Knockout während der letzten Runde?

Knockout während der letzten Runde?

Aufgrund der vielen Coronafälle im Kader droht dem FC St. Pauli der Kollaps einer tollen Saison. Aber bereits in den Wochen zuvor war ein Niedergang zu beobachten. Was sind die Gründe für die schwache Rückrunde?
(Titelbild: Peter Böhmer)

Wäre der FC St. Pauli ein Boxer, dann hätte der Kampf wohl längst abgebrochen werden müssen. Knockout in der letzten Runde, obwohl man nach Punkten lange vorne gelegen hatte. Denn zuletzt gab es einfach zu viele Niederschläge und ob man nun nach dem letzten, dem späten Ausgleich gegen Nürnberg, überhaupt noch einmal mit voller Kraft aufstehen kann, erscheint fraglich.

So bleibt vor allem die Frage, was genau zu dem Niedergang in der Rückrunde geführt hat. Was sorgte dafür, dass das Team, welches 36 Punkte in der Hinrunde holte, in der Rückserie in den bisher 15 Spielen nur noch auf 18 Zähler kommt?

Was auch immer die Gründe für diesen Abwärtstrend sind, sie sorgten dafür, dass der FC St. Pauli nun selbst mit zwei Siegen in den letzten beiden Saisonspielen den Aufstieg verpassen könnte. Ganze vier Teams sind am ehemaligen Spitzenreiter (das ist genau einen Monat her) vorbeigezogen und die Formkurve spricht eine mehr als deutliche Sprache für alle, die nicht in Braun-Weiß spielen.

Ja klar, ich werde erst nicht mehr daran glauben, wenn es wirklich auch mathematisch keine Möglichkeit mehr gibt. Über die Gründe sollten wir trotzdem jetzt schon sprechen. Denn je schneller sowas analysiert wird, umso eher können Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, auch wenn das für einen Aufstieg diese Saison zu spät kommen könnte.

#1 – Pech oder fehlendes Glück?

Die letzten vier Spiele des FC St. Pauli waren richtig schmerzhaft: 1:1 gegen Werder aufgrund einer nicht einmal mehr zweifelhaften, sondern schlicht falschen Schiedsrichter-Entscheidung. 1:1 gegen Sandhausen durch ein Gegentor in der Nachspielzeit. 1:2 gegen Darmstadt trotz deutlicher Überlegenheit. 1:1 gegen Nürnberg durch ein Gegentor in der Nachspielzeit. Erst das Spiel davor gegen Hansa Rostock war eines, bei dem ich sagen würde, dass sich der FCSP die Niederlage verdient hatte.

Aber ist es wirklich so, dass es sich dabei um Pech handelt? Oder erleben wir hier gerade eine Regression zur Mitte, weil der FCSP in der Hinrunde auch ganz viel Glück hatte? Um ehrlich zu sein, es handelt sich um Letzteres, wenn man die expected Goals betrachtet. Denn der FC St. Pauli fällt im Vergleich zu den anderen vier Spitzenteams ab:

expected Goals (xG) der Clubs der 2. Bundesliga nach 32 Spieltagen in der Saison 2021/2022
expected Goals (xG) der Clubs der 2. Bundesliga nach 32 Spieltagen in der Saison 2021/2022.

Aus den Werten wird deutlich, dass der FCSP offensiv nicht mit der Spitzengruppe mithalten kann und defensiv sogar eher leicht unterdurchschnittlich ist. Klar, die xG-Werte sind aufsummiert, also können gute/schlechte einzelne Spiele mit hohen xG-Werten die Aussagekraft dieser Daten leicht verfälschen. Berücksichtigt man aber die Einzelspiele basierend auf den xG-Werten und leitet daraus die expected Points (xP) ab, dann wird das Bild noch einmal klarer:

expected Points der Teams der 2. Bundesliga nach 32 Spieltagen der Saison 2021/2022.
expected Points der Teams der 2. Bundesliga nach 32 Spieltagen der Saison 2021/2022.

Fünf Clubs in der Liga punkteten diese Saison deutlich über dem, was nach xG-Werten zu erwarten ist: Darmstadt, Nürnberg, Paderborn, Sandhausen und der FC St. Pauli. Sechs Punkte sind es mehr, als nach xG zu erwarten wären.
Ursächlich dafür sind sechs mehr erzielte Tore als nach xG wahrscheinlich (57 Tore, xG: 51.3) und sieben Gegentore weniger (43 Gegentore, xGa: 50.1). Natürlich kann es auch als Pech bezeichnet werden, wie die letzten vier Spiele gelaufen sind. Aber in den Spielen zuvor hat der FCSP, basierend auf den xG-Werten, auch viel Glück gehabt.

#2 – Es fehlen Tore

Basierend auf den xG-Werten fehlen sie nicht, aber ja doch, irgendwie fehlen die Tore. Das Team verpasste es in drei der letzten vier Spiele, nach der Führung diese auch auszubauen und musste jeweils noch den Ausgleich hinnehmen. 57 Saisontore sind alles andere als schlecht, aber eben der niedrigste Wert aller fünf Aufstiegsaspiranten. Ein Problem wird dabei überdeutlich.

Mit Guido Burgstaller und Daniel-Kofi Kyereh hat der FC St. Pauli zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder zwei Spieler, die zweistellig in der Saison getroffen haben. Auch die Stürmer-Kollegen sind mit sechs (Makienok), vier (Dittgen) und drei (Amenyido) Treffern ganz gut dabei. Allerdings muss dahinter ein Strich gezogen werden.

Aus dem Mittelfeld kommt nichts

Denn auf ein Tor aus dem Mittelfeld (abgesehen von der von Kyereh sehr offensiv interpretierten Zehner-Position) wartet man dieses Jahr vergebens. Zuletzt traf Marcel Hartel gegen Fortuna Düsseldorf im Dezember 2021. Dann noch einmal Jakov Medić gegen Aue direkt zu Jahresbeginn. Seitdem kommen sämtliche Torschützen aus dem jeweiligen Offensiv-Trio.

Das soll ja auch aufgrund der Spielweise sicher ein wenig so sein. Aber von Irvine (ein Treffer), Hartel (ein Treffer), Becker (zwei Treffer) und Buchtmann (zwei Treffer) ist das einfach zu wenig. Seit Jahresbeginn kommt da nichts mehr. Und wenn dann jemand wie Guido Burgstaller auch mal Ladehemmung hat, dann wird es einfach eng mit Toren. 20 sind es bisher in 15 Rückrundenspielen. 37 waren es in der Hinrunde. Timo Schultz betonte immer, dass er sich gerade von Becker und Hartel mehr Zug zum Tor wünscht. Zu sehen ist davon viel zu wenig. Und wenn, dann kommt da leider sowas raus, wie die große Chance von Hartel in Sandhausen zur 2:0-Führung oder der Pfostenschuss von Becker gegen Nürnberg.

Deutschland, Duesseldorf, 11.12.2021, Fussball 2. Bundesliga 17. Spieltag, Fortuna Duesseldorf - FC St. Pauli in der Merkur Spiel-Arena Christopher Buchtmann (FC St. Pauli) - Marcel Hartel (FC St. Pauli)
Christopher Buchtmann und Marcel Hartel treffen, wie auch der Rest des Mittelfelds, zu selten das Tor
(c) Peter Böhmer

#3 – Zu viele Gegentore

Auch hier zeichnen die xG-Werte ein anderes Bild. Denn der FCSP hat sich weniger Gegentore gefangen, als nach xG wahrscheinlich. Der Wert selbst ist aber unterdurchschnittlich im Ligavergleich. Und dieses Wort würde ich auch in Bezug auf die gesamte Defensive nutzen. In den letzen 24 Pflichtspielen konnte der FC St. Pauli nur ein einziges Mal zu Null spielen (beim 1:0 gegen Heidenheim). So war es dann auch besonders bitter, dass das Team in den Spielen zuletzt gegen Sandhausen und Nürnberg in den Schlussminuten irgendwie versuchte ohne Gegentreffer zu bleiben. Wohlwissend, dass das seit Monaten nicht klappt.

Und genau jetzt schlägt auch das Wintertransferfenster mit voller Wucht zurück, denn die Probleme in der Defensive waren auch damals schon bekannt und es hätte (theoretisch) die Möglichkeit gegeben dort personell einzugreifen. Stattdessen wurde nichts am Kader verändert. Nur wenige Wochen später waren Zander, Ohlsson, Lawrence und Ziereis zeitgleich verletzt und Medić komplett außer Form. Zudem hat sich auch die Sechser-Position zu einem wunden Punkt entwickelt, da Eric Smith ebenfalls erneut mit Verletzungen zu kämpfen hat und Afeez Aremu an seine starken Leistungen aus der Hinrunde nicht ansatzweise anknüpfen konnte.

Verletzungen, Formtief(s)

Es ist in gewisser Weise unfair Aremu und Medić hier hervor zu heben. Aber die beiden waren in der Hinrunde Garanten für den Erfolg, wie die Datenanalysen zeigten (Besser geht es kaum / Endgegner Afeez Aremu). Nun lastete womöglich etwas viel auf ihren Schultern, weil alle direkten Konkurrenten zeitweise (oder immer noch) gar keine Konkurrenten sind oder waren.
Die Probleme der Defensive müssen, wenngleich es auch immer wieder individuelle Fehler waren, die zu Gegentoren führten, aber auch ganzheitlich betrachtet werden. Es ist nicht (nur) die fehlenden Qualität, sondern auch ein Problem der Offensive. Womit wir zum nächsten Punkt kommen.

Jakov Medić konnte bisher nicht an seine Leistungen aus der Hinrunde anknüpfen.
(c) Peter Böhmer

#4 – Fehlende Flexibilität

Die Pressekonferenz mit Robert Klauß vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli war wirklich interessant. Denn Klauß erzählte, dass es großen Spaß mache und auch eine echte Stärke seines Teams sei, sehr flexibel in den Formationen zu agieren. Das Team weicht dabei nicht groß von seinen Grundprinzipien ab, kann sich aber sehr wohl auf die Gegner anpassen.

Beim FC St. Pauli wurde hingegen lange Zeit von der „Stärke des einen Systems“ gesprochen. Timo Schultz sagte im Rahmen von „Being Timo Schultz“, dass es seinem Team gut tun würde, nur mit einer Formation zu arbeiten, wenngleich er es natürlich anders lieber hätte. Lange Zeit hatte aber genau diese Formation Probleme gegen gegnerische Dreierketten. Das lässt sich klar am Punkteschnitt erkennen: Wenn es gegen gegnerische Viererketten ging holte das Team im Schnitt 2,1 Punkte pro Spiel. Gegen Dreierketten sind es weniger als 1,2 Punkte pro Spiel.

So einfach ist es nicht

Hat der FC St. Pauli also zu lange an der „Stärke des einen Systems“ festgehalten? Auch das ist ganz schwierig zu beantworten, da dafür natürlich die Gegenprobe, also die gleichen Spiele in der gleichen Situation mit einer anderen Formation, vorhanden sein müsste. Trotzdem lässt sich nicht wegdiskutieren, dass der FCSP immer wieder gegen Dreierketten Probleme im Spielaufbau und als Folge davon Probleme im defensiven Umschalten offenbarte. Erst zuletzt gegen Nürnberg war eine deutliche Veränderung des eigenen Aufbauspiels (Positionsspiel Buchtmann/Paqarada + Doppel-Zehn) zu erkennen. Das Problem der vielen Gegentore ist also auch in der nicht mehr so rund laufenden Offensive zu suchen. Bälle, die nun häufiger in Halbräumen verloren werden, sind eben für das eigene Tor gefährlicher, als Bälle, die im gegnerischen Toraus landen.
Eine Antwort auf die Frage kann ich also nicht liefern. Aber es ist davon auszugehen, dass der FC St. Pauli zukünftig flexibler in seinem Spiel werden wird und dies auch werden muss.

Aber es ist auch hier zu einfach, dem starren System die Schuld in die Schuhe zu schieben. Andere Clubs spielen ihren Stiefel relativ unverändert seit Monaten durch und sind trotzdem nur schwer zu knacken (siehe Werder Bremen). Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass das eigene Spiel in der Rückrunde auch schlecht umgesetzt wurde. Das führte dann auch dazu, dass die Schwäche gegen Dreierketten punktemäßig so deutlich wurde. Denn erst in der Rückrunde wurde gegen den FCSP meist mit einer Dreierkette gespielt. Ob es da nun die Dreierkette an sich ist oder vielleicht die nicht mehr so gute Umsetzung der eigenen Spielidee, ist schwierig zu identifizieren.

Deutschland, Hamburg, 18.03.2022, Fussball 2. Bundesliga 27. Spieltag, FC St. Pauli - 1. FC Heidenheim im Millerntor-Stadion Schlussjubel bei der Mannschaft vom FC St. Pauli
Bilder von feiernden FCSP-Spielern am Millerntor gab es in der Rückrunde leider viel zu wenig.
(c) Peter Böhmer

…und dann kam Corona

Zu allem Überfluss trifft jetzt kurz vor Saisonende auch noch die Corona-Pandemie den Kader des FC St. Pauli mit voller Wucht. Wie genau es damit weitergehen kann, ob das Spiel auf Schalke sogar abgesagt werden muss und wie ggf. ein Nachholspielplan aussehen könnte, ist völlig unklar. Sicher ist aber, dass eine optimale Vorbereitung auf die letzten beiden Spiele ganz anders aussieht. Denn wie Lorenz Adlung in seinem Artikel sehr passend beschrieben hat, sollte man mit solchen Infektion alles andere als leichtfertig umgehen, also nicht direkt nach dem Freitesten schon wieder Leistungssport betreiben. Mir fehlt also die Fantasie wie das so kurz vor Saisonende funktionieren soll, dass die jetzt infizierten Spieler überhaupt wieder auf den Platz zurückkehren.

Es wirkt auf mich alles wie ein großer Haufen Mist gerade. Ja, man soll nicht zurückschauen. Besonders dann nicht, wenn man sich anschauen kann, was bereits ein einziger Sieg in den letzten vier Spielen bedeutet hätte (bestenfalls gegen Darmstadt). Die Daten zeigen aber recht deutlich, dass der FC St. Pauli momentan ein wenig zurechtgestutzt wird und es sich nicht um großes Unglück handelt, sondern vielmehr um eine Regression zur Mitte, dass Spiele aktuell nicht gewonnen werden.
Trotzdem ärgere ich mich natürlich maßlos und es reicht dann irgendwie auch nicht zu sagen, dass es eben an Qualität fehle. Denn auch das ist fehlende Qualität, wenn man die Ziele nicht offensiv formuliert. Wo willst du hin, wenn Du sagst, dass wir genau da stehen, wo wir hingehören?

Es ist alles andere als einfach die Gründe für die schwächere Rückrunde zu identifizieren. Aber wäre es das, dann wären auch bereits Lösungen gekommen. Ich bin da auch etwas ratlos, das muss ich ehrlich zugeben. Es dürfte ein Mischmasch aus hakender Offensive (ohne Unterstützung aus dem Mittelfeld), wankender Defensive (die aber auch von der Offensive im Stich gelassen wurde) und den Problemen gegen Dreierketten (bzw. schlechte Umsetzung der eigenen Spielweise) sein. Sicher ist, dass einige Spieler in der Hinrunde anscheinend etwas über ihren Verhältnissen gespielt haben bzw. sich in der Rückrunde in einem Loch befinden. Ob das dann fehlende Qualität ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Sicher ist in jedem Fall, dass das alles sehr frustrierend ist. Und aktuell habe ich leider keine Vorstellung, wie das in den letzten beiden Saisonspielen noch gedreht werden kann.
// Tim

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24 thoughts on “Knockout während der letzten Runde?

  1. Eine weitere Theorie von mir – vielleicht etwas weit hergeholt, aber evtl auch nicht. Ich persönlich habe viele gute Spiele von St Pauli in der Hinrunde meisten bequem von zu Hause aus schauen müssen. Keine oder nur ganz wenig Zuschauer zugelassen. Und mein persönlicher Eindruck ist, die Hoffnung die ich hatte „und dann in der Rückrunde mit vollem Stadion alles geben und sich zum Aufstieg tragen lassen“ ist mit jeder Person mehr im Stadion geringer geworden. Während andere Mannschaften mit diesem Roar im Stadion über sich hinauswachsen, hemmt es unser Team.

    1. Witzigerweise hatte dieser Artikel einen fünften Punkt, der sich genau mit dieser „Heimstärke“ befasste. Ist dann in der finalen Redaktions-Sitzung rausgeflogen, weil das daten-mäßig nicht nachzuweisen ist, aber der Eindruck ist bei mir der gleiche.

      1. Sowohl im Heimderby (zwar nur 10000) als auch gegen Schalke (über 20000) war es ziemlich laut und es waren gute und erfolgreiche Spiele. Gegen Hannover und Aue war es dagegen leer und leise.

  2. Sorgen bereitet mir nun auch die U23 – statt Hilfe von oben zu erhalten, muss jetzt wohl ein Teil oben helfen.
    Das macht den Klassenerhalt in der RL auch nicht einfacher …. das wäre quasi ein Doppel-K.O.

    Aber Wunder gibt es immer wieder …. ich blocke die Termine 19. + 23.05. weiterhin im Kalender. 😉

  3. Moin Tim

    Es wird aktuell so viel von einem Maulwurf geredet.

    Jetzt lese ich gerade
    MillernTon auf Twitter

    Beim heutigen Training fehlen (was ich hier sehen kann):
    Ziereis, Daschner, Hartel, Amenyido, Dzwigala, Ritzka, Jessen, Vasilj, Buchtmann, Dittgen, Lawrence.
    Dazu sind Zander, Makienok und Benatelli individuell unterwegs.
    #FCSP

    Hm ist das Zielführend? Besser kann es doch für einen Gegner bei solchen Infos nicht laufen

    Vg
    Josef

  4. Und als Nachtrag

    MillernTon auf Twitter

    Und Finn Ole Becker fehlt – der ist mir durchgerutscht.
    #FCSP

    vor 19 Minuten

    MillernTon auf Twitter

    Dazu fehlen Burgstaller, Smith, Avevor, Wieckhoff und Ohlsson.
    #FCSP

    Dann können wir das Gerücht streuen das ich imTor stehe

    1. Ist es nicht ein ganz großer Unterschied, ob der Millernton etwas offensichtliches twittert, was eh jeder beim öffentlichen Training sehen kann, oder ob nichtr öffentliche Sachen durchgestochen werden? für mich eindeutig ein ganz großer.

      1. Zum einen das, was Torben schreibt, das wird ja in wenigen Minuten auch in den anderen Medien stehen.
        Zum anderen ist der Unterschied natürlich der Zeitpunkt. Montag vor dem Samstagsspiel ist ja was anderes als die Burgstaller-Info am Vorabend des Spiels.

  5. Das sollte kein Vorwurf sein, wenn es so verstanden wurde sorry.

    Ich dachte nur das in der aktuellen Situation kein öffentliches Training stattfindet und auch keine Infos zum Stand des Kaders herausgegeben werden. Bin halt etwas erstaunt das man dem Gegner so in die Karten spielt.

    Es ist wie es ist, auf die Mannschaft am Samstag bin ich jedenfalls sehr gespannt.

    Forza St.Pauli

    Nochmals wenn ich mich falsch ausgedrückt habe bitte ich das zu entschuldigen.

    1. Alles gut, ich hab das nicht als Vorwurf sondern als berechtigte Frage verstanden.
      Der Vereinsaccount bebildert das geschriebene inzwischen auf Twitter aber auch selbst – es ist halt noch viel Zeit bis zum Spiel.

  6. YOU GET WHAT YOU GIVE!

    Das mit Corona empfinde ich jetzt als sehr alibihaft, da gab es in der
    Vergangenheit Teams, die das länger und härter traf (Kiel, Dresden z.B.).

    Für mich ist es vor allem die fehlende Flexibilität. In der Winterpause
    müssen die Videoanalysten der anderen Teams Sonderschichten
    geschoben haben, um da Anfälligkeiten im SP-System zu finden, während
    sich beim magischen FC so etwas wie Erfolgsträgheit eingestellt haben muß.

    Man hat zwar diese 41212-Formation etwas modifiziert, jedoch mit mäßigem
    Erfolg. Hätte der FCSP eine Abwehr, die höheren Zweitligaansprüchen genügen
    würde – Paqarada ausgenommen, weil BL1-Qualität -, so wäre das perfekte
    Einüben einer zweiten Formation (343/3421/3142/3412) im Winter möglich gewesen.
    Es wurde zwar hier und da auf Dreierketten-Formationen während der Spiele umgestellt,
    doch da eher reaktiv, weil man mit der ursprünglichen Formation Probleme bekam.
    Es wäre besser gewesen, wenn SP auch eine weitere Formation quasi als Gadget proaktiv
    zur Verfügung gehabt hätte, um Gegner vor neue Aufgaben zu stellen.

    Um Spiele/Vorsprünge erfolgreich über die Zeit zu bringen, hätte man so auch besser auf
    Fünferketten-Systeme (5212/541) umstellen können. Mit Fünferketten-Systemen lässt sich
    trotzdem noch toller Konterfußball spielen.

    Letztendlich kommt es aber auch auf die Einstellung/Mentalität der Spieler an. Seit der
    letzten Länderspielpause muß da im Team eine Menge schief gelaufen sein…
    Einen unbändigen Aufstiegswillen (siehe Darmstadt 98 ) hat man im Team seit dem
    Rostock-Spiel nicht mehr gesehen. Im Gegenteil, die Mannschaft wirkte oft ängstlich,
    das merkten dann auch die Gegner.

    „We only get what we give“ sang in den späten 90ern mal NewRadicals-Frontman
    Gregg Alexander. Das trifft es recht gut.

    1. Gerade die Sache mit der fehlenden Flexibilität beschäftigt mich auch sehr und ich denke auch, dass da zukünftig mehr gefordert werden muss vom Team. Vor allem dann, wenn das Team so offensichtliche Probleme mit der Raute bekommt. Nach der Winterpause gab es ja für zwei-drei Spiele ein flaches 4-4-2 (z.B. gegen BVB, Paderborn), aber das ist halt eher die defensive Idee. Einen wirklichen Ansatz zur verbesserten Offensive über einen Formationswechsel gab es leider nicht so richtig. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie es nicht versucht haben. Vielleicht wurde entschieden, dass der Kader einen Systemwechsel nicht hergibt? Das würde dann im Umkehrschluss bedeuten, dass im Sommer einige Veränderungen kommen müssen (was ja aber möglicherweise sowieso unabwendbar ist).

  7. Der Blick geht für mich jetzt bereits zur nächsten Saison, die alles andere als einfach wird. Unsere wichtigsten Spieler Kyereh, Paqa und evtl Burgstaller werden weg sein (dafür aber 5-8 Mio in die Vereinskasse bringen) und wir müssen unser Spielsystem neu aufbauen. Das wird ein halber Umbruch, allerdings aus weitaus besserer Lage als vor 2 Jahren: Trainerteam und Mannschaft sind eingespielt und der Kader bereits nach den Vorstellungen des Trainerteams geprägt. Mit Daschner und Ritzka stehen sehr gute Alternativen für Paqa und Kofi zur Verfügung und auch auf den anderen Positionen gibt es viele junge, entwicklungsfähige Spieler die bereits gezeigt haben, dass sie in der zweiten Liga eine tragende Rolle spielen können (Medic, Beifus, Aremu, Amenyido, (Matanovic?)) + erfahrene Topspieler wie Hartel oder Irvine. Es
    kann also mit guten Transfers eine gute Saison im oberen Mittelfeld werden (9-5).

    Und vielleicht ist es falsch diese Saison jetzt schon abzuschreiben, aber es tut mir einfach weh sich mit der aktuellen Saison zu beschäftigen, wenn man bedenkt welche evtl einmalige Chance wir hatten (das ausgerutschte Pokalspiel mit eingeschlossen) und wie wir die verspielt haben. Deswegen geht mein Blick jetzt weit nach vorne 🙁

    1. Das mit den Alternativen sehe ich vor allem im Fall von Daschner genauso. Ich denke aber, dass Paqa nicht zu ersetzen ist, vor allem da Ritzka ein ganz anderer Spielertyp ist. Kofi und Paqa sind für das FCSP-Spiel einfach so prägend diese Saison, dass da bei Transfers so oder so etwas passieren muss in Sachen Formationen/Spielidee.

  8. Ich glaube übrigens, um noch mal auf mögliche Gründe für diese Rückrunde zu kommen das in gewisser Weise auch irgendwann mal der Kopf ins Spiel kam. Man ist sehr unbekümmert und ohne große Ziele in die Saison gegangen und hat sich frei und ohne Druck teilweise in einen Rausch gespielt. Irgendwann war dann an einem Punkt wo man was zu verlieren hatte und die Unbekümmertheit und Leichtigkeit war weg, dann macht
    Man auch mehr Fehler. Noch eine sache,
    Speziell zum Leistungsabfall von Burgi. Speziell in den letzten 2
    Monaten der Saison hatte ich immer den Eindruck das Burgstaller viel zu oft auf den Außen zu finden war. Vielleicht hat er versucht in der kriselnden Situation zu viel auf sich zu nehmen, hat dann dadurch zu Mannschaftsdienlich gespielt und war somit in vielen Spielen zu wenig in der Box vor zu finden. Ich bin natürlich kein Experte aber das ist mir sehr aufgefallen und hatte immer das Gefühl so kann er auch keine Tore mehr schiessen wenn ich nicht im Zentrum ist um die selber die Bälle zu bekommen.

    Wie die Rückrunde nun leider verlaufen ist, ist natürlich unfassbar ärgerlich und das drohende verspielen eines möglichen Aufstiegs unfassbar schade. Heißt aber nicht das man nur enttäuscht und verärgert auf die abgelaufene Saison blicken sollte denn, schaut man auf die letzten Jahre kann man auch froh sein das man in den letzen 1,5 Jahren eine Entwicklung genommen hat und man nicht nur noch Mittelmaß oder gar Abstiegsbedroht in der Liga dümpelt. Ich blicke deshalb auch optimistisch schon in Richtung neue Saison. Wenn man im Verein die Saison, insbesondere den Leistungsabfall in der Rückrunde richtig analysiert und daraus die richtigen Schlüsse zieht dann, bin ich mir sicher werden wir weiterhin eine Entwicklung sehen die uns in den nächsten zwei Jahren um den Aufstieg mitspielen lassen wird.

    FORZA

    1. Ja, da hat sicher irgendwann auch der Kopf angefangen zu arbeiten, bei zwischendurch sechs Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz.
      Auch ich habe das mit Burgstaller und der vermehrten Positionierung auf den Außenbahnen registriert. Aus meiner Sicht ist das einen Reaktion auf Simon Makienok, der ja ein klarer Strafraumstürmer/Zielspieler ist und entsprechend scheint Guido seine Rolle angepasst zu haben. Ob das dann gut funktioniert hat, sei mal dahingestellt und muss vom Trainerteam beantwortet werden. Kann ja auch sein, dass der Erfolg von Makienok auf dem Misserfolg von Burgstaller beruht und es daher gar keine wirkliche Verstärkung ist. Ich finde diesen Punkt sehr interessant und ganz vielleicht schaue ich mir das in den Daten mal genauer an.

  9. Tim, kannst du auflösen wo die Differenz bei den xPoints herkommt? Ich kann auch bei kritischem Blick keine Siege von uns identifizieren, die total glücklich gewesen wären (vielleicht HDH auswärts wegen der 1. Halbzeit, dafür war die 2. eindeutig bei uns).

    1. Bei den xPoints gibt es, basierend auf den xG-Werten, immer maximal drei Punkte. Wenn ein Spiel gewonnen wurde, es aber nach xG relativ knapp war, dann gibt das z.B. nur einen xP-Wert von 1,7. Du kannst auch z.B. 0,5 Punkte bekommen und trotzdem gewinnen. Es basiert halt alles auf xG. Und da gab es schon einige Spiele, die eher glücklich verlaufen sind:
      Das 2-1 gegen Schalke (xG 0,8 – 0,9)
      Das 3-2 in Nürnberg (xG 1,1 – 2,7)
      Auch der Derbysieg (xG 1,4 – 1,7)
      hier sind die xPoints mal etwas genauer erläutert: https://theshortfuse.sbnation.com/2017/11/15/16655916/how-to-calculate-xpoints-analysis-stats-xg

      1. Wobei das Schalke Spiel ein schönes Beispiel ist, um eine Kritik an dem Wert zu formulieren. Da waren wir bis zum 2:1 (75.?) klar überlegen. S04 hatte zwar einzelne Gelegenheiten, aber die besseren habe ich bei uns gesehen. Insbesondere in der Viertelstunde vor dem Anschlusstreffer deutete nichts darauf hin, dass Schalke nochmal ins Spiel kommt. Erst danach kam so etwas wie eine Druckphase zustande.

        1. Ich muss leider mir selbst antworten.

          Worauf ich hinaus möchte, ist, dass wir in vielen Spielen (auch im 1. Derby) unsere Gegner im Spiel gelassen haben trotz klarer Überlegenheit und diese dadurch zum Ende hin nochmal Druck erzeugen konnten. Das verändert die statistische Sicht auf diese Spiele und lässt sie wie glückliche Siege erscheinen.

          1. Ja, da triffst du ziemlich genau eine Schwäche der xG-Metrik, aber auch des FC St. Pauli. Denn es werden halt nur die Torschüsse bewertet, nicht der Rest. Und das der FCSP in diesen Spielen den Gegner „am Leben lässt“ ist halt auch ne Schwäche.

  10. Wünsche mir für die Zukunft, doch bitte bei Gewinn der Seitenwahl, wieder zur alten Tradition der Spielrichtung auf die Süd in Halbzeit 2 zurückzukehren.
    Nicht aus Aberglaube, sondern aus Professionalität.
    Warum man ca. 45 Sekunden Ballbesitz nach Anstoß in Halbzeit 1 eintauscht gegen 45 Minuten bestmöglicher Unterstützung von außen im Epizentrum (der Lautstärke) des Millerntor erschließt sich mir nicht.
    Anweisungen des gegnerischen Torwarts und seiner Abwehrspieler (+Trainer) dringen dort nicht durch und Süd + Gegengerade können die gegnerische Abwehr einschüchtern und wackeln lassen, die eigenen Angreifer jedoch beflügeln, den entscheidenen Zentimeter höher springen, die Millisekunde schneller laufen, das Pfund stärker schießen lassen.
    In der Rückrunde, waren alle Spiele bis auf das gegen H96 sehr knapp im Ausgang.
    Das extra Quäntchen Motivation und Emotion für jeden Spieler in braun-weiss, das Pendel noch zu unseren Gunsten ausschlagen zu lassen, blieb unserem Team leider verwehrt…

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