Vorbericht: Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli (5.Spieltag, 23/24)

Vorbericht: Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli (5.Spieltag, 23/24)

Am Freitagabend tritt der FC St. Pauli bei Eintracht Braunschweig an. Auf den FCSP wartet eine unangenehme Aufgabe. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Ich möchte euch das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Casche mit dem Daten-affinen Jussi (Blaub-Gelbe-Daten) empfehlen.
Die dem FC St. Pauli zur Verfügung stehenden 2.250 Tickets sind komplett über den Ladentresen gegangen. Der Gästeblock wird also voll, allerdings erst fünf Minuten nach Spielbeginn. Ultrà Sankt Pauli hat zum Boykott aufgerufen unter dem Motto „Fußball muss bezahlbar bleiben“. Ein Aufruf, den wir vom MillernTon voll und ganz unterstützen.
Angesprochen auf diesen Boykott zeigte sich FCSP-Trainer Fabian Hürzeler solidarisch: „Ich finde es total legitim sich für faire Ticketpreise einzusetzen und respektiere die Entscheidung unserer Fans.“

Ein Blick zurück

Auswärts in Braunschweig, das war die letzten beiden Male eine ziemliche doofe Angelegenheit. Im Oktober 2022 verlor der FC St. Pauli dort durch zwei späte Gegentore mit 1:2. Gute zwei Jahre vorher stand es ebenfalls am Ende 1:2 aus Sicht des FCSP und spätestens damit war klar, dass das Team knietief im Morast feststeckt. Auch das letzte Heimspiel ging verloren und bedeutete das Ende einer zehn Siege langen Serie. Eieieiei, doch es gab auch Lichtblicke: Im Frühjahr 2021 zerlegte der FC St. Pauli die Braunschweiger im Heimspiel regelrecht. Und wichtige Punkte an der Hamburger Straße holen? Können wir!

FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?

Für das Spiel wird der FCSP weiterhin auf Etienne Amenyido und Maurides verzichten müssen. Beide machen aber gute Fortschritte, wie Fabian Hürzeler auf der Pressekonferenz erklärte. Amenyido nahm diesen Dienstag wieder größtenteils am Mannschaftstraining teil, auch Maurides trainiert wieder regelmäßig mit dem Ball. Für den Kader in Braunschweig kommen beide aber natürlich noch nicht infrage.

Anders sieht es bei Karol Mets aus, der seine Rotsperre abgesessen hat. Bei ihm stellt sich die Frage, ob er direkt wieder in die Startelf rücken wird. Hürzeler betonte die Wichtigkeit von Mets für den FCSP, dass er sich gerade auch zu einem Lautsprecher im Team weiterentwickelt hat (und deshalb auch im Mannschaftsrat ist). Eine Einsatzgarantie wollte er ihm aber nicht aussprechen.

Eintracht Braunschweig: Wer kann spielen, wer fehlt?

Ganz sicher fehlen wird Jannis Nikolaou gegen den FC St. Pauli. Er wurde in der vergangenen Woche vom Platz gestellt und damit muss das Team auf einen wirklich wichtigen Spieler verzichten. Hürzeler: „Nikolaou ist ein super Fußballer, der nach Ballgewinn schnell vertikal spielt und seine Mitspieler in Szene setzen kann.“
Ob Neuzugang Sebastian Griesbeck Nikolaou im defensiven Mittelfeld ersetzen kann, ist ungewiss. Griesbeck musste die letzten beiden Spiele aufgrund einer Muskelverletzung aussetzen. Klarheit könnte die am heutigen Donnerstag stattfindene Pressekonferenz bringen.

Sicher fehlen wird zudem ein weiterer Neuzugang: Sidi Sané zog sich noch vor Saisonstart einen Innenbandriss im Knie zu und wird noch einige Wochen fehlen. Neu dabei und ganz vielleicht direkt eine Option für Freitagabend in der Offensiv könnte Florian Küger werden, den die Braunschweiger diese Woche zunächst für eine Saison vom FC Groningen ausgeliehen haben.

Hamburg, Deutschland, 16.04.2023 - Marcel Hartel (FC St. Pauli) und Manuel Wintzheimer (Eintracht Braunschweig) im Zweikampf - Copyright: Stefan Groenveld
Im April dieses Jahres gab es für den FC St. Pauli eine schmerzhafte Heimniederlage gegen Eintrscht Braunschweig.
(c) Stefan Groenveld

Was hat Braunschweig zu bieten?

Der Saisonstart mit drei Niederlagen (Kiel, Magdeburg, KSC) und einem Sieg (Schalke) zeigte direkt, dass es auch diese Saison für die Braunschweiger um nichts anderes als den Klassenerhalt gehen wird. Das Team hat, wie auch der FCSP, erst zwei Treffer erzielt und ligaweit bisher am seltensten auf das Tor der Gegner geschossen. Die xG-Werte (5.5 bei zwei Treffern) zeigen zudem, dass sie nicht nur selten auf das Tor schießen, sondern bisher auch ein Problem mit der Effizienz haben.

Härtel folgt auf Schiele

Noch bevor die Saison startete sorgte Braunschweig für einen Paukenschlag: Michael Schiele, der mit dem Team den Aufstieg in die 2. Bundesliga und den folgenden Klassenerhalt schaffte, musste nach Saisonende gehen. Für ihn übernahm Jens Härtel, der in der Vorsaison, ebenfalls etwas überraschend, bei Hansa Rostock seinen Stuhl räumen musste.

Schiele stand für einen sehr einfachen, aber unangenehmen Spielstil: Das Team agierte oft aus einer tiefen Defensivposition, stellte sich nicht selten in einem klassischen 4-4-2 hinten rein und schaltete nach Ballgewinn richtig schnell um (Hürzeler bezeichnete diese Spielweise als „Braunschweig-like“). Der FCSP kann ein Lied davon singen, fing er sich doch im Frühjahr dieses Jahres gegen genau diese Spielweise zwei Konter-Gegentore.
Unter Härtel, der als sehr pragmatischer und flexibler Trainer gilt, hat sich diese Spielweise nur geringfügig geändert, wohl aber an entscheidenen Stellen. Fabian Hürzeler erklärte, dass das Team nun auch deutlich höher presst, die Gegner teilweise im Angriffspressing anläuft.

„kann unagenehm werden“

Besonders diese Kompaktheit zu knacken und zeitgleich stets die passende Positionierung für die Rückverteidigung zu halten, ist wirklich schwer. So eine Spielweise, wie sie die Braunschweiger zeigen, kann laut Hürzeler „sehr unangenehm werden“. Entsprechend muss der FCSP auf die gegnerische Offensive ein spezielles Augenmerk legen. Das hat der FCSP-Trainer bereits getan:

„Mit Ujah haben sie einen Spieler vorne drin, der die Bälle festmacht, aber auch Tiefgang hat und gefährlich ist aus jeder Situation. Mit Marx und Donkor haben sie zwei Außenspieler, die sehr schnell sind und versuchen zu Flanken und zur Grundlinie zu kommen. Sie haben allgemein eine gute Boxbesetzung und mit Gomez einen Spieler, der gut im Zwischenraum agiert, gute Lösungen in engen Räumen findet und seine Mitspieler gut einsetzt, speziell auch Kaufmann der einen super Tiefgang hat.“

Fabian Hürzeler zu den Stärken der Offensive von Eintracht Braunschweig

Frei im Kopf zum Torerfolg

Der FC St. Pauli dürfte gegen Eintracht Braunschweig gefordert sein, sein gesamtes Repertoire an Lösungen im Ballbesitz zu zeigen. Denn ein gegnerisches Angriffspressing verlangt eine andere Spielweise als eine kompakte Defensive. Zudem darf bei all der Bereitschaft in der Offensive für Gefahr zu sorgen nicht die eigene Defensivarbeit vernachlässigt werden. Ja, das könnte ein unangenehmes Spiel für den FCSP werden. Vor allem, wenn es nicht gelingt in Führung zu gehen und man irgendwann mit jeder verganenen Minute mehr auf der Uhr das Risiko erhöhen muss.

Und natürlich drehten sich bei der Pressekonferenz einige Fragen um die nun schon seit rund 300 Minuten andauernde Torlosigkeit des FC St. Pauli. Hürzeler betonte, dass er diese Trainingswoche keinen besonderen Fokus auf die Torabschlüsse gelegt habe. Er wolle dieses Thema auch nicht zu hoch hängen, denn: „Meine Spieler sollen frei sein im Kopf, sollen freie Entscheidungen treffen, nicht verkrampft sein vor dem Tor“ und sowieso trainiere das Team immer eine Menge Torabschlüsse. Direkt ein früher eigener Treffer könnte also gleich aus zwei Gesichtspunkten enorm helfen.

Mögliche Aufstellung

Vieles deutet darauf hin, dass Danilo Wiebe den gesperrten Jannis Nikolaou auf der Sechs ersetzen wird. Wiebe wird damit zum Wiederholungstäter, da er in der Vorwoche als Innenverteidiger den gesperrten Brian Behrendt ersetzte. Behrendt kehrt nun zurück, sodass Wiebe eine Position nach vorne rücken kann. Ansonsten sind keine Veränderungen bei Eintracht Braunschweig zu erwarten. Für Florian Krüger dürfte ein Startelfeinsatz zu früh kommen, zumal dieser wohl eher bedeuten dürfte, dass Ujah aussetzen muss (oder eben genau nicht).

Erwartete Aufstellung beim Spiel Eintracht Braunschweig gegen den FC St. Pauli
Erwartete Aufstellung beim Spiel Eintracht Braunschweig gegen den FC St. Pauli

Mets wieder mit dabei

Beim FC St. Pauli dürfte ebenfalls nur ein Wechsel anstehen: Karol Mets wird David Nemeth in der Innenverteidigung ersetzen. Nemeth feierte laut Hürzeler ein starkes Comeback in der Startelf gegen Magdeburg, setzte unter der Woche aber aus Gründen der Belastungssteuerung mit dem Training aus. Vieles deutet darauf hin, dass man kein Risiko eingehen wird, vor allem dann nicht, wenn es mit Mets eine hochklassige Alternative gibt.

Ebenfalls geschont unter der Woche wurde Andreas Albers, der in den Schlussminuten gegen Magdeburg ziemlich müde wurde. Zwar gebe es viele Optionen in der Offensive, aber „Hunter“, wie er von Fabian Hürzeler genannt wurde, habe „es sehr gut gemacht gegen Magdeburg“. Er dürfte auch gegen Braunschweig in der Startelf stehen, damit der FCSP eine weitere Option hat, um mit dem Braunschweiger Angriffspressing besser klarzukommen.

Daten-basierte Ergebnisprognose

Übrigens werden wir basierend auf diesen Aufstellungen auch noch einen weiteren Artikel vor dem Spiel veröffentlichen. Ich habe diese Aufstellung nämlich vor zwei Tagen an Daten-Scout Joost van der Leij gefunkt, der anhand seiner Modelle die Stärken und Schwächen auf den einzelnen Positionen analysiert, die Vorteile und Nachteile für die einzelnen Teams in verschiedenen Bereichen herausarbeitet und uns dann eine Prognose für das Spiel liefert. Das wird noch am Donnerstag, spätestens Freitagmorgen in einem separaten Artikel veröffentlicht.

Ich wiederhole es noch einmal: Das kann eine sehr unangenehme Angelegenheit für den FC St. Pauli in Braunschweig werden. Allerdings hat das Team in den letzten Spielen gezeigt, dass es Lösungen gegen mannorientierte Spielweisen (wie z.B. das Braunschweiger Angriffspressing) hat und auch mit temporeichen Umschaltmomenten (Hallo Fürth, hallo Kaiserslautern!) ganz gut klarkommt. An Motivation wird es dem FC St. Pauli sicher nicht mangeln, wie Dapo Afolayan kurz nach Abpfiff des Magdeburg-Spiels betonte: „Mit Braunschweig haben wir noch eine Rechnung offen!“

Forza!
// Tim

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2 thoughts on “Vorbericht: Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli (5.Spieltag, 23/24)

  1. Ich sehe das Spiel völlig positiv. Wir warten alle auf Torerfolge und in Braunschweig haben wir fast immer getroffen.
    Unter zerlegen sehe ich eher das 7:1 im Jahr 2002, in dem wir auch das Rückspiel für uns verbuchen konnten, aber leider abstiegen…

    Also ein ekliges 0:1 für den FCSP und weiter geht´s….

  2. ohne respektlos gegenüber braunschweig klingen zu wollen: ich glaube, die müssen ihre punkte in dieser saison gegen andere mannschaften holen. wir werden eine nummer zu gro0 für die sein. ich rechne mit einem klaren sieg in braunschweig, egal wer die seitenwahl gewinnt. und ich lehne mich noch weiter aus dem fenster und behaupte, daß andreas, wenn er von beginn an spielt, mindestens ein tor schießen wird. sport frei

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