Wer bleibt, wer geht beim FC St. Pauli?

Wer bleibt, wer geht beim FC St. Pauli?

Es sind wohl neun Spielerverträge, die am Saisonende beim FC St. Pauli auslaufen. Wir werfen mal einen Blick darauf, mit welchem dieser Spieler der Verein verlängern könnte. Erschwerend kommt bei der Frage nach möglichen Vertragsverlängerungen die sehr positive Tabellensituation hinzu. Ein Longread.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Im Gegensatz zur Vorsaison ist die Lage komplizierter. Denn vor der Länderspielpause im März 2021 konnten alle davon ausgehen, dass der FCSP auch in der Folgesaison in der 2. Bundesliga spielen würde. Klar, es gab zu dem Zeitpunkt theoretisch noch Optionen in beide Richtungen. Aber dafür hätte schon Außergewöhnliches passieren müssen.

Außergewöhnliches kann auch diese Saison passieren. Der FC St. Pauli kann sich als Spitzenreiter der 2. Bundesliga berechtigte Hoffnungen darauf machen, dass die Liga am Saisonende gen Oberhaus verlassen wird. Das sind natürlich richtig gute Aussichten, aber an einer entscheidenden Stelle dürfte es die Dinge verkomplizieren. Denn die Antwort auf die Frage, wer auch in der nächsten Saison beim FC St. Pauli spielen wird, ist dadurch sehr viel unklarer. Schauen wir uns das mal ausführlich an.

Vertragslaufzeiten werden nicht kommuniziert

Vorweg müssen wir aber erwähnen, dass wir keinerlei Einblick in laufende Vertragsgespräche haben. Der FCSP äußert sich seit letzter Saison nicht mehr zu Vertragsinhalten und auch nicht dazu, ob mit Spielern Vertragsverlängerungen angestrebt werden. Wir haben das natürlich auch dieses Mal wieder versucht da ein paar Infos zu bekommen, aber das ist nunmal die Aussage, die wir auf diese Anfragen bekommen. Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber grundsätzlich werden sämtliche Anfragen abgeblockt.
Wer also erwartet, dass wir in diesem Text heiße Transfernews verbreiten, dürfte enttäuscht werden (oder dürfte sich freuen, dass dem nicht so ist). Stattdessen werden wir mit der nötigen Vorsicht versuchen ein wenig in die Zukunft zu schauen.

BREMEN, GERMANY - OCTOBER 30: Simon Makienok of St.Pauli explains why his goal was disallowed to Andreas Bornemann, sports director of St. Pauli prior to the Second Bundesliga match between SV Werder Bremen and FC St. Pauli at Wohninvest Weserstadion on October 30, 2021 in Bremen, Germany.
Simon Makienok und Andreas Bornemann dürften sich in nächster Zeit am Verhandlungstisch begegnen.
(Stuart Franklin/Getty Images/via OneFootball)

Zudem können wir auch nur mit solchen Vertragsdaten arbeiten, die von Vereins- oder Spielerseite auch kommuniziert wurden. Vertragslaufzeiten werden ja vereinsseitig inzwischen nicht mehr kommuniziert. Manchmal (z.B. bei Smith, Hartel oder Neuzugang Connor Metcalfe) wurden die Laufzeiten aber dann doch von Spielerseite bekannt gegeben.

Theoretisch könnte es also Spieler geben, deren Verträge sich bereits verlängert haben, weil z.B. Klauseln gegriffen haben. Wir gehen aber davon aus, dass verlängerte Verträge auch kommuniziert werden vom Verein, wenn auch ohne Laufzeit. Da die Nicht-Kommunikation der Vertragslaufzeiten erst nach der Winterpause 20/21 durchgezogen wurde, sind die Laufzeiten aller Neuzugänge des letzten Sommers unbekannt. Es ist davon auszugehen, dass niemand dieser Spieler einen Vertrag mit einer Laufzeit von nur einer Saison unterzeichnet hat. Zumindest für diesen Sommer sind wir also der Meinung, dass wir ein ganz gutes Bild der Laufzeiten haben. Das ändert sich aber dann ab nächster Saison.
Bei folgenden Spielern laufen am Saisonende die Verträge aus:

  • Philipp Ziereis
  • James Lawrence
  • Adam Dźwigała
  • Jannes Wieckhoff
  • Sebastian Ohlsson
  • Christopher Buchtmann
  • Rico Benatelli
  • Maximilian Dittgen
  • Simon Makienok

Abwehr – Eine komplett neue Defensivreihe?

Besonders in der Defensive dürfte sich im Sommer einiges verändern. Denn gleich fünf Verträge laufen am Saisonende aus. Die Verhandlungen dürften da bereits laufen oder erste Entscheidungen getroffen worden sein. Das Problem: Vier der fünf Spieler sind aktuell gar nicht einsatzfähig, können sich also nicht für neue Verträge empfehlen.

Philipp Ziereis

Seit Sommer 2013 steht Philipp Ziereis beim FC St. Pauli unter Vertrag. Nachdem er zu Beginn körperlich zulegen musste, entwickelte er sich zu einer festen Größe in der Innenverteidigung des FCSP. Zurückgeworfen wurde er dann aber immer wieder von Verletzungen. Erst Anfang 2021 schien er wieder bei voller Einsatzkraft und zeigte stabile Leistungen. Aktuell ist er das erste Mal seit längerer Zeit wieder verletzt, dürfte aber nach der Länderspielpause wieder einsatzfähig sein.

Deutschland, Duesseldorf, 11.12.2021, Fussball 2. Bundesliga 17. Spieltag, Fortuna Duesseldorf - FC St. Pauli in der Merkur Spiel-Arena Die Mannschaft vom FC St. Pauli nach dem Spiel
Philipp Ziereis, aktuell Kapitän des FC St. Pauli, könnte den Verein im Sommer verlassen.
(c) Peter Böhmer

Letzte Woche wurde Ziereis 29 Jahre alt. Das ist in etwa das Alter, wo Spieler ganz langsam an den letzten „großen Vertrag“ denken. Auch wenn Ziereis zuletzt einen sehr stabilen Eindruck machte, habe ich Bedenken, dass dieser große Vertrag beim FC St. Pauli unterzeichnet werden wird. Denn Ziereis ist sicher ein guter Innenverteidiger in der 2. Liga, aber reicht es für mehr? Die Leistungen in diesem Winter haben daran Zweifel aufkommen lassen. War ich im Herbst noch sehr optimistisch, weil Ziereis so stabile Leistungen zeigte, bin ich da jetzt etwas pessimistischer. Wenn die Ansprüche des FCSP gen Oberhaus gehen, ist nicht unwahrscheinlich, dass die Zeit vom aktuellen Kapitän des FC St. Pauli im Sommer endet.

James Lawrence

Auch wenn James Lawrence erst sechs Jahre später zum FCSP kam als Philipp Ziereis, ist die Situation sehr ähnlich. Nicht aufgrund der langen Zeit, die er bereits da ist, sondern durch die Art und Weise, wie er sich in den letzten fast drei Jahren bei diesem Club eingebracht hat, könnte es ein sehr trauriger Sommer werden. Sein Besuch bei uns in der Monatssendung war für viele von uns ein echtes Highlight.

Ähnlich ist auch, dass Lawrence zwar einen stabilen Eindruck bei seinen Einsätzen macht, aber er eben auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wird. 40 von 89 Spielen in der 2. Bundesliga hat Lawrence verpasst. Die meisten davon aufgrund von verschiedenen Verletzungen.
Bei der Entscheidung, ob James Lawrence, ebenfalls 29 Jahre alt, einen neuen Vertrag beim FCSP unterschreiben soll, dürfte es eine emotionale und eine rationale Antwort geben. Ich nehme die emotionale.

Adam Dźwigała

Laut dem kürzlich veröffentlichtem Pressegespräch hat es bereits erste Gespräche mit Andreas Bornemann über eine mögliche Verlängerung gegeben. Dźwigała machte in dem Gespräch auch deutlich, dass er gerne bleiben würde.

Der große Wert von Dźwigała wurde für den FC St. Pauli gerade in den letzten Wochen deutlich. Möglich, dass andere Spieler auf ihren Positionen individuell stärker sind (wobei ich da mal ein Fragezeichen setzen möchte), aber der 26-jährige ist im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen in der Defensive meist einsatzfähig. Das ist definitiv ein Pluspunkt in den Verhandlungen.
Ein weiterer wichtiger Pluspunkt pro Dźwigała: Er ist sowohl als Rechts- als auch als Innenverteidiger einsetzbar. Diese Polyvalenz kann sonst niemand im defensiven Teil des FCSP-Kaders vorweisen und das ist für die meisten Trainer sicher ein gewichtiges Argument. Es ist daher davon auszugehen, dass nicht nur Dźwigała bleiben möchte, sondern auch der Verein den Vertrag mit ihm verlängern möchte.

Deutschland, Hamburg, 20.02.2022, Fussball 2. Bundesliga 23. Spieltag, FC St. Pauli - Hannover 96 im Millerntor-Stadion Adam Dzwigala (FC St. Pauli)
Adam Dźwigała hat einige gute Argumente für eine Vertragsverlängerung auf seiner Seite.
(c) Peter Böhmer

Jannes Wieckhoff

Immer dann, wenn Jannes Wieckhoff fit war, zeigte er Leistungen, die auf mehr hoffen lassen. Darauf, dass der FC St. Pauli mit dem 21-jährigen ein echtes Juwel in seinen Reihen hat. Das Problem ist, dass er in seinen zwei Jahren beim FCSP gerade mal etwas mehr als 400 Minuten auf dem Platz stand. Auch aktuell fällt Wieckhoff mit einer schweren Knieverletzung aus und ein Einsatz noch diese Saison ist unwahrscheinlich.

Die wichtigste Frage, die der Verein beantworten muss, wenn es darum geht, ob der Vertrag verlängert werden soll: Ist Jannes Wieckhoff einfach ein großer Pechvogel oder ist er verletzungsanfällig? Denn egal, wie talentiert ein Spieler ist und wie schön die ganze Geschichte mit dem Großwerden im eigenen Jugenbereich auch ist. Wenn ein Spieler verletzungsanfällig ist, dann ist das fast schon Ausschlusskriterium. Ich hoffe sehr, dass wir Jannes Wieckhoff nochmal fit am Millerntor sehen werden.

Sebastian Ohlsson

Wenn man einen Schwachpunkt im Kader des FC St. Pauli finden möchte, dann muss man auf der Rechtsverteidiger-Position suchen. Denn nicht nur Jannes Wieckhoff ist dauerverletzt, auch Sebastian Ohlsson kommt seit rund einem Jahr einfach nicht mehr richtig auf die Beine. Luca Zander ist zwar meist einsatzfähig, aber gehört auch in die Kategorie „dauer-angeschlagen“. Ohne Adam Dźwigała im Kader hätte diese Position in dieser Saison sicher das ein oder andere Mal abenteuerlich besetzt werden müssen.

Der Vertrag von Sebastian Ohlsson läuft nun am Saisonende aus. Diese Tatsache macht seine Knieverletzung, die er vor rund einem Monat erlitten hat, besonders bitter. Denn Ohlsson kann sich aktuell nicht wirklich für einen neuen Vertrag empfehlen. Dabei war er nach seiner Ankunft beim FCSP lange Zeit so etwas wie „Mr. Zuverlässig“, verpasste bis zu seiner schweren Muskelverletzung vor fast genau einem Jahr in zwei Saison nur vier Spiele verletzungsbedingt.
Nun stellt aber die aktuelle Misere bei Ohlsson die Verantwortlichen vor eine weitere ganz schwere Entscheidung. Es ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich, dass der Verein sowohl mit Ohlsson als auch mit Wieckhoff verlängern wird.

Deutschland, Hamburg, 21.01.2022, Fussball 2. Bundesliga 20. Spieltag, Hamburger SV - FC St. Pauli im Volksparkstadion Sebastian Ohlsson (FC St. Pauli) im Zweikampf mit Miro Muheim (Hamburger SV)
Ob Sebastian Ohlsson überhaupt noch einmal für den FC St. Pauli auf dem Platz stehen wird?
(c) Peter Böhmer

Die Defensive ist so etwas wie der wunde Punkt beim FC St. Pauli. Die guten Leistungen von Jakov Medić und Marcel Beifus haben sicher dazu beigetragen, dass in Sachen Vertragsverlängerungen einiges überdacht werden wird. Aus meiner Sicht ist es nicht unwahrscheinlich, dass der FCSP die vielen auslaufenden Verträge für eine Art Reset des Defensiv-Kaders nutzt.

Mittelfeld – Für die Ansprüche fehlt es an Tempo?

Etwas entspannter in Sachen Verträge sieht die Lage im Mittelfeld aus. Mit Connor Metcalfe hat der Verein bereits vor einiger Zeit einen Neuzugang für den Sommer kommuniziert. Zudem haben einige zentrale Mittelfeld-Säulen noch längere Vertragslaufzeiten (Hartel, Smith, Irvine). Hier wird sich eher die Frage stellen, ob Spieler gehalten werden können, sollte der Aufstieg nicht gelingen (wobei sich die Frage im Fall von z.B. Kyereh sicher nicht mal mehr stellen würde).
Für zwei Spieler, die bereits länger beim FC St. Pauli unter Vertrag stehen, dürfte sich im Sommer aber etwas ändern:

Rico Benatelli

Der Anspruch an die Sechser-Position beim FC St. Pauli ist alles, aber sicher nicht das, was Rico Benatelli in seinem Skill-Set zu bieten hat. Dafür muss man ihm hoch anrechnen, wie gut er es in der Rückrunde der letzten Saison gemacht hat, als weder Smith noch Aremu zur Verfügung standen. Nun stand aber diese Saison immer mindestens einer der beiden zur Verfügung. Und als das nicht der Fall war… spielte Jackson Irvine auf dieser Position. Rico Benatelli kommt aktuell einfach nicht mehr zum Zug beim FCSP.

Daher können wir das an dieser Stelle kurz machen: Es gehört schon sehr viel Fantasie dazu, um sich eine Zusammenarbeit von Rico Benatelli und dem FC St. Pauli über den Sommer hinaus vorzustellen. Die Wege werden sich höchstwahrscheinlich am Saisonende trennen.

Christopher Buchtmann

Auch mal als Sechser hat Christopher Buchtmann beim FC St. Pauli gespielt, allerdings auf der Doppel-Sechs. Nachdem der bald 30-jährige immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen wurde, ist er nun seit langer Zeit mal wieder richtig fit. Stammspieler ist er aber nicht. Denn seine Kollegen auf den Positionen in der Mittelfelraute haben schlicht und ergreifend technisch und tempo-mäßig Vorteile.

Deutschland, Hamburg, 05.03.2022, Fussball 2. Bundesliga 25. Spieltag, FC St. Pauli - Karlsruher SC im Millerntor-Stadion Christopher Buchtmann (FC St. Pauli) im Zweikampf mit Daniel O Shaughnessy (KSC)
Seit 2012 beim FC St. Pauli, aber womöglich im Sommer weg: Christopher Buchtmann
(c) Peter Böhmer

Auch wenn Christopher Buchtmann in dieser Saison deutlich mehr Minuten sammelt als Rico Benatelli, ist eine Verlängerung seines Vertrages eher schwer vorstellbar. Zumindest, wenn beide Seiten sich zu sehr an seinem jetzigen Arbeitspapier orientieren. Denn als Buchtmann Mitte 2018 einen Vertrag bis 2022 unterschrieb war er so etwas wie der Spitzenspieler im Kader und damit sicher auch einer der Spitzenverdiener. Einen solchen Vertrag, wie jenen aus Pre-Corona-Zeiten, wird es für ihn sicher nicht mehr geben. Christopher Buchtmann müsste sicher massive Abstriche machen, wenn er über den Sommer hinaus beim FCSP bleiben möchte. Dass er sich das durchaus vorstellen kann, machte er bereits vor dem Winter deutlich.

Ob der Verein Buchtmann aber überhaupt halten möchte, möchte ich zumindest hinterfragen. Denn man muss es leider ganz klar sagen: Mit 30 Jahren sollte man als Spieler Leistungsträger sein. Andernfalls rücken Spieler mit einer größeren Perspektive automatisch mehr in den Fokus und nehmen die Kaderplätze ein. Als Leistungsträger würde ich Christopher Buchtmann, selbst bei voller Fitness, nicht bezeichnen. Sollte sich das in den letzten sieben Saisonspielen nicht noch ändern, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich der Verein von seinem dienstältesten Profi trennen wird.

Sturm – Special skills? Yes! Aber auch in der 1. Liga?

Der Kader des FC St. Pauli ist seit 2020 besonders in der Offensive komplett runderneuert worden. Nun laufen aber bereits die ersten damals unterschriebenen Verträge aus. Mit zwei Spielertypen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Maximilian Dittgen

Als offensiver Außenbahnspieler verpflichtet, hat Maximilian Dittgen eine durchaus bemerkenswerte Entwicklung genommen. Inzwischen füllt er die Position als zweiter Stürmer im 4-4-2 des FC St. Pauli sehr gut aus. Dittgen besticht vor allem mit seiner körperlichen Robustheit und seinem Tempo. Gerade Letzteres ist ein wichtiges Argument, um den Vertrag mit ihm zu verlängern, ligaunabhängig.

Denn ich persönlich bin der Ansicht, dass Maximilian Dittgen bei einem Aufstieg in die erste Liga sogar noch wichtiger für den FC St. Pauli werden könnte. Ein Aufstieg würde nämlich bedeuten, dass dann viel mehr Teams offensiver gegen den FCSP spielen werden, als es aktuell der Fall ist. Umschaltmomente werden dadurch wichtiger und damit auch das Tempo einzelner Spieler.
Maximilian Dittgen überzeugt inzwischen, wenn er auf dem Platz steht. Und da er noch wichtiger werden könnte, wenn sein Club in der ersten Liga spielt, ist eine Verlängerung für mich so etwas wie ein „No brainer“.

Allerdings müssen das beide Seiten so sehen. Denn sicher ist auch, dass es beim FC St. Pauli nirgendwo auf dem Platz eine unklarere Stammplatz-Situation gibt, als auf der Position neben Guido Burgstaller. Sollte Dittgen diese Rolle aber annehmen wollen, dann dürfte die Zusammenarbeit auch über den Sommer hinaus weitergehen.

Simon Makienok

Gerade in den letzten Wochen hat sich Simon Makienok beim FC St. Pauli das Prädikat unverzichtbar erarbeitet. Mit ihm auf dem Platz kann der FCSP einen ganz anderen Fußball spielen bzw. wird um eine Spielweise reicher. Makienok überzeugt dabei nicht nur mit seiner Präsenz in der Luft, sondern auch mit seinem Passspiel. Mit Toren sowieso. Auch diese Spielweise dürfte in der ersten Liga wichtig sein. Noch so ein „No brainer“, sollte man also meinen.

Ganz so einfach ist es dann leider nicht. Denn wie bei Dittgen muss auch Simon Makienok mit seiner Rolle beim FC St. Pauli einverstanden sein. Gespräche über eine Verlängerung laufen bereits seit dem Wintertrainingslager, wie Makienok verriet. Nicht nur aufgrund seines enormen Wertes für den Verein auf dem Platz, sondern auch aufgrund seiner Rolle neben dem Platz, wäre eine Verlängerung des Vertrages mit Simon Makienok wünschenswert.

Prognose: Der Umbruch wird unvermindert weitergehen

…aber hoffentlich nicht auf der Bank. Denn so schön die Nachricht auch war, dass Timo Schultz seinen Vertrag beim FC St. Pauli verlängert hat, so bedenklich finde ich es, dass seine beiden Co-Trainer, Fabian Hürzeler und Loic Favé, ihre Verträge anscheinend noch nicht verlängert haben. Sicher ist bisher nur, dass Hürzeler nächste Saison seinen Fußballlehrer-Schein machen wird. Das hindert ihn aber wohl nicht daran zeitgleich Co-Trainer beim FCSP zu sein. Zu Loic Favé machte das Abendblatt kürzlich öffentlich (€), dass es mal ein Interesse des DFB an seiner Person gab, welches aber wohl aktuell nicht der Fall ist. Sicher ist, dass die beiden großen Trainertalente durch die jetzt erfolgreiche Phase nicht uninteressanter für andere Clubs geworden sein dürften. Sicher ist daher auch, dass es dieses Trio nicht auf Dauer beim FCSP geben wird. Das ist aber hoffentlich nicht bereits nächste Saison der Fall.

Deutschland, Hamburg, 05.03.2022, Fussball 2. Bundesliga 25. Spieltag, FC St. Pauli - Karlsruher SC im Millerntor-Stadion Co-Trainer Fabian Huerzeler (FC St. Pauli) - Trainer Timo Schultz (FC St. Pauli) - Co-Trainer Loic Fave (FC St. Pauli)
Klar, die Spieler sind sehr wichtig. Aber den Wert von Fabian Hürzeler, Timo Schultz und Loic Favé für den FC St. Pauli kann man wohl nicht hoch genug einschätzen.
(c) Peter Böhmer

Beim letzten Heimspiel standen zum ersten Mal nur Spieler in der Startelf, die frühestens zur Saison 20/21 beim FC St. Pauli waren. Das war schon ein bemerkenswertes Zeichen dafür, wie stark der Umbruch, den wir uns alle gewünscht haben, in den letzten zwei Jahren gewesen ist. Das scheint aber noch nicht das Ende gewesen zu sein. Denn es ist alles andere als unmöglich, dass zu Beginn der neuen Saison mit Luca Zander nur noch ein einziger Spieler überhaupt im Kader ist, der vor der Saison 20/21 schon Teil des FCSP-Kaders war. Den langzeitverletzten Christopher Avevor zähle ich da mal nicht dazu, auch wenn ich hoffe, dass er dann wieder Fußball spielen kann. Das würde bedeuten, dass die Verträge mit Ziereis, Lawrence, Ohlsson, Benatelli und Buchtmann nicht verlängert werden (+ Senger und Viet kommen nach ihren Leihen nicht zurück). Erscheint euch das unmöglich?
Ich gehe nicht davon aus, dass es ganz so krass kommen wird. Aber ich gehe davon aus, dass der Verein maximal fünf der aktuell auslaufenden Verträge verlängern wird.

// Tim

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7 thoughts on “Wer bleibt, wer geht beim FC St. Pauli?

  1. Danke für den Artikel! Was mir beim Lesen durch den Kopf ging: Du prognostizierst recht viele Abgänge, zu denen sicher noch die Abgänge einiger Spieler mit Vertrag hinzukommen und der Abgang von Becker steht ja auch schon fest. In der Summe scheint mir das sehr viel zu sein, zumal Verpflichtungen immer teurer sind als Vertragsverlängerungen. Es würde mich daher nicht wundern, wenn einige der genannten Spieler doch bleiben und möglicherweise nur in der Hierarchie einen Schritt zurück machen. Ziereis wäre hier für mich aufgrund der Bedeutung für das Mannschaftsgefüge ein klassisches Beispiel.

    1. Grundsätzlich stimme ich dir zu, aber ich bin mir
      1. nicht sicher, ob ein Spieler wie Philipp Ziereis bereits ist in der Hierachie zurück zu treten
      2. nicht sicher, ob talentierte Spieler (Beifus ist da ja ein gutes Beispiel) wirklich viel teurer sind als z.B. der Vertrag von Ziereis.

  2. Puh da stehen viele Entscheidungen an, die von mir emotional ganz anders eingeschätzt werden, als rational.
    Die Abgänge von Simon, James und Seb würden bei mir ähnliches hervorrufen wie Ryo letztes Jahr.
    Was ist eigentlich mit Avevor? Ich dachte der Vertrag läuft auch aus.

  3. Das Ganze ist durch den Aufstiegskampf enorm schwierig. Spieler wie Ziereis, Lawrence oder Dittgen wären in Liga 2 sehr wichtig als Teil des Kaders, aber für Liga 1 reichts mM nach nicht.
    Der einzige (abgesehen vllt von Dzwigala) den ich Ligaunabhängig weiter in braun weiß sehe ist Makienok. Grade in Liga 1 wäre seine Funktion als Zielspieler noch viel wichtiger, weil man es noch öfter über den langen Ball versuchen müsste und könnte.

  4. Erstmal danke für den ausführlichen Artikel. Irgendwie hoffe ich dass Rico doch bleiben wird. Ich mag sein Spiel. Außerdem vermittelt er immer alles zu geben.

  5. Ein Glück, daß wir uns nicht darüber den Kopf zerbrechen müssen. Vielleicht wäre besser ab zu warten wie das Aufstiegs Rennen endet.

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