB-Pokal, 2.Runde, 22/23)

  1. Jo, auf den tollen Pokalabend hoffe ich auch!
    Vor unserem Verletzungspech hatte ich uns noch Chancen aufgrund der letztwöchentlichen Doppelbelastung Freiburgs ausgemalt, zumal sie noch das Sonntagsspiel bei den Bayern in den Knochen spüren dürften.
    Mit unserer doch ansehnlichen Zahl an Verletzten gerade in der Innenverteidigung sieht’s leider nicht mehr ganz so rosig aus.
    Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…

    Gutes Spiel morgen!

  2. Moin, ich gehe mal davon aus, dass wir am 19.10.um 19.10 Uhr das 0:1 machen und das Ding über die Linie schaukeln. Trinke dann zur Freude 1,910 l Astra drauf, freue mich geschätzte 1910 Stunden auf die nächste Runde. Beim Tor von Marcel Hartel (10) halten alle Einwechselspieler das Trikot mit der 19 von L.Thunder für beste Genesungswünsche hoch und dann läuft der Hase….Übrigens: Marcel Hartel stellt heute einen Rekord auf, denn er läuft unglaubliche 19,10km….So denn, einen schönen Pokalabend…Forza

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