Chancen waren da – Statistiken zu OSN vs. FCSP

Chancen waren da – Statistiken zu OSN vs. FCSP

Zwar war der FC St. Pauli ungewohnt passiv gegen den VfL Osnabrück, hätte die Partie aufgrund besserer Chancen aber gewinnen müssen. Die Statistiken zum Spiel.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Die 2. Bundesliga ist alle andere als ein leichtes Pflaster. Wenn Trainer betonen, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann, dann hat man am Samstagabend gesehen, was damit gemeint ist. Der VfL Osnabrück kämpfte sich nach frühem Rückstand zurück in die Partie gegen den FC St. Pauli. Spätestens ab der 60. Minute ging es weniger um taktische und spielerische Elemente, sondern der Kampf stand im Vordergrund. Und damit tat sich der FCSP schwerer als erhofft, musste deshalb auch den Ausgleich schlucken. Die Analyse: Passiv zum Punktverlust

Kern-Statistiken

So war es dann auch ein Spiel mit eher ungewöhnlichen Statistiken aus Sicht des FC St. Pauli. Denn Osnabrück hatte in der zweiten Halbzeit einen höheren Ballbesitzanteil als der FCSP. Nur zweimal hatte Osnabrück in dieser Saison einen höheren Ballbesitzanteil. Und nur einmal in dieser Saison (gegen den 1. FC Magdeburg) hatte der FCSP über die gesamte Spielzeit einen geringeren Ballbesitzanteil als gegen Osnabrück. Das ist für ein Spiel zwischen dem Tabellenführer und dem Letztplatzierten schon ziemlich ungewöhnlich gewesen.

FC St. PauliOsnabrück
18 (4)Torschüsse (aufs Tor)7 (3)
10Fouls10
51,8 %Ballbesitz48,2 %
452 (83,2 %)Pässe (erfolgreich)358 (78,5 %)
39 (74,4 %)…davon ins letzte Drittel (erfolgreich)58 (58,6 %)
42 (57,1 %)…davon lange Pässe (erfolgreich)52 (57,7 %)
135erfolgreiche Pässe in gegn Hälfte*137
42Ballkontakte gegn. Strafraum*21
8Deep Completions6
66 (63,6 %)Defensivduelle (erfolgreich)61 (70,5 %)
48 (41,7 %)Kopfballduelle (erfolgreich)48 (50 %)
11.1PPDA8.8
123kmLaufdistanz**116.7km
209Sprints**250
*FotMob
**Laufdistanz von Bundesliga.de

Weniger Offensivaktionen, trotzdem mehr Torabschlüsse

Ebenfalls völlig ungewöhnlich: Der FC St. Pauli spielte weniger erfolgreiche Pässe in der gegnerischen Hälfte als sein Gegenüber. Der Großteil der 137 erfolgreichen Pässe in der Hälfte des FCSP (91) gelang dem VfL Osnabrück im zweiten Abschnitt. In den ersten 30 Spielminuten hatte Osnabrück nicht mehr als ein Dutzend Pässe in dieser Zone des Spielfeldes zum Mitspieler gebracht. Anders die Zahlen beim FC St. Pauli: Dem Team gelangen im zweiten Abschnitt nur 49 erfolgreiche Zuspiele in der gegnerischen Hälfte.

Trotz dieser, vor allem in der zweiten Halbzeit, nicht wirklich erbaulichen Zahlen, war der FC St. Pauli eigentlich das gesamte Spiel über näher dran, das zweite Tor zu erzielen, als einen Treffer hinzunehmen. Denn auch wenn es dem Team mit zunehmender Spieldauer nicht mehr so oft gelang, in die gegnerische Hälfte vorzudringen, so nutzten sie die wenigen Situationen häufig, um in den Strafraum zu kommen. 25 Ballkontakte hatte das Team im zweiten Abschnitt im Strafraum von Osnabrück. Satte 14 Torschüsse allein nach der Pause (Osnabrück hatte vier) zeigen ebenfalls deutlich, dass man näher am eigenen Treffer war als am Gegentor.

Expected Goals

Das Bild eines in der zweiten Halbzeit zwar recht passiven, aber torgefährlicheren FC St. Pauli, zeichnen auch die xG-Werte. Insgesamt liegt der durchschnittliche xG-Wert bei 1,9 zu 0,9, also klar beim FCSP. Der Wert von 0,9 für den VfL Osnabrück basiert vor allem auf den Abschlüssen aus der zweiten Halbzeit. In den ersten 45 Minuten brachte es das Team auf magere zwei Torschussversuche. Im zweiten Abschnitt waren es nur unwesentlich mehr – vier Versuche in 45 Minuten sind richtig, richtig wenig. Aber zwei dieser Versuche waren hochkarätig: Den Versuch von Cuisance aus kurzer Distanz parierte Nikola Vasilj ziemlich stark, beim Treffer von Makridis war er machtlos.

FC St. PauliOsnabrück
(2,1 / 1,9 / 1,8)
–> 1,9
Expected Goals (xG)
(Wyscout / DFL / FotMob)
(0,8 / 1,1 / 0,7)
–> 0,9
1,4xG – herausgespielt0,5
0,5xG – Standards0,2
1,5xGOT*0,4
Sämtliche xG-Werte (sofern nicht anders markiert) stammen von FotMob
*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.

Chancen waren vorhanden

Dieser Gegentreffer in der 82. Minute war natürlich extrem ärgerlich. Vor allem deshalb, weil der FC St. Pauli nach der frühen Führung keine weitere seiner vielen Torchancen nutzte. Nach dem 1:0 durch Jackson Irvine (Torwahrscheinlichkeit: drei Prozent) hatte unter anderem Johannes Eggestein gleich zwei gute Situationen (25. und 27. Minute, 31 und 16 Prozent). In der zweiten Halbzeit hatte Irvine eine weitere gute Kopfballgelegenheit (54., 19 Prozent). Etienne Amenyido (71., 12 Prozent) und Marcel Hartel (76., 11 Prozent) hätten auch gerne einen Treffer erzielen dürfen.

Die Statistiken zeigen: Ja klar, der FCSP war in der zweiten Halbzeit sicher etwas zu passiv, ließ sich von Osnabrück den Schneid abkaufen. Aber Chancen, um dieses Spiel frühzeitig zu entscheiden, waren auch im zweiten Abschnitt einige vorhanden. Die zwei Punkte gingen somit auch aufgrund fehlender Effizienz in der Offensive verloren.

Einzel-Statistiken

Die Anzahl an Ballkontakten im gegnerischen Strafraum waren sehr hoch. Nur gegen Hertha BSC hatte der FC St. Pauli mehr in dieser Saison. Einen großen Anteil daran hatte Johannes Eggestein. Der Mittelstürmer hatte allein im ersten Abschnitt sechs Ballkontakte in dieser so wichtigen Zone, hätte diese ruhig zu einem Treffer nutzen können. Auffällig: Im zweiten Abschnitt hatte Eggestein keinen einzigen Ballkontakt mehr im Osnabrücker Strafraum. Insgesamt tat sich Eggestein etwas schwerer als bisher üblich: Nur eines von elf Duellen konnte er gewinnen, war aber sehr wichtig für das Team als Anspielstation in vorderster Reihe (er spielte überdurchschnittlich viele Pässe).

Deutschland, Osnabrück, 09.12.2023, Fussball 2. Bundesliga, VfL Osnabrück - FC St. Pauli, Bremer Brücke Marcel Hartel (FC St. Pauli) ist enttäuscht nach einer verpassten Chance gegen den VfL Osnabrück Copyright: Peter Boehmer DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video.
Unter anderem Marcel Hartel hatte das 2:0 für den FC St. Pauli in Osnabrück auf dem Fuß.
(c) Peter Boehmer

Smith unauffällig, Irvine auffällig

Ungewohnt ruhig war es um Eric Smith. Entsprechend ist auch der „Smith-Stat des Spieltages“ kein positiv hervorragender. Insgesamt hatte er nur 66 Ballaktionen, von denen weniger als 70 Prozent erfolgreich waren. Das ist beides sehr niedrig. Nur dreimal in dieser Saison hatte er weniger Ballaktionen, nur einmal (gegen Magdeburg) war seine Erfolgsquote ebenfalls unter 70 Prozent geblieben. Ein schwaches Spiel von ihm also? Naja, zehn abgefangene Pässe sind der Spitzenwert aller Spieler auf dem Platz.

Ein sehr auffälliges Spiel zeigte hingegen Jackson Irvine. Treffer zum 1:0, dazu vier weitere Torabschlüsse (und damit die meisten auf dem Platz) und zwei Torschussvorlagen. Kein FCSP-Spieler gewann mehr Zweikämpfe als Irvine, wenngleich die Quote nicht ganz so hoch war wie bei Philipp Treu, der beeindruckende neun von zehn Duellen am Boden erfolgreich gestaltete.

Kommen wir zur wichtigsten Statistik: Der FC St. Pauli spielte zum achten Mal in dieser Saison Unentschieden. Und in den meisten dieser Spiele war der FCSP das bessere Team, hätte sich drei Punkte verdient gehabt. Den Frust darüber und die Gründe dafür werden wir diese Woche aufarbeiten.

// Tim

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One thought on “Chancen waren da – Statistiken zu OSN vs. FCSP

  1. Ich habe den Eindruck, dass die Jungs langsam schwere Beine bekommen, das Pokalspiel und die lange, aufreibende Saison lassen die nötigen Körner fehlen. Mental fehlte auch die Frische, wer will’s ihnen vorwerfen? Wäre das Team nicht so gut eingespielt, wären einige Automatismen nicht vorhanden, hätten wir das Spiel wohl verloren.
    Noch einmal gewinnen und ab in den Urlaub!

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