FC St. Pauli – SpVgg Greuther Fürth 2:1 – die glückliche Sieben

FC St. Pauli – SpVgg Greuther Fürth 2:1 – die glückliche Sieben

Der FC St. Pauli gewinnt auch die siebte Partie in Folge. Beim 2:1-Erfolg gegen die SpVgg Greuther Fürth tat sich der FCSP zunächst schwer, doch ein Platzverweis spielte ihm enorm in die Karten.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Die Aufstellung

Wie erwartet gab es keinerlei Veränderungen in der Startelf und der Formation des FC St. Pauli. Cheftrainer Fabian Hürzeler vertraute damit zum wiederholten Mal auf die gleichen elf Spieler, die sich aufgrund von sechs Siegen in Serie auch einiges an Kredit erspielt haben.

Auf Seiten der Fürther gab es drei Veränderungen in der Startelf, die auch alle mehr oder weniger im Vorbericht diskutiert wurden und so von Michael Fischer im „Vor dem Spiel“-Gespräch vorausgesagt wurden: Auf den Außenbahnen kamen Simon Asta und Marco John für Itter und Meyerhöfer in die Startelf. In der Offensive kam Winter-Neuzugang Lukas Petkov zu seinem Startelfdebüt, Armindo Sieb blieb auf der Bank.

Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen die SpVgg Greuther Fürth

Fokus Hrgota

Zwar wurde bereits an vielen Stellen sehr viel darüber geschrieben, aber manchmal kommen solche Sachen erst dann im Kopf an, wenn man sie live sieht. Beim Spiel gegen Fürth wurde mir entsprechend gewahr, wie zentral Branimir Hrgota für das Spiel des Teams von Alexander Zorniger ist. Quasi jede Offensivaktion des Teams lief über ihn. Er ist damit ein klassischer Fixpunkt, auf den sich auch die gegnerischen Teams einstellen müssen.

Wie zentral die Rolle von Hrgota ist, durften die Spieler des FC St. Pauli dann auch während des Spiels lernen (gesagt wurde es ihnen vorher ganz sicher). Immer wieder wich der inzwischen 30-jährige auf die Seiten oder in die Halbräume aus. Immer wieder musste der FCSP reagieren. Und zwar meist mit mehreren Spielern. Hrgota wurde oft gedoppelt, wenn das denn reichte.

Ganze fünf Gegenspieler waren es vor dem 0:1, die Hrgota dann doch eher wie Slalomstangen umkurvte und sich nicht vom Ball trennen ließ. Wirklich Raum gewann er bei seinem Dribbling nicht, aber die FCSP-Spieler wurden von seinem Tänzchen fast magisch angezogen, wie Fliegen von Campingleuchten in warmen Sommernächten. Die Folge: Unordnung und nur noch drei FCSP-Spieler gegen die vier anderen Fürther Spieler im Strafraum, die Fürth für die Führung in der sechsten Minute nutzen konnte.

Aufbau FCSP: Fürth findet Antworten

Der FC St. Pauli zeigte in seinem Aufbauspiel die bereits bekannten Elemente: Dapo Afolayan und Connor Metcalfe zogen sehr breit, Marcel Hartel schob vor auf Höhe von Lukas Daschner und Eric Smith begab sich in den Sechserraum und dort befand sich auch relativ oft Leart Paqarada.
Dieses Positionsspiel sollte also erneut der Schlüssel zum Erfolg sein. Allerdings hatte Hürzeler auch schon vor dem Spiel davon berichtet, dass die Fürther für dieses flache Aufbauspiel eine große Herausforderung sein werden. Denn das Team setzt den Gegner üblicherweise sehr hoch und sehr intensiv unter Druck. Das gelang auch gegen den FCSP.

Kein kontrolliertes Durchkommen

Über die gesamte Spielzeit hatte der FC St. Pauli Probleme sich organisiert bis ins letzte Drittel vor zu spielen. Die SpVgg Greuther Fürth wollte Chaos auf dem Platz gegen den Ball erzeugen und der FCSP hatte dafür dieses Mal nicht die richtigen Lösungen parat. Dieses Spiel war sicher die bisher größte Aufgabe, der sich Hürzeler mit seinem Team in der Offensive stellen musste. Dabei zeigte sich zwar, dass da noch Luft nach oben ist. Aber es zeigte sich eben auch, dass Fürth unter Zorniger zu den wohl unangenehmsten Gegnern in der 2. Bundesliga gehört. Auch Fabian Hürzeler fand nach Abpfiff recht deutliche Worte für das eigene Spiel:

„Wir wussten, wie sie uns pressen wollen und dass sie versuchen Hektik reinzubringen. Wir haben das ein bisschen zu leicht genommen, haben zu kompliziert gespielt, haben nicht einfach genug Fußball gespielt, waren nicht in den Positionierungen, wie wir das eigentlich vorgehabt haben. Da haben wir in die Karten von Fürth gespielt.“

Fabian Hürzeler zu den Problemen seines Teams im Spielaufbau

Dabei gab es durchaus Momente in der ersten Halbzeit, in denen der offensive Plan des FC St. Pauli hätte aufgehen können. Besonders die hohe Positionierung von Marcel Hartel sorgte ab und an für Abstimmungsprobleme bei Fürth. Mal war es Max Christiansen, der mit in die Kette fiel, mal Simon Asta, der dann eben nicht auf Paqarada raufschob. So ergaben sich Räume vor der Fürther Kette und auch immer dann, wenn der FCSP in die Verlagerung kommen konnte. Beides wurde aber zu selten genutzt, weil es Fürth nahezu die gesamte Spielzeit über gelang Balldruck zu erzeugen.

Hamburg, Deutschland, 11.03.2023 - Manolis Saliakas (FC St. Pauli) trifft zum 1:1 gegen die SpVgg Greuther Fuerth - Copyright: Peter Boehmer
Zunge raus, ich muss ein Tor erzielen – Manolis Saliakas nimmt Maß und trifft zum 1:1-Ausgleich
(c) Peter Boehmer

Fürther Aufbau: John auf Abwegen

Das Aufbauspiel der SpVgg Greuther Fürth war ebenfalls von einem durchaus interessanten Positionsspiel geprägt, welches aber, im Gegensatz zu dem des FCSP, neu war. Bei Fürther Ballbesitz bewegte sich der linke Schienenspieler Marco John konsequent in den offensiven Halbraum (übrigens, falls ihr die Pressekonferenz schaut: Er hat rund ein Dutzend Spiele als Zehner in der U19 gemacht. My bad, Mr. Zorniger ;)). Dadurch bildete sich im Aufbau mehr oder weniger eine Viererkette. Zorniger erklärte nach dem Spiel dazu:

„Ich denke wir haben St. Pauli auch mit dem Ball vor große Probleme gestellt, in der ersten Halbzeit. Auch deshalb, weil wir im zentralen Bereich immer ein Mann mehr waren. Wir wollten mit dem Ball auf ein 4-2-2-2 switchen und mit Hrgota, der ständig die Laufwege ins Mittelfeld macht, eine Überzahl kreieren. Das hat sehr gut funktioniert.“

Fürth-Trainer Zorniger zum Positionsspiel seines Teams

Der FC St. Pauli agierte etwas verändert gegen den Ball, als zum Beispiel zuletzt gegen den SC Paderborn. Dort war eines der Probleme des Teams, dass sie Räume im Zehnerraum gaben, weil die Dreierkette den Zwischenraum nicht schließen konnte, der größer wurde, je mehr Druck das Duo Irvine/Hartel auf das Aufbauspiel des SCP erzeugte.
Gegen Fürth schob nun nur noch Hartel gegen den Ball hoch und presste die letzte Kette der Fürther. Jackson Irvine sicherte stattdessen den Zehnerraum und hatte dort mit Hrgota, John und Petkov auch nicht zu wenig Arbeit zu verrichten.

Spielentscheidener Platzverweis

Entsprechend der Probleme im eigenen Aufbauspiel und auch, wenngleich das nicht ganz so dramatisch war, den erfolgreichen Fürther Offensivaktionen, war das 1:1 zur Halbzeitpause aus Sicht des FC St. Pauli etwas glücklich.
Glücklich war dann aus FCSP-Sicht auch der Fehler von Gideon Jung im Aufbauspiel (an dem Zorniger auf der Pressekonferenz nach dem Spiel übrigens kein einziges gutes Haar ließ). Lukas Daschner störte den ehemaligen HSV-Profi, wurde angeschossen und wäre anschließend frei durch gewesen, wenn Jung ihn nicht regelwidrig daran gehindert hätte. Der Platzverweis war die richtige Entscheidung und letztlich auch spielentscheidend.

Ein spielentscheidener Faktor: Gideon Jung sieht die Rote Karte
(Nordphoto/imago images/via OneFootball)

Fürth bleibt Fürth

Die SpVgg Greuther Fürth reagierte auf den Platzverweis mit der Einwechslung von Innenverteidiger Damian Michalski. Er kam für Offensivkraft Lukas Petkov, sodass die Fünferkette weiterhin Bestand hatte. Vorne waren Ache und Hrgota nun zwar mehr oder weniger alleine, allerdings schob John bei den spärlich vorhandenen Ballbesitzphasen weiterhin vor und es bildete sich dort eine Dreierreihe.

Defensiv zog sich Fürth nun extrem zusammen. Bei Ballbesitz FCSP erwarteten die Gäste ihre Gegenspieler rund fünf Meter hinter der Mittellinie in einem 5-3-1. Bemerkenswert war dabei, wie dicht die Fürther Spieler zusammenschoben. Denn zwischen der einzigen Spitze, Hrgota, und der Fünferkette lagen zumeist keine zehn Meter Abstand.

Keine Tiefe, dafür Spielkontrolle

Das Fürther Defensivverhalten hatte in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit Erfolg. Denn dem FC St. Pauli gelang es nicht, die Tiefe zu bespielen. Wenn ein Gegner durch eine hohe letzte Linie Kompaktheit erlangen will, dann kann diese zwar nicht in den Zwischenräumen geknackt werden, wohl aber dahinter. Dazu braucht es aber Spieler, die die Tiefe attackieren, also mit Tempo zum gegnerischen Tor ziehen, sodass die kompakte gegnerische Formation einfach überspielt werden kann.

Von diesen tiefen Läufen gab es insgesamt zu wenige, um zu vielen Toraktionen zu kommen. Das lag gar nicht zwingend an der fehlenden Bereitschaft, Afolayan und Daschner waren immer „drauf und dran“ zu starten. Aber es wurden nur selten die Pässe gespielt, die es dafür gebraucht hätte. Hürzeler erklärte nach dem Spiel, dass sein Team unbedingt die Ballkontrolle halten wollte, auch aufgrund der Fürther Stärke in Umschaltmomenten: „Wenn wir jeden Ball tief spielen und versuchen hinter die Kette zu kommen, dann wird es ein Ping-Pong-Spiel.“

Es wäre spannend gewesen zu sehen, ab welchem Zeitpunkt der Partie der FC St. Pauli mehr Risiko in Form von tiefen Bällen gegangen wäre. Das mussten sie letztlich aber gar nicht, denn Dapo Afolayan sorgte mit einer ganz feinen Volleyabnahme, bei der die Fürther Hintermannschaft einen kollektiven Aussetzer hatte (auch darüber tat Zorniger nach dem Spiel seinen Unmut kund), für die 2:1-Führung. Afolayan war auch schon beim Ausgleich massiv involviert, gewann den Ball und chippte ihn später mit dem Außenrist gekonnt zu Irvine. Somit machte er in diesem Spiel den Unterschied und es wird immer deutlicher was für ein Hammertransfer dem FCSP gelungen ist.

Hamburg, Deutschland, 11.03.2023 - Oladapo Afolayan (FC St. Pauli) feiert seinen Treffer zum 2:1 gegen die SpVgg Greuther Fuerth - Copyright: Peter Boehmer
Schau mir in die Augen, Dapo! Jubel über das 2:1 beim FC St. Pauli
(c) Peter Boehmer

Die Spielvereinigung reagierte auf den Rückstand und brachte Julian Green für Haddadi, stellte auf ein 4-3-2 um und lief fortan den FCSP wieder sehr viel konsequenter an. Daraus ergaben sich zwar theoretisch enorme Räume für den FC St. Pauli, aber diese konnten nicht genutzt werden. Warum? Hürzeler: „Fürth hat auch mit einem Mann weniger sehr gut und intensiv verteidigt. Das war eine Intensität, die wir bisher in den Spielen so noch nicht gegen uns hatten.“
Allerdings muss sich der FC St. Pauli auch ein wenig den Vorwurf gefallen lassen, dass sie auch in der zweiten Halbzeit eher die komplizierten Varianten in der Offensive wählten und viele Situationen, wenn sie denn mal ins letzte Drittel vorgedrungen waren, nicht gut ausspielten.

Seven in a row!

So war es also wieder der „Verwaltungs-Modus“, der für den Erfolg herhalten musste. Eine dicke Chance ließ der FC St. Pauli in der zweiten Halbzeit zu, nach eigenem Ballverlust. Ansonsten stand die Defensive erneut sehr stabil und Stück für Stück wird deutlich, dass sich der FCSP zu einer der besten Defensiven der gesamten Liga entwickelt und man sich darauf auch verlassen kann.

Sieben Siege in Folge. Das ist alles fast nicht mehr greifbar. Dieser siebte Erfolg in Serie dürfte aber der schwerste und vielleicht auch glücklichste gewesen sein. Denn offensiv tat sich das Team schwer und Fürth hatte mit elf Spielern auf dem Platz auch einige Lösungen gegen die FCSP-Defensive gezeigt.
Trotzdem: Wie das Team nach dem vermeintlichen 0:2 kurz am Mittelkreis zusammenfand und sich motivierte nach dem doch sehr ernüchterndem Start und trotz all der Schwierigkeiten dieses Spiel drehen konnte, zeigt, dass da auf dem Platz ein Team steht, welches sich nicht so leicht umwerfen lässt. Ein Ende der Serie ist daher nicht absehbar! Forza!

Immer weiter vor!
// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

19 thoughts on “FC St. Pauli – SpVgg Greuther Fürth 2:1 – die glückliche Sieben

  1. Moin,
    ich fand die rote Karte fast ein bisschen schade, weil ich gerne gesehen hätte, wie unser Trainer in der Halbzeit reagiert. Ob ihm etwas eingefallen wäre gegen die Fürther Taktik.

  2. Seien wir ehrlich,zur Zeit fliegen uns die gebratenen Tauben in den Mund…
    Im übrigen finde ich das Paqua seine übertrieben technischen Spielerein(tunnelein ,unnötige zu kurze Außenrisspässe) uns unnötig in Gefahr bringen,einfach spielen und Flanken verhindern wäre besser.Da muß auch Mal eine klare Ansage vom Trainer kommen.

  3. Bei allem Respekt vor dem Erfolg, wird für mich immer deutlicher, dass der Wechsel von Schultz zu Hürzeler mit einem grundsätzlichen Wechsel des Spielstils einhergeht. Und was soll ich sagen: Der neue Stil langweilt mich. Der Schultz-Fußball hatte einen hohen Spaß- und Identifikationsfaktor, Hürzeler steht für mich für einen erfolgreichen Chelsea-Fußball, den selbst deren Fans gehasst haben.

    1. Verstehe ich das jetzt richtig? Du hast lieber einen hohen Spaß- und Identitätsfaktor, auch wenn der uns ans Tabellenende bringt, anstatt mit vernünftigen Fußball Punkte zu holen? Und du fandst das Spiel gestern langweilig?

      1. Der Schultz-Fussball mit hohem Spaß- und Identitätsfaktor hat uns schon einmal nahe an den Aufstieg gebracht. Das war der „vernünftigste“ Fussball, den ich hier in 30 Jahren gesehen habe. Mit den Nachverpflichtungen jetzt nach der verkorksten Transferperiode im Sommer sähe es auch unter Schultz jetzt deutlich besser aus, mit mehr Spaß. Und es gäbe die Chance, in diese Richtung weiterzuarbeiten.

        Mit der Entscheidung gegen Schultz und pro Hürzeler ist klar, dass diese Chance nie wieder kommt. Und ja, wenn du es dahingehend zuspitzen willst, hätte ich lieber weiter am Tabellenende Spaß und würde mich mit Mannschaft und Fussball identifizieren können, als mit einem langweiligen Erfolgsfussball Punkte en masse zu holen.

        Und nein, gestern war nicht langweilig. Das lag aber im Wesentlichen am Auftritt von Fürth, der hart Spaß gemacht hat.

        1. Ich sehe es vor mir: In drei Jahren stemmt Jackson den CL-Pott in irgendeinen europäischen Nachthimmel. In der einen Kurve des Stadions purzeln alle St. Pauli-Fans durcheinander… alle bis auf einen, der diesen Erfolgsfußball Chelsea-Style hasst und sich zurücksehnt in die 2. Liga, wo wenigstens Greuther Fürth einen schicken Ball spielt.

    2. Das finde ich einen sehr interessanten Punkt. Mir kommt der Support bei den Heimspielen aktuell erstaunlich verhalten vor verglichen mit der sportlichen Erfolgsserie. Ich habe mich gestern gefragt, woran es liegt und komme auch zum Schluss, dass es stark an der Taktik, Spiel-Dynamik etc. der Mannschaft liegt (Tim erklärt das alles Tausend Mal besser als ich es je könnte).
      Auch wenn mir persönlich der sportliche Erfolg am Ende wichtiger ist, vermisse ich schon die Stimmung, wie sie z.B. beim letzten Derby herrschte.
      Wie sehen es denn die anderen?

    3. Erfolg sättigt. Für den Underdog ist der Jubel doch immer größer. Inzwischen redet das Stadion ja nur noch über den Rückstand auf den Relegationsplatz und wieviel Punkte wir haben werden, wenn wir alle Spiele der Rückrunde gewonnen haben. Ein Sieg gegen den Tabellenelften löst da keine große Euphorie mehr aus – das ist übrigens eine der größten Herausforderungen, die ich für Hürzeler in den kommenden Wochen sehe: Den Hunger in der Mannschaft zu halten. Die ersten zwanzig Minuten gegen Fürth, wo die Aufgabe zu leicht genommen wurde und die zunehmenden Hackentricks von Paqarada sind erste Warnsignale. Entsprechend schwer werden die nächsten beiden Spiele für den Kopf, wenn es gegen den Vorletzten und Letzten der Tabelle geht.

    4. Nun ja die Aufgabe eines Trainers ist es immer aus dem vorhandenen Kader das Beste rauszuholen und nicht unbedingt Hurra Fußball zu spielen. Wenn beides zusammen funktioniert ist es natürlich großartig. Was hat uns dieser tatsächlich sehr schöne Fußball unterm strich gebracht? Nichts. Ja wir haben kurz mal die Möglichkeit des Aufstiegs vor uns gehabt, aber nachdem alle anderen irgendwie wussten wie wir spielen, ist da nichts mehr gekommen. Wir haben weiterhin unseren Stiefel runtergespielt und hörten nach jedem Spiel, wir waren die bessere Mannschaft, haben uns aber nicht belohnt. Und genau das macht die Mannschaft jetzt – sie belohnt sich. Wenn mir klar ist, dass ich in einem Spiel nicht 4 Tore schieße – und das haben wir gesehen, dann ist es halt meine Aufgabe die Führung zu verteidigen und nicht auf das nächste Tor zu gehen, um dann noch eines zu fangen und mit einem oder null Punkte dazustehen. Und Spektakel ist ja auch immer relativ. Alleine unsere beiden Tore in Paderborn waren feinster Fußball. Und insgesamt sind viele unserer Tore kein Zufallsprodukt, sondern topp rausgespielt. Derzeit hat das Team es geschafft die Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. Genau das was im letzten Jahr gefehlt hat. Nach der Hinrunde waren wir Punktgleich mit dem Tabellenvorletzten, nach den jetzt 7 Spielen sind wir 16 Punkte davon entfernt. Wir waren 17 Punkte von Platz 3 entfernt jetzt noch 9 und ganz ehrlich hätte die Mannschaft diese Balance etwas früher gefunden, wären wir noch weiter oben. Es ist derzeit nicht unbedingt ein Feuerwerk aber Fußballtaktisch schon sehr groß. Und zuletzt ich kann mich mit dem Team sehr gut identifizieren.

  4. Aus meiner Sicht sind von den sieben Spielen mehr als die Hälfte doch recht glücklich gewonnen.
    Ich kann auch Tims Begeisterung für die Defensive nicht so ganz mitgehen, mir stehen da viel zu oft elf unserer Spieler im Strafraum und hauen die Bälle vogelwild durch die Gegend weil vorne die Anspielstation fehlt.
    Klar, der Gegner hat es immer schwer (so wie wir andersherum auch) in dem Gewusel ein Tor zu machen aber souverän ist anders und die letzten 10-15 Minuten der meisten Spiele in der Rückrunde war ich schwer am schwitzen ob wir das Ergebnis über die Zeit bringen.
    Diese elf Mann Verteidigung ist für mich die auffälligste Neuerung im Vergleich zur Hinserie und ja, unattraktiv und oft glücklich.
    Ich würde mir auch wünschen, dass unsere schnellen Leute vorne klarer, zielgerichteter und mit hohem Tempo den Gegner schwindelig spielen wie wir’s unter Schulle phasenweise sehen konnten. Aber der Erfolg/das Spielglück gibt dem Trainer (leider) recht.
    So what, im Moment funktioniert’s und mal ehrlich:
    Es gibt doch wohl kaum jemanden unter uns Fans der/die nicht hofft, dass wir demnächst oben mitspielen.
    Und sollten wir’s am Ende tatsächlich schaffen redet über das Wie kein Mensch mehr…🤷🏻‍♂️

  5. „Afolayan war auch schon beim Ausgleich massiv involviert, gewann den Ball und chippte ihn später mit dem Außenrist gekonnt zu Irvine. Somit machte er in diesem Spiel den Unterschied und es wird immer deutlicher was für ein Hammertransfer dem FCSP gelungen ist.“

    Mir macht es auch Spaß, den Jungen spielen zu sehen und grundsätzlich halte ich seine Verpflichtung auch für einen starken Transfer.
    Aber im Hinblick auf das Spiel gestern muss ich dir massiv widersprechen: Für mich war es sein schwächster Auftritt in unserem Trikot bis dato. Ja, er war gedankenschnell und hat sein, über die bisherigen Spiele gesehen, verdientes Tor geschossen. Ja, er hat auch die Vor-Vorvorlage gegeben (ein Ball, der allerdings keineswegs so besonders war). Das waren übrigens auch seine einzigen beiden positiven Momenten im gesamten Spiel. So hatte er m.M.n. auch großen Anteil an der Misere in Halbzeit 1. Denn es war ja nicht nur so, dass die Mannschaft positionell keinen Zugriff auf ihre Gegenspieler hatte (mit schönen Gruß an das Trainerteam – Hausaufgaben machen!), sondern so mancher Akteur hat seine Duelle auch schlichtweg nicht gewonnen. Ganz vorne dabei: Afoyalan. 0 % Zweikampfquote in HZ 1, dazu eine unterirdische Paßstatistik (ich glaube, 60,7 % bei fast nur Kurzpässen) plus einige unprovozierte Ballverluste. Kurz: grausam.

    Übrigens gilt dies für seinen Konterpart Metcalfe ebenso (der war nur im Paßspiel etwas stabiler) und auch Smith hat in HZ 1 nur 2 seiner 11 Duelle gewinnen können (Daten nach Kicker/Opta). Ich denke, die Zahlen erklären ganz gut, warum weder Hrgota, vor allem aber weder Asta noch John wirklich zu stoppen waren. Unsere „Schienenspieler“ waren auf ihrer Seite viel zu oft damit beschäftigt, den Laden alleine zusammen zu halten, weil es Metcalfe / Afoyalan nie gelang, den Fürther Angriffsdruck vorher aufzufangen. Dazu kamen dann noch die Leichtsinnsprobleme Paqaradas und die ebenfalls nur partiell erfolgreiche Abwehrarbeit Saliakas’… Fürth hat die zweiten Bälle gewonnen und auf den Außenbahnen Katz-und-Maus mit unseren Jungs gespielt.
    Offensiv merkte man die schwache Leistung Afoyalans und Metcalfes (bei letzterem nicht zum ersten Mal in diesen Wochen) ebenfalls, weil deren Bewegungen in die Halbräume an sich zentral für unser Aufbauspiel ist. Da beide aber komplett aus dem Spiel genommen wurden, ging von unserer Offensive nur ein laues Lüftchen aus. Ich weiß gar nicht, ob wir in dieser oder der letzten Saison schon einmal ein Heimspiel hatten, in der wir nur drei Torschüsse zustande gebracht haben (alle von Saliakas, nebenbei bemerkt) – mit Ausnahme des Tores selbst waren wir wirklich vollständig ungefährlich. Klar, Fürth hatte auch nur vier, mit dem Abseitstor fünf, Abschlüsse, davon waren aber immerhin drei Hochkaräter.
    Alles in allem für mich das schwächste Heimspiel der Saison, bei dem ich mich überhaupt nicht entscheiden kann, ob es daran liegt, dass Hürzeler mal so richtig gründlich ausgecoacht worden ist, oder an der schwachen Performance diverserer Akteure… wahrscheinlich an beidem.

    P.S.
    Was die „Spielstil“-Diskussion angeht: Mir ging gen Ende des Spieles, als absehbar war, dass wir zum siebten Mal in Folge gewinnen würden, unwillkürlich ein Gedanke durch den Kopf. „Oh ha, ich glaube, Hürzeler wird nicht allzu lange Trainer bei uns sein!“ Warum? Weil wir, so wie die Mannschaft gerade auftritt, sicherlich auch mal einige Spiele in Folge verlieren werden. Und die werden sich so richtig desaströs anfühlen. Mal gucken, wie lange sich das Göttlich dann anschauen mag, ohne unruhig zu werden.

    1. In Sachen Metcalfe gebe ich dir Recht, auch, dass der Auftritt von Afolayan der bisher schwächste war. Allerdings machte er in zwei Situationen den Unterschied. Die Vor-Vorlage war ziemlich ansehnlich: Er gewinnt den Ball selbst und legt ihn später sehr artistisch rüber – das finde ich schon technisch anspruchsvoll. Und vielleicht definiert das auch einen Unterschiedsspieler, der einfach auch mal in Spielen, in denen wenig gelingt, in solchen Situationen dann da ist. Das ist Kyereh-like. Aber klar, da geht noch viel mehr.

  6. fußball ist ergebnissport. und im gegensatz zur hinrunde stimmen momentan die ergebnisse und das schlägt sich auch in der tabelle nieder. und wenn ich die diskussion hier lese, welche sich mit unserem spielstil beschäftigt, dann empfinde ich das schon fast als meckern auf (sehr) hohem niveau. klar, wir spielen die gegner nich an die wand. wie auch, bei dieser ausgeglichenen zweiten liga, wo stets betont wird, daß jeder jeden schlagen kann?
    ich habe an anderer stelle schon betont, daß ich, wie andere auch, der meinung bin, daß es in der hinrunde an kleinigkeiten lag. leider konnte schulle diese kleinigkeiten nich finden und beseitigen. auffallend bei schulle war schon in der rückrunde der letzten saison, daß sich die gegner auf unsere art fußball zu spielen eingestellt hatten und uns so immer öfter den schneid abkauften. schulle fand darauf leider keine wirkungsvolle antwort. die frage bleibt, ob es schulle mit den neuen spielern geschafft hätte. mir kam seine art fußball spielen zu lassen zuletzt eher zu unflexibel vor. denn wenn man merkte, die gegner sind auf uns gut eingestellt, konnten wir nich umstellen oder eine eigene antwort darauf finden. dementsprechend ging es trotz ansprechenden fußballs sukzessive in der tabelle nach unten, obwohl unser spiel recht ansehnlich war.
    man könnte heute sagen: der erfolg heiligt die mittel. unser spiel ist zwar scheinbar weniger attraktiv anzuschauen, aber wir holen punkte. und es ist ja nich so, daß wir uns nur hinten reinstellen und warten, was der gegner macht. im gegenteil. die gegner sind nun vor uns gewarnt und werden selbst vorsichtiger. rehagel nannte dieses spiel mal, glaube ich, kontrollierte offensive. und wir haben gezeigt, daß wir mittlerweile sowohl konter zuende spielen können, als auch rückstände aufholen und ergebnisse drehen. ergebnisse haben wir in der hinrunde nich drehen können… mein eindruck ist, daß wir nun, im gegensatz zu letztem kalenderjahr, taktisch weitaus flexibler aufspielen und somit von den gegnern wesentlich schwieriger auszurechnen und zu bespielen sind. dazu kommt eine gute potion glück. aber die kommt auch nich von ungefähr, sondern die erarbeitet man sich mit sehr hohem aufwand. insofern sehe ich keinen anlaß, daß wir uns dafür zu entschuldigen haben, daß wir gerade alle spiele gewinnen. diese serie wird auch wieder reißen.
    für schönen und spektakulären fußball war der fc st pauli noch nie berühmt. eher für das handwerk. und selbst wenn wir nun ein paar technisch versierte spieler mehr in unseren reihen haben, als früher, sehe ich noch immer die grundtugenden als fundament unseres spiels. beispielsweise laufen wir in der liga mit am meisten. unsere zweikampfquote ist zwar ausbaufähig, könnte aber auch schlechter sein.
    wenn es für uns weiter so oder so ähnlich läuft, kann ich damit sehr gut leben, daß unser spiel etwas mehr taktisch geprägt ist, als früher. wenn ich zauberfußball sehen will, bin ich bei meinem geliebten magischen fc sowieso an der falschen adresse… sport frei!

  7. Unser FC ist früher vor allem über den Kampf gekommen(lange her ,Eisen Dieter,Zander,Stani,Truller,Böller etc) jetzt wird
    doch mehr Fußball gespielt.Bei Schulle haben wir als Tabellenführer sogar hin und wieder
    gezaubert(erfolgreich da Stürmer vorhanden)
    In dieser Saison lief der Ball gar nicht so schlecht,aber je näher wir dem Strafraum kamen um so ängslicher würden wir.Das hat sich mit unserem neuen Trainer gebessert.
    Obwohl wir immer noch keine(richtigen) Stürmer haben.hausemhausen

  8. Schade dass es die Meckerecke nicht mehr im Orginal ist, egal wie unsere Mannschaft spielt, ist immer etwas falsch und jeder kann es besser, obwohl 95% nichtmal den Ball treffen würden wenn dieser am Elfmeterpunkt liegt…
    Fußball ist Ergebnissport, wir haben zuletzt sehr schön, im Vergleich zu den letzten 20 Jahren gespielt, das hat sich nun wieder ein wenig gewandelt, aber schlecht spielen wir deswegen keineswegs. Und auch unter Schulle hatten die Jungs sehr oft Probleme mit eigenen Führungen, konnten dann aber durch individuelle Klasse doch mal schnell ein Kontertor erzielen. Und ja, auch die Abwehr ist noch nicht perfekt, aber um Welten besser als im Jahr 2022.
    Und bei aller Liebe, aber lieber mit FH in der ersten Liga, als mit Schulle in der Dritten… Auch wenn ich immer noch glaube, dass auch Schulle in der Rückrunde erfolgreicher gewesen wäre, seit letztem Jahr Januar war die Kaderplanung einfach suboptimal.

    1. Hast irgendwie treffend geschrieben.Obwohl ich nicht glaube das 95% den Ball nicht treffen würden.Bin angenehm überrascht über die
      größtenteils doch fachlich guten Kommentare.Bin erst neu dabei,macht Spaß.
      Danke

      1. Kleiner Nachtrag:Keine richtigen Stürmer.Ich kenne die Torschützenstatistik nicht so genau,ist aber auch ein Vorteil(Qualität?)wenn fast jeder Mal trifft,grins..grins…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert