Gebrochenes Herzstück

Gebrochenes Herzstück

Beim FC St. Pauli kommt es im zentralen Mittelfeld zu personellen und vielleicht auch taktischen Veränderungen und somit zu einigen Fragezeichen vor der Bundesligasaison.
(Titelbild: Peter Boehmer)

Fabian Hürzeler ist schuld, dass diese Artikelreihe nun fast zwei Wochen Pause machte. Wir hatten uns redaktionsintern, wie vermutlich viele andere auch, eine deutlich ruhigere Sommerpause beim FC St. Pauli vorgestellt und gewünscht. Nun kehrt diese hoffentlich zumindest ein wenig ein – wobei es natürlich noch eine(?) freie Trainerposition zu besetzen gilt. Bis wir dazu aber Substanzielles beitragen, befassen wir uns weiter mit den Leistungen der Vorsaison.

Wir möchten also wieder tief in den Kader des FC St. Pauli schauen, wollen analysieren, auf welchen Positionen der FCSP bereits gut für die Bundesliga gerüstet ist und wo Verstärkungen notwendig sind. Im Zuge dessen haben wir geschrieben, dass man auf der Torhüter-Position nur dann etwas machen muss, wenn man die Konkurrenz-Situation verändern möchte, was mit der Verpflichtung von Ben Voll geschehen ist. In der Innenverteidigung ist fraglich, inwiefern die Stammspieler den nun steigenden Ansprüchen gewachsen sind bzw. mitwachsen können. Sicher ist hingegen, dass der FC St. Pauli auf der Außenverteidiger-Position zwar qualitativ sehr gut, quantitativ aber zu dünn besetzt ist.

Zwei Positionen mit nur vier Spielern besetzt

Nun wenden wir uns einer Position zu, die zweifelsohne das Herzstück des FC St. Pauli in der Vorsaison gewesen ist. Im zentralen Mittelfeld kamen in dieser Saison immer zwei Spieler zum Einsatz. Und es ist bemerkenswert, dass diese zwei Positionen im gesamten Saisonverlauf nur von insgesamt vier Spielern besetzt wurde. Marcel Hartel, Jackson Irvine, Aljoscha Kemlein und Connor Metcalfe kamen zum Einsatz und – so viel kann man vorwegnehmen – sie machten allesamt einen sehr guten Job. Nun stehen aber zwei dieser vier Spieler nicht mehr beim FC St. Pauli unter Vertrag. Das zentrale Mittelfeld des FCSP steht also vor ziemlich einschneidenden Veränderungen.

Marcel Hartel – Unerwarteter Top-Scorer

17 Treffer und 13 Vorlagen in 33 Ligaspielen – es benötigt eigentlich keine weiteren Zahlen, um die überragende Saison von Marcel Hartel zu betonen. Aber natürlich machen wir das trotzdem: Berücksichtigt man noch die Pokalspiele, dann kommt Hartel sogar auf sagenhafte 36 Torbeteiligungen in 37 Einsätzen. Solche Zahlen gab es beim FC St. Pauli lange nicht. es sind solche, die man sonst nur von Top-Torjägern kennt. Aber keine, nein, ganz sicher keine von Marcel „Chancentod“ Hartel. Die Liste an Spielern, die sich beim FC St. Pauli in den letzten Jahren extrem gut entwickelt haben, ist lang. Die Entwicklung von Marcel Hartel hin zum Top-Scorer des Teams ist sicher die deutlichste.

Lunge mit Tor-Instinkt

Aber natürlich ist Marcel Hartel mehr als „nur“ der Top-Scorer des FCSP in der Saison 23/24 gewesen. Zum wiederholten Mal hat er die Marke von 400 gelaufenen Kilometern in einer Saison geknackt. Mit durchschnittlich 12,6 Kilometern pro 90 Minuten liegt Hartel unter allen Spielern mit mehr als 1.500 Minuten Spielzeit klar vorn. Auch wenn Fabian Hürzeler im Verlauf der Saison erwähnte, dass Hartel gar nicht so viel laufen müsse, um so guten Fußball zu spielen: Hartel war nicht nur offensiv wichtig, er stopfte auch viele Löcher im Defensivverbund, lief viele Räume zu. Seine Zahlen sind aber auch in vielen anderen Bereichen herausragend:

Kern-Statistiken von Marcel Hartel der Saison 23/24, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga. (Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)
Kern-Statistiken von Marcel Hartel der Saison 23/24, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga.
(Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)

Bester Spieler der 2. Bundesliga

Mit einem Rating von 7,98 ist Marcel Hartel der am höchsten bewertete Spieler der gesamten 2. Bundesliga geworden. Fabian Reese (7,77) und László Bénes (7,73) folgen mit gehörigem Abstand. Hartel ist an knapp 4,5 Torchancen pro 90 Minuten direkt beteiligt gewesen (Torschuss oder Torschussvorlage) – nur Baris Atik weist ligaweit einen leicht höheren Wert auf, der aber zumeist noch offensiver als Hartel agierte.

Den Vergleich mit anderen Spielern im zentralen Mittelfeld gewinnt der 28-jährige Hartel in Sachen Offensive eigentlich immer. Das ist allerdings auch mit seiner Rolle beim FC St. Pauli zu erklären. Denn bei Ballbesitz hielt er sich oft ganz vorne auf, auch klar mit der Aufgabe, zu Abschlüssen zu kommen. Ein Selbstgänger ist das aber natürlich trotzdem nicht. Wenn man einen Offensivspieler der Saison benennen müsste für die 2. Bundesliga, dann würde sicher vielerorts der Name Hartel fallen. Wer hätte das vor der Saison gedacht?

Es ist müßig, sich darüber Gedanken zu machen, wie und ob Marcel Hartel eine ähnliche Rolle auch in der Bundesliga für den FC St. Pauli hätte einnehmen können. Die nicht erfolgte Vertragsverlängerung ist ein herber Verlust für das Team. Einen direkten Ersatz für ihn zu finden, dürfte schwer bis unmöglich sein. Klar ist somit auch, dass der FCSP auf dieser Position dringend Bedarf hat, um den Verlust ausgleichen zu können.

Jackson Irvine – MVP

Marcel Hartel mag der beste Spieler der 2. Bundesliga gewesen sein. In den 14 Partien zwischen Spieltag 6 und 19 hat er zehn Treffer erzielt und neun weitere aufgelegt. Als es dann am Saisonende für den FC St. Pauli aber richtig heiß wurde, ließen diese Zahlen ein wenig nach, seine Vorlagen resultierten zumeist aus Standardsituationen und sogar seine Laufleistung nahm ab. Ein anderer Spieler tat sich in dieser Phase aber hervor. Nicht unbedingt mit Zahlen, wohl aber mit der Einstellung, die ich – in Ermangelung an messbaren Werten – mal ganz subjektiv als Weltklasse bezeichnen möchte: Wie Jackson Irvine in den letzten Spielen als Kapitän des FCSP voranging, war für mich der Schlüssel zum Aufstieg. Das macht ihn zum wertvollsten Spieler des FC St. Pauli.

Kern-Statistiken von Jackson Irvine der Saison 23/24, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga. (Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)
Kern-Statistiken von Jackson Irvine der Saison 23/24, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga.
(Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)

Dass die Bezeichnung MVP für Jackson Irvine nicht nur aufgrund einer braun-weißen Fanbrille zustandekommt und in Wahrheit völlig aus der Luft gegriffen ist, lässt sich auch an den Zahlen erkennen. Denn Irvine ist hinter dem Trio Hartel, Reese, Benes der viertbeste Spieler der 2. Bundesliga in Sachen FotMob-Rating. Seine nackten Zahlen in der Offensive (sechs Treffer, neun Vorlagen) können zwar nicht mit denen von Marcel Hartel mithalten. Aber sie sind für einen zentralen Mittelfeldspieler weiterhin überragend. Und acht dieser 15 Torbeteiligungen gab es von Irvine in den letzten zwölf Saisonspielen.

Irvine ist ein kompletter Fußballer

Offensiv sind die Werte, das zeigt seine Pizza-Grafik, also zwar nicht ganz auf dem Level von Hartel, aber eben auch ziemlich stark. Zwar hat der 31-jährige weniger oft als Hartel auf das Tor geschossen und insgesamt weniger Chancen kreiert. Allerdings hat er die Abschlusssituation öfter aus dem Spiel heraus initiiert, wie an den „key passes“ zu erkennen ist. Insgesamt dreimal spielte er in dieser Saison zudem den vorvorletzten Pass vor einem FCSP-Treffer.

Was Irvine für den FC St. Pauli so wertvoll macht, sind aber nicht nur das kluge Passspiel und die guten Bewegungen in den Strafraum oder seine Art als Kapitän des Teams. Jackson Irvine ist nämlich ein überragender klassischer Sechser, der gleich mehrere Komponenten der Defensivarbeit vereint. Er ist sehr zweikampfstark, für seine Gegner äußerst unangenehm vor allem deshalb, weil er die Grenze zwischen harter, aber fairer und regelwidriger Zweikampfführung sehr genau kennt. Zudem hat kein zentraler Mittelfeldspieler mehr Kopfballduelle gewonnen als Jackson Irvine. Und er agiert nicht nur offensiv sehr klug, sondern fing (ballbesitzbereinigt) starke 6,5 Pässe pro Partie ab. Das macht ihn in Summe zum wohl komplettesten zentralen Mittelfeldspieler der Liga. Ein echter Kapitän eben.

Irvine wird auch in der Bundesliga herausragen

Und wisst ihr was das Schönste ist? Das Spiel von Jackson Irvine funktioniert unabhängig von Dynamik, ist also auch im gehobenen Fußballer-Alter umsetzbar. Ein starker Leistungsabfall ist beim 31-jährigen also nicht so bald zu erwarten. Das wohl auch dann nicht, wenn die gegnerische Qualität deutlich steigen wird, wie kommende Saison in der Bundesliga. Zum einen, weil Irvine bereits bei internationalen Turnieren mit der australischen Nationalmannschaft gezeigt hat, dass er auch auf höherem Level mithalten kann. Zum anderen, weil man irgendwie das Gefühl hat, er kann an diesen Aufgaben wachsen (ähnlich wie übrigens Fabian Boll), braucht die Herausforderung vielleicht sogar, um selbst nochmal auf ein höheres Level zu kommen. Sicher ist: Jackson Irvine ist auch in der Bundesliga eine tragende Rolle beim FC St. Pauli zugedacht.

Aljoscha Kemlein – Soforthilfe

Der FC St. Pauli hatte im zentralen Mittelfeld also mit Jackson Irvine und Marcel Hartel den viert- und allerbesten Spieler der gesamten Liga der Saison 23/24. Klar, dass es weiteren Spielern schwerfällt, da mitzuhalten. Aber es gab Phasen in dieser Saison, da wurde dringend Ersatz benötigt. Weil Jackson Irvine verletzt fehlte oder auf Länderspielreise war oder weil Marcel Hartel auf anderen Positionen benötigt wurde. In der Rückrunde nahm Winter-Neuzugang Aljoscha Kemlein diese Rolle ein. Er konnte überzeugen.

Kern-Statistiken von Aljoscha Kemlein der Saison 23/24, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga. (Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)
Kern-Statistiken von Aljoscha Kemlein der Saison 23/24, dargestellt als Perzentile im Vergleich zu zentralen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga.
(Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)

Klar, die Zahlen sind nicht auf dem Level von Irvine oder Hartel. Aljoscha Kemlein konnte da nicht ganz mithalten. Ein gutes Zweitliganiveau hat er aber trotzdem erreicht, konnte das Team also in wichtigen Phasen auf hohem Level halten. Und die Zahlen geben auch nicht ganz das wieder, was man von ihm sehen konnte im Trikot des FC St. Pauli. Kemlein zeigte sich als ähnlich laufstarker Spieler wie Hartel. Als jemand, der sich klug im Raum bewegte und dadurch viele Räume für den Gegner dichtmachte. Klug bewegen kann er sich auch im gegnerischen Strafraum. Nur Marcel Hartel hat von dieser Position einen höheren xG-Wert pro 90 Minuten als Kemlein. Einziges, aber zentrales Problem: Zu einem eigenen Treffer langte es nicht für den 19-jährigen.

Soforthilfe mit großem Potenzial

Auch wenn der Treffer fehlte und auch wenn die Leistungen nicht ganz so konstant auf hohem Level waren: Zwischen vielen soliden Leistungen blitzte das hohe Potenzial von Kemlein immer wieder auf. Oft waren Einzelaktionen dabei, die schlicht überragend gewesen waren. Der Ballgewinn vor dem 3:2 gegen Fürth ist ein gutes Beispiel dafür, wie groß das Talent von Kemlein ist, aber auch, wie groß sein Beitrag zum Aufstieg des FCSP gewesen ist. Aljoscha Kemlein kam in allen 17 Rückrundenpartien zum Einsatz. Bereits nach seinem Debüt für den FC St. Pauli, den 90 Minuten gegen Kaiserslautern, hatte er mehr Spielminuten im Profibereich gesammelt, als jemals zuvor. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass ein 19-jähriger ohne viel Profierfahrung mal eben in der Winterpause wechselt und auf dem Platz eine Soforthilfe ist.

Entsprechend ist die Zeit von Aljoscha Kemlein beim FC St. Pauli absolut positiv zu bewerten. Die Sicherheit, dass Kemlein über kurz oder lang Bundesliganiveau erreichen wird, ist spätestens nach diesem Halbjahr vorhanden. Das Interesse des FCSP, weiter mit Kemlein zusammenzuarbeiten, ist bekannt. Wie groß das Interesse von Union Berlin ist, Aljoscha Kemlein wieder in seinen Reihen haben, ist nicht ganz klar. Zwar ist er vorerst wieder zurück in Berlin und FCU-Präsident Zingler hat öffentlich bereits angekündigt, dass er „in die erste Mannschaft integriert“ werden soll – aber das sportliche Sagen haben in Berlin Neu-Trainer Bo Svensson und Neu-Sportchef Horst Heldt, sodass die Zingler-Aussage eher für Irritationen sorgt. Möglich ist alles. Sicher ist aber auch, dass Aljoscha Kemlein im Trikot des FC St. Pauli ziemlich gut Werbung in eigener Sache gemacht hat.

Sollte die Entscheidung so fallen, dass Aljoscha Kemlein nicht zum FC St. Pauli zurückkehren wird, dann werden dem FCSP mit Kemlein und Hartel gleich zwei wichtige Spieler auf der Position im zentralen Mittelfeld fehlen. Dieses Loch im Zentrum dürfte der Verein durch externe und interne Zugänge schließen wollen.

Deutschland, Düsseldorf, 27.01.2024, Fussball 2. Bundesliga, Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli Marcel Hartel, Manolis Saliakas und Aljoscha Kemlein feiern einen Treffer des FC St. Pauli gegen Fortuna Düsseldorf. Copyright: Peter Boehmer DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video.
Sofort mittendrin beim FC St. Pauli (wie hier beim Jubel über einen Treffer gegen Fortuna Düsseldorf) war Aljoscha Kemlein, nachdem er im Winter leihweise von Union Berlin nach Hamburg gewechselt war. // (c) Peter Boehmer

Metcalfe, Wagner, vielleicht Ahlstrand

Ein interner Zugang war in der Vorsaison bereits Stammspieler: Connor Metcalfe kam auf insgesamt über 2.000 Spielminuten in dieser Saison. Die meisten davon allerdings auf der rechten offensiven Außenbahn. Gegen Saisonende kam er sogar links hinten zum Einsatz, womit der 24-jährige seinem Ruf als „Schweizer Taschenmesser“ alle Ehre machte. Eine Pizza-Grafik macht in diesem Fall übrigens herzlich wenig Sinn, weil die Zahlen durch die häufigen Positionswechsel natürlich aus Kraut und Rüben bestehen.

Rückt Metcalfe auf seine beste Position?

Auch Metcalfe vereint ganz ähnliche Eigenschaften wie Jackson Irvine. Er zeichnet sich durch eine richtig starke Zweikampfführung aus, hat ein sehr gutes Gefühl für sich öffnende und zu schließende Räume, beläuft auch den gegnerischen Strafraum gut. Zudem ist er technisch etwas versierter und dynamischer als Irvine, hat dafür aber Defizite im Kopfballspiel. Keine Frage, hätte es keine Neuverpflichtungen in diesem Sommer auf dieser Position gegeben, dann würde das Stamm-Duo kommende Saison Metcalfe-Irvine sein. Und das würde seine Sache wirklich gut machen. Denn der 24-jährige machte seine Sache auf der Außenbahn auf jeden Fall sehr gut, aber allen dürfte klar sein, dass er im Zentrum noch viiiiiel besser sein kann.

Nun gibt es aber mit Robert Wagner einen externen Zugang für das zentrale Mittelfeld. Wagner hat letzte Saison im Trikot der SpVgg Greuther Fürth nachgewiesen, dass er zum Toplevel der 2. Bundesliga gehört. Die Wahrscheinlichkeit, dass er kommende Saison zeigen wird, dass er auch in der Bundesliga mithalten kann, ist sehr groß. Einige attestieren ihm bereits Bundesliganiveau, zukünftig sogar noch mehr. Sicher ist, dass Robert Wagner und Connor Metcalfe aktuell die ärgsten Konkurrenten um den Platz neben Jackson Irvine im zentralen Mittelfeld sind. Es kann aber alles auch ganz anders kommen…

Neuer Cheftrainer, neues System?

Denn wenn ein neuer Cheftrainer an der Seitenlinie steht, dann werden die Karten bekanntlich oft komplett neu gemischt. Im Fall des FC St. Pauli ist zwar nicht davon auszugehen, dass dies den Status von Jackson Irvine als Stammspieler und Kapitän betreffen wird. Aber es könnte so kommen, dass der FCSP sein Spielsystem anpasst, vielleicht auf drei zentrale Mittelfeldspieler setzt oder aber nur einen Sechser und einen Zehner. Das ist völlig offen und könnte dazu führen, dass Erik Ahlstrand als offensiver Anker im Zentrum eine größere Rolle zuteil kommt, als man aktuell vermuten mag. Der 22-jährige verfügt über die wohl feinsten technischen Anlagen aller in diesem Artikel aufgeführten Spieler und könnte wohl am ehesten die Hartel-Rolle möglichst direkt übernehmen.

Somit ist der Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld des FC St. Pauli vor Beginn der Saison sehr hoch. Alle vier aktuellen Spieler im Kader dürften sich Chancen ausrechnen, bei offensiver Ausrichtung könnte sogar Danel Sinani ein Thema werden. Sollte sich der FCSP aber dafür entscheiden, dass man in der Bundesliga eher mit zwei defensiver agierenden Spielern arbeiten möchte (= defensiver als noch in der 2. Liga), dann fallen Ahlstrand und Sinani sicher raus und die Position ist mit Metcalfe, Wagner und Irvine zumindest quantitativ unterbesetzt. Es könnte also durchaus noch zu weiteren Veränderungen auf dieser Position kommen.

// Tim

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11 thoughts on “Gebrochenes Herzstück

  1. Na bumm – die Headline-Bild-Kombi hat im Sog des Hürzeler-Abgangs bei mir dafür gesorgt, dass ich fast vom Stuhl gekippt wäre, weil ich dachte, dass Metcalfe jetzt auch noch geht … Aber zum Glück ist es „nur“ der nächste Teil der Kaderanalyse – und die ist, wie immer, top geschrieben. Vielen Dank dafür und ich bin schon echt gespannt, wie der Kader zum Saisonstart aussehen wird (ich befürchte, mit mehr Veränderungen als noch vor 2-3 Wochen gedacht).

  2. Ey Tim, schieb Mal keine Panik
    Wir sind auf St. Pauli
    und nicht auf der Titanic

    Wir werden in der ersten Liga nicht untergehen
    Der Braun-Weiß-Rote Stern bleibt am Fußballhimmel stehen

    1. Oh ja ! Das hatten wir ja auch noch nie, nach Aufstieg immer souverän abgeliefert 🤔2001, 2010, Abgang von Stani nach 1:8 gegen Bayern, war alles sehr schön. Mit nix als Hoffnung wird das nix. Darum nochmal Danke an Cello und Fabi für schlechten Impact, zu erfolgsgeil leider, aber habt ihr uns wieder was gelernt! Verein ist stabil, hat viel dazugelernt, da bin ich tatsächlich zuversichtlich. Trainer? Bitte sehr bald, wir brauchen ja auch noch Spieler.
      FORZA FCSP !

  3. Danke Tim, wie immer unterhaltsam & kurzweilig und trotzdem inhaltlich & fundiert geschrieben. Ich freue mich schon auf die neue Saison mit neuen Spielern im Kader, aber fast noch mehr auf deine Einschätzung der Neuzugänge. Danke, das ich mich durch deine Beiträge auch ein bisschen wie ein Insider fühlen darf. Und das schöne bei all den Veränderungen im Leben; Es wird nie langweilig – und das ist doch auch die Essenz bei dem Sport und unserem Verein den wir alle so lieben. FORZA

  4. moin! wie immer super analyse.
    allerdings fehlt mir das gedankenspiel, dass (vermutlich) der neue coach mit 4er kette spielen lässt und somit ggf smith etwas nach vorne beordern könnte.
    wurde das mitgedacht und verworfen?

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