Spielerisch stark, körperlich schwach? – Die Statistiken zu FCSP vs. F95

Spielerisch stark, körperlich schwach? – Die Statistiken zu FCSP vs. F95

Mit einem 0:0 trennten sich der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf. Die Zahlen zeigen: Der FCSP dominierte – außer bei den direkten Duellen. Die Statistiken zum Spiel.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Dieser Artikel komplettiert unsere Berichterstattung zum Spiel des FCSP gegen die Fortuna. Es ist die sechste Veröffentlichung hier bei uns, die sich um das Spiel dreht. Vorher haben wir bereits veröffentlicht:

Kern-Statistiken

Der FC St. Pauli zeigte eine spielerisch hervorragende Leistung, kam sehr viel besser zurecht, als noch zum Saisonauftakt in Kaiserslautern. Aber: Für diese Leistung gab es leider nur einen Punkt. Und dafür gibt es Gründe, die nicht nur mit dem gegnerischen Torwart oder der Qualität der eigenen Abschlüsse zu tun haben, wie die Statistiken zeigen.

FC St. PauliBraunschweig
13 (4)Torschüsse (auf’s Tor)9 (3)
11Fouls8
54.1%Ballbesitz45.9%
500 (90.8%)Pässe (erfolgreich)408 (84.8%)
45 (82.2%)…davon ins letzte Drittel (erfolgreich)38 (65.8%)
30 (63.3%)…davon lange Pässe (erfolgreich)40 (57.5%)
153erfolgreiche Pässe in gegn Hälfte*119
21Ballkontakte gegn. Strafraum13
8deep completions4
50 (58%)Defensivduelle (erfolgreich)51 (72.6%)
29 (34.5%)Kopfballduelle (erfolgreich)29 (58.6%)
10.5PPDA25.1
116.4kmLaufdistanz**111.1km
194Sprints**188
*fotmob
**Laufdistanz von Bundesliga.de

Pässe stark, Probleme bei den direkten Duellen

Vor dem Spiel mahnte Fabian Hürzeler an, dass er mit der Intensität seines Teams in Kaiserslautern nicht so wirklich zufrieden gewesen sei. In dem Zusammenhang nannte er die Anzahl an Sprints als ausbaufähig. Nun waren es gegen Düsseldorf nur unwesentlich mehr als gegen den FCK (199 vs. 187). Das dürfte aber auch daran gelegen haben, dass das Umschaltspiel des FCSP dieses Mal nicht gefragt war. Denn zumeist agierte der FCSP sehr dominant und Düsseldorf zog sich tief zurück, wie man auch am PPDA-Wert erkennen kann.

Herausgekommen sind bei dieser Spielweise starke 153 erfolgreiche Pässe in der gegnerischen Hälfte, 21 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum und 13 Torschüsse – aber kein eigener Treffer. Gemessen an der Anzahl an Ballkontakten im Strafraum ist die Anzahl an Abschlüssen auch eher geringer als zu erwarten wäre. Der FCSP hat sich gewissermaßen nicht für seinen hohen Aufwand belohnt, auch weil es in den direkten Duellen nicht passte: Düsseldorf hat satte 72% seiner Defensivduelle gewonnen (letzte Saison gab es nur drei Spiele, in denen der Gegner eine bessere Quote hatte), war auch in der Luft klar besser (nur einmal in der Vorsaison hatte der FCSP eine schlechtere Quote bei den Kopfballduellen).

Expected Goals

Und trotzdem: Die spielerische Überlegenheit führte trotz Problemen in den direkten Duellen dazu, dass sich der FC St. Pauli die klar besseren Torchancen erspielte. Besonders aus dem Spiel heraus kam das Team zu einigen guten Gelegenheiten, ganz im Gegensatz zur Fortuna. Das macht, trotz fehlendem Treffer, Mut für die kommenden Spiele.

FC St. PauliBraunschweig
(1.2 / 1.6 / 1.2)
–> 1.3
expected goals (xG)
(wyscout / DFL / fotmob)
(0.6 / 0.6 / 0.7)
–> 0.6
1.1xG – herausgespielt0.3
0.2xG – Standards0.4
1.1xGOT*0.5
Sämtliche xG-Werte (sofern nicht anders markiert) stammen von fotmob
*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.

Im Mittel lagen die xG-Werte bei 1.3 – 0.6. Wie groß ist dieser Unterschied in den xG-Werten und ist das nun ein „hätte gewinnen müssen“ oder „Punkt ist ok“? Mit den Werten kann der Ausgang der Partie auch simuliert werden (stark vereinfacht: Es wird geschaut, wie Spiele mit solchen Werten wie ausgegangen sind). Und basierend auf diesen Werten hätte der FC St. Pauli in 53% der Fälle das Spiel gewinnen müssen. Klar besser ist das nicht, aber der FCSP wäre der verdiente Sieger der Partie gewesen.

Einzelbewertung

Insgesamt hat der FC St. Pauli, trotz besserer Chancen, mehr Torschüssen und guten Werten im Passspiel, ein niedrigeres Rating als Fortuna Düsseldorf bekommen. Das hängt zum einen mit teilweise hohen Werten der Gäste (Kastenmeier liegt im Mittel bei 8.4) und den Abzügen für Karol Mets nach dessen Platzverweis zusammen. Aber in den Ratings sind natürlich auch die Zweikampfwerte mit drin, die für einen massiven Dämpfer sorgen.

Teamwhoscored / sofascore / fotmob
FC St. Pauli(6.5 / 6.9 / 6.7) -> 6.7
Fortuna Düsseldorf(6.8 / 7.1 / 7.1) -> 7.0
Spieler
Nikola Vasilj(7.4 / 7.5 / 8.2) -> 7.7
Manolis Saliakas(6.6 / 7.0 / 6.8) -> 6.8
Hauke Wahl(7.0 / 7.2 / 7.2) -> 7.1
Eric Smith(7.2 / 7.6 / 7.4) -> 7.4
Karol Mets(5.6 / 6.7 / 5.7) -> 6.0
Lars Ritzka(6.8 / 6.7 / 6.5) -> 6.6
Jackson Irvine(7.0 / 7.3 / 7.2) -> 7.2
Marcel Hartel(6.8 / 7.0 / 6.9) -> 6.9
Elias Saad(6.6 / 6.6 / 6.4) -> 6.5
Dapo Afolayan(6.2 / 6.4 / 5.7) -> 6.1
Connor Metcalfe(6.2 / 6.8 / 6.5) -> 6.5
Berücksichtigt sind nur Spieler, die mindestens 25 Spielminuten auf dem Feld waren

Defensivduelle überzeugend

Bevor das aber falsch verstanden wird: In der Defensive konnte der FCSP in den direkten Duellen überzeugen. Wahl gewann alle seine Duelle, Smith vier von fünf am Boden, Ritzka gute 71%. Auch bei den abgefangenen Pässen sind die Zahlen gut: Irvine fing sieben Bälle ab, Ritzka und Mets fünf. Die Duelle wurden vielmehr vorne verloren. Elias Saad gewann drei von 16 Duellen, Afolayan laut wyscout keinen seiner zehn Zweikämpfe, Hartel gar keinen (von fünf) – auch wenn Fabian Hürzeler zurecht auf der letzten PK anmerkte, dass man diese Zahlen visuell nochmal checken muss, eine positive Bilanz wird daraus nicht werden. Auch gegen den FCK lag die Erfolgsquote nur bei 27% in den Offensivduellen, was deutlich unter jener der letzten drei Saisons ist (41%, 38%, 37%). Das dürfte auch daran liegen, dass man mit offensiven Außenspielern nun einfach mehr Risiko geht und mehr Dribblings zieht (in zwei Spielen im Mittel 27 pro 90 Minuten – letzte Saison 20.4), aber die Quote nicht stimmt (nur 33% erfolgreich bisher – letzte Saison über 50%).

Dribblings ausbaufähig

So müssen die Zweikampfwerte diese Saison etwas differenzierter betrachtet werden. In der Saison 20/21, als Kyereh, Becker, Marmoush und Zalazar beim FCSP spielten, wurde übrigens häufiger gedribbelt (32x pro Spiel), bei besserer Quote (>50%). Da ist also Luft nach oben, aber schaut mal, wo die vier genannten Spieler jetzt kicken. Wir können davon ausgehen, dass sich die aktuellen Werte noch weit zum positiven verändern werden. Saad zum Beispiel hatte am Samstag mit Zimmermann einen enorm abgeklärten Gegenspieler, Afolayan versuchte alles, aber konnte nicht so richtig überzeugen im offensiven Zentrum.

Sicher ist: Wenn es dem FC St. Pauli gelingen sollte ihre dribbelstarken Spieler in bessere Situationen zu bekommen und zeitgleich die aktuellen Stärken im Aufbauspiel beibehalten werden können, dann wird es für die Gegner richtig, richtig schwer. Denn das darf man auch nicht vergessen: Fortuna Düsseldorf erweckt den Eindruck in dieser Saison ein defensives Monster zu sein. Die Zahlen zum Spiel sind für den FC St. Pauli also äußerst ermutigend und machen große Lust auf den Rest der Saison.

// Tim

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