Der FC St. Pauli vor dem Spiel gegen Jahn Regensburg

Der FC St. Pauli vor dem Spiel gegen Jahn Regensburg

Am Samstag um 20:30 Uhr ist der FC St. Pauli beim SSV Jahn Regensburg zu Gast. Dort hat das Team von Timo Schultz die Möglichkeit mit einem Sieg den berühmten Bock umzustoßen. Das wird alles andere als leicht, aber es muss wohl mal wieder ein Sieg her, um nicht den Glauben an die eigene Stärke zu verlieren.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Vorweg: Ihr werdet schnell merken, dass dies nicht der Vorbericht ist, den ihr sonst gewohnt seid. Wir probieren da mal was Neues aus, denn die Vorberichte sind zuletzt einfach viel zu üppig geworden. Wir möchten aber nicht darauf verzichten, euch alle relevanten Infos zukommen zu lassen, sondern splitten den Vorbericht nun testweise mal in zwei Teile: Einen mit Fokus auf die Situation beim FC St. Pauli und einen mit Fokus auf den jeweiligen Gegner. Lasst uns gerne wissen, was ihr davon haltet.

Wer kann spielen, wer fehlt?

Es bleibt weiter dabei: Christopher Avevor und Jannes Wieckhoff fehlen dem FC St. Pauli. So langsam kann dann auch ausgeschlossen werden, dass sie diese Saison überhaupt noch eine Rolle spielen werden. Ich hoffe es sehr, aber wenn die bis jetzt immer noch nicht einmal angefangen haben mit intensiven Programmen, dann ist das ziemlich utopisch. Denn bei der bisherigen Länge der Ausfallzeit muss ja auch ein entsprechendes Aufbauprogramm im Team-Training stattfinden. Das dauert Monate.

Ansonsten war der Trainingsplatz an der Kollaustraße am Mittwoch ziemlich gut gefüllt. Sören Ahlers und Christopher Buchtmann kehrten nach ihren Corona-Infektionen zurück und waren gleich voll dabei. Auch Afeez Aremu und Daniel-Kofi Kyereh sind wieder voll dabei. Für einen Einsatz am Wochenende kommt aber einzig Kyereh infrage, da er nur eine relativ kurze Pause hatte, wie Timo Schultz auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte.

Daniel-Kofi Kyereh wird schmerzlicher vermisst, als vielen lieb ist. Aber er dürfte gegen Regensburg zumindest wieder ein paar Einsatzminuten sammeln.
(c) Peter Böhmer

Gerade die Wichtigkeit von Kyereh für das Offensivspiel hob Schultz auf der PK auch noch einmal heraus. Er sagte, dass Kyereh nicht nur aufgrund seiner Tore und Vorlagen wichtig sei, sondern auch aufgrund „seiner Dribblings, den offensiven Lösungen, aber auch seiner Schärfe gegen den Ball„. Zudem betonte er, dass er dadurch eine etwas andere Rolle im Kader einnimmt und lieferte einen weiteren Hinweis, dass ein Einsatz am Wochenende durchaus denkbar ist:

Die Spieler, die für ihn zuletzt in die Bresche gesprungen sind, haben das gut gemacht und haben bewiesen, dass sie zurecht einen Anspruch haben, auf der Position Stammspieler zu sein. Aber wenn man die ganze Zeit betrachtet, dann hat Kofi das schon verdient, da einen kleinen Bonus zu haben. Er ist sicherlich einer der Spieler, die wir sehr schwer ersetzen können.

Timo Schultz über die Wichtigkeit von Daniel-Kofi Kyereh

Nicht einsatzfähig ist Sebastian Ohlsson, der weiterhin leichte Probleme am Hüftbeuger hat. Diese seien zwar nicht schwerwiegend und Ohlsson könne bereits wieder intensive Läufe machen, aber ein Einsatz am Wochenende ist ausgeschlossen.
Auch Philipp Ziereis hatte unter der Woche mit dem Training ausgesetzt bzw. das Training am Mittwoch abgebrochen. Dies sei eine „Vorsichtsmaßnahme“ gewesen, wie Schultz es nennt, da Ziereis auch schon am Vortag Fußprobleme gehabt habe. Nach weiteren Untersuchungen sei aber klar: Einem Einsatz am Wochenende steht nichts im Wege (also, zumindest fitnessmäßig, denn ansonsten steht James Lawrence da im Weg – dazu aber später mehr).

Die „System-Frage“

Wir haben uns diese Woche mit der Frage befasst, ob die aktuellen Probleme des FC St. Pauli ein „Fehler im System oder Umsetzungsproblem“ sind. Natürlich wurde auch Timo Schultz darauf angesprochen, wo genau er die Probleme sieht. Als wenn er den Artikel beim MillernTon gelesen hätte, lieferte er die passende Antwort „Das wir momentan nicht die richtigen Ergebnisse bekommen, müssen wir weniger beim System suchen, sondern eher bei der Umsetzung.

Trotzdem gibt es ein paar kleinere Anpassungen. Auffällig war beim Training am Mittwoch, dass es fast ausschließlich um Zweikämpfe ging. Schultz betonte, dass dies mal wieder auf dem Plan gestanden hätte „an der Schärfe gegen den Ball“ arbeiten zu wollen, sagte aber auch, dass der kommende Gegner besonders in diesem Bereich seine Stärken habe.
Angesprochen auf Veränderungen in den Abläufen meinte er, dass es zwar keine grundsätzlichen Veränderungen geben würde, wohl aber kleinere Anpassungen z.B. in den Trainingseinheitem vorgenommen werden. Denn aktuell müsse sich das Team „ein paar Sachen wieder neu erarbeiten“ im Vergleich zum Herbst, wo „vieles von alleine lief„. Die Sensoren sind auf jeden Fall alle ausgefahren.

Die Spieler des FC St. Pauli sind enttäuscht nach der Niederlage im Derby gegen den HSV.
Nachdenkliche und enttäuschte Blicke: Ein paar Fragezeichen sind da schon vorhanden, was genau da beim FC St. Pauli aktuell nicht so gut funktioniert.
Peter Böhmer

Mögliche Aufstellung

Mehr Fragezeichen als sonst gibt es bei der Aufstellung für Samstag. Das liegt ein wenig in der Natur der Sache, wenn es ergebnistechnisch und auch spielerisch zuletzt nicht so richtig rund lief. Trotz vermehrter Fragezeichen, erwarte ich aber nicht zwingend Veränderungen.

In der Defensive stellt sich die Frage, wer in der Innenverteidigung starten wird: James Lawrence hatte zuletzt ausgesetzt, hat sich aber zumindest im Training am Mittwoch mit Nachdruck für einen Einsatz empfohlen und könnte nach der dann doch eher instabileren Leistung seiner beiden Kollegen gegen Paderborn wieder in die Startelf rücken. Mehr denn je lautet die Frage: Für wen könnte Lawrence ins Team kommen? Eigentlich wurde das die gesamte Saison über immer klar mit „Ziereis“ beantwortet, aber auch Jakov Medić hat zuletzt ein wenig gewackelt. Sollten die Fußprobleme von Ziereis weiterhin Bestand haben, ist die Sache klar. Wenn man sich den kommenden Gegner anschaut, mit dem kopfballstarken Albers vorne drin, dann dürfte sowieso kein Weg an Medić vorbeiführen. Ich rechne daher damit, dass James Lawrence für Philipp Ziereis in die Startelf rücken wird.

Leider tut sich zuletzt auch ein immer größer werdendes Fragezeichen auf der Sechser-Position auf. Die Frage ist hierbei aber nicht, ob Afeez Aremu Stammspieler Eric Smith ersetzen könnte, da Aremu noch nicht wieder richtig fit ist. Das wäre vermutlich ansonsten auch so etwas wie ein „No-brainer“, da Aremu dem Team mit seiner enormen physischen Stärke am Boden viel von dem geben könnte, was aktuell zu fehlen scheint. Vielmehr ist die Frage: Wo ist die so stabile Form von Smith hin? Ich hoffe sehr, dass er sie wiederfindet, denn gerade auf die Sechser-Position kommt es im Spielaufbau gegen Regensburg extrem an, wie die Analyse von Jahn Regensburg (erscheint am Freitag) zeigen wird.

Auf den Halbpositionen ist und bleibt Marcel Hartel unantastbar. Es ist eher die Frage, ob Jackson Irvine oder Finn Ole Becker starten werden. Für Irvine spricht einmal mehr klar die Physis, die gegen Regensburg vermutlich auch den Ausschlag geben wird. Ich möchte aber überhaupt nicht ausschließen, dass Becker startet. Denn gerade seine Stärke im Aufbauspiel, sich in engen Situationen mit klugen Pässen zu behaupten, könnte gut gegen die Regensburger Spielweise passen. Das hat auch das Hinspiel gezeigt, bei dem Becker in der Startelf stand.

Das größte Fragezeichen gibt es vermeintlich in der Offensive. Timo Schultz sagte auf der PK klar und deutlich: „Wenn Kofi zu 100% fit ist, dann steht er auch auf dem Platz.“ – er dürfte zwar nicht glücklich darüber sein, sollte Kyereh nicht zu 100% fit werden, aber es dürfte ihm die Entscheidung ein wenig erleichtern.
Denn für Kyereh müsste einer der drei zuletzt gestarteten Offensivspieler auf die Bank. Guido Burgstaller wird das wohl nicht sein, auch wenn er zuletzt etwas abgemeldet war. Schultz betonte einmal mehr, dass man Burgstaller nicht nur an seinen Toren messen dürfe, da er sich auch defensiv „aufopfere“ und somit auch abseits seiner Tore einen enormen Wert für das Team habe.
Damit bleiben noch Etienne Amenyido und Maximilian Dittgen als Wechsel-Kandidaten. Schultz antwortete auf die Frage, ob Amenyido ein Startelf-Kandidat bleibt kurz und knapp: „Tore und Vorlagen sind immer gute Argumente, um in der Mannschaft zu bleiben.“ – Da beide gegen Paderborn je ein Tor und eine Vorlage beitrugen, wäre es sehr verwunderlich, wenn einer der beiden Spieler auf die Bank muss.

Maximilian Dittgen vom FC St. Pauli gibt Anweisungen im Testspiel gegen Holstein Kiel.
Nach einem Tor und einer Vorlage und einem bereits überzeugendem Testspiel, dürfte an Maximilian Dittgen in der Startaufstellung kaum ein Weg vorbeiführen.
Peter Böhmer

Schon wieder richtungsweisend

Tabellenplatz 2 ist es aktuell. Der zwischenzeitliche Vorsprung von sechs Punkten auf eben jenen zweiten Platz, er ist längst verspielt. Bei einer Niederlage in Regensburg und entsprechenden Ergebnissen auf anderen Plätzen könnte der FC St. Pauli erstmals seit dem sechsten Spieltag wieder die drei Plätze an der Sonne verlassen. Das wäre dann sicher gleichbedeutend mit einer handfesten Krise, da es das Team einfach nicht schafft, den Schalter wieder umzulegen und man dann sicher auch mal hinterfragen muss, ob da nicht doch ein strukturelles Problem hintersteckt.

Soweit sind wir aber natürlich nicht. Und soweit wird es auch nicht kommen. Das Team des FC St. Pauli zeigte sich unter der Woche im Training sehr engagiert und Timo Schultz präsentierte sich auf der PK sehr aufgeräumt und fokussiert. Zudem dürfte das Spiel von Jahn Regensburg für den FCSP zwar unangenehm sein (wie für alle anderen Gegner auch), aber das Hinspiel hat gezeigt, dass das Team richtig viele und gute Lösungen gegen diesen Gegner parat hat. Zudem ist Regensburg aktuell nicht so gut in Form, wie noch zu Beginn der Hinrunde. Es dürfte auf kleinere Momente im Spiel ankommen, darauf, dass das Team sich über erfolgreiche Aktionen (offensiv, aber auch defensiv) wieder mehr Zutrauen in die eigene Stärke holt. Dann, ja dann „… wirst Du an diesem Tag der Sieger sein. DER SIEGER SEIN! Oh St. Pauli ole ole ole oleee! Oh…

Forza!
//Tim

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7 thoughts on “Der FC St. Pauli vor dem Spiel gegen Jahn Regensburg

  1. moinsen,
    um auf eure frage zu antworten: ich finde die aufteilung sehr sinnig weil die unterschiedliche thematik dadurch klarer wird.
    Aber hey: ich lese den millernton erst seit einigen wochen, selten soviel kompetenz in verbindung mit angenehmer schreibe vor die augen bekommen (und ich zähle immerhin 57 lenze), kompliment und weiter so!!!

    Viele Grüße,
    Carsten

  2. Moin Tim,

    ich persönlich brauche keine Unterteilung, ich würde aber auch Bücher von Dir und euch lesen.
    Was mir jetzt tatsächlich auch gefehlt hat, ist die Graphik mit der möglichen Aufstellung. Die fand ich immer sehr gut geeignet, Geschriebenes zu verdeutlichen bzw. zu visualisieren.
    Ansonsten: weiter, immer weiter!

    Es dankt
    Desaster

  3. Moin, bin gegen das splitten. Finde es gerade wichtg blick auf den Gegner, wie die eigene Mannschaft in einem Text zu haben. Aber okay, wenn man dann mit viel Infos rüberkommen will, beginnt der wahre Sportjournalismus: Wie schaffe ich das gleiche mit weniger Worten. Ihr werdet das schon machen.

  4. Splitten ist ok, besonders wenn dann im Laufe der Zeit 2 lange Artikel dabei herauskommen 😉

    Ansonsten bin ich latent optimistisch, das wir den nächsten Auswärtssieg einfahren. Sollten wir wieder nicht gewinnen, dann hilft wohl nur noch ein spontanes Trainingslager in Malente …

  5. Splitten kommt mir entgegen, weil mich Texte über die Gegner eher nicht so sonderlich interessieren… Ob da nun Spieler A oder B stärker ist und wer Schlüsselspieler sein wird, werde ich schon beim Spiel sehen, aber das brauche ich nicht in der Vorberichterstattung, da ich die Spieler in 95% der Fälle ohnehin nicht kenne…

  6. Ich finde das Splitten gut.

    Zum einen kenne ich deine Beiträge ja mittlerweile und weiß, dass jeder der zwei Beitrage für sich noch länger und noch informativer wird, zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass es so einfacher für dich wird die Pressekonferenz des Gegners abzuwarten.

    Eine Anmerkung; Es gibt in der 2. Bundesliga nur zwei Plätze an der Sonne. Und wenn ich ganz ehrlich bin will ich auch sehen wie Timo Schulz diese Radkappe gen Himmel reißt.

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