Der FC St. Pauli und Adam Dźwigała haben sich auf eine Verlängerung des Vertrages geeinigt. Der FCSP hält damit einen enorm wichtigen Spieler in seinen Reihen.
(Titelbild: Stefan Groenveld)
„Schreibt über Adam!“ – diese Aussage von Fabian Hürzeler in einer Medienrunde nach einem, wie so oft, erfolgreichem Spiel ist zwar schon etwas älter, aber dürfte trotzdem auch aktuell Bestand haben. Beim FC St. Pauli wird wohl kaum jemand ein schlechtes Wort über Adam Dźwigała verlieren. Der 28-jährige ist die Zuverlässigkeit in Person. Und man darf sich mit ihm freuen, dass er nun seinen Vertrag beim FCSP verlängert hat.
Dienstältester Profi
Kaum zu glauben, aber Adam Dźwigała verlängert damit seinen Status als dienstältester Profi des FC St. Pauli. Im November 2020 absolvierte er als vertragsloser Spieler ein Probetraining beim FCSP, nachdem sein Vertrag im Sommer 2020 beim portugiesischen Club Desportivo Aves nicht verlängert wurde. An der Kollaustraße trainierte er zusammen mit Spielern wie Burgstaller, Kyereh, Ziereis, Buchtmann, Zander, Benatelli – aber mit niemandem, der aktuell noch im Kader ist. Das Probetraining war erfolgreich: Im Dezember 2020 unterschrieb er einen Vertrag beim FC St. Pauli. Im Januar 2021 kam dann übrigens ein gewisser Eric Smith zum FCSP, der zweitdienstälteste Profi. Da hatte Dźwigała bereits mehrfach auf dem Spielfeld gestanden.
Für uns persönlich begann mit der Verpflichtung von Adam Dźwigała auch eine besondere Beziehung: Zum ersten Mal unterhielten wir uns mit dem Global Soccer Network über Spieler. Die erklärten damals, dass Dźwigała das Potenzial zum Bundesligaspieler hat, inklusive der spannenden Aussage: „Mit Ausnahme von Ziereis wird Dźwigała mittel- und langfristig alle derzeitigen FCSP-Innenverteidiger qualitativ überholen.“ Rückblickend dürften alle dieser Aussage zustimmen, sie passt ziemlich gut. Was auch passt? Die Zusammenarbeit von Adam Dźwigała und dem FC St. Pauli. Denn dass er knappe drei Jahre nach seiner Verpflichtung der dienstälteste Profi des FCSP sein würde, damit hatten wohl die wenigsten gerechnet.
Mr. Zuverlässig
Fußballprofis möchten am Wochenende spielen. Ohne diese Einstellung, ohne diesen Ehrgeiz hätten sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zum Profi geschafft. Nun ist die Situation bei Adam Dźwigała aber etwas komplexer. 69 Pflichtspiele hat er in mehr als drei Jahren für den FC St. Pauli absolviert, in 31 davon stand er in der Startelf. Stammspieler ist er also nicht. Er ist bisher nicht hinausgekommen über den Status der ersten Option auf der Bank für defensive Aufgaben. Diese, seine Rolle, füllt er in nahezu unveränderter Form aus, sie hat sich über die Jahre kaum verändert.
Die Wichtigkeit von Adam Dźwigała auf und neben dem Platz betont auch Andreas Bornemann, der im Rahmen der Verlängerung erklärte: „Adam ist ein immens wichtiger Teil des Teams. Er ist absolut zuverlässig und bringt immer seine Leistung, wenn er gebraucht wird. Seine Bedeutung für uns geht weit über die Rolle eines Backups hinaus, darum sind wir sehr glücklich, ihn weiterhin bei uns in der Mannschaft zu wissen.“
Adam Dźwigała ist ein sehr guter Fußballspieler. Allerdings, und damit tut man ihm nicht unrecht, ist er auch niemand, der sein Team als Stammspieler und Leistungsträger zu Weltpokalen schießen wird. Das weiß er vermutlich selbst, das weiß auch der FC St. Pauli – und trotzdem dürfte er einer der wertvollsten Profis des FCSP sein. Denn Dźwigała scheint die Fähigkeit zu besitzen, immer sein Leistungsmaximum abrufen zu können. Anpassungsschwierigkeiten an seine Mitspieler oder an das Matchtempo nach einer Einwechslung oder einem Startelfeinsatz nach längerer Pause? Hat er nicht. Und dabei ist es egal, auf welcher Defensivposition er zum Einsatz kommt. Abgesehen von der Linksverteidiger-Position hat er bereits alle Defensivpositionen zuverlässig ausgefüllt.
Deutliche Entwicklung
Sein Leistungsmaximum hat Adam Dźwigała aber auch noch einmal deutlich hochschrauben können in seiner bisherigen Zeit beim FC St. Pauli. Er dürfte dadurch zu einer der besten Defensivkräfte der 2. Bundesliga geworden sein, die keine Stammkraft ist. Adam Dźwigała hätte also vermutlich auch recht vielversprechende Optionen bei anderen Vereinen gehabt, wenn er seinen Vertrag beim FCSP nicht verlängert hätte. Aber er wird irgendwie unterschätzt. Und man weiß gar nicht wieso, wenn man ihn denn dann mal spielen sieht im Trikot des FC St. Pauli.
Seine Stärken in den klassischen Defensivkategorien waren bereits bei seiner Ankunft beim FC St. Pauli vorhanden. Dźwigała hat ein gutes Zweikampfverhalten, positioniert sich gut gegen den Ball, ist zudem ein, vor allem für Innenverteidiger, sehr schneller Spieler. Stark verbessert hat er sich im Spiel mit dem Ball. Vor allem in seinem ersten Jahr beim FCSP ging Dźwigała fast nie ins Risiko bei Ballbesitz. An der Risikoarmut hat sich nichts geändert. Allerdings mit dem Unterschied, dass er nun fähig ist, viele punktgenaue und gut getimte Pässe ins Angriffsdrittel zu spielen.
Passmonster
Besonders die letzten beiden Spiele (gegen Hertha und Nürnberg) haben gezeigt, dass er in diesem Bereich richtig, richtig gut geworden ist. Er war einer der Gründe, warum der FCSP so dominant in diesen Spielen auftreten konnte. Schaut Euch mal seinen Pass bei der Entstehung des 2:0 gegen Hertha an. Und solltet ihr die Möglichkeit haben, das Nürnberg-Spiel nochmal in voller Länge zu schauen, dann schaut mal bei den Minuten 6:40 und 12:38 rein. Es lohnt sich, wirklich! Besonders für jene, die Probleme haben, den Beitrag von Adam Dźwigała zum Offensivspiel des FCSP zu beziffern. Wie Dźwigała in diesen Situationen Pässe in die Spitze spielt und (bei 6:40) dann auch vorne unter höchstem Druck am Kurzpass-Spiel beteiligt ist, ist einfach große Klasse.
Und trotzdem dürfte Adam Dźwigała nun nach der Länderspielpause wieder aus der Startelf rausrotieren, wenn Eric Smith einsatzbereit ist. Diese Rolle des Pendlers muss man erstmal so gut annehmen, wie Adam Dźwigała es tut. Er geht dabei sicher auch team-intern voran, zeigt, wie man professionell mit so einer Situation umgeht. Ganz so, wie es ein dienstältester Profi tun sollte. Der FC St. Pauli kann sich glücklich schätzen, Adam Dźwigała auch weiterhin in seinen Reihen zu haben.
// Tim
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Ich habs schon oft gesagt, einer der wichtigsten Spieler die wir haben.
Freu mich wie Bolle, dass er verlaengert hat.
Cool ein immens wichtiger Spieler und auch ein richtig gutes Zeichen für die Zukunft. Freue mich das er bleibt und den magischen FC weiterhin unterstützt. Ich denke so manch anderer Verein kann uns um solche Spieler beneiden.
Seit Jahren ist Adam für mich der unterschätzteste Spieler in der 2. Liga. Was ich beeindruckend finde ist, dass er trotz Reservistenrolle immer Fortschritte gemacht hat. Und wenn man ehrlich ist, hatte ich sogar das Gefühl, dass der Dreierblock durch ihn auch penetrant Druck bekommt und sich reinhängen muss. Dass er nebenbei noch defensives Mittelfeld und Rechtsverteidiger kann, macht ihn sehr wertvoll.
Großartig ☠️ !!!
Adam ist für mich der Kalla der „Neuzeit“
Er wird es bei uns wahrscheinlich nie zum uneingeschränkten Stammspieler schaffen. Ich freue mich aber immer ihn spielen zu sehen. Und man weiß immer was man kriegt. Schön, dass er bleibt 🙂
Danke (wie immer!) für den Artikel…
Ich stolper etwas über „nachdem sein Vertrag im Sommer 2020 beim portugiesischen Club Desportivo Aves nicht verlängert wurde“.
Aber kriege es selber leider auch nicht ganz zusammen: Desportivo Aves ist damals als abgeschlagener Letzter der ersten portugiesischen Liga in die zweite abgestiegen. Und wegen zu hoher Schulden gleich noch in die dritte Liga strafversetzt worden, wo sie dann kurz vor Beginn der neuen Saison ihr Team vom Spielbetrieb zurückgezogen haben (laut de-Wiki). Desportivo Aves wurde außerdem von der Fifa mit einem Transferverbot belegt, was sie dann wohl im Oktober 2020 mit einer Neugründung unter leicht veränderten Namen umgingen (laut en-Wiki).
Was ich damit sagen möchte: Klingt nach anderen als sportlichen Gründen, warum es für Adam in Portugal nicht weiterging (was ihr aber auch nicht geschrieben habt).
Ps für alle die sich über die Aussprache des Nachnamen interessieren: „Dschwi-gaua“ (Betonung auf der zweiten Silbe)